Frühere Gemeinde | KapG der KG Dankelshausen | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Göttingen-Münden (Amtsbereich Münden) | Patrozinium: kein mittelalterliches Patrozinium bekannt1 | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundlich ist der Ort an der Schede erstmals im August 1046 nachgewiesen, als der Kg. und spätere Ks. Heinrich III. († 1056) dem Kloster Hilwartshausen ein Gut in villa quae dicitur Schitvn schenkte.2 In der ersten Hälfte des 14. Jh. ist die Unterscheidung zwischen Nederen Scheden (1317) und Superiori Scheden (1322) belegt.3 Scheden war vermutlich Stammsitz der gleichnamigen Adelsfamilie, die urkundlich vom 13. bis zum 15. Jh. nachgewiesen sind.4 Niederscheden gehörte zum Amt Münden im welfischen Teilfsm. Göttingen, das ab 1495 Teil des Fsm. Calenberg-Göttingen war („Kernlande Hannover“, 1692: Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. Kurhannover).5 In französischer Zeit zählte Niederscheden von 1807 bis 1813/14 zum Kanton Dransfeld im Distrikt Göttingen des Leinedepartements im Kgr. Westphalen. Danach gehörte das Dorf, nun im Kgr. Hannover, zunächst erneut zum Amt Münden, kam 1852 zum neuen Amt Dransfeld, das schon 1859 wieder im Amt Münden aufging. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Niederscheden 1866 an das Kgr. Preußen. Seit Einführung der Kreisverfassung 1885 war das Dorf Teil des Lkr. Münden, der 1973 im Lkr. Göttingen aufging. Zum 1. April 1964 schlossen sich Oberscheden und Niederscheden zur Gemeinde Scheden zusammen, 1973 wurden Dankelshausen und Meensen eingemeindet. Scheden gehört zur Samtgemeinde Dransfeld. Um 1810 lebten etwa 350 Menschen in Niederscheden, 1959 insgesamt 365 und 2020 in Scheden insgesamt 1.870 (Oberscheden, Niederscheden, Dankelshausen und Mielenhausen).
Kirchlich gehörte Niederscheden, ebenso wie Mielenhausen, zum Kirchspiel Dankelshausen. Mindestens seit dem 16. Jh. waren die beiden Kirchen Dankelshausen und Oberscheden als mater combinata verbunden, so dass insgesamt vier Dörfer zum Kirchspiel zählten. Pfarrsitz war stets das kleine Dankelshausen, über dessen Kirche die Familie von Stockhausen als Besitzerin des Gutes Wellersen das Patronat innehat.6 Vor der Einrichtung eigener Dorfschulen besuchten die Kinder der vier Dörfer bis 1743 oder 1790 die Kirchspielschule in Oberscheden.7
Es ist unklar, ob Niederscheden schon in vorref. Zeit eine eigene Kapelle besaß. Die ehemalige Glocke der Gemeinde, heute in Mielenhausen, stammt aus dem Jahr 1732. Aus dem Jahr 1829 haben sich Pläne für einen Kapellenneubau erhalten.8 Die alte Kapelle ließ die Gemeinde 1843 abreißen.9 Ab 1853 diente das neu eingerichtete Schulhaus gleichzeitig als Kapelle; die Glocke hing im Dachreiter über dem Südgiebel.10 Bis ins Jahr 1982 versammelte sich die Kapellengemeinde hier zu den üblicherweise monatlichen Gottesdiensten. Von 1982 bis 1996 nutzte die Gemeinde den Sitzungssaal des Gemeinderates, bevor die Gottesdienste mangels Beteiligung eingestellt wurden.11 Die KapG Niederscheden bestand seinerzeit bereits seit zwei Jahrzehnten nicht mehr: Zum 1. Januar 1976 hatten sich die beiden KG Oberscheden und Dankelshausen sowie die beiden KapG Mielenhausen und Niederscheden zusammengeschlossen und gemeinsam die neue „Ev.-luth. KG Scheden-Dankelshausen“ gegründet.12

Patronat

Der Landesherr (bis 1871).

Kapellenbau

Im Jahr 1843 abgerissen.13

Geläut

Eine LG, es’’ (Bronze, Gj. 1732, Johann Heinrich Lüttke, Göttingen), Inschrift: „Margreta Kramer ais Operode verehret 20 Taler den Niderschedinschen an die Glocken. Johann Heinrich Lütken gos mich nach Niderscheden 1732“, seit etwa 1853 im Dachreiter des Schulhauses, 1971 war die Glocke abgenommen und abgestellt, 1973 an die Kapelle in Mielenhausen abgegeben.14

Friedhof

Kirchlicher Friedhof, südwestlich des Dorfes, angelegt 1868, zeitweise in kommunaler Trägerschaft (1976 bis 1997), FKap (Bj. 1997, in Trägerschaft des „Verschönerungsvereins zur Pflege des Friedhofs Niederscheden e. V.“).15

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 1987 (Pfarroffizialsachen); S 11a Nr. 7484 (Findbuch PfA).

Literatur

A: Gemeindebuch KKV Münden, S. 30; Casemir/Ohainski/Udolph, Ortsnamen Lkr. Göttingen, S. 356–358; Lufen, Denkmaltopographie Altkr. Münden, S. 245–250.
B: Gottfried Mehr: 950 Jahre Scheden. Unser Ort gestern und heute, Dransfeld 1997, bes. S. 161; Joachim von Stockhausen: Dankelshausen-Wellersen zwischen Göttingen und Hann. Münden. Ein dorf- und familiengeschichtlicher Streifzug, Hamburg 2014.


Fußnoten

  1. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 172.
  2. MGH DD H III 163 [Digitalisat]; UB Hilwartshausen, Nr. 14. Zum Ortsnamen: Casemir/Ohainski/Udolph, Ortsnamen Lkr. Göttingen, S. 356 f.
  3. UB Hilwartshausen, Nr. 150 und Nr. 159.
  4. Mehr, S. 42 f. und S. 173 f.
  5. Vgl. zum Amt Münden: NLA HA Hann. 74 Münden, Beschreibung.
  6. Vgl. dazu Stockhausen, S. 34 ff.
  7. Mehr, S. 122 ff.
  8. NLA HA Hann. 83 II Nr. 4751, NLA HA Kartensammlung Nr. 23 k Niederscheden 1 pm.
  9. Mehr, S. 46.
  10. Mehr, S. 123.
  11. Mehr, S. 161.
  12. KABl. 1976, S. 8 f.
  13. Mehr, S. 46.
  14. Mehr, S. 161; LkAH, B 2 G 9 B, Nr. 488, Bl. 25v.
  15. Mehr, S. 161; Stockhausen, Kapitel „Die Mitgliedsgemeinden der Dankelshäuser Parochie proben den Aufstand“.