Sprengel Osnabrück, KK Bramsche | Patrozinium: Maria1 | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte

Die vermutlich älteste schriftliche Erwähnung des Ortes findet sich als Mentelage in einem undatierten Besitzverzeichnis des Gf. Heinrich von Dalen. Es wurde vermutlich um 1188 aufgestellt, später ergänzt und ist in einer Abschrift des 14. Jh. überliefert.2 In der Zeugenliste einer Urkunde von Gf. Moritz von Oldenburg, ausgestellt zwischen 1188 und 1209, erscheinen Rabodo de Meneslage, Alhart frater ejus.3 Menslage, dessen Zentrum ein Meyerhof bildete, lag zunächst im Einflussbereich der Gf. von Oldenburg. Das gleichnamige Gogericht, das sich in der zweiten Hälfte des 13. Jh. entwickelte und im Umfang dem Kirchspiel Menslage entsprach, war als Lehen der Gf. von Tecklenburg im Besitz der Herren von Darlage. Sie verpfändeten es 1338/41 an den Bf. von Osnabrück, der es 1371 endgültig erwarb und in das Amt Fürstenau des Hochstifts eingliederte. Menslage bildete nun das Zentrum einer gleichnamigen Vogtei, die sich mit dem Kirchspiel Menslage deckte. Seit Ende des Dreißigjährigen Krieges regierten abwechselnd ein kath. Bf. und ein luth. Bf. das Hochstift Osnabrück, letzterer stammte jeweils aus dem Haus Braunschweig-Lüneburg.4 Nach den Bestimmungen des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 wurde das Hochstift als Fsm. Osnabrück Teil des Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Hannover). Im französischen Satellitenkgr. Westphalen gehörte Menslage seit 1807 zum Kanton Berge im Distrikt Osnabrück des Departements Weser. Seit 1811 zählte Menslage zum Kaiserreich Frankreich (Kanton Quakenbrück, Arrondissement Quakenbrück, Departement Obere Ems). Ab 1815 war Menslage, nun im Kgr. Hannover, wieder Teil des Amtes Fürstenau, kam 1817 zum Amt Bersenbrück, 1852 zum Amt Quakenbrück und 1859 zurück zum Amt Bersenbrück. Nach der preußischen Annexion von 1866 blieb die Ämterstruktur zunächst bestehen. Seit Einführung der Kreisverfassung 1885 zählte Menslage zum neuen Kr. Bersenbrück, der 1972 im Lkr. Osnabrück aufging. Im gleichen Jahr begründeten die Landgemeinde Menslage (zu der auch Herbergen und Schandorf gehörten) zusammen mit Andorf, Borg, Bottorf, Hahlen, Hahnenmoor, Klein Mimmelage und Renslage die Gemeinde Menslage; die neue Gemeinde zählt seit ihrer Gründung zur Samtgemeinde Artland. Das Kirchspiel war bis in die erste Hälfte des 20. Jh. hinein landwirtschaftlich geprägt, die Bevölkerung teilte sich Mitte des 19. Jh. auf in etwa ein Drittel landbesitzende Bauern und etwa zwei Drittel landlose Heuerleute; zwischen 1830 und 1860 verließen etwa 1.000 Menschen das Kirchspiel und wanderten aus.5 Auf dem Gebiet der späteren Gemeinde Menslage lebten 1961 knapp 3.000 Menschen und 2015 knapp 2.500.

Kirche, Ansicht von Nordosten, 1980

Kirche, Ansicht von Nordosten, 1980

Kirchlich gehörte Menslage zunächst zu Löningen. Ein eigenes Kirchengebäude entstand, nachdem die Gf. von Oldenburg 1244 ein Zisterzienserkloster in Menslage gegründet hatten.6 1247 stimmte der Abt des Klosters Corvey zu, bei dem neuen Kloster eine Pfarrei einzurichten, und trennte dafür einige Bauerschaften von der Gemeinde Löningen ab: Borgh, Borgdorpe, Bergvelde, Scandorpe, Parvum Mintemelage, Widorpe, Anrepe, Herbergen, Renceslage, Halen sowie zwei Kotten in Hagen und More und die sogenannten Waldkotten.7 Der Pfarrer von Löningen ließ sich mit Getreide- und Geldrenten für die Verkleinerung seines Pfarrsprengels entschädigen. Als das Kloster 1250 nach Börstel umzog, übertrug Gf. Otto von Oldenburg den Zisterzienserinnen das Patronat über seine Pfarrkirche in Menslage (nos ecclesiam Menslage).8 Der zisterziensische Ursprung blieb noch lange augenfällig: Die Kirche besaß bis hinein in das letzte Viertel des 16. Jh. keinen Turm, lediglich einen Dachreiter. Am Rande des Kirchhofs wurden Getreidespeicher errichtet und die Gesamtanlage lässt sich als Kirchenburg beschreiben.9
Mit Thiderico plebano in Menslage ist 1283 erstmals der Name eines Geistlichen des neuen Kirchspiels überliefert.10 Weitere Namen sind aus dem 15. Jh. bekannt: 1408 war Lambertus Hekeze Vikar in der Pfarrkirche Menslaghe (Altarstiftung für die Vikarie 1366 belegt)11 und vor 1435 hatte Gerhard Trekel (oder Crekel) die Pfarrstelle inne. Ihm folgte der Osnabrücker Kleriker Henricus Droghe, der allerdings an der päpstlichen Kurie in Rom weilte.12 1437 bemühte sich der presbiter Bernardus Tyekink (Tiekinck) um die Pfründe13, 1445 war Sanderus de Elberchen alias Tijeken Pleban in Menslage.14 Möglicherweise ist er identisch mit Sanderus de Borstel, der vor 1454 Pfarrherr war und dem Arnold Grundik nachfolgte.15 Im Jahre 1470 bemühte sich Sanderus Tyekinck um die Menslager Pfarre: Sie würde wegen der Absetzung von Johannes Brunynck frei, da dieser mit einer Blutsverwandten Kinder gezeugt habe (proles ex consanguinea suscitavit).16 Allerdings lässt sich Johannes Brunynck auch 1482 als Kirchherr (Pfarrer) in Menslage nachweisen.17 Zwischen 1492 und 1508 ist Egbert Hoven mehrfach als Pfarrer des Kirchspiels belegt, zwischen 1508 und 1527 Friedrich ton Vorde als Kaplan.18 Einblicke in das Vermögen und die Geschäfte des Kirchspiels gewährt ein Urkundenbestand, der überwiegend aus dem 15. und 16. Jh. stammt.19 Sie zeigen u. a., dass die Verwaltung des Kirchenvermögens fest in der Hand der Ratleute (also Kirchenvorsteher) der Gemeinde lag.20 Die Pfarrer des Kirchspiels treten allenfalls als Urkundenzeugen in Erscheinung.
Als Kirchspiel im Hochstift Osnabrück erlebte Menslage die Einführung der luth. Lehre vermutlich 1543. Ohne Mitwirkung des Domkapitels hatte der Osnabrücker Bf. Franz von Waldeck in diesem Jahr den Lübecker Sup. Hermann Bonnus damit beauftragt, Bistum und Hochstift Osnabrück zu reformieren. Bonnus hatte bereits eine KO für die Stadt Osnabrück verfasst und erarbeitete auf dieser Grundlage die Kerckenordnung vor de landkercken des stifts Osenbrugge. Er bereiste die Gemeinden, um die KO zu verbreiten, die Geistlichen in der luth. Lehre zu unterrichten und ihre Eignung zu prüfen.21 In Menslage hatte 1542 P. Friedrich Hallervorde das Pfarramt übernommen. Er ist vermutlich seit 1543 als erster luth. Prediger des Kirchspiels anzusehen und lässt sich bis 1556 in Menslage nachweisen.22 Im Jahr 1548 zwang das Domkapitel den Bf., die Reformation zurückzunehmen, allerdings gelang keine vollständige Rekatholisierung. Die kirchlichen Verhältnisse im Hochstift blieben vorerst ungeklärt und die konfessionelle Ausprägung konnte von Gemeinde zu Gemeinde variieren. Bei der Visitation 1624/25 notierte Albert Lucenius über den Menslager Pfarrer Barjona Hallervorde, er sei 95 Jahre alt, blind, ein Ketzer und verheiratet.23 Ostern 1625 übernahm der Katholik Johannes Brüning das Pfarramt, den 1633 die Schweden absetzten.24 Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde in der Capitulatio perpetua Osnabrugensis (1650) festgelegt, welche Gemeinde des Hochstifts luth. und welche kath. war und bleiben sollte; ausschlaggebend sollte dabei nach Art. 13 des Westfälischen Friedens (1648) die konfessionelle Zugehörigkeit im ‚Normaljahr‘ 1624 sein. Letztlich war die Angelegenheit Verhandlungssache. Menslage wurde den Protestanten zugeschlagen.25

Kirche, Blick zur Orgel, Teilansicht, vor 1915

Kirche, Blick zur Orgel, Teilansicht, vor 1915

Von 1702 bis 1810 war die Menslager Pfarrstelle in der Hand der Familie Gerding: Nacheinander amtierten hier P. Johann Wilhelm Gerding (amt. 1702–1734), dessen Sohn P. Johann Gerhard Gerding (amt. 1734–1757), dessen Cousin P. Georg Wilhelm Gerding (amt. 1757–1799) und dessen Sohn P. Johann Friedrich Arnold Gerding (amt. 1799–1810).26 Neben der Pfarrstelle bestand in Menslage auch weiterhin eine Vikarie, für die gleichfalls das Stift Börstel das Patronat besaß; sie war von 1691 bis 1718 mit Johann Heinrich Gerding besetzt, einem Bruder des P. Johann Wilhelm Gerding.27 Im Jahre 1790 begründete der Lehrer Berend Foeth eine Lesegesellschaft in Menslage, deren Leitung später P. Gerhard Möllmann (amt. 1810–1839) übernahm, ein Theologe der Aufklärung.28 Um seine Nachfolge entbrannte ein Streit: Als Patronin hatte die Äbtissin des Stiftes Börstel den Pietisten Fachtmann für die Pfarrstelle in Menslage präsentiert.29 Über seine Probepredigt schrieb der Kirchenprovisor Ellerkamp rückblickend: „Mit kurzen Worten war seine Parole, das Lehren gebühre der Geistlichkeit, das Glauben dem Volke. Der Verstand dürfe nicht angewandt werden zum Prüfen, nein dies sei sündhaft“. Ellerkamp resümierte: „Zu einer solchen Lehre hatten die Menslager keine Lust“.30 Sie konnten die Einsetzung Fachtmanns verhindern und die Pfarrstelle blieb bis 1842 vakant. Mit P. Georg Ludwig Wilhelm Funke (amt. 1842–1857) kam schließlich dennoch ein eher pietistisch gesinnter Geistlicher nach Menslage. Nach seinem Weggang sandte die Gemeinde 1857 eine Bittschrift an den hannoverschen König, und schrieb darin: „Vor etwa 16 Jahren wurde uns ein Pfarrer gegeben, dessen religiöse und theologischen Anschauungen von denjenigen, in denen wir erzogen und gebildet waren und von denen wir, weil wir sie für ächt protestantisch erkennen und halten, nimmer ablassen werden, so gänzlich abwichen, daß seine Predigten und die von ihm geleiteten Gottesdienste unser religiöses Bedürfniß nicht befriedigen konnten.“ Die Kirche, die einstmals „die Schaaren der Andächtigen kaum zu fassen vermochte, ward wenig besucht, auch der Altar des Herrn ward immer leerer, der Pfarrer ein Fremdling in seiner Herde“.31 Daher machte die Gemeinde nun einen eigenen Vorschlag zur Wiederbesetzung der Pfarrstelle, konnte sich jedoch nicht durchsetzen. Die Meinungsverschiedenheiten mit Stift und Konsistorium wirkten lange nach und prägten sich in das Gedächtnis der Gemeinde ein. Im Nachgang zur Visitation 1960 verfasste der KV ein Schreiben an den LSup. und formulierte: „Jahrhunderte alt ist der Gegensatz zwischen der Kirchengemeinde und der jeweiligen Patronatsherrin, der Äbtissin von Börstel. Menslage hatte von 1750 bis 1840 etwa ein blühendes kirchliches Gemeindeleben unter fünf liberalen Geistlichen. Nach dem Vorstoß der pietistischen Richtung in der evangelischen Kirche wurde den Menslagern bei jeder Vakanz durch einen übertriebenen Dirigismus des Konsistoriums und der Patronatsherrin immer ein Pfarrer präsentiert, den sie nicht haben wollte. […] Von Generation zu Generation weiterberichtet ist der erbitterte Kampf der Menslager gegen das Konsistorium gegen die geplante Einsetzung des Pfarrers Fachtmann.“32

Kirche, Ansicht von Südwesten, November 1945

Kirche, Ansicht von Südwesten, November 1945

Während der NS-Zeit war die Pfarrstelle zunächst vakant, bis 1935 P. Erich Vorstius (amt. 1935–1945) nach Menslage kam.33 Ein Jahr später gab er bei der Beantwortung der Visitationsfragen an, er gehöre zur BK und sei „der Meinung, daß man, wenn man sein Amt in Gemäßheit des Bekenntnisses unserer Kirche führen will, heute an der Lehrentscheidung von Barmen und der Verfassungsentscheidung von Dahlem nicht vorbeigehen darf“. Der Badbergener Sup. fasste kurz zusammen: „Seine Gegner hat er in der NSDAP.“34 Als Anfang April 1945 die alliierten Truppen anrückten, leistete die Wehrmacht in und um Menslage noch Widerstand.35 Bei den Kämpfen brannte die Menslager Kirche aus und nachdem später auch das Gewölbe eingestürzt war, standen nur noch die Umfassungsmauern.36 Die Gemeinde begann 1946 mit dem Wiederaufbau des zerstörten Gottesdienstes und konnte am vierten Advent 1949 eine „kleine Kirchenweihe“ feiern: Die Kirche war benutzbar, befand sich aber im Rohbau: Sie besaß u. a. keinen Altar, keine Orgel und auch der Turm war noch nicht wiederaufgebaut. Um zur Finanzierung der weiteren Arbeiten beizutragen, gründete sich 1951 der „Kreditverein Kirchenbau Menslage e. V.“.37 Im Jahr 1954 war der Kirchturm vollendet.

Orgel, nach 1952 (1952 Orgelneubau)

Orgel, nach 1952

Seit Anfang der 1970er Jahre weitete die KG ihre Aktivitäten über „die traditionell kirchlichen Aufgaben (Gottesdienst, Seelsorge, Unterricht, Jungschar- und Frauenarbeit)“ hinaus aus, wie der Ortspfarrer 1984 rückblickend formulierte.38 Zum einen übernahm sie 1973 die Trägerschaft eines ev. Kindergartens (Ev. Kindertagesstätte „St. Marien“, seit 2012 in Kirchenkreisträgerschaft). Zum anderen begründete sie 1982 die Schwesternstation neu, die das Rote Kreuz kurz zuvor hatte aufgeben müssen (eingebunden in die Diakonie- und Sozialstation Artland).39
Das Kirchspiel vergrößerte sich leicht, als 2013 die KG Börstel aufgehoben wurde und sich deren neun Gemeindeglieder der KG Menslage anschlossen.40 Zusammen mit weiteren KG der Region gehört die Gemeinde seit 1971 zu den Trägerinnen des Christlichen Krankenhauses Quakenbrück (Mitgliedsgemeinde einer Beteiligungsgesellschaft). Seit September 2018 ist die KG Menslage pfarramtlich mit den KG Bippen und Berge verbunden.

Umfang

Die Gemeinde Menslage (Kirchdorf Menslage, Bauerschaften Andorf, Borg, Bottorf, Hahlen, Herbergen, Klein Mimmelage, Renslage, Schandorf, Wasserhausen und Wierup sowie seit den 1920er Jahren die Neusiedlungen Herberger Zuschlag und Hahnenmoor). Die ev. Einwohner der drei eher kath. Ortschaften Röpke, Winkum, Brokstreek (seit etwa 1900 Teil der KapG Löningen), die zur Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg zählen (in den Visitationsberichten bis 1978 genannt).41 Von 1815 bis 1854 die ev. Einwohner von Nortrup und Loxten (dann KG Loxten).

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Merzen-Löningen der Diözese Osnabrück.42 – Vor der Einführung der Inspektionseinteilung im Fsm. Osnabrück unterstand Menslage der Aufsicht des Amtes Fürstenau, seit 1817 des Amtes Bersenbrück. Im Zuge der Neuorganisation der kirchlichen Aufsichtsbezirke kam es 1821 zur 3. Insp. und 1822 zur 4. Insp. (Sitz der Suptur. bis 1850 in Quakenbrück, bis 1859 in Badbergen, bis 1884 in Menslage, dann dauerhaft in Badbergen). Aufsichtsbezirk Badbergen zum 1. Oktober 1947 aufgehoben, seitdem Aufsichtsbezirk (KK) Bramsche.43

Patronat

Gf. von Oldenburg. Seit 1250 Stift Börstel (1244 als Zisterzienserinnenkloster gegründet, Anzeichen luth. Reformen 1531/32, 1650 den Protestanten zugeschlagen, 1674 freiweltliches, hochadliges Damenstift; 1811 aufgelöst, 1813 restituiert; 1977 selbständige Stiftung öffentlichen Rechts unter Oberaufsicht des Landes Niedersachsen).44 1908 bemühte sich die KG, dem Stift das Patronatsrecht abzukaufen, Äbtissin und Stiftskapitel lehnten jedoch ab, ebenso 1914, 1920 und 1928.45 Im Visitationsbericht 1936 notierte P. Erich Vorstius: „Die Rechte des Patrons sind umstritten.“46 Das Patronat besteht weiterhin.

Kirchenbau
Kirche, Grundriss, vor 1915

Kirche, Grundriss, vor 1915

Frühgotische Saalkirche mit dreiseitigem Chorschluss und Sakristeianbau an Südseite, erbaut im 13. Jh., bei Wiederaufbau nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg verändert. Satteldach, über dem Chor mit Walm; im Osten Wetterschwan auf dem Dachfirst; verputztes Bruchsteinmauerwerk (Raseneisenstein); spitzbogige Fenster, weit hervortretende Strebepfeiler; Portal an Nordseite. Im Innern Kreuzrippengewölbe (rot), Westempore. Statische Sicherung des Kirchengebäudes in den 1780er Jahren. 1808 nahm die Gemeinde einen Kredit für Bauarbeiten an Kirchturm und Kirche auf.47 Östliche Giebelwand 1844 eingestürzt und als Backsteinwand erneuert. Kirche am 10. April 1945 ausgebrannt (Gewölbe später eingestürzt)48, Wiederaufbau 1946–54 (dreiseitiger statt gerader Chorschluss). Sanierungen 1969 und 1989–92.

Fenster

Drei farbige Chorfenster (2003, Egon Stratmann, Hattingen), u. a. mit Darstellungen des Barmherzigen Samariters (Lk 10,25–37) sowie Marias und Martas (Lk 10,38–42).

Turm

Quadratischer Westturm, errichtet um 1576/79, Wiederaufbau nach Zerstörung 1945, abgeschlossen 1954. Steinsichtiges Bruchsteinmauerwerk (Ueffelner Sandstein); hoher, kupfergedeckter Helm mit quadratischem Ansatz und achteckig ausgezogener Spitze, bekrönt mit Kugel, Kreuz und Wetterhahn; Gaube für Uhrschlagglocke nach Osten; flachbogige Schallfenster im Glockengeschoss; großes Flachbogenfenster über Westportal.

Kirche, Blick zum Altar, nach 1970

Kirche, Blick zum Altar, nach 1970

Ausstattung

Schlichter Altar aus Ibbenbürener Sandstein (1950). – Kanzel (1958, Eichenholz, Arnold Rickert, Bielefeld). – Hängendes Altarkreuz (1970, Stahl, Joachim Schubotz).49 Ehemalige Ausstattung: Taufstein Bentheimer Typs (13. Jh.), Fragment seit Anfang des 20. Jh. im Museum im Kloster (vormals Kreismuseum Bersenbrück).50 – Porträt P. Bernhard Möllmann (amt. 1810–1839), Inschrift: „Bernhard Möllmann, geboren zu kl. Mimmelage am 3. Mai 1760, Pastor in Börstel vom 17. Juni 1792 bis 2. Sept. 1810; Pastor in Menslage seit 2. September 1810, gestorben 16. August 1839, 79 Jahre alt. Ein warmer Freund der Aufklärung und Bildung; ein ächter Beförderer der Freiheit“ und „Gemalt von J. D. Schrage“.

Orgel

1700 holländische Orgel angeschafft. Neubau 1930, ausgeführt von P. Furtwängler & Hammer (Hannover), 24 II/P pneumatische Traktur, Taschenladen (Opus 1081), einzelne Teile der alten Orgel wiederverwendet, April 1945 zerstört.51 1952 Orgelneubau, ausgeführt von Orgelbau Emanuel Kemper (Lübeck), 22 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen.

Kirche, Blick nach Osten, um 1945/46

Kirche, Blick nach Osten, um 1945/46

Geläut

Drei LG, I: h (Stahl, Gj. 1953, Bochumer Verein); II: dʼ (Stahl, Gj. 1953, Bochumer Verein); III: eʼ, Inschrift: „Eccl. 4 V. 17. Beware deinen Fvs wenn dv zvm Havse Gottes gehest vnd komme das dv hoerest. I. W. Gerding Past. Albert Wessendorff. Herman Bergfeld. Ioh. Heinr. Ubing. Lampe Bunte Provisores. Anno 1769. Soli deo gloria. Maria“ und „Rincker von Osnabrück me fecit nach Menslage“, Bild: Kg. David mit Harfe (Bronze, Gj. 1769, Friedrich Moritz Rincker, Osnabrück), im Zweiten Weltkrieg 1942 zu Rüstungszwecken abgegeben, nicht eingeschmolzen und 1948 wieder in Menslage.52 Eine SG gʼʼ (Bronze, Gj. 1450), seit Ende des Zweiten Weltkriegs ungenutzt, da bei Wiederaufbau keine neue Kirchturmuhr angeschafft wurde. – Früherer Bestand: 1487 verkauften die Ratsleute der Menslager Kirche Land, um eine große Glocke anzuschaffen.53 1550 erhielt Küster Merten Vordis ein Stück Land für das Glockenläuten.54 Reste einer zerbrochenen Glocke 1622 an Glockengießer verkauft und Neuguss einer großen LG, genannt „Hamburger“ (Bronze, Gj. 1622, Hans Nüssel, Hamburg); umgegossen zu einer LG (Bronze, Gj. 1767, Friedrich Moritz Rincker, Osnabrück), geborsten und umgegossen zu heutiger LG III. Eine kleine LG (Bronze, Gj. 1670), geborsten und umgegossen zu einer LG (Bronze, Gj. 1790, Mammeus Fremy Heidefeld, Burhafe/Wittmund), 1917 zu Rüstungszwecken abgegeben. Eine größere LG, umgegossen zu einer LG, Inschrift: „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“ (Bronze, Gj. 1867 oder 1877, Petit & Edelbrock, Gescher), 1917 zu Rüstungszwecken abgegeben. Zwei LG (Stahl, Gj. 1925), bei Brand der Kirche April 1945 herabgestürzt und zerstört).55

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus mit Gemeinderäumen (Bj. 1726), Fachwerkbau, 1964/65 renoviert. – Küsterhaus (Bj. etwa 1780), Fachwerkbau. – Kindergarten (Bj. 1972).

Friedhof

Kirchlicher Friedhof, ursprünglich an der Nordseite der Kirche, ab etwa 1820 südwestlich, 1916 erweitert. FKap (ehemalige Pfarrscheune, Bj. etwa 1790, Umbau zu Aussegnungshalle 1984).

Liste der Pastoren (bis 1940)

1542–1554 Johann Friedrich Hallervoord. – 1554–1558 Friedrich Anton Borde. – 1558–1575 Langhorst. – 1575–1625 Burjou (Barjona) Hallervoort. – 1625–1643 Johann Bruningh. – 1644–1647 Conrad Krause. – 1651–1677 Henricus Sprick. – 1679–1702 Johann Heinrich Kemna. – 1702–1734 Johann Wilhelm Gerding. – 1734–1757 Johann Gerhard Gerding. – 1757–1799 Georg Wilhelm Gerding. – 1799–1810 Johann Friedrich Arnold Gerding. – 1810–1839 Bernhard Möllmann. – 1839–1842 Gottlieb August Ernst Fachtmann (designiert; Pfarrverweser 1840–1842 Hilfsgeistlicher Carl Friedrich Ludwig Heinrich Winzer). – 1842–1857 Georg Ludwig Wilhelm Funke. – 1859–1884 August Durlach. – 1885–1903 Friedrich Otto Bösenberg. – 1903–1933 Heinrich Diedrich Christian Hockemeyer. – 1935 Erich Vorstius.
Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 141 (mit Korrekturen)

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 3 Nr. 308–320 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 41 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 5518–5532 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 2810Digitalisat (Visitationen); A 12e Nr. 61Digitalisat(GSuptur. Hannover); D 6 (Urkunden KG Menslage); D 106 (EphA Bramsche); L 5f Nr. 94–95, 453, 872 (LSuptur. Osnabrück); S 6 Nr. 287 (Handschriften, Vorlesungsnachschriften).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1694 (Lücken: 1748)
Trauungen: ab 1694 (Lücken: 1746–1748)
Begräbnisse: ab 1694 (Lücken: 1748)
Kommunikanten: ab 1876 (Zahlenregister: 1933–April 1946; Lücken: Mai 1946–Juli 1951)
Konfirmationen: ab 1810

Literatur

A: Gemeindebuch KK Bramsche, S. 51–54; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 942; Dühne, Osnabrück, S. 80–85; Grote/van der Ploeg/Kellner, Wandmalerei, Katalogband, Nr. 192; Kuhlmann, Artland, S. 220–328; Meyer, Pastoren II, S. 141; Mittelstädt/Mosebach, Kirchen & Kirchenburgen, S. 24–31; Nöldeke, KD Kr. Wittlage und Bersenbrück, S. 151–156; Weichsler, Hdb. Sprengel Osnabrück, S. 59–60; Wrede, Ortsverzeichnis Fürstbistum Osnabrück II, S. 44–46.
B: Kirchspiel Menslage. Beiträge zur Geschichte, hrsg. von Gemeinde und Heimatverein Menslage, Quakenbrück 1990; Hans-Neithardt Hansch: Ein Seelsorger sorgt sich um die Heuerleute. Der Menslager Pastor Georg Ludwig Wilhelm Funke und seine Schrift „Über die gegenwärtige Lage der Heuerleute im Fürstenthume Osnabrück“, in: Heimat-Jahrbuch Osnabrücker Land 2015, S. 81–89; Gerhard Hülskämper: Die Marienkirche zu Menslage. Wechselvolle Schicksale im Spiegel der Jahrhundertwende, in: Osnabrücker Land 1978. Heimat-Jahrbuch, S. 58–66; Johanna Pointke: Die Ausübung des Patronatsrechts über die Kirche in Menslage durch das Kapitel des Stiftes Börstel, Typoskript 2018 (LkAH, S 6, Nr. 287); Karl-Heinz Ziessow: Kirche und Kirchspiel Menslage von der Gründung bis 1850, in: Helmut Ottenjann: Vom Leben auf dem Lande. Kirchspiele und Bauerschaften in der Frühen Neuzeit. Zum 80. Geburtstag ausgewählte Aufsätze des Autors, Cloppenburg 2011, S. 203–232.

Weitere Bilder

Fußnoten

  1. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 227; ebd. II, S. 114. Belegt u. a. 1401: „unser leven vrowen van hemelrike to Menslage“, LkAH, D 6 Nr. 2.
  2. Osnabrücker UB I, Nr. 391.
  3. Osnabrücker UB II, Nr. 1.
  4. Feldkamp, Bedeutung, S. 79 ff.
  5. Hansch, S. 82 und 87.
  6. Dolle, Klosterbuch I, S. 91 ff.
  7. Osnabrücker UB II, Nr. 501 und 509 (Bestätigung durch Bf. Engelbert von Osnabrück); Kirchspiel Menslage, S. 11.
  8. Osnabrücker UB II, Nr. 586.
  9. Mittelstädt/Mosebach, Kirchen & Kirchenburgen, S. 26; Kirchspiel Menslage, S. 194 f.
  10. Osnabrücker UB IV, Nr. 385.
  11. RG Online, RG II 09258, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/2/9258, 14.11.2018. Zur Altarstiftung und zur Vikarie allgemein: NLA OS Dep 91 b Akz. 2011/059 Nr. 1317, 19.02.2021; die Urkunde von 1366 ist in einer Abschrift von 1657 überliefert.
  12. RG Online, RG V 02730, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/5/2730, 14.11.2018.
  13. RG Online, RG V 00756, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/5/756, 14.11.2018.
  14. Kirchspiel Menslage, S. 73 (Messkornregister 1445).
  15. RG Online, RG VI 00306, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/6/306, 14.11.2018.
  16. RG Online, RG IX 05479, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/9/5479, 14.11.2018.
  17. LkAH, D 6 Nr. 23.
  18. LkAH, D 6 Nr. 29, 30, 32 und 36; LkAH D 6 Nr. 36, 40, 48 und 51.
  19. LkAH, D 6. Die älteste Urkunde ist von 1384, die jüngste von 1826; etwa 80 der insgesamt 115 Stücke gehören in das 15. und 16. Jh.).
  20. Neben der Bezeichnung Ratleute finden sich in den Urkunden mitunter auch die Begriffe Provisoren (1384, 1589), Bauherren (1481, 1486) oder Kirchengeschworene (1527, 1548).
  21. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 7,1, S. 215 f. und 222 ff.; Winzer/Tauss, Miteinander leben, S. 29.
  22. LkAH D 6 Nr. 72.
  23. Bär, Protokoll Albert Lucenius, S. 273. Zur Visitation des Albert Lucenius vgl. Steinwascher, Wildwuchs, S. 215 ff.
  24. Wöbking, Konfessionsstand, S. 83 f.
  25. Fink, Drucke, S. 33. Zu den Verhandlungen über die Capitulatio vgl. Seegrün, Verteilung, S. 59 ff.
  26. Gemeindebuch KK Bramsche, S. 52.
  27. NLA OS Dep 91 b Akz. 2011/059 Nr. 1346, 19.02.2021.
  28. Kirchspiel Menslage, S. 24.
  29. Kirchspiel Menslage, S. 34; Hansch, S. 81. Fachtmann war ein Sohn des Börsteler Pfarrers Gottlieb Fachtmann (amt. 1813–1855).
  30. LkAH, L 5f, Nr. 94 (Visitation 1960), darin: Abschrift des Berichts über die Auseinandersetzungen 1839–42, verfasst von Kirchenprovisor Ellerkamp.
  31. Zit. in Kirchspiel Menslage, S. 40.
  32. LkAH, L 5f, Nr. 94 (Visitation 1960). Anlass des Schreibens war „der leichte Vorwurf mangelnder Aktivität unseres Pfarrers“ der sich „wie ein roter Faden“ durch den Visitationsbericht ziehe und gegen den der KV den Pfarrer in Schutz nahm.
  33. Zum langwierigen Besetzungsverfahren vgl. Pointke, S. 5 ff.
  34. Beide Zitate: LkAH, L 5f, Nr. 94 (Visitation 1936). Der Sup. erläutert weiter: P. Vorstius sei „mehrfach vom Landjäger verhört worden, wird auch jetzt noch öfter vom Landjäger in der Kirche abgehört. Jedoch hat man ihm niemals etwas anhaben können. Die Hauptschuld trägt die Partei.“ In seinem 1940 verfassten Visitationsbescheid kritisierte der LSup. des Sprengels Osnabrück-Diepholz die „scharfe kirchenpolitische Haltung“ von P. Vorstius.
  35. Kirchspiel Menslage, S. 44 f. 153 ff.; Mittelstädt/Mosebach, Kirchen & Kirchenburgen, S. 25.
  36. LkAH, B 2 G 9/Menslage Bd. I, Bl. 11: Am 5. Februar 1946 schrieb der hannoversche Provinzialkonservator an das Landeskirchenamt, er habe die Nachricht erhalten, „dass die Gewölbe der Kirche in Menslage leider jetzt eingestürzt sind.“
  37. Kirchspiel Menslage, S. 48; LkAH, B 2 G 9/Menslage Bd. I, Bl. 202 und 197–199.
  38. LkAH, L 5f, Nr. 95 (Visitation 1984).
  39. Kirchspiel Menslage, S. 55.
  40. KABl. 2013, S. 16.
  41. LkAH, L 5f, Nr. 453 (Visitation 1928); ebd. Nr. 95 (Visitation 1978).
  42. Kretzschmar, Türkenzehnte, S. 259 und 264.
  43. KABl. 1947, S. 50.
  44. Osnabrücker UB II, Nr. 586; Dolle, Klosterbuch I, S. 91 ff.; vgl. auch Pointke, bes. S. 3 ff.
  45. Pointke, S. 4 f.
  46. LkAH, L 5f, Nr. 94 (Visitation 1936).
  47. LkAH, D 6 Nr. 114.
  48. LkAH, B 2 G 9/Menslage Bd. I, Bl. 3 und 11.
  49. LkAH, B 2 G 9/Menslage Bd. IV, Bl. 44–47. Kirchspiel Menslage, S. 53: „das umstrittene Metallkreuz“.
  50. Nöldeke, KD Kr. Wittlage und Bersenbrück, S. 156.
  51. Pape/Schloetmann, Hammer, S. 140; LkAH B 2 G 9/Menslage Bd. I.
  52. Kirchspiel Menslage, S. 49.
  53. LkAH, D 6 Nr. 27.
  54. LkAH, D 6 Nr. 70.
  55. LkAH, S 9/Menslage (darin: G[erhard] Hülskämper: Die Geschichte der Kirchenglocken zu Menslage, 1954).