Sprengel Stade, KK Wesermünde | Patrozinium: Dreikönig | KO: Keine Kirchenordnung
Orts- und Kirchengeschichte
Der Ort Bramel wird 1185 bei einer Landübertragung des Ebf. Hartwig II. von Bremen an das neu gegründete Kloster Osterholz erstmals erwähnt. Die Frage der kirchlichen Zugehörigkeit ist nicht abschließend geklärt. Ein Kirchweg über die Geeste soll nach Debstedt geführt haben; auch eine Verbindung nach Lehe (Bremerhaven-Lehe, Dionysius) ist belegt.1 Die zunächst entstandene Kapelle gehörte wohl zu Wulsdorf (Bremerhaven-Wulsdorf, Dionysius). Jedenfalls wird sie 1420 in einem Güterverzeichnis der Bremer Dompropstei als capella filia Woldesdorpe geführt.2 Das Gründungsjahr ist nicht bekannt. Mauerreste des Turms verweisen den Bau ins 13. Jh. Namen von Geistlichen sind aus älterer Zeit nicht überliefert. Als erster Pfarrer erscheint 1547 Henricus Meyer, der sein Amt noch vor der Durchführung der Reformation in Bramel angetreten hat.
Die Parochie, die lediglich das Dorf Bramel umfasst, war vergleichsweise klein und gering dotiert. Eine geplante Verbindung mit Schiffdorf (1889/90) scheiterte am Veto der beiden Kirchenvorstände.3 Am 1. Januar 1978 wurde Bramel mit der KG Bexhövede pfarramtlich verbunden.4
Umfang
Das Dorf Bramel.
Aufsichtsbezirk
Bramel wird im Stader Copiar 1420 dem Archidiakonat Hadeln zugerechnet, im Visitationsprotokoll 1581 dem Archidiakonat des bremischen Dompropstes. – In schwedischer Zeit zur Osterstadischen Präpositur bzw. Präpositur Osterstade-Vieland. Durch Neuordnung der Aufsichtsbezirke in den Hzm. Bremen und Verden ab 1. Januar 1827 Insp. Stotel, ab 1839 Insp. Lehe, 1. Mai 1867 in die neu errichtete Insp. Geestendorf umgegliedert.5 1874 wurde die Suptur. für die 3. Bremen-Verdensche Insp. nach Wulsdorf verlegt; seither zur Insp (1924: KK) Wulsdorf. Mit der Aufhebung des KK Wulsdorf am 1. April 1940 in den KK Wesermünde-Süd eingegliedert.6 Seit 1. Januar 2013 KK Wesermünde.
Patronat
Der Landesherr (bis 1871).
Kirchenbau
Rechteckige Saalkirche aus verputztem Ziegelmauerwerk mit kleinem Dachreiter über dem Westgiebel, im Kern aus dem 13. Jh. Nach einer Jahreszahl auf einem Schwibbogen des Chores soll sie bis auf das Jahr 1005 zurückgehen. 1774 erfolgte eine grundlegende Erneuerung auf den Grundmauern der alten Kirche. Das Schiff ist durch eine Balkendecke geschlossen. Emporenanlage von 1877. 1965/66 Renovierung. Bei der Neugestaltung des Innenraums nach Entwurf von Ernst Witt wurde die barocke Ausstattung durch schlichte Formen ersetzt. Ausmalung durch den Kirchenmaler Oetken (Delmenhorst). Innenrenovierung 2004.
Fenster
Glasfenster mit der Anbetung der Heiligen Drei Könige hinter dem Altar (1965/66, von Heinz Lilienthal, Bremen).
Turm
Freistehender romanischer Glockenturm aus Feldsteinen (13. Jh.), 1767 wohl zum geschlossenen Turm mit einer Backsteinausmauerung der Dreiecksgiebel ausgebaut und 1985/89 renoviert.
Ausstattung
Ursprünglich Kanzelaltar mit Kanzelkorb (1774); bei der Renovierung von 1965/66 getrennt und durch einen neuen Altartisch ersetzt. Die Kanzel erhielt einen Platz daneben. – Achteckiger hölzerner Taufständer, Teil der früheren Altarschranke (1774).
Orgel
1837 Neubau durch Peter Tappe (Verden), 6 I/aP, mechanische Traktur. 1877 Neubau durch J. H. Röver & Söhne (Stade), 12 II/P. 1965/66 renoviert. 1987 Ergänzung eines Schleierwerks durch den Bildhauer Erich Brüggemann (Winsen/Luhe).
Geläut
Zwei LG, I: gis’ (Bronze, Gj. 1952, Gebrüder Rincker, Sinn); II: h’ (Bronze, Gj. 1636). – Eine SG in g’’ (Bronze, 15. Jh., im Dachreiter). – Früherer Bestand: LG I, ursprünglich von 1450, ist 1822 gesprungen und wurde 1834 durch Kovatsay & Ehlermann (Walsrode) umgegossen; im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgeliefert, nach der Rückkehr vom Hamburger Glockenfriedhof 1947/48 erneut gesprungen. 1952 Umguss durch die Gebrüder Rincker in Sinn. Die heutige LG II war bis nach dem Zweiten Weltkrieg hinter dem Altar abgestellt und wurde 1952 durch die Firma Lachenmeyer in Nördlingen geschweißt. Eine Notglocke in b’ (Stahl, Gj. 1918, J. F. Weule, Bockenem) steht heute vor der Kirche.
Weitere kirchliche Gebäude
Das 1865 erbaute Pfarrhaus brannte 1924 nieder und wurde 1925 neu errichtet. Diele und Stall wurden Anfang der 1970er Jahre zu einem Gemeinderaum umgebaut.
Friedhof
Ursprünglich auf dem Kirchhof, Ende des 19. Jh. an den östlichen Ortsrand verlegt. Eigentum der KG.
Liste der Pastoren (bis 1940)
1547–1582 Henricus Meyer. – 1597 Albert Rottmann. – Bis 1659 David Hartig. – 1660–1701 Magister Ludolf Hoddersen. – 1701–1711 Johann Gödecke. – 1711–1752 Johann Christian Klein. –1753–1765 Johann Friedrich Kauseler. – 1766–1773 Johann Diedrich Stoltzenberg. – 1773–1777 Johann Hinrich Kerstens. – 1777–1780 Johann Martin Matthaei. – 1780–1791 Johann Samuel Büttner. – 1791–1814 Johann Gerhard Werbe. – 1815–1841 Johann Christian Hollmer. – 1841–1868 Diedrich Karl Petersen. – 1869–1872 Georg August Riechelmann. – 1873–1878 Johann Friedrich Georg Diedrich König. – 1878–1881 Albert August Mylius. – 1891–1925 Johannes Friedrich Wilhelm Otto Schützer.
Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 117–118
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 2 Nr. 222–237 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 948 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 1069–1073 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 67 (CB); A 9 Nr. 2575, 2605 (Visitationen); D 84 (EphA Wesermünde-Süd).
Kirchenbücher
Taufen: ab 1698
Trauungen: ab 1698
Begräbnisse: ab 1698
Kommunikanten: ab 1837 (Lücken: 1876–1903, 1920, 1923, 1924, 1926; Zahlenregister: 1698–1867)
Konfirmationen: ab 1712
Literatur
A: 50 Jahre KK Wesermünde-Süd, S. 73–76; Böker, Denkmaltopographie Lkr. Cuxhaven, S. 313 f.; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 249; Kiecker/Cappelle, KD Kr. Geestemünde, S. 45–47; Topp/Pape, Tappe, S. 48; Weiberg, Niederkirchenwesen, S. 96 f.
B: Johannes Göhler: Die alte Glocke von Bramel, in: Niederdeutsches Heimatblatt, April 2006.