Sprengel Osnabrück, KK Bramsche | Patrozinium: Christus | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte

Schriftlich lässt sich der Ort erstmals in einer Urkunde aus dem Jahre 1150 als Hasbe nachweisen.1 Die Bauerschaft Hesepe gehörte im Hochstift Osnabrück, dessen Ämterstruktur im 14. Jh. entstand, zunächst zum Amt Fürstenau. Seit der zweiten Hälfte des 14. Jh. zählte Hesepe zum Amt Vörden des Hochstifts (belegt 1370). Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges regierten abwechselnd ein kath. Bf. und ein luth. Bf. das Hochstift. Letzterer stammte jeweils aus dem Haus Braunschweig-Lüneburg.2 Nach den Bestimmungen des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 wurde das Hochstift als Fsm. Osnabrück Teil des Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Hannover). Von 1807 bis 1810 war Hesepe im französischen Satellitenkgr. Westphalen Teil des Kantons Bramsche im Distrikt Osnabrück des Departements Weser. Von 1810 bis 1813 gehörten Dorf und Kanton zum Arrondissement Osnabrück im Departement Obere Ems des Kaiserreichs Frankreich. Ab 1815 zählte Hesepe, nun im Kgr. Hannover, wieder zum Amt Vörden. Nach der preußischen Annexion von 1866 blieb die Ämterstruktur vorerst bestehen. Bei Einführung der Kreisverfassung 1885 kam Hesepe zum Kr. Bersenbrück, der 1972 im Lkr. Osnabrück aufging. Im gleichen Jahr wurde Hesepe in die Stadt Bramsche eingemeindet. Erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs entwickelte sich die verstreute Bauerschaft Hesepe zu einer stärker verdichteten Siedlung, wodurch der Bevölkerungsanteil der Arbeiter und Angestellten wuchs. 1821 lebten in Hesepe knapp 520 Menschen, 1939 etwa 1.070, 1961 knapp 2.350 und 2015 rund 4.500.

Kirche Hesepe, 1980

Kirche Hesepe, 1980

Kirchlich gehörte die Bauerschaft Hesepe bis in die zweite Hälfte des 20. Jh. zum Kirchspiel Bramsche, das sich zum 1. Januar 1962 in vier Gemeinden aufteilte: KG St. Martin Bramsche, KG St. Johannis Bramsche, KG Achmer und KG Hesepe.3 Die 1957 eingerichtete vierte Pfarrstelle der Muttergemeinde Bramsche ging auf die neue KG Hesepe über, die Zahl ihrer Gemeindeglieder lag bei gut 3.000.4 Der erste Pfarrer der Gemeinde, zu der auch die Orte Rieste und Sögeln zählen, war P. Tilo Backhauß (amt. 1958–1990). In den Jahren 1961 bis 1965 entstand in der Mitte Hesepes ein Gemeindezentrum aus Pfarrhaus, Gemeindehaus und Kirche (Architekt: Kurt Schulze-Herringen, Osterholz-Scharmbeck). Am zweiten Advent 1965 weihte Lbf. Hanns Lilje das neue Gotteshaus ein, es erhielt den Namen Christuskirche.
Als ihre erste Aufgabe sah die junge KG die Gründung einer Gemeindeschwesternstation an, da „die Arbeit der Fürsorge das neben der pfarramtlichen Tätigkeit und Wortverkündung wichtigste Geschäft“ sei, wie P. Backhauß 1967 formulierte.5 Um die Finanzierung der Schwesternstation sicherzustellen, gründete sich ein Freundeskreis; 1979 ging die Station in der Diakoniestation Bramsche auf.6
Den seit 1969 geplanten kirchlichen Kindergarten konnte die Gemeinde lange Zeit nicht verwirklichen, da die Landeskirche einen Neubau nicht bezuschusste. 1995 schließlich übernahm die KG die Trägerschaft für die „Ev. luth. Kindertagesstätte und Familienzentrum Hesepe“ (seit 2019 in Trägerschaft des KK Bramsche).

Kapelle Rieste, Ansicht von Nordosten, 1980

Kapelle Rieste, Ansicht von Nordosten, 1980

Eine zweite Gottesdienststätte besitzt die KG Hesepe im eher kath. Rieste (1967: etwa 1.000 kath. und 560 ev. Einwohner). Der Bramscher P. Wilhelm Wöbking (amt. 1888–1902) hatte bereits im Jahr 1900 den Bau einer Kapelle für die Evangelischen in Rieste angeregt, die Grundsteinlegung konnte die Gemeinde jedoch erst am Himmelfahrtstag 1912 feiern. Anlässlich ihres 80. Geburtstags erhielt die Kapelle den Namen Emmauskapelle, da im farbigen Altarfenster eine Szene aus der Emmausgeschichte dargestellt ist.7

Umfang

Hesepe, Rieste und Sögeln. Seit 2008 auch die Wohnplätze Bieste, Brandewiede, Heide, Westendorf und Wischershausen (zuvor KG Vörden).8

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung der KG 1962 zum KK Bramsche.

Kirchenbau – Christuskirche Hesepe
Kirche, Ansicht von Südwesten

Kirche Hesepe, Ansicht von Südwesten

Trapezförmiger Bau mit Satteldach, ausgerichtet nach Nordosten, erbaut 1964/65 (Architekt: Kurt Schulze-Herringen, Osterholz-Scharmbeck). Roter Ziegelbau, in Südostwand schräg ansteigende Fensterfläche, gegliedert mit schmalen Betonstreben. Im Innern holzverschalte Decke, Westempore, Nordempore.

Fenster

Farbiges Betonglasfenster in Südwestgiebel und rundes Betonglasfenster in Südostwand des Chorraums (Glasmaler Heinz Lilienthal, Bremen).

Turm

Freistehender Glockenturm, erbaut 1965. Niedriger, verklinkerter Sockel und hoher, spitzpyramidenförmiger Turmhelm; ursprünglich Bleideckung, nach Sturmschaden 1975 neue Kupferdeckung; bekrönt mit Kreuz und Wetterhahn.

Ausstattung

Schlichter Sandsteinaltar. – Sandsteintaufe. – Eichenholzkreuz an Altarwand (Bildhauer Ulrich Conrad).

Orgel

Neubau 1971, Matthias Kreienbrinck (Osnabrück), 9 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Zwei LG, I: cʼʼ, Inschrift: „Singet dem Herren ein neues Lied, denn er tut Wunder. Ps. 98,1“ (Bronze, Gj. 1966, Gebrüder Bachert, Bad Friedrichshall); II: dʼʼ (Bronze; Gj. 1963, Gebrüder Bachert, Bad Friedrichshall). Pläne für zwei größere LG (fʼ und bʼ) nicht verwirklicht.

Kirchenbau – Emmauskapelle Rieste
Kapelle, Ansicht von Westen, 1983

Kapelle Rieste, Ansicht von Westen, 1983

Rechteckiger Bruchsteinbau mit Rechteckchor und mehreren Anbauten, errichtet 1912/13 (Architekt Fritz Klostermeyer, Bramsche). Satteldach, über dem Chor mit Walm; rund- und spitzbogige Fenster; Eingangsportal an Nordwestecke. Im Innern Holztonne im Schiff, Kreuzgratgewölbe mit Sternenhimmel im Chorraum, spitzbogiger Triumphbogen zwischen Schiff und Chor; Westempore. 1965 Innenrenovierung (Wand- und Deckenmalereien grau überstrichen). 1993 Innenrenovierung (Wiederherstellung der Ausmalung von 1913).

Fenster

Farbiges Glasfenster in östlicher Chorwand, dient seit Entfernung des Altaraufsatzes 1965 als Altarbild (Szene aus Emmausgeschichte, Lk 24,30), Inschrift: „Herr bleibe bei uns, denn es will Abend werden“.

Turm

Querrechteckiger Turm an Südwestecke mit Walmdach und rundbogigen Schallfenstern; Rundfenster nach Westen.

Kapelle, Blick zur Orgel, Teilansicht, nach 1975

Kapelle, Blick zur Orgel, Teilansicht, nach 1975

Ausstattung

Sandsteinmensa auf gemauertem Stipes, Altaraufsatz 1965 entfernt. – Taufe.

Orgel

Neubau 1965, Hans Wolf (Verden), 5 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen; Pedalregister zunächst noch vakant; ein weiteres Reg. vakant.9

Geläut

Zwei LG, I: aʼ, Inschrift: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage“; II: cʼʼ, Inschrift: „Herr, lehre uns beten“ (beide Bronze, Gj. 1951, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg).

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1991), Vorgängerbau von 1961/62. – Gemeindehaus Hesepe (Bj. 1961/62), eingeschossiger Bau mit Satteldach. – Gemeindehaus Rieste (Bj. 1952), ehemalige Schule, 1975 erworben, 1993 Verkauf beabsichtigt, um ehemaliges Feuerwehrgebäude neben Kapelle zu erwerben und zu Gemeindehaus umzubauen.

Friedhof

Kirchliche Friedhöfe in Hesepe (am Südrand des Gemeindegebiets) und Rieste (neben der Kapelle). Kommunaler Friedhof mit FKap in Sögeln.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

L 5f Nr. 163 (LSuptur. Osnabrück).

Literatur

A: Weichsler, Hdb. Sprengel Osnabrück, S. 58; Wrede, Ortsverzeichnis Fürstbistum Osnabrück I, S. 241–242.
B: Kirchspiel Bramsche jetzt vier Gemeinden. Zur Neugliederung am 1. Januar 1962, Bramsche 1962; Gerhard Geers, Hellmuth Staarmann, Walter Richtering & Anton Figura: 750 Jahre Rieste. Eine Chronik in Wort und Bild, Ankum 1995, bes. S. 179–187 und 244–253.

Weitere Bilder

Fußnoten

  1. Osnabrücker UB I, Nr. 282.
  2. Feldkamp, Bedeutung, S. 79 ff.
  3. KABl. 1962, S. 3 f.; Kirchspiel Bramsche, S. 15 ff.
  4. KABl. 1957, S. 159; LkAH, B 2 G 9/Hesepe Bd. I, Bl. 54.
  5. LkAH, L 5f, Nr. 163 (Visitation 1967).
  6. LkAH, L 5f, Nr. 163 (Visitation 1981).
  7. Geers/Staarmann/Richtering/Figura, S. 179 ff.
  8. KABl. 2007, S. 223 f.
  9. LkAH, L 5f, Nr. 163 (Visitation 1967).