Frühere Gemeinde | KapG der KG Fredelsloh | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Leine-Solling | Patrozinium: Maria (seit 1986) | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte
Kapelle (linker Gebäudeteil), ehemalige Schule (rechter Teil), Außenansicht, um 1953

Kapelle (linker Gebäudeteil), ehemalige Schule (rechter Teil), Außenansicht, um 1953

Das Dorf am Ostrand des Sollings (ursprünglich Amt Uslar, ab 1852 Amt Moringen, ab 1859 Amt Northeim, 1885 Lkr. Northeim, seit 1974 Ortsteil der Stadt Hardegsen) lässt sich urkundlich erstmal 1280 als Espele nachweisen. Es war ursprünglich nach Moringen eingepfarrt.1 1280 übertrug das Archidiakonatsgericht Nörten die Pfarrechte für Espele und das benachbarte Krumele der näher gelegenen Pfarrkirche in Fredelsloh.2 Im um 1583 als wüst bezeichneten Crumele lässt sich 1316 eine Marienkapelle belegen (ad capellam gloriose virginis Marie in villa Crummele).3 Die Fredelsloher Pfarrer hielten seit Mitte des 17. Jh. einmal jährlich am Sonntag vor Michaelis eine Predigt in Espol. Verbunden war der GD mit dem sogenannten Kirmesessen, das der Eigentümer des Robrechtschen Hofes für den Geistlichen ausrichtete.4 Nach einem langjährigen Prozess wurde dieser Brauch 1718 gerichtlich bestätigt, die damit verbundene Last erst 1951 abgelöst.

Orgel

Orgel

1721 genehmigte das Konsistorium das Gesuch zum Bau einer Kapelle in Espol. Um 1800 ist ein kleines, aber unzureichendes KapGb nachgewiesen, in dem der Lehrer Nachmittags-GD hielt. 1811 wurde in der Ortsmitte ein Schul- und KapGb neu errichtet. Die Nutzung als Schule endete 1970. Der Schulteil dient seither für Vereinszwecke.
Espol gehört bis heute zu den Gemeinden, die einen eigenen Hagelfeiertag mit GD begehen (26. Mai, im Gedenken an den schweren Hagelschlag von 1809). Zum 175jährigen Bestehen des KapGb wurde 1986 das alte Marien-Patrozinium von Krumele auf Espol übertragen.5
Im Zuge der Neuordnung der parochialen Verhältnisse ging die KapG am 1. Januar 2009 mit der Muttergemeinde Fredelsloh in der neu errichteten Ev.-luth. Trinitatis-KG Leine-Weper in Moringen auf.6

Kapellenbau
Kapelle, Blick zum Altar, um 1953

Kapelle, Blick zum Altar, um 1953

Der 1811 errichtete schlichte Fachwerkbau unter Satteldach bildet einen gemeinsamen Baukörper mit der ehemaligen Schule. Er wurde später nach Osten erweitert. Renovierung 1961 (künstlerische Gestaltung durch Kirchenmaler Nauwald).

Turm

Achtseitiger, verschieferter Dachreiter.

Ausstattung

Früher mit Kanzelaltar; bei der Renovierung von 1961 abgebaut und der Kanzelkorb vom Altar getrennt aufgestellt.

Orgel

Orgel

Orgel

Die Orgel von Espol soll angeblich aus einer Seitenkapelle des Hildesheimer Doms stammen; dagegen nach Pape aus Binder (um 1750, Erbauer unbekannt), 1868 nach Feldbergen versetzt, dort 1889 abgebaut und durch den früheren Lehrer Klöpper der Gemeinde in Espol geschenkt. Einbau und Überholung übernahm der Orgelbauer August Schaper (Hildesheim). 7 I/–, mechanische Traktur, Schleiflade.7 1965 Restaurierung durch Rudolf Janke (Bovenden). Seit 1941 unter Denkmalschutz.

Geläut

Zwei LG, I: e’’, II: fis’’ (beide Bronze, Gj. 1971, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg). – Früherer Bestand: 1890 Neuguss einer Glocke durch Firma Radler & Söhne (Hildesheim).

Friedhof

Beisetzungen fanden ursprünglich auf dem Friedhof der Muttergemeinde Fredelsloh statt. Um 1816 Anlage eines eigenen Begräbnisplatzes am nördlichen Ortsrand (Zur Höhe); jetzt in Trägerschaft der Stadt Hardegsen. Die FKap (Bj. 1971) wurde durch die politische Gemeinde unter Beteiligung der KapG errichtet.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

D 45 a (EphA Hardegsen-Uslar); D 45 c (EphA Hohnstedt-Northeim).

Literatur

A: Kämmerer/Lufen, Denkmaltopographie Lkr. Northeim, S.114; Pape, Palandt, S. 243 f.; Pape, Schaper, S. 196; Weigand, Heimat-Buch, S. 382–385.
B: Heinrich Rakebrandt: Espol 1280–1980. 700 Jahre Geschichte eines Dorfes, [Espol 1986].

Vielen Dank an Rainald Wegner (Fredelsloh) für hilfreiche Anmerkungen zu diesem Artikel.


Fußnoten

  1. UB Fredelsloh, Nr. 51; Casemir/Menzel/Ohainski, Ortsnamen Lkr. Northeim, S. 133.
  2. UB Fredelsloh, Nr. 51.
  3. Casemir/Menzel/Ohainski, Ortsnamen Lkr. Northeim, S. 80; UB Fredelsloh, Nr. 107, es handelt sich um eine Urkunde, in der Johannes, Bf. Lavacensis, und der Mainzer Generalvikar bestätigen, dass sie all jenen einen Ablass gewähren, die der Kapelle in Crumele eine helfende Hand reichen (manum adiutricem porrexerint); möglicherweise bezieht sich die Formulierung auf den Bau der Kapelle oder auf Erneuerungsarbeiten. Vgl. auch Rakebrandt, S. 9. Nach Rakebrandt, S. 81, gehörte auch Espol zum Einzugsbereich der Kapelle.
  4. LkAH, A 8/Fredelsloh (Corpus bonorum 1729).
  5. LkAH, B 2 G 1/Espol, Bl. 1 f. (KapV Espol an LKA, 30.03.1986).
  6. KABl. 2009, S. 92–95.
  7. Registerzahl nach den Visitationsakten 1973/1981.