Sprengel Ostfriesland-Ems, KK Emden-Leer | Patrozinium: Martin Luther (seit 1965) | KO: Ostfriesische KO von 1716

Orts- und Kirchengeschichte

Emden wurde um 800 als friesische Handelssiedlung an der Emsmündung gegründet. Landesherren waren ab dem 13. Jh. die Gf. von Calvelage-Ravensberg, die ihre Rechte 1253 dem Bf. von Münster verkauften. Als münstersche Amtsträger nahmen die Pröpste auch weltliche Verwaltungsaufgaben wahr. Die wichtigsten öffentlichen Ämter befanden sich seit dem 14. Jh. überwiegend in den Händen der Häuptlingsfamilie Abdena. Wegen der Verbindung der Häuptlinge mit den Vitalienbrüdern geriet Emden im 14. und 15. Jh. zunehmend in Konflikt mit der Hanse. 1433 setzten sich die Hamburger in Emden fest, stießen aber bei ihren Bemühungen um die Errichtung einer dauerhaften Herrschaft auf zunehmenden Widerstand. 1439 betrauten sie die Brüder Edzard und Ulrich Cirksena mit der Verwaltung und zogen sich aus Ostfriesland zurück. Ulrich I. Cirksena (ab 1453, † 1466) wurde 1464 durch den Ks. zum Gf. in Ostfriesland erhoben und in der Folgezeit durch die meisten Häuptlinge als Lehnsherr anerkannt. 1662 wurde die Gft. zum Fsm. Ostfriesland erhoben. Mit dem Tod des letzten Cirksena, Carl Edzard, fiel es mit Emden 1744 an Preußen, nach einem niederländisch bzw. französischen Intermezzo (1807–1813) schließlich an Hannover und 1866 wieder an Preußen. Emden war Sitz eines Amts, ab 1884 eines Lkr.
Eine Stadtrechtsverleihung lässt sich für Emden nicht sicher datieren, doch war der Prozess der Stadtwerdung in der zweiten Hälfte des 15. Jh. bereits abgeschlossen. Aus dem Jahr 1465 sind erste Stadtstatuten überliefert. Emden wurde zum administrativen und wirtschaftlichen Zentrum Ostfrieslands. 1494 bestätigte Ks. Maximilian der Stadt das Stapelrecht. Nicht zuletzt dank des militärischen Konflikts in den benachbarten Niederlanden stieg Emden im 16. Jh. zu einem der wichtigsten Handelsplätze an der Nordseeküste auf. Das Ende des Krieges und der Abwanderung der Niederländer führten aber, verbunden mit dem Versanden des Hafens, seit den 1590er Jahren zunächst zu einem wirtschaftlichen Niedergang. Im 17. Jh. kam es mit dem zunehmenden Überseehandel wenigstens zu einer vorübergehenden Belebung. Ab 1683 war Emden Sitz der kurbrandenburgischen Admiralität und der afrikanischen Handelskompanie, bis zum Ende der Fs.-Herrschaft (1744) jedoch wieder zu einer überschuldeten, unbedeutenden Handelsstadt herabgesunken. Neue Impulse gaben dem Handel Ende des 19. Jh. der Bau des Dortmund-Ems-Kanals und der Ausbau der Hafenanlagen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Emden drittgrößter deutscher Seehafen.

Kirche, Nordwestansicht

Neue Martin-Luther-Kirche, Blick von Nordwesten, 2012, Foto: fentjer, CC BY-NC-ND 4.0

Durch Ausgrabungen konnten zwischen 1951 und 1953 Reste einer Holzkirche aus dem 9. Jh. nachgewiesen werden. Damit steht fest, dass schon zu Beginn der Besiedelung der Warft am Ufer der alten Ems eine Kirche erbaut worden ist. Auch die Ausrichtung der Gräber in Ost-West-Lage deutet darauf hin, dass die ersten Bewohner christliche Händler waren.1 Um 1200 wurde eine erste Backsteinkirche errichtet. Beim Ausgang des Mittelalters bestanden in Emden die Pfarrkirche St. Cosmas und Damian (Große Kirche), die Kirche des St.-Gertruden-Gasthauses und die Franziskanerkirche auf Faldern. Die früheren Kirchen St. Nikolaus und St. Magnus in Klein- und Großfaldern waren Anfang 15. Jh. bei einer hamburgischen Militärintervention zerstört worden; ihre Pfarren gingen im Pfarrbezirk der Großen Kirche auf.2
In den letzten Regierungsjahren Edzards I. († 1528) hielt die Reformation in der Stadt Einzug. Einer ihrer Protagonisten war der an der Großen Kirche angestellte Vikar Jürgen by dem Dare (Georg Aportanus, amt. 1520–1536), zugleich Erzieher von Edzards Söhnen, der in der noch altgläubigen Kirche die ersten luth. Predigten hielt und, als ihm die Amtskollegen Predigtverbot erteilten, seine Anhänger auf dem Feld vor der Stadt sammelte. Als es zu Unruhen kam, ermöglichte ihm Edzard durch bewaffneten Schutz die Rückkehr in die Kirche. Der Gf. selbst verhielt sich passiv und vermied ein eindeutiges Bekenntnis zur neuen Lehre.3 1529 betraute Gf. Enno II. die luth. Prediger Johann Timan und Johan Pelt, die auch in Emden predigten, mit der Ausarbeitung einer KO. Sie wurde wenig später durch die Lüneburger KO von 1535 abgelöst. 1530 predigte in Emden der Täufer Melchior Hofmann und taufte unter anderem in der Sakristei der Großen Kirche, wurde dann aber aus Ostfriesland vertrieben. Beschleunigt wurde das Reformationswerk durch den Zuzug von calvinistischen Flüchtlingen aus den spanischen Niederlanden, deren Einfluss letztlich auch mit dazu beitrug, dass sich in Emden das ref. Bekenntnis durchsetzte. Nach dem Vorbild Calvins schuf der 1543 von der Gfn. Anna (Witwe Ennos II.) eingesetzte Sup. Johannes a Lasco einen Kirchenrat. Neben die niederdeutsch-ref. Gemeinde traten 1553 noch eine französisch-ref. Gemeinde wallonischer Flüchtlinge sowie zeitweilig eine englisch-ref. Gemeinde. Letzte Reste des altgläubigen Ritus verschwanden Mitte des 16. Jh. aus der Stadt. Auf Veranlassung von Johannes a Lasco wurden 1557 die letzten Franziskanermönche aus dem Kloster Faldern vertrieben und die Klostergebäude den Reformierten übergeben. Mit Edzard II. (regierte ab 1561, bis 1591 gemeinschaftlich mit seinem Bruder Johann) bekam das Land einen luth. Landesherrn. Unter ihm kam es ab 1564 erstmals zur Herausbildung einer luth. Gemeinde in Emden, die sich zu GD in der Kirche von Wolthusen traf. 1586 ermöglichte Gf. Edzard II. öffentliche luth. GD in der Neuen Münze. Seelsorger wurden der aus England stammende frühere Mönch Johannes a Prato und M. Jacob Sartorius. 1591 übernahm Johannes Ligarius die Leitung der Gemeinde. Aufgehetzt durch den Prediger Menso Alting an der Großen Kirche erhoben sich 1595 die Bürger in der sogenannten Emder Revolution gegen den von Edzard eingesetzten Rat. Nach der Einnahme der Burg durch die Bürger verlegte der Gf. die Residenz nach Aurich. Ligarius wurde aus der Stadt vertrieben und starb ein Jahr später in Norden. Im Delfzijler Vergleich vom 15. Juli 1595 wurde jeglicher nicht-ref. GD außerhalb der Emder Burg untersagt. Nach einer Intervention der Niederlande erlangte Emden zwar weitgehende Autonomie von der ostfriesischen Landesherrschaft, geriet zugleich aber in Abhängigkeit von den Niederlanden und damit auch in kirchlicher Hinsicht noch stärker unter ref. Einfluss.

Alte Martin-Luther-Kirche, Außenansicht, vor 6./7. Juni 1942

Alte Martin-Luther-Kirche, Außenansicht, vor 6./7. Juni 1942

1664 erteilte Fs. Georg Christian den Lutheranern das Recht der freien Religionsausübung und räumte ihnen die verfallene Kapelle des ehemaligen Klosters in Harsweg ein, musste seine Zugeständnisse aber angesichts des Widerstands des ref. Magistrats zurücknehmen. Auch die Versuche seiner Witwe Christine Charlotte von Württemberg (Regentin ab 1665), die ref. Emder mit Hilfe des dänischen Kg. unter Druck zu setzen, blieben zum Scheitern verurteilt.4 Die luth. Einwohner nahmen seither überwiegend an den GD in Petkum teil. Erst im Mai 1685 genehmigte der Magistrat viermal jährlich einen luth. Abendmahls-GD in der Vorstadt außerhalb des Bolten-, Neu- oder Falderntors. Als gottesdienstlichen Raum erwarb die Gemeinde zwei Häuser in der Mühlenstraße, die nach Abbruch der Zwischenwand als Kirchenraum hergerichtet wurden (Einweihung am 1. November 1685).
Erst die preußische Herrschaft (seit 1744) ermöglichte wieder luth. Sonntags-GD in Emden Dazu trug auch der Umstand bei, dass der größte Teil der preußischen Garnison dem luth. Bekenntnis angehörte. 1748 gestand der Rat der Stadt endgültig die freie Religionsausübung zu. Mit Wilhelm Caspar Hickmann aus Bingum (amt. 1749-1780) erhielt die luth. Gemeinde auch erstmals wieder einen eigenen P. (13. April 1749 durch den Auricher GSup. Lindhammer in sein Amt eingeführt). Finanzielle Unterstützung für die Pfarrerversorgung kam u. a. von der luth. Gemeinde in Amsterdam. Noch 1749 wurde am Apfelmarkt auch die erste luth. Schule eingerichtet.

Alte Martin-Luther-Kirche, Altar und Kanzel, vor 6./7. Juni 1942

Alte Martin-Luther-Kirche, Altar und Kanzel, vor 6./7. Juni 1942

Für den Neubau eines KGb überließ der ref. Rat der Gemeinde schenkungsweise ein Baugrundstück an der Bollwerkstraße. Das Gebäude wurde 1774/75 errichtet und am 9. Juli 1775 durch GSup. Hähn eingeweiht. Altar und Kanzel wurden aus der provisorischen Kirche in der Mühlenstraße übernommen. Die alte Orgel wurde erweitert und ebenfalls in der neuen Kirche eingebaut. Am Apfelmarkt wurde ein eigenes Pfarrhaus errichtet.
Unter den luth. Predigern in Emden ragt Johann Christian Hermann Gittermann (amt. 1807/28–1834) heraus, ein Vertreter des Rationalismus, der neben Predigten und anderen theologischen Veröffentlichungen auch Gedichte und Erzählungen sowie pädagogische und historische Schriften verfasste. Vor seinem Amtsantritt in Emden war Gittermann auch Mitherausgeber der „Ostfriesischen Zeitschrift für junge Leute“ und der Jahresschrift „Pallas“ (1799-1802). Als Ostfriesland unter der Herrschaft von Louis Bonaparte stand war er 1809 Mitglied einer Kommission zur Organisation des luth. Kirchenwesens im Kgr. Holland. 1819/20 redigierte er einen Anhang zum Ostfriesischen Kirchengesangbuch (erschienen 1821) mit 17 eigenen Liedern.5
Infolge des starken Wachstums der Gemeinde wurde in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg der Bau einer zweiten Kirche projektiert. Zu einer Umsetzung kam es indessen nicht mehr. Am 6./7. Juni 1942 wurden die Kirche am Bollwerk, die Küsterei, das Gemeindehaus, Altersheim, Schwesternstation und FKap durch einen englischen Fliegerangriff zerstört. Im Dezember 1943 fiel auch das Pfarrhaus an der Jungfernbrücke den Bomben zum Opfer. Nach Kriegsende konnte die Gemeinde auf Vermittlung des Emder Oberbürgermeisters Frickenstein von der britischen Militäradministration eine ehemalige Wehrmachtsbaracke erwerben und als Notkirche für etwa 600 Personen auf dem ehemaligen Schützenplatz an der Gf.-Edzard-Straße aufstellen (Einweihung 26. Mai 1946). In den 1950er Jahren fanden außerdem jeden zweiten Sonntag GD in der Borssumer Schule, in der FKap am Harsweg, im Seemannsheim sowie im ref. Gemeindesaal Conrebbersweg statt. 1954/58 wurde am alten Standort an der Bollwerkstraße ein Neubau nach Entwurf von Ernst Witt (Hannover) errichtet und am 14. Dezember 1958 durch Lbf. Hanns Lilje (amt. 1947–1971) seiner Bestimmung übergeben. Es war der größte Kirchenbau der hannoverschen Landeskirche nach dem Zweiten Weltkrieg.

Neue Martin-Luther-Kirche (erbaut 1954–58), Blick zum Altar und zur Orgel, Foto: Ernst Witt, Hannover, 1959

Neue Martin-Luther-Kirche, Blick zu Altar und Orgel, Foto: Ernst Witt, Hannover, 1959

Die Nachkriegszeit bedeutete für die Stadt Emden und die Gemeinde einen tiefgreifenden Wandel. Neben der Integration von Ostflüchtlingen führte der Bau des VW-Werks und der damit verbundene starke Zuzug von Arbeitskräften aus anderen Teilen des Landes zu einer positiven Konjunktur im Wohnungsbau und damit auch einer Vergrößerung der luth. Gemeinde. 1950 wurde eine vierte, 1957 eine fünfte und 1960 eine sechste Pfarrstelle errichtet. Der Kirchenrat in Emden beschloss zum 1. Januar 1965 die Aufgliederung der bisherigen KG in drei neue Gemeinden (die ursprüngliche Gemeinde, Paulus und Markus), zu denen später (1969) noch die Johannes-KG trat sowie die Bildung eines Gesamtverbandes als neuer organisatorischer Rahmen. Die bisherige KG Emden wurde auf Beschluss vom 5. Oktober 1964 in „Martin-Luther-KG“ umbenannt.6 Trotz der Aufgliederung stellte der KV schon 1965 den Antrag auf Bewilligung einer weiteren (vierten) Pfarrstelle und einer Pfarrvikarstelle für das im Zuge des Baus eines Außenwerks der Volkswagen AG erschlossene Wohngebiet westlich und südlich der Bahnlinie7, die 1966 errichtet und 1969 als Johannes-KG verselbständigt wurde. Der Gesamtverband Emden wurde mit dem 1. Januar 1994 aufgehoben.8
Die sozialdiakonische Arbeit in der Gemeinde wurde durch die 1881 gegründete Schwesternstation wahrgenommen. 1956 wurde ein kirchlicher KiGa eröffnet.
Seit 2007 ist die Martin-Luther-Kirche Predigtkirche des Regionalbischofs (bis 2019: LSup.) des Sprengels Ostfriesland-Ems; bis 2012 war sie zudem Predigkirche des Sup. des KK Emden. Seit 2013 zählt die Martin-Luther-Kirche zu den vier von Landeskirche und Hanns-Lilje-Stiftung geförderten „Kulturkirchen“, in denen die Begegnung von Kirche und Theologie mit zeitgenössischer Kunst und Kultur gefördert werden soll.

Pfarrstellen

I: 1749–2012 (seit 1925 Suptur.-Stelle, mit Fusion der KK Emden und Leer aufgehoben). 2013 neu aus II.9 – II: 1768, 1. Oktober 1997 aufgehoben und aus IV neu errichtet. 2013 umgewandelt in I.10 – III: 8. November 1895. 2013 umgewandelt in II.11 – IV: 1. Juli 1950; 1. Januar 1965 auf die neu gebildete Paulus-KG übergegangen. Neuerrichtung 1. Januar 1966, 1. Januar 1969 auf die neu gebildete Johannes-KG übergegangen. Neuerrichtung 1. Juli 1972. Zum 1. Oktober 1997 umgewandelt in II.12 – V: 1. August 1957; 1. Januar 1965 auf die neu gebildete Markus-KG übergegangen.13 – VI: 1. August 1960; 1. Juni 1962 auf die neu errichtet KG Borssum übergegangen.14 – Eine weitere Pfarrstelle bestand von 1846 bis 1860 am Zuchthaus in Emden.

Umfang
Neue Martin-Luther-Kirche (erbaut 1954–58), Blick zur Westempore, Foto: Ernst Witt, Hannover, 1959

Neue Martin-Luther-Kirche, Blick zur Westempore, Foto: Ernst Witt, Hannover, 1959

Ursprünglich der gesamte Stadtbereich, seit dem 1. April 1932 auch die luth. Einwohner der früheren Landgemeinden Wolthusen und Borssum, die bis dahin der ref. Gemeinde Wolthusen zugewiesen waren.15 Mit dem 1. April 1950 wurden die luth. Einwohner des Stadtteils Emden-Harweg aus der ref. KG Hinte in die ev.-luth. KG Emden umgepfarrt.16 Emden-Borssum wurde zum 1. Juni 1962 verselbständigt.17 Nach der Teilung von 1965 umfasste das Gemeindegebiet (Bereich Mitte) noch den historischen Stadtkern, umgrenzt von einer Linie beginnend im Süden an der Eisenbahnklappbrücke in Richtung Westen entlang der Bundesbahn bis zur Brücke über das Larrelter Tief, in der Mittellinie dieses Tiefs verlaufend bis zur Brücke an der Kolberger Straße, in deren Mittellinie bis zum Stadtgraben, weiter in östlicher Richtung um den Wall herum in der Mittellinie des äußeren Stadtgraben bis zur Kesselschleuse und über diese hinaus bis zum Ende des Stadtgrabens. Von dort verlief die Grenze außerhalb des Walles auf die Lienbahnstraße zu uns in der Mittellinie dieser Straße auf den alten Binnenhafen und in dessen Mittellinie bis zum Ausgangspunkt.18 Mit dem 1. Juli 1970 wurden die luth. Einwohner von Emden-Uphusen in die Martin-Luther-KG umgepfarrt.19 Mit dem 1. Januar 1979 kamen die südlich des Ems-Jade-Kanals (Falderndelft-Rotes Siel) wohnhaften Gemeindeglieder, mit dem 1. Januar 1998 einige Straßen nördlich des alten Binnenhafens und am Falderndelft zur Markus-KG.20

Aufsichtsbezirk

Emden war in vorref. Zeit Sitz eines Propsteibezirks der Diözese Münster. – Die ev.-luth. KG Emden gehörte nach Erlass der Insp.-Ordnung von 1766 zunächst keiner Insp. an, war aber seit 1868/69 in der Bezirkssynode der 2. luth. Insp. in Ostfriesland vertreten. Mit dem 1. April 1925 wurde sie in den 2. ostfriesischen KK eingegliedert und Sitz der Suptur. (KK Emden).21 Seit 1. Januar 2013 KK Emden-Leer.

Patronat

Die Gemeinde.

Kirchenbau
Kirche, Blick von Nordwesten

Neue Martin-Luther-Kirche, Blick, von Nordwesten, 2012, Foto: fentjer, CC BY-NC-ND 4.0

Moderne Saalkirche unter Satteldach mit einem hohen Hauptschiff und zwei niedrigen Seitenschiffen (1954/58). Niedrigerer, gerade geschlossener Choranbau im Osten. Westempore. Über dem Mittelschiff eine hölzerne Kassettendecke.

Fenster

Im Westgiebel Rundfenster mit Darstellung des Vogels Phönix über der brennenden Stadt Emden, von H. G. von Stockhausen (1958).

Turm

Querrechteckiger Glockenturm vor der Nordwestecke des Schiffs Kupfergedecktes Satteldach, bekrönt von zwei posaunenblasenden Engeln, Kreuz und Schwan.

Ausstattung

Schlichter Altar aus grünem Anröchter Sandstein. An der Altarrückwand ein Gipsschnitt „Christus stillt den Sturm“ des Bildhauers Kurt Lettow (Bremen). – Sandsteinrelief „Chor der Lauschenden“ von Lettow (1958) über dem Südeingang.

Alte Martin-Luther-Kirche, Orgel, vor 6./7. Juni 1942

Alte Martin-Luther-Kirche, Orgel, vor 6./7. Juni 1942

Orgel

1752 Neubau durch Cornelius Geerds Wallis (Leer), 7 I/aP. 1756 Umbau und wahrscheinlich Erweiterung auf neun Reg. durch dessen Gesellen Dirk Lohmann (Emden). Die Orgel wurde 1775 zunächst in die neue Kirche (auf einer Empore an der Nordseite) übernommen, erwies sich aber als zu klein und wurde durch Johann Friedrich Wenthin (Emden) 1777/81 auf 19 II/P, 1841 durch den Orgelbauer Wilhelm Caspar Joseph Höffgen (Emden) auf 21 II/P erweitert. 1892 Neubau durch P. Furtwängler & Hammer (Hannover) hinter dem barocken Prospekt von Wenthin, 35 II/P, pneumatische Traktur. 1902 Instandsetzung und Veränderung der Disposition durch P. Furtwängler & Hammer. 1917 Ausbau der Prospektpfeifen (1925 ersetzt). Die Orgel wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. In der Barackenkirche wurde 1947 von Paul Ott (Göttingen) ein Positiv eingebaut, das 1955 durch Alfred Führer (Wilhelmshaven) auf zwölf Reg. erweitert wurde. Für die neue Kirche erfolgte 1959 baute Alfred Führer – unter Verwendung des Werks aus der Barackenkirche als Brustwerk – ein neues Instrument mit 42 III/P (HW, OW, BW), mechanische Traktur, Schleifladen. Gehäuse nach Entwurf von Ernst Witt, Disposition von OLKR Rudolf Utermöhlen und KMD Wolfgang Pahlitzsch. Nach Senkungsschäden musste die Firma Führer 1970/71 umfangreiche Reparaturen und Umbauarbeiten vornehmen. 1995 errichtete die Orgelbaufirma Rudolf von Beckerath (Hamburg) an der Nordseite des Altarraums einen Neubau einschließlich neuen Gehäuses mit 44 III/P (HW, Positiv, SchwW), mechanische Spiel-, elektrische Reg.-Traktur, Schleifladen. Disposition von Elmar Werner, Hans-Ulrich Erbslöh, Reinhard Ruge und Uwe Droszella, Prospektentwurf von Jens Kirschner. Einweihung 3. Dezember 1995. Die Führer-Orgel von 1959 wurde an eine KG in Tirana, Albanien, abgegeben.

Geläut

Fünf LG, I: cis’; II: e’; III: fis’; IV: gis’; V: a’ (alle Bronze, Gj. 1958, Gebrüder Rincker, Sinn).

Friedhof

Luth. Friedhof in kirchlicher Verwaltung an der Auricher Straße.

Liste der Pastoren (bis 1940)

1586–1588 Johannes a Prato. – 1588–1589 (?) Magister Jacob Sartorius. – 15.. –1590 Johann von Driesch. – 1590 Petrus Hesse. – 1591 Balthasar Ulperdi. – 1592–1595 Johannes Ligarius.
Erste Pfarrstelle: 1749–1780 Wilhelm Caspar Hickmann. – 1780–1803 Johann Gottfried Casimir Oepke. – 1803–1826 Ufo Numidius Wilds. – 1828–1834 Dr. phil. Johann Christian Hermann Gittermann. – 1834–1856 Moritz Ernst Karl Grimm. – 1856–1865 Hans Andreas Friedrich Christian Volquarts. – 1866–1895 Albrecht Frerichs. – 1895–1905 Hermann Anton Gottlieb Buck. – 1906–1934 August Christoph Heinrich Blanke. – 1934 Cornelius Lammers Janssen.
Zweite Pfarrstelle: 1768–1780 Johann Gottfried Casimir Oepke. – 1793–1803 Ufo Numidius Wilds. – 1807–1828 Dr. phil. Johann Christian Hermann Gittermann. – 1828–1834 Moritz Ernst Karl Grimm. – 1835–1839 Ludwig Carl Lentz. – 1840–1861 Johann Heinrich Eilers. – 1861–1865 Albrecht Frerichs. – 1865–1895 Hermann Anton Gottlieb Buck. – 1896–1906 August Christoph Heinrich Blanke. – 1906–1932 Johannes August Möhlmann. – 1934– Dietrich Theodor Ufkes Cremer.
Dritte Pfarrstelle: 1895–1896 August Christoph Heinrich Blanke. – 1897–1906 Johannes August Möhlmann. – 1906–1921 Heinrichs Frerichs. – 1924–1930 Otto Galama Thiemens. – 1931 Erich Gerhard Anton Cramer.
Pfarrstelle am Zuchthaus: 1846–1849 Gerhard Christian Ansminck. – 1849–1851 Carl Wilhelm Theodor Kirchhoff. – 1851–1860 Franz Carl Eberhard Kruse.
Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 258–259, ebd. III, S. 18

Kirchenbücher

Taufen: ab 1749
Trauungen: ab 1749
Begräbnisse: ab 1815
Kommunikanten: ab 1952
Konfirmationen: ab 1930

In den Kirchenbüchern der Reformierten Gemeinde: Taufen 1623–1748, Trauungen 1587–1828, Begräbnisse 1765–1814.

Garnisongemeinde

Taufen: 1867–1945 (Lücken: 1917–1941)
Trauungen: 1867–1945 (Lücken: 1915–1941)
Begräbnisse: 1867–1945 (Lücken: 1930–1941)
Konfirmationen: 1867–1945 (Lücken: 1890–1944)

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 5 Nr. 209–213 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 2261–2266 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 122Digitalisat(CB); A 12 d Nr. 219-1Digitalisat, 219-2Digitalisat, 219-3Digitalisat(GSuptur. Aurich); D 51 (EphA Emden).

Literatur

A: Kappelhoff, Reformation Emden; Kaufmann, Orgeln Ostfrieslands, S. 110–112; Müller-Jürgens, Vasa sacra, S. 58 f.; Nickles, Orgelinventar, S. 395–418 und 498.
B: Die Beckerath-Orgel in der Martin-Luther-Kirche in Emden, [1995]; A. Frerichs: Die Neubildung der ev.-luth. Gemeinde zu Emden, Emden 1875; Die luth. Kirche in Emden in Gegenwart und Vergangenheit, Emden 1958.

Weitere Bilder

Fußnoten

  1. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 23.
  2. Kappelhoff, Reformation Emden I, S. 95 f.
  3. Schmidt, Reformation Ostfriesland, S. 11.
  4. Schmidt, Konfessionskämpfe, S. 114–151.
  5. Reershemius, Predigerdenkmal Nachtrag, S. 25–27; BLO III, S. 169–173.
  6. LkAH, B 2 G 1/Emden, Martin Luther, Bl. 83 (Kirchenrat der ev.-luth. Gemeinde Emden an LKA, 08.10.1964).
  7. LkAH, B 2 G 1/Emden, Martin Luther, Bl. 96 f. (Vermerk, 26.07.1965).
  8. KABl. 1994, S. 70.
  9. KABl. 2013, S. 30 ff.
  10. KABl. 1997, S. 275.
  11. KABl. 1895, S. 101.
  12. KABl. 1950, S. 37; KABl. 1965, S. 10 f.; KABl. 1969, S. 11 f.; KABl. 1972, S. 78; KABl. 1997, S. 275.
  13. KABl. 1957, S. 144; KABl. 1965, S. 10 f.
  14. KABl. 1960, S. 99; KABl. 1962, S. 27.
  15. KABl. 1932, S. 119.
  16. KABl. 1950, S. 71.
  17. KABl. 1962, S. 27.
  18. LkAH, B 2 G 1/Emden, Martin Luther, Bl. 70a (Protokoll des Kirchenrats, 20.07.1964).
  19. KABl. 1970, S. 130.
  20. KABl. 1979, S. 93; ebd. 1998, S. 41.
  21. KABl. 1925, S. 28.