Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Harzer Land | Patrozinium: Kreuz | KO: Lüneburger KO von 1643
Orts- und Kirchengeschichte
Die Siedlungsgebiete Siechenfeld und Röddenberg im Norden der Altstadt Osterode entstanden seit den 1920er Jahren.1 Zur Sozialstruktur der Gemeinde schrieb der Ortspastor 1968: „in der Hauptsache Angestellte, Arbeiter und Beamte, auch Freischaffende“.2
Kirchlich gehörte das neue Siedlungsgebiet zur Marktkirche St. Aegidien. Angesichts des raschen Ansteigens der Bevölkerungszahl in der Nachkriegszeit, plante die Gemeinde Ende der 1950er Jahre zunächst, im Siechenfeld einen dritten Pfarrbezirk einzurichten.3 1959 lebten hier etwa 2.200 Gemeindeglieder. Der Plan eines weiteren Pfarrbezirks wurde bald zugunsten der Gründung einer neuen KG aufgegeben. 1961 fasste der KV der St. Aegidiengemeinde einen entsprechenden Beschluss; die neue Gemeinde sollte den Namen Kreuzkirchengemeinde erhalten.
Im Rahmen der Ablösung des städtischen Patronats über die St. Aegidienkirche erwarb die KG einen Bauplatz für das neue Gemeindezentrum; die Ablösezahlungen trugen auch zu den Baukosten bei. Im ersten Bauabschnitt entstand 1961/62 der Kindergarten mit Gemeindesaal und Küsterwohnung. Zum 1. Juli 1962 errichtete das LKA Hannover die neue Ev.-luth. Kreuzkirchengemeinde und richtete eine Pfarrstelle ein.4 Erster Pastor der neuen Gemeinde wurde P. Gerhard Martini (amt. 1962–1974), der zunächst die Küsterwohnung bezog. Zum Gottesdienst versammelte sich die Gemeinde im Gemeindesaal. Im Oktober 1962 nahm der Kindergarten seine Arbeit auf. Im zweiten Bauabschnitt ließ die Gemeinde südöstlich des Kindergarten das Pfarrhaus erbauen, dass P. Martini im September 1963 beziehen konnte. Ebenfalls 1963 gründete sich der „Kirchbau-Verein der Ev.-luth. Kreuzkirche“. Zwei Jahre später feierte die junge Kreuzgemeinde im Mai 1965 die Grundsteinlegung ihrer Kirche, die nordöstlich oberhalb von Kindergarten und Pfarrhaus erbaut wurde. Am 6. November 1966 konnte die Gemeinde die Kreuzkirche einweihen.
Schon bald nach Gründung der Gemeinde hatte sich ein Kirchenchor zusammengefunden, 1966 gründete sich zudem ein Posaunenchor.5 Die 1969 eröffnete Gemeindeschwesternstation ging 1971 in die Trägerschaft des Gesamtverbandes Osterode über.6
Nach der ersten Visitation der Gemeinde 1968 resümierte der Sup. des KK Osterode: „Der Gesamteindruck des kirchlichen Aufbaus in der sich erst entwickelnden Gemeinde berechtigt zu Hoffnungen.“ Überdies merkte er an: „Unbedingt müssen die Einwirkungen junger, moderner, nicht durch Tradition gehemmter Kräfte weiter gesucht, erhalten und auf noch weitere Einzelgebiete differenziert werden. Es könnten von dieser Gemeinde neue Impulse für die anderen Gemeinden der Stadt ausgehen“7 Bis Mitte der 1970er Jahre war die Kreuzgemeinde mit rund 4.300 Gemeindegliedern zur größten der Osteroder Stadtgemeinden geworden; die 1971 beantragte zweite Pfarrstelle konnte jedoch mit Blick auf „die neue Entwicklung im finanziellen und personellen Sektor“ nicht verwirklicht werden.8 Mit Werner Hainke führte Sup. Konrad von Vietinghoff (amt. 1966–1978) im Jahr 1973 in der Kreuzkirche Osterode den ersten Prädikanten der Landeskirche Hannovers in sein Amt ein; seit der Verabschiedung des Lektoren- und Prädikantengesetzes von 1972 war es möglich, auch Laien das Recht zu übertragen, „Gottesdienste mit selbstverfaßter Predigt“ zu halten.9
Während der Amtszeit von P. Wilfried Kruse (amt. 1974–1980) knüpfte die Kreuzgemeinde im Rahmen der Partnerschaft zwischen den Landeskirchen Sachsens und Hannovers Kontakte zur Kirchgemeinde Radeburg bei Dresden (1978/79); die Partnerschaft schlief in den 1990er Jahren ein.10 Anfang der 1980er Jahre bezeichnete der Sup. des KK Osterode die Visitation der Kreuz-KG als eine Freude und betonte, dass „eine große Zahl ehrenamtlicher Mitarbeiter gehalten und ergänzt werden“ konnte.11
Seit dem 1. Januar 2008 ist die Kreuzgemeinde Teil des Pfarrverbundes Osterode-Stadt, dem außerdem folgende KG angehören: St. Aegidien, St. Jacobi, St. Marien und Zum guten Hirten sowie Lasfelde, Lerbach und Riefensbeek-Kamschlacken (2012 fusioniert, seitdem neue St. Aegidiengemeinde); das gemeinsame Pfarramt hatte anfangs sechs Pfarrstellen.12 Die Trägerschaft des Kreuz-Kindergartens ging 2014 auf den neu gegründeten Ev.-luth. Kindertagesstättenverband Harzer Land über.13
Seit Januar 2024 ist die Kreuzgemeinde Teil der „Ev.-luth. Gesamtkirchengemeinde Osterode am Harz“.14
Umfang
Der nördliche Teil Osterodes (Siechenfeld, Röddenberg).
Aufsichtsbezirk
Mit Gründung der KG 1962 zum KK Osterode. Seit 1. Januar 2013 KK Harzer Land.15
Kirchenbau
Schlichter Bau mit trapezförmigem Grundriss, ausgerichtet nach Nordosten, erbaut 1965/66 (Architekt: Gerhard Gehrke, Osterode). Satteldach mit nach Norden hin ansteigender Traufe. Stahlbetonskelett, Giebelseiten mit gebossten Dolomitsteinen verblendet, Längswände verputztes Ziegelmauerwerk. Hochliegende, querrechteckige Fenster an den Längsseiten; im Altarbereich zwei vierreihige Fensterfelder aus je acht querrechteckigen Fenstern; fünf Rundfenster an südwestlicher Giebelseite; Hauptportal und Nebeneingang nach Südwesten. Inschriftentafel: „Grundsteinlegung am 23. 5. 1965 Einweihung der Kirche am 6. 11. 1966“. Im Innern zwei schräge, holzverschalte Deckenflächen; Empore im Südwesten; Altarwand mit rötlichem Anstrich.
Fenster
Querrechteckige, farbig gestaltete Betonglasfenster (1966, Gerhard Hausmann, Hamburg; Ausführung: Franz Mayer’sche Hofkunstanstalt und Glasmalerei, München). Nach Südwesten fünf farbige Rundfenster (1968, Gerhard Hausmann, Hamburg; Ausführung: Franz Mayer’sche Hofkunstanstalt und Glasmalerei, München), außen Baum des Lebens (1 Mos 2,17) und Holz des Lebens (Offb 2,7), dazwischen die zwölf Tore des himmlischen Jerusalems.
Turm
Vor Nordwestseite freistehender Turm mit flachem Satteldach, bekrönt mit Kreuz. Laubengang als Verbindung zur Kirche. Stahlbetonskelett, Fassade mit gebossten Dolomitsteinen verblendet; im Glockengeschoss je drei hochrechteckige Schallfenster mit Horizontallamellen nach Südwesten und Nordosten, je 15 schlitzartige Fenster nach Nordwesten und Südosten.
Ausstattung
Schlichter, hölzerner Altartisch aus Eichenbohlen (1966, Entwurf: Siegfried Zimmermann, Hannover; Ausführung: Otto Scherwing, Osterode). – Hängendes Altarkreuz aus Bronze (1966, Entwurf: Siegfried Zimmermann, Hannover), Flächenkreuz, Christus mit stilisierter Krone. – Niedrige Holzkanzel (1966, Entwurf: Siegfried Zimmermann, Hannover; Ausführung: Otto Scherwing, Osterode). – Hölzerner Taufständer aus Eichenbohlen, bronzene Taufschale (1966, Entwurf: Siegfried Zimmermann, Hannover; Ausführung: Otto Scherwing, Osterode). – Wandteppich (1975, Entwurf: Helmut Aulich; Ausführung: Paramentenwerkstatt Henriettenstift, Hannover), „Auferstehung – Welten im Kraftfeld Gottes“.16 – An Haupt- und Nebeneingang bronzene Türgriffe in Form eines fliegenden Engels, (1966, Ingeborg Steinohrt, Hannover).
Orgel
Orgelneubau 1972, ausgeführt von Paul Ott (Göttingen), 9 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen.
Geläut
Vier LG, I: gis’, Inschrift: „Der Ruf Gottes: Adam, wo bist du? 1 Mos 3,9“ und „Gestiftet von Hans und Marianne Piller“; II: h’, Inschrift: „Das Bekenntnis der Gemeinde: Ich weiß, daß mein Erlöser lebt! Hiob 19,25“; III: cis’’, Inschrift: „Die Sendung der Gemeinde: Gehe du aber hin und verkündige das Reich Gottes! Luk 9,60“ und „Zur Erinnerung an die Konfirmation unseres Sohnes Thomas gestiftet von Dr. Adolf und Hanna Krome“ (alle Bronze, Gj. 1966, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg); IV: dis’’ (Bronze, Gj. 1968, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg), Inschrift: „Die Verheißung der Gemeinde: Es wird eine Herde und ein Hirte werden. Joh 10,16“; alle Glocken tragen zudem die Inschrift; „Ev.-luth. Kreuzkirche Osterode am Harz“.
Weitere kirchliche Gebäude
Pfarrhaus (Bj. 1963). – Kindergarten (Bj. 1961/62, erweitert 1980/81 und 1991).
Friedhof
Kein Friedhof im Eigentum der KG.
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
S 09 rep Nr. 1867 (Presseausschnittsammlung).
Literatur
B: Joachim Buff: Kostbare Jahre. Geschichte der Ev.-Luth. Kreuzkirche Osterode am Harz im gesellschaftlichen Wandel. 1962–2000, Clausthal-Zellerfeld 2003; Ingrid Kreckmann: Einiges zu Gerhard Gehrke (1895–1977) – Architekt und Regierungsbaumeister a. D., in: HbllHarzRd 68 (2012), S. 69–81.
Website der Kirchengemeinde (23.11.2021)
Fußnoten
- Leuschner, S. 471 ff.
- LkAH, L 5c, unverz., Osterode, Kreuz, Visitation 1968.
- Zum Folgenden: Buff, S. 28 ff; zur baulichen Entwicklung ebd., S. 48 ff.
- KABl. 1962, S. 76 f.
- Buff, S. 101 ff.
- Buff, S. 99 f.
- LkAH, L 5c, unverz., Osterode, Kreuz, Visitation 1968.
- LkAH, L 5c, unverz., Osterode, Kreuz, Visitation 1975.
- KABl. 1972, S. 90 f.; Buff, S. 95 f.
- Buff, S. 151 ff. Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
- LkAH, L 5c, unverz., Osterode, Kreuz, Visitation 1981.
- KABl. 2007, S. 222.
- KABl. 2014, S. 103 ff.
- KABl. [in Vorbereitung].
- KABl. 2012, S. 344 f.
- Buff, S. 159 ff., Abb. ebd., S. 130.