Frühere Gemeinde | Sprengel Stade, KK Stade | Patrozinium: Johannes Evangelist1 | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte

Für das Kolonisationsgebiet an der Lühe war zunächst die Bezeichnung Lu üblich, die urkundlich erstmals im Jahr 1208 belegt ist: Papst Innozenz III. (amt. 1198–1216) bestätigte dem Kloster Harsefeld u. a. den Besitz des Zehnten in Lu, den es von Ebf. Adalbert II. von Bremen-Hamburg (amt. 1123–1148) erhalten hatte.2 Die Lühe bildete die Grenze zwischen der Diözese Bremen links sowie der Diözese Verden rechts des Flusses und in Lu bestanden dementsprechend zwei Kirchspiele. 1270 kam rechts der Lühe ein drittes hinzu und entsprechend der drei Kirchen etablierten sich im 14. Jh. die drei Ortsnamen Steinkirchen, Mittelnkirchen und Neuenkirchen. Neuenkirchen ist urkundlich erstmals 1274 als Nova Lu belegt3, 1374 findet sich die Bezeichnung Nygenkerken.4 Die Höfe in Neuenkirchen waren als Ansiedlungen holländischer Kolonisten im 12. Jh. entstanden.5 Der Ort gehörte territorial zum Erzstift Bremen, bildete eine Hauptmannschaft der etwa ab 1300 entstandenen Landesgemeinde Altes Land (1361 eigenes Siegel, Umschrift: Sigillum communitates veteris terrae) und gehört hier zur Zweiten Meile.6 Die Landesgemeinde war formal dem Amt Bremervörde zugeordnet, besaß jedoch eine hohe Eigenständigkeit (genossenschaftliche Selbstverwaltung, 1517 weitgehend eingeschränkt7). Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) blieb das Gebiet der säkularisierten Hochstifte Bremen und Verden unter schwedischer Herrschaft (vereinigte Herzogtümer Bremen-Verden). Im Großen Nordischen Krieg (1700–1721) besetzte Dänemark 1712 die Hzm. Bremen und Verden und 1715 konnte das welfische Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover) die beiden Territorien erwerben (1719 von Schweden gegen weitere Zahlung anerkannt). In französischer Zeit war Neuenkirchen im Jahr 1810 kurzzeitig Teil des Kgr. Westphalen (Departement der Elbe- und Wesermündung, Distrikt Stade) und kam dann an das Kaiserreich Frankreich (Département des Bouches de l’Elbe, Arrondissement Stade, Kanton Jork, 1811–1814). Ab 1815 gehörte Neuenkirchen zum neugegründeten Kgr. Hannover, zählte dort zunächst zum Gräfengericht Altes Land und kam 1852 zum neu eingerichteten Amt Jork. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Neuenkirchen 1866 an das Kgr. Preußen. Seit Einführung der Kreisverfassung 1885 gehörte der Ort zum Kr. Jork, der 1932 im Lkr. Stade aufging. Seit 1971 ist Neuenkirchen Teil der Samtgemeinde Lühe. Das Kirchspiel hatte 1966 eine „meist bäuerliche Bevölkerung“.8 Im Jahr 1823 lebten fast 550 Menschen in Neuenkirchen, 1895 etwa 660 Menschen, 1939 rund 580, 1964 gut 670 und 2021 knapp 850.

Kirche, Ansicht von Südwesten, Foto: P. Greve, Jöllenbeck (?), 1980

Kirche, Ansicht von Südwesten, Foto: P. Greve, Jöllenbeck (?), 1980

Die Höfe des späteren Kirchspiels Neuenkirchen zählten ursprünglich zur Pfarrei Mittelnkirchen. Im Jahr 1270 ließ Ritter Johann Schulte von der Lühe, Burgmann auf der Horneburg, auf eigenem Grund an der oberen Lühe eine neue Kirche erbauen (de novo in parochia Lu superioris in nostra diocesi incepit ecclesiam fabricare), die Bf. Konrad I. von Verden (amt. 1269–1300) als Pfarrkirche anerkannte.9 Das neue Kirchspiel umfasste zwölf Höfe und der Pfarrer von Mittelnkirchen erhielt für diese Verkleinerung seiner Gemeinde eine Entschädigung. Nachdem Eckhard, der erste Pfarrer des neuen Kirchspiels, gestorben war, stiftete Ritter Johann zusammen mit seiner Frau Hildeburg 1274 ein Nonnenkloster an der Kirche.10 Der Propst des neuen Klosters fungierte gleichzeitig als Archidiakon der parochia Nova Lu, die Kirche wurde dem Kloster inkorporiert.11 Im Jahr 1286 erlaubte Bf. Konrad den Nonnen, den unfruchtbaren Ort (sterili loco) Neuenkirchen zu verlassen und an den fruchtbaren Ort (ad locum fertiliorem) Bredenbeke umzuziehen. Gleichzeitig wechselten die Nonnen von einem schwarzen zu einem grauen Habit, blieben jedoch beim Benediktinerorden.12 Die Rechte an der Pfarrkirche in Neuenkirchen behielt der Konvent. Namen vorref. Geistlicher in Neuenkirchen sind – abgesehen vom ersten Priester Eckhard – nicht bekannt.
Die Reformation setzte sich in Neuenkirchen erst spät durch. Der Landesherr im Alten Land, der Bremer Ebf. Christoph von Braunschweig-Lüneburg (amt. 1511–1558), gleichzeitig Bf. von Verden, bekämpfte die luth. Lehre.13 Sein Bruder und Nachfolger in beiden Bistümern, Ebf. Georg (amt. 1558–1566), duldete den neuen Glauben. Der Bremer Ebf. Heinrich III. (amt. 1567–1585) war Protestant; zur Einführung einer ev. Kirchenordnung im Hochstift Bremen kam es während seiner Amtszeit jedoch nicht. Das Kloster Neukloster, Inhaber des Patronatsrechts über Neuenkirchen, blieb auch nach der Reformation beim alten Glauben.14 Noch 1569 wurde in Neuenkirchen regelmäßig die kath. Messe gelesen, der örtliche Pfarrer Johann Peper († 1569) war „der Pawstliken Lher anhengig“, wie der Grünendeicher P. Johannes Behr schrieb.15 P. Behr bewarb sich 1569 um die Pfarrstelle in Neuenkirchen, konnte sich jedoch – obwohl ihm Ludolf Schrader, Propst von Neukloster, angeblich nach der Probepredigt die Berufung zugesagt hatte – nicht gegen seinen Mitbewerber P. Joachim Schaper (amt. 1570–1618) durchsetzen.16 P. Behr bezeichnete P. Schaper noch als einen Diener „der Bepstlichen Mißen“, spätestens 1580 bekannte er sich „ungehindert zur lutherischen Lehre“.17 Sein Epitaph befindet sich noch heute in der Kirche. Sein Sohn und Nachfolger P. Hinrich Schaper (amt. 1618–1628) stand ihm seit 1607 als Hilfsprediger zur Seite.18 Wohl in die Amtszeit von Vater und Sohn Schaper fiel der Neu- oder Umbau der Kirche: Änderungen am Altar 1613, die neue Kanzel von 1615, die Glocke von 1619 und auch die Datierungen einiger der Kabinettscheiben in den Fenstern der Kirche deuten darauf hin.19 Nach Aufhebung des Klosters Neukloster Mitte des 17. Jh. fiel das Patronat über Neuenkirchen an den Landesherrn.

Kirche, Ansicht von Nordwesten, Zustand von 1845-1925, Grafik, 1913

Kirche, Ansicht von Nordwesten, Zustand von 1845-1925, Grafik, 1913

Im Protokoll der Generalvisitation von 1716 ist die Zahl der Gemeindeglieder im Kirchspiel Neuenkirchen mit etwa 300 angegeben.20 An der Neuenkirchener Schule unterrichtete seit 1690 der Lehrer Johann Jürgens Rickgans. P. Andreas Kaspar Birnstiel (amt. 1692–1727), so notierte der Visitator, hielt sich an die Lüneburger Kirchenordnung.21 P. Birnstiel gab zu Protokoll, dass die Bewohner von Guderhandviertel aus dem Kirchspiel Steinkirchen nach Neuenkirchen umgepfarrt werden wollten und beklagte, dass er für sie „arbeiten muß, während Pastor Klein dafür die Einnahmen genießt“. Zudem brächten „die Guderhandvierteler dem Pastor viel Schmutz ins Haus, wenn sie, um die Kirche in Neuenkirchen zu besuchen, mit ihrem Kahn am Pfarrhause anlegen und durch das Pfarrhaus gehen.“22 Guderhandviertel blieb jedoch Teil des Kirchspiels Steinkirchen und mit nunmehr gut 400 Gemeindegliedern war Neuenkirchen auch 1790 weiterhin das kleinste Kirchspiel im Alten Land.23
Im Lagerbuch der Gemeinde, 1796/97 angelegt von P. Friedrich Anton Lange (amt. 1792–1798) heißt es, die Kirche sei „alt und in mittelmäßigem Bauzustande“.24 1845 wurde sie weitgehend neu errichtet. Nachdem P. Johann Caspar Heinrich Pagenstecher (amt. 1845–1880) gestorben war, blieb die Pfarrstelle vakant und das Pfarramt von Mittelnkirchen übernahm die Versorgung der Gemeinde Neuenkirchen. Eine Zusammenlegung beider Gemeinden scheiterte 1892 am Einspruch von KV und Gemeinde Neuenkirchen.25 Mit P. Carl Heinrich Wilhelm Merz (amt. 1894–1914) erhielt Neuenkirchen wieder einen eigenen Geistlichen, blieb jedoch nach dem Weggang seines Nachfolgers P. Johannes Hermann Georg Hüttmann (amt. 1921–1933) wiederum vakant und wurde wiederum von Mittelnkirchen aus versorgt. In die Amtszeit von P. Hüttmann fiel 1925 bis 1931 der zweite weitgehende Neubau der Neuenkirchener Fachwerkkirche.
Nach der Visitation 1937 schrieb der Stader LSup. Franz Wiebe (amt. 1936–1948): „Die Gemeinde hat sich damit abgefunden, daß sie ohne eigenen Geistlichen bleibt, viel empfindlicher scheint sich auszuwirken, daß ihr auch die Schule genommen ist.“26 Die Zahl der Gemeindeglieder, die 1937 bei gut 519 gelegen hatte, stieg in der Nachkriegszeit zeitweise an, lag 1947 bei 810, sank jedoch bis 1960 auf rund 400 ab.27 Seit 1964 war auch die Pfarrstelle Mittelnkirchen vakant und der Grünendeicher P. Wolf-Dietrich Lochte (amt. 1954–1991) übernahm die Versorgung von Mittelnkirchen und Neuenkirchen. Seit der zweiten Hälfte der 1960er Jahre gab er die „Lühebrücken“ heraus, ein gemeinsames Gemeindeblatt für die Gemeinden Grünendeich, Steinkirchen, Mittelnkirchen und Neuenkirchen. Gleichzeitig wurde eine parochiale Neuordnung im Bereich der vier Gemeinden geplant, die „in ihrer bisherigen Abgrenzung nicht mehr zu rechtfertigen“ seien, wie der Stader Sup. 1968 formulierte.28 Der KV Neuenkirchen stand derartigen Plänen zunächst ablehnend gegenüber.29 Nachdem zwischenzeitlich die Gründung einer Nord- und eine Südgemeinde ins Auge gefasst worden war, entschieden sich die vier Gemeinden schließlich für eine Fusion: Zum 1. April 1970 vereinigte das Landeskirchenamt die Gemeinden Grünendeich, Steinkirchen, Mittelnkirchen und Neuenkirchen zur neuen „Ev.-luth. KG Lühekirchen“. Die bisherigen Pfarrstellen von Mittelnkirchen und Neuenkirchen wurden zur zweiten Pfarrstelle der KG Lühekirchen mit Sitz in Mittelnkirchen.30

Umfang

Neuenkirchen (teilweise).

Aufsichtsbezirk

Zunächst Archidiakonat Hollenstedt der Diözese Verden (seit 1221 verbunden mit Propstei des Stifts St. Andreas in Verden), Kirche 1274 dem Kloster Neukloster inkorporiert.31 – Seit 1651 gehörte Neuenkirchen zur Altländischen Präpositur. Bei der Neuordnung der Aufsichtsbezirke in den Hzm. Bremen und Verden kam Neuenkirchen 1827 zur Insp. Altes Land (1924: KK).32 Der KK Altes Land ging 1939 im KK Stade-Altes Land auf, der 1976 in KK Stade umbenannt wurde.33

Patronat

Seit Gründung des Kirchspiels 1270 die Ritterfamilie Schulte von der Lühe, seit 1274 das 1286 nach Bredenbeke verlegte Kloster Neukloster (Kirche war dem Kloster inkorporiert).34 Seit Aufhebung des Klosters im Jahr 1651 der Landesherr (bis 1871).35

Kirchenbau
Kirche, Grundriss, 1962

Kirche, Grundriss, 1962

Kleine, einschiffige Fachwerkkirche mit dreiseitigem Ostschluss, erbaut wohl Anfang des 17. Jh., im 19. und erneut im 20. Jh. weitgehend neu erbaut. Satteldach, nach Osten abgewalmt. Fachwerk mit gemusterter Ziegelausfachung, unterhalb der Traufe an jeder Seite fünf querrechteckige Fenster; Nebeneingang nach Osten. Im Innern segmentbogiges Holztonnengewölbe; Westempore. 1845 weitgehender Neubau. 1925–31 fast vollständig abgetragen und neu errichtet (seitdem querrechteckige Fenster, vorher rundbogig), an Nordseite Brauthaus mit Eingang nicht wieder errichtet.36 1937 Empore entfernt (Brüstung erhalten). 1988 Neugestaltung Innenraum, u. a. segmentbogige Holztonne (vorher flache Balkendecke), neue Westempore (mit alter Brüstung).

Fenster

Eingesetzt in den Fenstern 24 ovale Kabinettscheiben (16./17. Jh.), Stifternamen sowie Wappen, biblische Szenen und Segelschiffe.37

Grablege

1796/97 befanden sich in der Mitte der Kirche zwei Begräbnisse, eines für die Prediger und ein zweites „erb- und eigenthümlich in Besitz des Hausmanns Claus Sompfleth“.38

Turm

Vor der Westseite der Kirche vierseitiger, nach oben verjüngter Fachwerkturm mit vertikaler Verschalung, erbaut wohl 1656–58 (Gert von der Born). Turmhelm mit vierseitigem Ansatz und achtseitiger Spitze, bekrönt mit Kugel, Wetterhahn und Kreuz. Unterhalb der Dachtraufe an jeder seit zwei kleine, querrechteckige Schallfenster. Uhrziffernblatt und Rechteckportal nach Westen. 1716 Turmuhr vorhanden.39 1735/36 neue Holzverschalung. 1911 neue Turmuhr (J. F. Weule, Bockenem). 1988 Neudeckung mit Holzschindeln (vorher Schiefer), neue Turmuhr (Funkuhr).

Kirche, Blick in den Altarraum, Foto: P. Greve, Jöllenbeck, 1980

Kirche, Blick in den Altarraum, Foto: P. Greve, Jöllenbeck, 1980

Ausstattung

Gemauerter Blockaltar mit gotischem Flügelretabel (zweite Hälfte 14. Jh.) auf spätmittelalterlicher Predella, im Mittelschrein Figur des thronenden Christus flankiert von sechs Apostelfiguren, in den Seitenflügeln jeweils drei Apostelfiguren, alle Figuren geschnitzt und farbig gefasst, eine Figur älter (erste Hälfte 14. Jh.), eine jünger (16. Jh.), unterhalb der Figuren Glaubensbekenntnis: „Ick gelove ann Godt den Vadder allmeghtige Schepper Hemmells vnd der Erden vnd an Iesum Christum sine einige Son vnsen Heren de etfangen is van den Hilligen Geiste gebaren va der Iuckfrave Marie geleden vnder Pontio Pilato gecrvziget gestorven vnd begraven nedder gefaren tho der Hellen ahm 3. Dage vpgestā van den Dodē vpgefarē tho Hemmell sittende tho der rechtē Handt Gades des Allmechtegen Vadders dar her hi kame wert to rihten de Lebendigen vnd de Doden. Ick gelove ahn den Hilligen Geist eine hillige christlicke Kercke ein Gemenschop der Hilligen Vorgevinge der Svnde, Vpstandinge des Flesches vnd ein ewich Levendt, Amen. Ano. Domini. 1613.“; auf den Außenseiten der Flügel Gemälde (1615), links: Johannes der Täufer, rechts: Johannes der Evangelist; vor der Predella drei Gemälde (erste Hälfte 17. Jh., Öl auf Leinwand): Fußwaschung, letztes Abendmahl, Garten Gethsemane; Altar 1958/59 restauriert (Christian Buhmann, Hannover; dabei Neuanordnung der Figuren).– Hölzerne, farbig gefasste Kanzel mit Schalldeckel (1615), Kanzelkorb auf einer zentralen Stütze; vor den Ecken des Kanzelkorbs Karyatidhermen, vor den Wandungen Reliefs der vier Evangelisten; an der Unterseite des Kanzelkorbs Stern mit Christusmonogramm. – Bronzetaufe Johannes der Täufer (1989, Carsten Eggers, Jork), kniende Johannesfigur hält flache Taufschale über dem Kopf; Taufdeckel mit Taube. – Drei Gipsfiguren (19. Jh.), Christus als guter Hirte, Luther und Melanchthon (?). – Epitaph für P. Joachim Schaper († 1618), im Hauptfeld Kreuzigungsgemälde (nicht ursprünglich) mit Inschrift „Leiden und Sterben Jesu“, flankiert von Hermen mit Fruchtgehängen; im oberen Feld Auferstehungsgemälde, unten Inschrift: „Erneuert den 26 Jan 1836“. – Kindergrabstein für Ludelef Scaper († 1626), mit Inschrift und Relief eines Wickelkindes. – An der Emporenbrüstung zwölf Prophetengemälde (17. Jh.). – Porträt des Magisters Hermann Erdmann (1631–1687), Sohn von P. Harmen Erdmann (amt. 1628–1676). – Opferstock (17. Jh.), Holz mit Eisenbeschlägen. – Ehemalige Ausstattung: Hölzernes Tauffass mit Kupferauskleidung (1592), im Corpus bonorum 1796/97 erwähnt.40

Orgel

1716 keine Orgel vorhanden.41 1933 Harmonium vorhanden.42 Erste Orgel erbaut 1936/37 von Paul Ott (Göttingen), 10 (davon zwei Transmissionen) I/P, mechanische Traktur, Schleifladen; Instrument aufgestellt in der Nordwestecke der Kirche, eingeweiht am Reformationsfest 1937.43 1989 Umsetzung auf neue Westempore und Instandsetzung, ausgeführt von Alfred Führer (Wilhelmshaven).

Glocke (1619, Hans Nüsel, Hamburg), Reliefabdruck, vor 1945

Glocke (1619, Hans Nüsel, Hamburg), Reliefabdruck, vor 1945

Geläut

Eine LG, c’’ (Bronze, Gj. 1619, Hans Nüsel, Hamburg), Inschrift: „Verbvm Domini manet in aeternvm“ (Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit), „Ano 1619 gos mich M[eister] Hans Nvesel in Hamborg“ und „Jhan Gerdes, Lvtke Vient, Heinrich Koltzer Kirchspielleute. H[err] Ivrgen Heinrich von Schonenbeck Probest, H[err] Heinrich Schaper Pastor, Jacob Fient, Clawes Stubbe, Jasper Schulte, Jurati“, Bilder: Fries mit nackten Knaben auf Delphinen oder mit Seehunden, vier Medaillons (Mondsichelmadonna, Johannes der Täufer, Moses sowie Glaube, Liebe und Hoffnung). Ein SG (Bronze). – Früherer Bestand: 1716 insgesamt vier Glocken vorhanden.44 Das CB von 1796/97 nennt drei Glocken, die heutige LG sowie eine große und eine mittlere, beide mit der Inschrift: „Joh. Andreas Biebel in Hamburg fecit“, gemeint ist wohl der Glockengießer Johann Andreas Bieber, seit 1722 in Hamburg.45 Die beiden Glocken wurden anscheinend im 19. Jh. umgegossen zu einer LG (Bronze, Gj. 1803, Johann Nicolaus Bieber, Hamburg), und einer LG (Bronze, Gj. 1838, Johann Diedrich Bieber, Hamburg), beide im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben.46

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. um 1860, wohl nach 1991 verkauft). – Küster- und Organistenhaus (etwa 1955 verkauft).

Friedhof

Kirchlicher Friedhof bei der Kirche.

Liste der Pastoren (bis 1940)

(1569–70 Johannes Behr). – 1570–1618 Joachim Schaper. – 1618–1628 Hinrich Schaper. – 1628–1676 Harmen Erdmann. 1677–1692 Johannes Klunge. – 1692–1727 Andreas Caspar Birnstiel. – 1728–1749 Andreas Holtermann. – 1750–1759 Karl Heinrich von Bremen. – 1759–1791 Johann Friedrich Witte. – 1792–1798 Friedrich Anton Lange. – 1798–1810 Johann August Christoph Ortmann. – 1810–1816 Ernst Anton Ludwig Wilhelm Langenbeck. – 1816–1831 Christian Georg Anton Brinkmann. – 1832–1844 Eibe Frers. – 1845–1880 Johann Caspar Heinrich Pagenstecher. – 1880–1894 Vakanz. – 1894–1914 Carl Heinrich Wilhelm Merz. –1914–1921 Vakanz. – 1921–1933 Johannes Hermann Georg Hüttmann.
Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 180

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 2 Nr. 1045–1054 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 5919–5923 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 304Digitalisat(CB); A 9, Nr. 2540Digitalisat, 2541Digitalisat, 2542Digitalisat, 2703Digitalisat (Visitationen); L 5g Nr. 237 (LSuptur. Stade); S 11a Nr. 7854 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1694
Trauungen: ab 1733 (Lücken: 1737–1744)
Begräbnisse: ab 1692
Kommunikanten: ab 1876
Konfirmationen: ab 1825 (Lücken: 1875)

Literatur & Links

A: Albrecht, Denkmaltopographie Lkr. Stade, S. 232–234; Bitter-Wirtz, Kirchen, S. 25–27; Clasen/Großmann/Kiesow/Wortmann, KD Lkr. Stade, S. 517–527; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 972; Hoffmann, Turmuhren, S. 76–79; Merz, Generalkirchenvisitation, S. 80–83; Meyer, Pastoren II, S. 180; Scharf, Beschreibung, S. 18.
B: Margarete Herrmann: Kleine Chronik des Dorfes Neuenkirchen, Neuenkirchen 1985; Krause, Karlheinz: Vier Kabinettscheiben in der St.-Johanniskirche von Neuenkirchen und ihre Harsefelder Stifter, in: Geschichte und Gegenwart 23 (2010), S. 186–194; Wilhelm Merz: Die Kirchengemeinde Neuenkirchen im Alten Lande, nebst einem Vortrage: Neuenkirchen um die Jahrhundertwende 1800, Jork 1901.
Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche und Ausstattung; Nomine (Norddeutsche Orgelmusikkultur in Niedersachsen und Europa): Orgel.


Fußnoten

  1. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 262.
  2. UB Altes Land I, Nr. 161; UB Hamburg I, Nr. 371. Vgl. auch Hofmeister, Besiedlung I, S. 98 f.
  3. UB Verden I, Nr. 552.
  4. NLA ST Rep. 3 Neukloster Nr. 3.
  5. Für einen knappen Überblick: Hofmeister, Kolonisation, S. 11.
  6. Höft-Schorpp, Hauptmann, S. 7. Zu den Landesgemeinden vgl. Dannenberg/Schulze, Geschichte II, S. 205 ff.
  7. Dannenberg/Schulze, Geschichte II, S. 217: Ebf. Christoph von Bremen (amt. 1511–1558) oktroyierte dem Alten Land 1517 eine neue Verfassung, wodurch „die äußere Autonomie […] beseitigt und die innere einschneidend beschränkt“ wurde.
  8. LkAH, L 5g, Nr. 237 (Visitation 1966).
  9. UB Verden I, Nr. 531. Siehe auch Jarecki, Verdener Andreasstift, S. 9.
  10. UB Verden I, Nr. 551. Vgl. zur Geschichte des Klosters: Faust, Frauenklöster, S. 447 ff.; Dolle, Klosterbuch III, S. 1083 ff. Siehe auch Niedersächsische Klosterkarte.
  11. Dolle, Klosterbuch III, S. 1085.
  12. UB Verden I, Nr. 613.
  13. Zu Ebf. Christoph vgl. den Beitrag von Matthias Nistal in Dannenberg/Otte, Reformation, S. 39 ff. Zur Reformation in Bremen und Verden insgesamt vgl. die Beiträge in Dannenberg/Otte, Reformation und Wolters, Reformationsjahrhundert, S. 50 ff.
  14. Dolle, Klosterbuch III, S. 1084 f. Siehe auch: Sabine Graf: Die vier katholischen Klöster Harsefeld, Altkloster, Neukloster und Zeven im evangelischen Erzstift Bremen, in: Stader Jahrbuch 2001/2002, S. 51–78.
  15. Dies und das folgende Zitat bei Ehrhardt, Reformation, S. 209. Vgl. auch Faust, Frauenklöster, S. 451; Nistal, in: Dannenberg/Schulze, Geschichte III, S. 38 mit Anm. 317.
  16. P. Behr bezog Ende September 1569 das Pfarrhaus in Neuenkirchen, Propst Schrader verweigerte ihm jedoch die Einsetzung als Pastor. Zwei Monate später einigten sich alle Beteiligten auf einen Vergleich: P. Behr erhielt ein Jahr lang die Einkünfte der Pfarre und musste sie dann an P. Schaper übergeben, Ehrhardt, Reformation, S. 209.
  17. Nistal, in: Dannenberg/Schulze, Geschichte III, S. 38.
  18. Meyer, Pastoren II, S. 180.
  19. Clasen/Großmann/Kiesow/Wortmann, KD Lkr. Stade, S. 519.
  20. Merz, Generalkirchenvisitation, S. 80.
  21. Merz, Generalkirchenvisitation, S. 81.
  22. Merz, Generalkirchenvisitation, S. 82.
  23. Scharf, Beschreibung, S. 18.
  24. LkAH, A 8 Nr. 304, S. 2.
  25. Herrmann, S. 17. Vgl. auch LkAH A 5, Nr. 15.
  26. LkAH, L 5g, Nr. 237 (Visitation 1937).
  27. LkAH, L 5g, Nr. 237 (Visitationen 1937, 1947 und 1960).
  28. LkAH, L 5g, Nr. 220 (Visitation 1968). Vgl. auch LkAH, L 5g, Nr. 237 (Visitation 1966): „Es ist an der Lühe zudem so, daß die Gemeinde Steinkirchen daß gesamte linke Lüheufer umfaßt, von Horneburg bis in die Gemeinde Hollern hinein. Die westlichsten Mitglieder der Gemeinde Steinkirchen gehen auf dem Weg zur Kirche an Neuenkirchen und Mittelnkirchen vorbei. Das Pfarrhaus von Grünendeich steht auf Steinkirchener Parochie-Gebiet. Der Pastor von Grünendeich ist also ‚eigentlich‘ Mitglied der Gemeinde Steinkirchen, wie seine Nachbarn links und rechts auch. Hier sollte in gründlicher Beratung und Überlegung versucht werden, eine Neuordnung zu schaffen.“
  29. Vgl. auch LkAH, L 5g, Nr. 237 (Visitation 1966): Der Stader Sup beklagte, dass er mit seinen Überlegungen zu einer Neustrukturierung der vier Lühe-Gemeinden „auf wenig Verständnis“ stieß, „ja sogar auf völlige Ablehnung wie etwa bei dem Kirchenvorsteher H[einrich] Hellwege, dem ehemaligen Bundesminister und Ministerpräsidenten. Er lehnte es kategorisch ab, auch nur in die Grundsatzdebatte einzutreten, weil Neuenkirchen von einer Neuordnung keinen Vorteil hätte“.
  30. KABl. 1970, S. 97 f.
  31. UB Verden I, Nr. 551 (Propst des Klosters erhielt archidiakonale Rechte über die Pfarrei); Dolle, Klosterbuch III, S. 1085.
  32. LkAH, S 8d, 1826–1836 (Bekanntmachung des Königlichen Consistorii zu Stade, die Superintendenturen und Kirchen-Commissionen betreffend, 19.10.1826).
  33. KABl. 1939, S. 22; KABl. 1976, S. 9.
  34. Dolle, Klosterbuch III, S. 1085.
  35. Nach Clasen/Großmann/Kiesow/Wortmann, KD Lkr. Stade, S. 517, lag das Patronat bei den Erzäbten von Harsefeld („Da die Schulte von der Lühe wiederholt Erzäbte von Harsefeld waren, ging das Patronat an den Erzabt über“), vgl. ebenso Merz, S. 11 f., und Krause, S. 186. Bei Dolle, Klosterbuch, bleibt die Kirche Neuenkirchen im Artikel Harsefeld unerwähnt (ebd., II, S. 590) und wird vielmehr als dem Kloster Neukloster inkorporiert angeführt (ebd., III, S. 1085). Auch im Lagerbuch des Kirchspiels Neuenkirchen von 1796/97 heißt es: „Nach einer alten Schrift ohne Nahmen und Jahreszahl ist diese Kirche, die den Nahmen Johannis Kirche führt, ein Filial vom Neuenkloster gewesen und haben die Aebte daselbst das ius patronatus beseßen. Nachdem aber dieses Kloster an die königl. Cammer gefallen, habe auch diese das ius patronatus über Neuenkirchen ausgeübt“ (LkAH, A 8 Nr. 304, S. 1).
  36. Ansicht von 1913: Clasen/Großmann/Kiesow/Wortmann, KD Lkr. Stade, S. 518.
  37. Clasen/Großmann/Kiesow/Wortmann, KD Lkr. Stade, S. 522 f.; Krause, S. 186 ff. 1901 waren noch 30 Scheiben vorhanden, vgl. Merz, S. 16 ff.
  38. LkAH, A 8 Nr. 304, S. 2 f.
  39. Merz, Generalkirchenvisitation, S. 81.
  40. LkAH, A 8 Nr. 304, S. 2; Clasen/Großmann/Kiesow/Wortmann, KD Lkr. Stade, S. 521.
  41. Merz, Generalkirchenvisitation, S. 81.
  42. LkAH, L 5g, Nr. 237 (Visitation 1937).
  43. LkAH, L 5g, Nr. 237 (Visitation 1937).
  44. Merz, Generalkirchenvisitation, S. 81.
  45. LkAH, A 8 Nr. 304, S. 4.
  46. LKA, G 9 B, Neuenkirchen (Lühekirchen) Bd. I, Bl. 17; Clasen/Großmann/Kiesow/Wortmann, KD Lkr. Stade, S. 525.