Frühere Gemeinde | KapG der KG Dankelshausen | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Göttingen-Münden, Amtsbereich Münden | Patrozinium: Johannes | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Schriftlich ist das Dorf erstmals im Jahr 1260 belegt: In der Zeugenliste einer Urkunde ist ein Iohannes de Milenhusen genannt.1 Die Familie von Mengershausen hatte umfangreichen Besitz in Mielenhausen. Das Dorf gehörte, nachweislich seit 1444, zum Amt Münden im welfischen Teilfsm. Göttingen, das ab 1495 Teil des Fsm. Calenberg-Göttingen war („Kernlande Hannover“, 1692: Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. Kurhannover).2 In französischer Zeit zählte Mielenhausen von 1807 bis 1813/14 zum Kanton Dransfeld im Distrikt Göttingen des Leinedepartements im Kgr. Westphalen. Danach gehörte das Dorf, nun im Kgr. Hannover, zunächst erneut zum Amt Münden, kam 1852 zum neuen Amt Dransfeld, das schon 1859 wieder im Amt Münden aufging. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Mielenhausen 1866 an das Kgr. Preußen. Seit Einführung der Kreisverfassung 1885 war das Dorf Teil des Lkr. Münden, der 1973 im Lkr. Göttingen aufging. Im gleichen Jahr wurde Mielenhausen in die Stadt Münden eingemeindet (1991: Hann. Münden). Um 1810 lebten etwa 245 Menschen in Mielenhausen, 1939 fast 320, 1979 rund 500 und 2012 knapp 460.
Kirchlich gehörte die KapG Mielenhausen zum Kirchspiel Dankelshausen, das zudem die KapG Niederscheden und die mater combinata Oberscheden umfasste. Im Protokoll zur Kirchenvisitation 1588 ist das Dorf als Mulenhausen genannt, mit dem Zusatz „den von Mengershausen gehörig“. Vermutlich besaß das Dorf seinerzeit eine Kapelle, die unter dem Patronat der Familie von Mengershausen stand.3 Im Jahr 1748 richtete das Dorf eine eigene Schule ein, bislang hatten die Mielenhausener die Kirchspielschule in Oberscheden besucht.4 Das Kapellenhaus, das 1843 noch existierte (Ecke Duur-Weg/Oberdorf), scheint einige Jahre später abgebrochen worden zu sein; erhalten blieb die 1831 gegossene Glocke.5 Sie hing später im Turm der Schule, für den die KapG verantwortlich war.6
P. Eduard Rauterberg (amt. 1952–1958) führte 1954 monatliche Gottesdienste in der Schule in Mielenhausen ein, denn „der über den Berg führende unbefestigte Kirchweg“ nach Dankelshausen sei „zeitweise überhaupt unbenutzbar und für alte und gehbehinderte Menschen nicht gangbar“, wie der KapV 1955 schrieb.7 Kurze Zeit später begann der Bau der Kapelle: Am 12. Juni 1955 wurde der Grundstein gelegt und am 29. April 1956 weihte Lbf. Hanns Lilje (amt. 1947–1971) die St.-Johannes-Kapelle ein. Die Gemeinde hatte das kleine Gotteshaus zu einem Großteil in Eigenarbeit errichtet. 1959 fand alle zwei Wochen ein Gottesdienst in der neuen Kapelle statt.8
Nach der Visitation 1971 merkte der Sup. des KK Münden an, die Struktur des Kirchspiels Dankelshausen-Scheden mit seinen vier Körperschaften sei „heute fraglich geworden“.9 1975 entschieden sich die vier Kirchen- und Kapellenvorstände für die Fusion der Gemeinden und zum 1. Januar 1976 schlossen sich die KG Oberscheden und Dankelshausen einschließlich ihrer beiden KapG Mielenhausen und Niederscheden zusammen und gründeten gemeinsam die neue „Ev.-luth. KG Scheden-Dankelshausen“.10

Patronat

1588 „die v[on] Mengershausen von den v[on] Hanstein“.11

Kapellenbau

Kleiner Holzfachwerkbau (ohne Querriegel) mit Anbauten im Südosten und Nordwesten, errichtet 1955/56 (Architekt Berndt, Volkmarshausen).12 Satteldach, nach Westen abgewalmt. Gefache ausgemauert und verputzt. Große, querrechteckige Fensterfläche nach Norden, kleineres querrechteckiges Fenster nach Süden, Portal nach Osten, Nebeneingang nach Süden (Sakristei). Im Innern Ostempore. 1989 Außensanierung. 1996 Innenrenovierung.

Turm

Im Osten schlanker, vierseitiger Turm mit vierseitigem, schiefergedecktem Pyramidenhelm, bekrönt mit Kugel und Kreuz. Bruchsteinmauerwerk; Turm an der Südseite umbaut. Offene Glockenstube mit großen, rundbogigen Schallöffnungen an jeder Seite, im Erdgeschoss Rechteckfenster nach Norden. Erdgeschoss bildet den Altarraum.

Ausstattung

Schlichter Blockaltar mit Sandsteinmensa (1956, Steinmetz Louis Seute, Mielenhausen). – Vierseitige, stelenartige Sandsteintaufe (1956). – Niedrige Holzkanzel (1956). – Wandbehang (1956, Kirchenmaler Bitsch, Öl auf Leinwand), Kreuzigungsgruppe (Altarbild).13

Orgel

Zunächst Harmonium. 1966 Kleinorgel, 4 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen, erbaut von Rudolf Janke (Bovenden), links neben dem Altar aufgestellt.

Geläut

Zwei LG, I: es’’ (Bronze, Gj. 1732, Johann Heinrich Lüttke, Göttingen), Inschrift: „Margreta Kramer ais Operode verehret 20 Taler den Niderschedinschen an die Glocken. Johann Heinrich Lütken gos mich nach Niderscheden 1732“, bis 1843 in der Kapelle Niederscheden, seit etwa 1853 im Dachreiter des Schulhauses Niederscheden, 1971 war die Glocke abgenommen und abgestellt, 1973 kam sie in die Kapelle in Mielenhausen14; II: f’’ (Bronze, Gj. 1831, Heinrich Albert Bock, Einbeck), Inschrift: „Gemeinde Mielenhausen 1831. C. E. Harting, Bauermeister. H. Oppermann, Vorsteher. J. Flassbart, Vorsteher).

Friedhof

Kommunaler Friedhof am Nordrand des Dorfes, FKap (Bj. 1968). 1950 gehörten zwei Drittel des Friedhofs der KapG Mielenhausen und ein Drittel der politischen Gemeinde, die Verwaltung lag in kirchlicher Hand; wohl 1976 übergab die KapG den Friedhof der Kommune.15

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 1988–1991 (Pfarroffizialsachen); S 11a Nr. 7484 (Findbuch PfA).

Literatur

A: Gemeindebuch KKV Münden, S. 30; Casemir/Ohainski/Udolph, Ortsnamen Lkr. Göttingen, S. 279–280; Lufen, Denkmaltopographie Altkr. Münden, S. 206–207.
B: Gottfried Mehr: 950 Jahre Scheden. Unser Ort gestern und heute, Dransfeld 1997; Willi Osenbrück: Mielenhausen. Verzeichnis aller Häuser mit Daten und Fotos, Dransfeld 1979.


Fußnoten

  1. UB Hilwartshausen, Nr. 59. Die Nennung eines Dorfes Mylenhusen im Corveyer Wohltäterverzeichnis von 1160, das auf eine 988 belegt Schenkung in Mulinhus zurückgeht, ist eher auf die Wüstung Molhusen bei Warburg oder auf Mühlhausen bei Korbach zu beziehen (Mönchslisten II, S. 271). Vgl. auch: Casemir/Ohainski/Udolph, Ortsnamen Lkr. Göttingen, S. 279 f. Zur richtigen Zuordnung der u. a. bei Lufen, Denkmaltopographie Altkr. Münden, S. 206, angeführten Nennung eines Mylenhusen im vgl. ebd.
  2. Vgl. zum Amt Münden: NLA HA Hann. 74 Münden, Beschreibung.
  3. Kayser, General-Kirchenvisitation I, S. 157.
  4. Osenbrück, S. 5; Mehr, S. 122 ff.
  5. Osenbrück, S. 14.
  6. LkAH, B 2 G 9, Nr. 2093, Bl. 6.
  7. LkAH, B 2 G 9, Nr. 2093, Bl. 8e.
  8. Gemeindebuch KKV Münden, S. 30.
  9. LkAH, L 5c, unverz., Dankelshausen, Visitation 1971.
  10. KABl. 1976, S. 8 f.
  11. Kayser, General-Kirchenvisitation I, S. 157.
  12. Osenbrück, S. 33.
  13. LkAH, B 2 G 9 B, Nr. 488, Bl. 1.
  14. Mehr, S. 161; LkAH, B 2 G 9 B, Nr. 488, Bl. 25v.
  15. LkAH, L 5c, unverz., Dankelshausen, Visitationen 1950, 1971 und 1977.