Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Harzer Land | Patrozinium: Barthold (seit 1979) | KO: Lüneburger KO von 1643
Orts- und Kirchengeschichte
Das Dorf vor dem südlichen Harzrand wurde wohl um 1000 durch den Lutterberger Gf. Heidenreich I. gegründet und erscheint erstmals 1260 in einer Walkenrieder Urkunde.1 Schon 1222 wird mit Hermannus de Bardevelt das gleichnamige Adelsgeschlecht genannt.2 Bartolfelde gehörte zur Gft. Scharzfeld und fiel mit dem Tod des letzten Gf. Heiso von Lauterberg-Scharzfeld 1397 an Hzg. Friedrich von Grubenhagen, der die Gft. 1402 seinem Schwager, dem Gf. von Hohnstein versetzte. Nach dem Erlöschen des Hohnsteiner Grafengeschlechts kam Bartolfelde 1593 wieder an Grubenhagen und damit 1596 an das Hzm. Braunschweig-Wolfenbüttel, 1617 an Braunschweig-Lüneburg (Amt Scharzfeld, 1859 Amt Herzberg). – Seit 1972 Stadtteil von Bad Lauterberg.
Das Alter der Parochie ist unbestimmt. 1303 wird erstmals ein Geistlicher erwähnt, kurz darauf (1311) der plebanus Volcmarus in Barderevelde.3 Die Einführung der Reformation konnte erst 1552 nach dem Tod des streng kath. Hohnsteiner Gf. Ernst vollzogen werden. Gf. Volkmar berief am 27. März 1556 mit Zustimmung seiner Brüder Eberwin und Ernst sämtliche Prediger der Gft. Hohnstein nach Walkenried, wo in Gegenwart der Ritterschaft die Einführung des Augsburger Bekenntnisses beschlossen wurde.4 Bartolfelde war mindestens seit der Reformation als mater combinata mit Osterhagen verbunden, 1594 bis 1609 und ab 1637 auch mit Steina (1609–1637 zu Sachsa). Gepredigt wurde allsonntäglich in allen drei Kirchen.5 Um die Baulastverpflichtungen (Pfarrgebäude) kam es wiederholt zu Auseinandersetzungen insbesondere mit den Parochianen von Steina. Das Schulwesen betreffend klagte GSup. Conrad Steinmann anlässlich der Generalvisitation von 1610, „daß die schulen ganz und gar darnieder liegen und obwohl eines ehrw. consistorii sonderbaren befehl ich ihnen hiebevor oftmals vorgelesen, künnen doch die leute weder durch vermahnung oder warnung zum gehorsam gebracht werden. Pastor claget, daß er weder alte noch junge, vornehmblich des sommer uber zur kinderlehr bringen kann.“6
Unrühmliche Prominenz erlangte unter den Geistlichen in Bartolfelde Ende des 17. Jh. P. Zacharias Georg Flach (amt. 1688–1704), der 1706 in Hannover als Falschmünzer hingerichtet wurde.7 Von den späteren Pfarrern veröffentlichte Dr. Ernst Wulfest (amt. 1885–1909) einen Gedichtband (Harzklänge) und ein Volksschauspiel. In der NS-Zeit amtierte mit P. Kurt Hubert August Pabst (amt. 1925–1935) zunächst ein DC-Pfarrer. Sein Nachfolger, P. Deutsch (amt. 1935–1939), gehörte der BK an. Durch KV-Beschluss vom 22. Mai 1937 wurde den DC das Betreten der Kanzel verboten. Dagegen fanden 1937/38 zwei BK-GD mit guter Beteiligung statt. Männerkreis, Kinderkreis und die ohnehin unregelmäßige Frauenarbeit wurden während des Krieges eingestellt. Erhalten blieben der Jungmädchenkreis und die Krankenpflege. Die ev. Bekenntnisschule wurde 1939 in eine Gemeinschaftsschule umgewandelt.
Seit dem 1. März 1979 führt die KG die Bezeichnung Ev.-luth. St.-Bartholdi-KG Bartolfelde in Bad Lauterberg; Die pfarramtlich Verbundene KG Steina erhielt am 1. April 1962 eine eigene Pfarrvikarstelle.8 Mit dem 1. Oktober 1999 wurde sie aus der Verbindung mit den KG Bartolfelde und Osterhagen gelöst und mit der St.-Nikolai-KG Bad Sachsa verbunden.9
Umfang
Das Dorf Bartolfelde.
Aufsichtsbezirk
Archidiakonat Jechaburg (Sedes Bleicherode) der Erzdiözese Mainz. – Unterstand nach Einführung der Reformation der Suptur./GSuptur. des Fsm. Grubenhagen und kam bei der Reorganisation der kirchliche Strukturen 1708 zur Insp. Osterode, 1735 zur Insp. Clausthal und 1795 zur neu gebildeten10 Insp. (1924: KK) Herzberg (1. Januar 2013 im KK Harzer Land aufgegangen).
Patronat
Der Landesherr (bis 1871).
Kirchenbau
Die Erbauungszeit der ersten Kirche ist unbekannt. Der mittelalterliche Bau brannte bei einer Fehde 1499 bis auf den Turm nieder und wurde 1508/11 wiederhergestellt. Nach einem Sturmschaden beantragte die Gemeinde 1706 beim Konsistorium eine Beckenkollekte. Noch 1724 wird die Kirche als „baufällig“ und „in […] elendem Zustande“ bezeichnet.11 Ein größerer Umbau erfolgte 1862/63. Verputzter, flachgedeckter Saalbau unter Walmdach mit gotischen Fenstern. Sanierung 1989/91.
Turm
Gedrungener, quadratischer Westturm aus unverputztem Bruchstein, errichtet ursprünglich vielleicht als Wehrturm. 1710 erneuert.12 Der schiefergedeckte Spitzhelm ist ins Achteck überführt.
Ausstattung
Die Ausstattung (Kanzelaltar, Taufständer mit Deckel) ist überwiegend neugotisch und stammt von der Renovierung des 19. Jh. – Grabstein des Ritters Hans-Georg von Minnigerode († 1594) im Altarraum.
Orgel
1682 und 1686 ist in den Kirchenrechnungen ein (später nicht mehr erwähntes) Positiv nachweisbar.13 1775 ließ die Gemeinde auf eigene Kosten eine neue Orgel bauen.14 Weiterer Neubau 1863 durch Gottlieb Knauf (Bleicherode), 14 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 1954 Instandsetzung durch Orgelbau Friedrich Weißenborn (Braunschweig). 1961 Umbau durch die Hildesheimer Orgelbauwerkstatt auf 6 (13) I/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 1962 Erweiterung auf neun Reg., 1965 auf 13 Reg. 1997/98 Umbau und weitgehende Rückführung auf die ursprüngliche Disposition durch Siegfried Bürger (Braunschweig), 14 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen.
Geläut
Drei LG, I: h’ (Bronze, Gj. 1934, Franz Schilling, Apolda); II: d’’ (Bronze, Gj. 1971, Gebrüder Bachert, Karlsruhe); III: e’’ (Bronze, Gj. 1963, Gebrüder Bachert, Karlsruhe), Inschrift: „Gott loben, das ist unser Amt“ und „Pastor Gerhard Schmalz. Ludwig Hattmann. Georg Morich. Paul Helmboldt. August Heitmüller. Ernst Luthin.“. – Eine SG in a’’ (Bronze, 13. Jh.). – Früherer Bestand: Bald nach der Erneuerung des Turms (1710) war die große Glocke neu gegossen worden.15 1781 waren laut CB drei LG vorhanden.16 Nach Kriegsabgabe beschaffte die Gemeinde 1922 als zweite LG (cis’’/d’’) eine Ersatzglocke der Firma Ulrich & Weule (Apolda-Bockenem) aus Eisenguss, die jedoch 1934 aus klanglichen Gründen gegen eine Bronzeglocke ausgetauscht wurde (im Zweiten Weltkrieg abgegeben). Die nach dem Krieg wieder aufgehängte Eisenglocke wurde 1971 wegen Durchrostung endgültig ersetzt. – Eine ehemalig SG (13. Jh.) ist heute im Eingangsbereich des Turms aufgestellt.
Weitere kirchliche Gebäude
Pfarrhaus mit Gemeinderäumen (Bj. 1841). – Aus einem Erntekindergarten entstand nach dem Krieg ein gemeindeeigener KiGa, für den 1965 auf dem Gelände der früheren Pfarrscheune ein eigenes Gebäude errichtet wurde.
Friedhof
An der Bartolfelder Straße. In kirchliche Trägerschaft.
Liste der Pastoren (bis 1940)
1591–1612 Julius Hartung. – 1612–1614 Bruno Haccius (Hacken). – 1614–1642 Lorenz Dodenburg(ius). – 1642–1663 Balthasar Steinmann. – 1664 Lorenz Barnstorf (Bernstorff). – 1665–1688 Andreas Ruperti. – 1688–1705 Zacharias Georg Flagge (Flach). – 1705–1710 Andreas Leopold Borckenstein. – 1710–1713 Jacob Theodor Eccard. – 1713–1726 Johann Harbord (Gerbert) Hoppe. – 1726–1738 Friedrich Wilhelm Leschen. – 1738–1748 Heinrich August Stamcke. – 1748–1755 Balthasar Ludwig Engelbrecht. – 1756–1762 Johann Ludolf Leue. – 1762–1782 Johann Dietrich Wittkugel. – 1782–1797 Magister Johann Julius Thospann (Tospan). – 1798–1808 Daniel Leopold Deppe. – 1808–1820 Georg Friedrich Gustav Weinschenk. – 1820–1832 Johann Georg Bernhard Wuth. – 1832–1852 Wilhelm Ludwig Schmidt. – 1852–1862 Rudolf Wilhelm Heinrich Bückmann. – 1862–1874 Philipp Friedrich Harmes. – 1874–1884 Karl Georg Krüger. – 1885–1909 Dr. phil. Ernst Karl Ludwig Christian Wulfes. – 1910–1925 Karl Heinrich Albert Röwer. – 1925–1935 Kurt Hubert August Pabst. – 1935–1946 Walter Georg Erich Deutsch.
Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 65–66
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 1 Nr. 605–617 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 567–574 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 36 (CB); A 9 Nr. 145, 146, 147, 148, 149 (Visitationen); D 98 (EphA Herzberg); S 1 H III Nr. 416 (Kirchenkampfdokumentation).
Kirchenbücher
Taufen: ab 1689
Trauungen: ab 1689
Begräbnisse: ab 1689
Kommunikanten: ab 1718 (Lücken: 1765, 1767–1777, 1781–1783, 1792–1798)
Konfirmationen: ab 1797 (Lücken: 1808, 1863–1875,)
Konfirmandenlisten: 1763–1796 (Lücken: 1793, 1794)
Literatur
A: Gemeindebuch KK Herzberg, S. 22–26.
B: Wolfgang Klann: Ehrn Flach. Spuren einer gescheiterten Existenz, Bartolfelde 1991; Wolfgang Klann: Zacharias Georg Flach – Spuren einer gescheiterten Pastorenexistenz, in: Harz-Zeitschrift 46/47 (1994/95), S. 53–65.
Website der Kirchengemeinde (20.12.2018)
Fußnoten
- UB Walkenried I, Nr. 380.
- UB Plesse, Nr. 68.
- UB Walkenried II, Nr. 882–884.
- Max, Grubenhagen II, S. 231.
- LkAH, A 8/Bartolfelde (Corpus bonorum 1781).
- Spanuth, Grubenhagensche Kirchenvisitation, S. 107; Lange, Geschichte, S. 71 f.
- Klann, Zacharias Georg Flach.
- KABl. 1962, S. 28.
- KABl. 1999, S. 215.
- LkAH, D 98, Gen A 140.
- LkAH, D 98, Spec. Bartolfelde 512.
- LkAH, D 98, Spec. Bartolfelde 512.
- Klann, Ehrn Flach, S. 67, Anm. 56.
- LkAH, A 8/Bartolfelde (Corpus bonorum 1781).
- LkAH, D 98, Spec. Bartolfelde 512.
- LkAH, A 8/Bartolfelde (Corpus bonorum 1781).