Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hildesheimer Land-Alfeld, Amtsbereich Elze | Patrozinium: Johannes der Täufer | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Benstorf wird 1146 erstmals erwähnt. 1068 überließ Ks. Heinrich IV. dem Hildesheimer Bf. Hezilo die Grafschaftsrechte im Gudingo, in dem nachher die Gf. von Spiegelberg als hildesheimische Lehnsnehmer auftraten. Die Spiegelberger waren noch 1225 in Benstorf begütert. Nach der Spiegelberg-homburgischen Fehde 1226 kam Benstorf unter homburgische Herrschaft und wurde Teil des Vogtei bzw. des Amts Lauenstein, das die Edelherren von Homburg 1247 den Welfen (Hzg. Otto das Kind) zu Lehen auftrugen. Mit dem Erlöschen der Homburger (1409) wurden die Welfen neue Landesherren. 1433 wurde das Amt an die Bf. von Hildesheim verpfändet, die es ihrerseits als Afterpfand an adelige Familien vergaben, zunächst an die Bock von Nordholz, ab 1493 an die von Saldern. Letztere besaßen das Amt auch nach dem erneuten Übergang der Landesherrschaft an die Welfen nach der Hildesheimer Stiftsfehde (1523). Erst 1587 wurde das Pfand eingelöst. Während des Dreißigjährigen Krieges war Benstorf von 1629 bis 1633 noch einmal kurzzeitig dem Hochstift Hildesheim (Amt Poppenburg) einverleibt. Seit 1633 war es dauerhaft dem Fsm. Calenberg zugehörig (Amt Lauenstein, ab 1852 zum Amt Coppenbrügge, 1855 bis 1885 wieder zum Amt Lauenstein). – Seit 1973 Ortsteil des Fleckens Salzhemmendorf.

Kirche, Ansicht von Südwesten, 1937

Kirche, Ansicht von Südwesten, 1937

Wann die Kirche gegründet wurde, ist unbekannt. Erstmals erwähnt wird sie am 6. Dezember 1241 in einer Urkunde des Dekans und Kapitels von St. Cyriacus in Braunschweig als Ecclesia sancti Baptiste Johannis in Bensdorpe. Zugleich wird ihr Priester (sacerdos) Johannes genannt.1 1317 bekannten die Pfarrer (plebani) Johann zu Benstorf und Burchard zu Nienstedt, dass sechs Litonenhufen in der Feldmark von Hönze mit Mühle und Fischteich zu Nienstedt nach ihrem Tode dem Bf. zufallen sollen.2 1427 wird der vormalige Kirchherr Albert genannt, zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr im Amt und zu Gronau wohnhaft.3
Burchard von Saldern ließ als Pfandinhaber des Amts Lauenstein schon vor 1540 die Einführung der Reformation zu.4 Im Pastorenverzeichnis wird bis 1539 Dietrich Rother als erster luth. Geistlicher geführt.5 1539 folgte ihm P. Henning Kothen (bis vor 1543). Zur Zeit der Visitation durch Antonius Corvinus (1543) war die Pfarre wegen des geringen Besoldungsaufkommens unbesetzt.6 Benstorf erhielt zwar später wieder einen eigenen P., wurde aber von 1567 bis 1578 und nach dem Tod des P. Johann Cravelius 1642 dauerhaft als mater combinata mit Oldendorf verbunden, das seit 1642 auch Pfarrsitz war.

Kirche, Blick zum Altar, 1957

Kirche, Blick zum Altar, 1957

Zur Erfüllung gemeinsamer Aufgaben schlossen sich die Gemeinden Benstorf, Hemmendorf, Lauenstein, Oldendorf, Osterwald und Salzhemmendorf am 1. Januar 2004 zum KG-Verband Saaletal zusammen (bereits seit 1998 Arbeitsgemeinschaft). Im Jahr 2014 trat auch die KG Wallensen dem Gemeindeverband bei.7 Benstorf bildet zusammen mit Oldendorf und Osterwald einen Pfarrbezirk; die „Ev.-luth. Stiftung Saaletal“, 2003 in Hemmendorf gegründet, unterstützt das kirchliche Leben im Gemeindeverband. Unter Aufhebung des Gemeindeverbandes gründeten die sieben Gemeinden zum 1. Januar 2024 die „Ev.-luth. Gesamtkirchengemeinde Saaletal“.8

Umfang

Ursprünglich nur das Dorf Benstorf; um 1823 wohl Benstorf und Quanthof.9 Letzteres kam später (wieder) zu Oldendorf und wurde mit dem1. Oktober 1930 aus der KG Oldendorf erneut in die KG Benstorf umgepfarrt.10

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Oldendorf der Diözese Hildesheim (vor 1329 mit dem Archidiakon Elze vereinigt).11 – Nach der Reformation (1589) wurde Benstorf der Insp. Gronau zugelegt, ab 1636 Insp. Münder.12 1760 bis 1769 bestand eine eigene Suptur. für das Amt Lauenstein in Salzhemmendorf (II. Mündersche Insp.). 1794 kam Benstorf zur neu errichteten Insp. Oldendorf, 1913 Insp. Coppenbrügge (1924: KK Coppenbrügge, ab 1951 mit Sitz in Hemmendorf). Der KK Coppenbrügge ging am 1. Januar 1974 im KK Elze auf (1. Januar 1975 umbenannt in KK Elze-Coppenbrügge, 1. Januar 2005 mit dem KK Bockenem-Hoheneggelsen zum KK Hildesheimer Land vereinigt.13 Seit 1. Januar 2011 Hildesheimer Land-Alfeld, Amtsbereich Elze).

Patronat

Der Bf. von Hildesheim, ab 1523 die Hzg. von Braunschweig und Lüneburg (der Landesherr, bis 1871).14

Kirchenbau
Kirche, Grundriss, 1936

Kirche, Grundriss, 1936

Schiff aus verputztem Bruchsteinmauerwerk, Anfang der 1720er Jahre um- bzw. neu gebaut. 1724 vollendet. 1817/18 Abbruch des Chors und Erweiterung nach Osten. Zugleich Veränderungen an den Fenstern. Eindeckung in Sollingplatten. Schlichter Innenraum mit Voutendecke und u-förmiger Emporenanlage. 1957 Gesamtrenovierung und Neuausmalung.

Turm

Querrechteckiger Westturm, wohl noch etwas älter als 1241. Turmhelm mit ins Achteck überführter Spitze von 1910.

Ausstattung

Blockaltar. Vorref. Sandsteinmensa mit Reliquiengrube. Dahinter eine schlichte, klassizistische Kanzelaltarwand mit seitlichen Durchgängen (um 1850). – Vierseitige hölzerne Taufe mit farbig gefassten Kannelierungen.

Orgel, 1974

Orgel, 1974

Orgel

1855 Neubau von P. Furtwängler (Elze), 10 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 1959 Instandsetzung. 1977 Renovierung durch Hermann Hillebrand (Altwarmbüchen).

Geläut

Zwei LG, I: g’ (Bronze, Gj. 1842, S. Lange, Hildesheim); II: b’ (Bronze, Gj. 1808, Lucas Speck, Heidelberg, ursprünglich für die kath. Pfarrkirche in Heiligkreuzsteinach, 1952 an die Karlsruher Glockengießerei abgegeben und 1978 nach Benstorf). – Eine SG in b’’ (Bronze, Gj. 1959, Heinrich Kurtz, Stuttgart). – Früherer Bestand: Eine Glocke in c’, 1635 gegossen von Hinrich Quenstedt (Hildesheim), wurde 1917 zu Rüstungszwecken abgeliefert.

Friedhof

1960 Neuanlage eines Friedhofs mit FKap an der Quanthofer Straße (östlich Ortsausgang). In Trägerschaft des Fleckens Salzhemmendorf.

Liste der Pastoren (bis 1940)

Bis 1539 Dietrich Rhoder. – 1539– vor 1543 Henning Kothen. – 15..–1561 Konrad Koch. – 1561–1578 Statius Behr. – 1578–1603 Johann Knivius (Kniphius). – 1603–1642 Johann Cravelius.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 79

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 8885–8894 (Pfarroffizialsachen); D 22a (EphA Coppenbrügge).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1752
Taufen: ab 1752
Trauungen: ab 1752
Begräbnisse: ab 1752
Kommunikanten: ab 1799
Konfirmationen: ab 1731

Mutterkirche Oldendorf. In den Kirchenbüchern der Mutterkirche: Kommunikanten 1876–Juli 1902, Konfirmanden: seit 1876.

Literatur

A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 208; Bühring, KD Lkr. Hameln-Pyrmont I, S. 106–108; Huck, Archidiakonat Elze, S. 28; Köhler & Gelderblom, Dorfkirchen, S. 150–151.
B: 750 Jahre Benstorf mit der St. Johanniskirche, [Benstorf 1991].


Fußnoten

  1. Cal. UB VIII, Wülfinghausen, Nr. 15; Cal. UB XI, Wülfinghausen I, Nr. 21.
  2. UB S Hildesheim I, Nr. 682; UB HS Hildesheim IV, Nr. 372..
  3. Cal. UB XI, Wülfinghausen I, Nr. 448.
  4. Jarck, Kirchengeschichte Lauenstein, S. 172.
  5. Meyer, Pastoren I, S. 79.
  6. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 351.
  7. KABl. 1998, S. 174 f.; KABl. 2004, S. 65 f.; KABl. 2014, S. 66 ff. und 68.
  8. KABl. [in Vorbereitung].
  9. Ubbelohde, Repertorium, IV. Abt., S. 6.
  10. KABl. 1930, S. 126.
  11. Puhrsch, KK Elze-Coppenbrügge, S. 18.
  12. Jarck, Kirchengeschichte Lauenstein, S. 192.
  13. KABl. 2005, S. 5–7.
  14. Huck, Archidiakonat Elze, S. 29.