Frühere Gemeinde | KapG der KG Amelsen | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Leine-Solling | Patrozinium: Nicht bekannt1 | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Der Ort Deitersen wird wohl schon in den Corveyer Traditionen 826/76 erwähnt (Tiatberteshusen, Zuordnung unsicher).2 Der dortige Haupthof befand sich seit 962 im Besitz der Billunger, später des Klosters Corvey und der Gf. von Dassel, mit deren Restbesitz Deitersen 1310 an das Hochstift Hildesheim fiel (Amt Hunnesrück). Nach der Hildesheimer Stiftsfehde wurden die Welfen Landesherren (Fsm. Calenberg), 1643 wieder die Hildesheimer Bf.
Deitersen gehörte mit Amelsen zum Seelsorgebezirk des Diakonats (zweite Pfarrstelle) in Markoldendorf. Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg, in dem der Ort mehrfach geplündert wurde und zeitweilig wüst fiel, wird dort eine Kapelle erwähnt. Aufgrund seiner Nähe zur Festung Erichsburg war Deitersen auch später häufig von militärischen Ereignissen betroffen, so im Siebenjährigen Krieg, in dem das Dorf nahezu vollständig eingeäschert und auch das KapGb zerstört wurde (14. August 1761). Eine neue Kapelle (in Verbindung mit dem Schulhaus) entstand 1768 am Dorfplatz. Die Kosten für den Bau wurden durch einen Zuschuss der stiftshildesheimischen Regierung, eine Haussammlung und ein Darlehen aus dem Sanderschen Legat in Markoldendorf sowie Einnahmen aus dem Verkauf des alten Schulgebäudes bestritten. Die Schule stand bis 1924 unter kirchlicher Aufsicht und bildete ab 1906 einen eigenen Schulverband.
1949 regte der KKV Einbeck die Umgliederung der KapG nach Ellensen an, um die Trennung Ellensens von Amelsen zu kompensieren. Wegen der historischen und wirtschaftlichen Bindung an Markoldendorf setzte sich der KapV erfolgreich für die Beibehaltung der bisherigen Anbindung an Markoldendorf ein.3 Dagegen wurde Deitersen mit dem 1. April 1958 aus der KG Markoldendorf in die KG Amelsen umgegliedert.4 Zum 1. Januar 1972 wurde sie als KapG aufgehoben und Deitersen zugleich mit Amelsen in die KG Lüthorst eingegliedert.5

Kapellenbau

An den Ostgiebel der Schule angelehnter, eingeschossiger Fachwerkbau mit Sprossenfenstern. 1959 restauriert. 1971 Erneuerung der Südwand. 1991 Innenrenovierung.

Turm

Vierseitiger Dachreiter mit Pyramidendach.

Ausstattung

Aus Bruchsteinen gemauerter Blockaltar mit alter Mensa (1991). – Mittelalterliche Buntsandsteintaufe (undat., neben der Martinskirche in Markoldendorf aufgefunden). – Skulptur mit biblischen Szenen von Rudolf Petrikat (Deitersen).

Orgel

Die Kapelle verfügte bis 1965 nur über ein Harmonium. Neubau eines Orgelpositivs 1965/66 durch Orgelbaumeister Albrecht Frerichs (Göttingen), 4 I/aP, mechanische Traktur, Schleiflade.

Geläut

Eine LG in es’’ (Bronze, Gj. 1937, Franz Schilling, Apolda).6 – Früherer Bestand: Eine Betglocke ist bereits 1657 nachgewiesen. Bei der Erneuerung des Dachreiters wurde 1937 eine neue Glocke beschafft und die alte in Zahlung gegeben. Glockenweihe am 6. Juni 1937.

Friedhof

Ursprünglich in Markoldendorf. Ein Antrag auf Anlage eines eigenen Begräbnisplatzes wurde 1797 noch abgelehnt, einige Jahre später jedoch genehmigt. Die erste nachweisbare Beisetzung war 1806. Lage zunächst an der Ecke Heerstraße/Wannekamp, später an den jetzigen Standort in der Horststraße verlegt und 1924 erweitert. FKap (Bj. 1973). Eigentum der Stadt Dassel.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

B 2 G 9/Deitersen.

Literatur

A: Niklaus, KK Einbeck, S. 69 f.
B: Fritz Lösche: Chronik von Deitersen, Dassel 1995.


Fußnoten

  1. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 171.
  2. Mönchslisten I, § 261; Mönchslisten II, S. 218; vgl. Casemir/Ohainski, Niedersächsische Orte, S. 86.
  3. LkAH, B 2 G 1/Ellensen, Bl. 7 (KapV-Protokoll).
  4. KABl. 1948, S. 47.
  5. KABl. 1972, S. 3.
  6. LkAH, B 2 G 9 B/Deitersen (Bericht über die amtliche Glockenvisitation in der Kapelle zu Deitersen, 28.08.1956).