Sprengel Osnabrück, KK Osnabrück | Patrozinium: Jakobus | KO: Osnabrücker KO von 1652

Orts- und Kirchengeschichte
Gemeindehaus, 1980 (Kirche 1984/85 als Erweiterung des Gemeindehauses errichtet, das sich nach Süden an die Kirche anschließt)

Gemeindehaus, 1980 (Kirche 1984/85 als Erweiterung des Gemeindehauses errichtet, das sich nach Süden an die Kirche anschließt)

Der Stadtteil Schinkel-Ost im Osten Osnabrücks entwickelte sich seit Mitte des 20. Jh. zu einem Wohngebiet (überwiegend Einfamilienhäuser). Im Jahr 1961 lebten etwa 2.700 Menschen in Schinkel-Ost, 2016 gut 3.500.
Die kath. Gemeinde besaß bereits seit 1914 eine eigene Marien-Kapelle (1935 erweitert zur Rosenkranzkirche, nach Kriegszerstörung und Wiederaufbau neu geweiht 1953).1 Die ev. Einwohner gehörten kirchlich zunächst zur 1938 gegründeten Paulusgemeinde in Schinkel. Seit den Adventssonntagen 1964 versammelte sich die Gemeinde zu Gottesdiensten in der Burbrinkschule, an deren Stelle 1967/68 ein neues Gemeindehaus errichtet wurde. Das Landeskirchenamt hatte für den Bereich Schinkel-Ost 1965 eine dritte Pfarrstelle an der Paulusgemeinde eingerichtet, die zunächst der Hilfspfarrer P. Ulrich Teuscher (amt. 1966–1967) übernahm, auf den dann P. Otto Meyer (amt. 1967–1982) folgte. Die neue KG sollte ursprünglich „Bodelschwingh-Gemeinde“ heißen.2 Als sie sich jedoch zum 1. Januar 1968 von der Paulusgemeinde trennte, erhielt sie den Namen „Ev.-luth. Jakobus-Kirchengemeinde in Osnabrück“. Die 1965 errichtete Pfarrstelle ging auf die neue KG über.3 Die Jakobusgemeinde baute eine Partnerschaft mit der Paulus KG in Leipzig-Grünau auf.
Bei der ersten Visitation 1973 lag die Zahl der Gemeindeglieder bei 2.900. Der kleine Gottesdienstraum, so schrieb der Sup., ermöglichte ein „nahezu familiäres Zusammenkommen“.4 Zugleich zeigte er sich beeindruckt von der guten Zusammenarbeit von Pastor und KV. P. Meyer zählte 1971 zu den Mitgründern der „Freien Osnabrücker Pfarrkonferenz“ (FOP), die der Kirchenleitung kritisch gegenüberstand.5 In der Jakobusgemeinde fanden in den 1970er Jahren mehrere „Politische Nachtgebete“ statt (Gebets- und Fürbittgottesdienste), die P. Meyer und die FOP in Zusammenarbeit u. a. mit der ev. Studentengemeinde, der Gruppe „Christen für den Sozialismus“ oder Amnesty International gestalteten (zur Situation in Chile, in Südafrika und im Iran).6 Von 1977 bis 1982 gab die Gemeinde zusammen mit den KG Melanchthon, Michaelis und Paul Gerhardt die Monatszeitschrift „Osnabrücker Kirchen-Report“ heraus.7
Mitte der 1980er Jahre führte die Gemeinde sonnabendliche Meditationsgottesdienste ein (einmal im Monat) und veranstaltete seminarartige Gesprächsreihen zu Glaubensfragen („Kleine Gespräche bei Jakobus“). In die Amtszeit von P. Axel Denecke (amt. 1982–1990) fiel die Erweiterung des Gemeindehauses zu einem Gemeindezentrum mit Kirche. „Unsere Kirche“, so formulierten Pastor und Architekt das zusammen mit dem KV erarbeitete Konzept, „soll ‚feiertäglich‘ und ‚alltäglich‘, ‚sakral‘ und ‚profan‘ zugleich sein, denn zwischen beidem besteht kein Gegensatz!“8 Im April 1985 weihte die Gemeinde ihre neue Kirche ein.
Seit 1972 unterhielt die KG eine Kindergartengruppe, aus der die ev. Jakobus Kita hervorging (seit etwa 2014 in Trägerschaft des KK Osnabrück). Aufgrund sinkender Gemeindegliederzahlen hat die Jakobusgemeinde seit 2013 nur noch eine halbe Pfarrstelle; sie teilt sich seit 2014 ein gemeinsames Pfarramt mit der benachbarten Timotheusgemeinde. Zum 1. Januar 2013 verließ die Jakobusgemeinde den Gesamtverband Osnabrück.9 Gemeinsam mit der Petrusgemeinde Gretesch-Lüstringen gründete die Jakobusgemeinde zum 1. Januar 2024 die „Ev.-luth. Apostel-Gesamtkirchengemeinde Osnabrück“.10

Umfang

Der Osnabrücker Stadtteil Schinkel-Ost. 1973 wurde das Gebiet am Kreuzhügel in die KG Gretesch-Lüstringen umgegliedert.11

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung der KG 1968 zum KK Osnabrück.

Kirchenbau

Langgestreckter, kreuzförmiger Bau mit halbkreisförmigem Gottesdienstsaal im Nordosten, Terrasse nach Westen und Gemeindesaal nach Süden, erbaut 1984/85 (Architekt: Helmut E. Simon, Braunschweig). Errichtet als Erweiterung des Gemeindehauses, das sich nach Süden anschließt (erbaut 1968 auf den Fundamenten der alten Schule, Architekt: Werner Johannsen, Osnabrück). Kupfergedeckte Satteldächer, im Kreuzpunkt Zeltdach mit gläserner Spitze, Pultdächer über Gottesdienstsaal, Flachdach über Gemeindesaal; Mauerwerk aus hellen Betonsteinen, rote Fensterrahmen. Im Innern offener Dachstuhl, variabler Altarraum als „bewegliches Kugelgelenk“, von dem aus Gemeindesaal, Gottesdienstraum und Terrasse zugänglich sind.12

Fenster

Mehrere quadratische und hochrechteckige Buntglasfenster im Gottesdienstsaal.

Turm

Östlich der Kirche kleiner, freistehender Glockenturm mit kupfernem Zeltdach, erbaut 1985 (spendenfinanziert). Stahlbetonteile, im unteren Teil offen, Glockenstube geschlossen, mit kleinen, hochrechteckigen Schallöffnungen.

Ausstattung

Hölzerner, bogenförmiger Altartisch. – Hölzernes Lesepult. – Hölzerner Taufständer.

Orgel

Kleinorgel, 5 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen, erbaut 1968 von Firma Johannes Wolfram (Natbergen). Von der gleichen Firma 1985 erweitert auf 7 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Zwei LG, I: d’’, Domenica, Sonntagsglocke, Inschrift: „In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen“; II: e’’, Bet- und Wochenglocke, Inschrift: „Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“ (beide Bronze, Gj. 1985, Petit & Edelbrock, Gescher).

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1970).

Friedhof

Kommunaler Friedhof südwestlich des Stadtteils (Schinkeler Friedhof), angelegt 1926.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

E 9 Nr. 649–652 (Amt für Bau- und Kunstpflege); L 5f Nr. 321 (LSuptur. Osnabrück).

Literatur

A: Poppe-Marquard, Kirchenchronik, S. 188–191; Weichsler, Hdb. Sprengel Osnabrück, S. 35; Wrede, Ortsverzeichnis Fürstbistum Osnabrück II, S. 117.
B: Schinkeler Geschichte(n), hrsg. vom Bürgerverein Osnabrück-Schinkel von 1912 e. V., Osnabrück 1990, bes. S. 356–357; Alexandra Hippchen (Hg.): Beharrlich gegen die Macht. Otto Meyer zu Ehren, Münster 2005; Carsten Linden: Die „Freie Osnabrücker Pfarrkonferenz“ (FOP), in: Heimat-Jahrbuch Osnabrücker Land 2019, S. 204–210; Otto Meyer: Die Freie Osnabrücker Pfarrkonferenz: Einübung in Befreiungstheologie vor Ort – eine persönliche Erinnerung, in: Kirche in bewegten Zeiten. Proteste, Reformen und Konflikte in der hannoverschen Landeskirche nach 1968, hrsg. von Heinrich Grosse, Hans Otte und Joachim Perels, S. 383–399.


Fußnoten

  1. Poppe-Marquard, Kirchenchronik, S. 136 ff.
  2. LkAH, B 2 G 9/Osnabrück Jakobus Bd. I, Bl. 11.
  3. KABl. 1965, S. 15 f.; KABl. 1968, S. 8.
  4. LkAH, L 5f, Nr. 321 (Visitation 1973).
  5. Zur FOP vgl. Meyer, S. 383 ff.; einige Stichworte bei Linden, S. 204 ff.
  6. LkAH, L 5f, Nr. 321 (Visitation 1979). Die „Nachtgebete“ fanden auch in den KG Melanchthon, St. Michaelis und Paul Gerhardt statt, deren Pfarrer ebenfalls zur FOP gehörten; vgl. auch Meyer, S. 393 f.
  7. Seit 1984 erschien der „OSKI“ erneut, allerdings in verminderter Auflage, vgl. Jakobus Gemeindebrief 11, S. 8 (Digitalisat: https://www.jakobus-os.de, 10.04.2019).
  8. Jakobus Gemeindebrief 15 (1985), S. 4 (Digitalisat: https://www.jakobus-os.de, 05.04.2019).
  9. KABl. 2013, S. 114.
  10. KABl. [in Vorbereitung].
  11. KABl. 1974, S. 32.
  12. Jakobus Gemeindebrief 9 (1984), S. 7 (Digitalisat: https://www.jakobus-os.de, 05.04.2019).