Frühere Gemeinde | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hildesheim-Sarstedt | Patrozinium: Georg | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Seit 1974 Ortsteil von Algermissen. – Haufensiedlung nördlich von Sarstedt. 1205 urkundlich als Blethenem. Die nach dem Ort benannte Familie, Gefolgsleute der Gf. von Poppenburg, erscheint schon 1160 mit Odelricus et Frithericus de Blinthenum, die als Zeugen bei der Bestätigung eines Gütererwerbs des Klosters Lamspringe in Breinum auftraten. Der größte Teil des Grundeigentums in Bledeln war in adeligem Besitz, insbesondere der von Rautenberg, die auch das Niedergericht im Dorf innehatten.1 Teile gingen später auch an das Godehardikloster, das Kreuzstift und das Moritzstift in Hildesheim über. Ende des 13. Jh. verfügte auch das Hildesheimer Domstift über acht Hufen in der Bledelner Feldmark. Die Landesherrschaft lag beim Hochstift Hildesheim.

Kirche, Ansicht von Südosten

Kirche, Ansicht von Südosten

Vermutlich wurde als erste gottesdienstliche Stätte in der ersten Hälfte des 13. Jh. durch die von Bledeln eine Kapelle fundiert und von einem Kapellan aus Lühnde versorgt. Der Westturm wird auf die Zeit um 1200 datiert. Das Schiff ist vermutlich etwas jünger. Das Grundstück von Kirche und Pfarrhaus wurde dem ehemaligen Adelshof entnommen. Wann sie zur eigenständigen Pfarrkirche erhoben wurde, ist unbekannt. Im Archidiakonatsverzeichnis des Bm. Hildesheim wird sie um 1400 als Kirche bezeichnet, doch war sie wohl noch 1527 Filial von Lühnde. Die Reformation wurde 1543 in Lühnde und den angeschlossenen Kirchen durchgeführt. Nach dem Visitationsbericht von 1588 hatte Bledeln seit etwa zehn Jahren einen eigenen Pfarrer (Hermann Engelke, der seit 1587 suspendiert war). 1588 wurde Johann Hüdebotter ohne Ordination durch Amtmann von Lauenburg als Pfarrer eingeführt.
Unter den nachfolgenden Pastoren war Johann Karl Friedrich Meyer (amt. 1827–1836) als Verfasser theologischer Schriften von Bedeutung (Commentatio, in qua doctrinae Stoicorum ethicae cum christiana comparantur, 1823; Das Augsburger Bekenntnis im Auszug nebst geschichtlicher Einleitung, 1830). Mehrere theologische, historische und populärwissenschaftliche Beiträge hatte zuvor auch P. Carl Friedrich August Wilhelm Busse (amt. 1798–1815) publiziert.2
P. Heinrich Duncker (amt. 1915–1949) war Mitglied der BK. Nachdem die Kirche am 20. Februar 1940 durch ein abstürzendes feindliches Kampfflugzeug beschädigt worden war, fanden die GD für mehrere Monate in Privathäusern oder in der Schule statt. Kirchenkampf und Krieg hinterließen im Übrigen keine bleibenden Spuren in der Gemeinde.
Wann die Schule eingerichtet wurde, ist unklar. 1768 wurde auf dem Kirchhof das erste Schulhaus errichtet und 1871 durch einen Neubau ersetzt. In der NS-Zeit wurde die ev. Bekenntnisschule in eine Gemeinschaftsschule umgewandelt.
Mit dem 1. April 1970 wurden die KG und Pfarrstellen von Hotteln, Bledeln und Gödringen zur KG Hotteln vereinigt.3

Umfang

Das Dorf Bledeln.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Lühnde der Diözese Hildesheim. – Nach der Reformation zur Insp. der Ämter Ruthe, Steinbrück und Steuerwald (ohne festen Suptur.-Sitz)4; ab 1812 Insp. (1924: KK) Sarstedt. Mit Aufhebung des KK Sarstedt zum 1. Oktober 1941 wurde Bledeln in den KK Hildesheim eingegliedert; 1. Mai 1957 zum wiedererrichteten KK Sarstedt (1. Januar 1999 mit dem KK Hildesheim zum KK Hildesheim-Sarstedt vereinigt).

Patronat

Ursprünglich wohl die von Bledeln als Stifter. Um 1400 nach dem Archidiakonatsverzeichnis der Diözese Hildesheim die Bürgerfamilie Berner (Barner), die als Grundbesitzer den von Bledeln folgte. Nachmals die Besitzer der adeligen Güter Sarstedt und Groß Giesen bis zur Aufsiedelung der Güter. 1593: Die von Lenthe5; im 18. Jh. die von Weichs und die von Lenthe abwechselnd (noch 1823).6 Erloschen.

Kirchenbau
Kirche, Grundriss, 1938

Kirche, Grundriss, 1938

Einschiffige Saalkirche auf dem Friedhof in der Mitte des Dorfes, in den ältesten Teilen im Westen aus der Mitte des 13. Jh., zunächst wohl nur als Kapelle errichtet, später mehrfach erweitert, u. a. 1718 Verlängerung in Bruchsteinmauerwerk nach Osten mit fünfseitigem Chorschluss. Innenraum ursprünglich mit barocker Balkendecke, im 19. Jh. durch eine flache Bretterdecke geschlossen. Empore an der Nord- und Westseite (Mitte 19. Jh., 1962 verkürzt). Renovierung 1960/62.

Turm

Quadratischer Westturm aus Kalksteinquadern mit kreuzgratgewölbter Turmhalle und zweiteiligen rundbogigen Schallöffnungen mit romanischen Teilungssäulchen (um 1200). Ins Achteck überführter verschieferter Helm mit Ausleger für die SG. Bekrönung durch Kugel, Kreuz und Hahn.

Kirche, Blick zum Altar

Kirche, Blick zum Altar

Ausstattung

Architektonisch gegliederte Kanzelaltarwand aus Holz (um 1840). Stipes in Bruchstein gemauert und mit Holz verschalt. – Runde Sandsteintaufstein auf quadratischer Sockelplatte, farbige Fassung (dat. 1826). – Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. – Grabplatte des P. Christoph Vilter († 1734). – Zwei Kronleuchter aus Messing (zweite Hälfte des 16. und 17. Jh.).

Orgel

1856/57 Neubau durch Georg Breust (Goslar), 9 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen, klassizistischer Prospekt. 1904 Reparatur und Reinigung durch August Schaper (Hildesheim). 1917 Ausbau der Prospektpfeifen. 1929 Neubau im alten Gehäuse durch Lothar Wetzel (Hannover), 10 (davon eine Transmission) II/P, pneumatische Traktur, Taschenladen.7 1987 Instandsetzung durch Gebrüder Hillebrand (Altwarmbüchen).

Geläut

Drei LG, I: h’ (Bronze, Gj. 1729, Johann Paul Meurer, Berlin; Patenglocke aus Lautersee, Kreis Angerapp/Ostpreußen)8; II: d’’ (Bronze, Gj. 1249, Gießer unbekannt)9; III: e’’ (Bronze, Gj. 1953, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg). – Eine SG in dis’’’ (Bronze, Gj. 1868).10 – Früherer Bestand: Zwei Glocken wurden im Zweiten Weltkrieg abgeliefert, darunter eine LG (Bronze, Gj. 1841, S. Lange, Hildesheim).

Friedhof

Ursprünglich auf dem Kirchhof (historische Grabsteine an der Kirchenmauer). Neuer Friedhof an der Straße nach Lühnde. Eigentum der KG.

Liste der Pastoren (bis 1940)

Vor 1587 vermutlich Hermann Engelke. – 1588 Johann Hüdebotter (Huidepott). – Vor 1594 Hermann Redeke(r). – Vermutlich um 1600 … Helmbrecht. – 1617 Heinrich von –der Wisch. – 1625–16.. Johann Gallmeyer (Galmeier). – 1639 Staats Sonemann (Sonnemann). – 1652–1666 Joachim Badenhoff. – 1667–1686 Konrad Unterberg. – 1687–1705 Heinrich Lübberti (Luberti). – 1706–1734 Christoph Vilter. – 1734–1737 Gottlieb Christoph Dellbrügge. – 1738–1743 Johann Wilhelm Reimmann. – 1744–1775 Ludolph Heinrich Lyßmann. – 1745–1759 Bernhard Arnold Meyer. – 1759–1798 Heinrich Georg Diedrich Petrosilius. – 1798–1815 Karl Friedrich August Wilhelm Busse. – 1815–1819 Georg Christian Erich Gottfried Mitzenheim (später genannt Ernst Friedrich M.) – 1819–1826 Karl Friedrich Wilhelm Pracht. – 1827–1836 Johann Karl Friedrich Meyer. – 1836–1850 Johann Wilhelm Fleck. – 1851–1865 Ludwig Friedrich Schrader. – 1867–1881 Friedrich Julius Hefke. – 1882–1913 Gustav Heinrich Hermann Albrecht Flügge. – 1915–1949 Heinrich Alfred Eberhard Wilhelm Duncker.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 101

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 1179–1183 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 803 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 891–898 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 242Digitalisat, 243Digitalisat, 244Digitalisat (Visitationen); D 46 (EphA Sarstedt).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1639
Trauungen: ab 1639
Begräbnisse: ab 1639
Kommunikanten: ab 1816
Konfirmationen: ab 1799

Literatur & Links

A: Aye/Kronenberg, Taufbecken, S. 76, Nr. 46; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 228; Jürgens u. a., KD Lkr. Hildesheim, S. 25–28; Pape, Schaper, S. 451 f.

B: Friedrich Peine: Aus der Geschichte des Dorfes Bledeln, [Peine 1963].

Internet: Familienkunde Niedersachsen: Pastorenliste (.pdf)


Fußnoten

  1. Reden-Dohna, Rittersitze, S. 326.
  2. Rotermund, Das gelehrte Hannover I, S. 331–333.
  3. KABl. 1970, S. 96 f.
  4. Meyer-Roscher, Streiflichter, S. 123.
  5. Goedeke, Erbregister Ruthe/Koldingen, S. 78.
  6. Ubbelohde, Repertorium, IV. Abt., S. 14.
  7. LkAH, B 2 G 9 B/Hotteln (Bledeln), Bl. 54.
  8. Poettgen, Glockengießer, S. 44.
  9. Drömann, Glocken Lkr. Hildesheim, S. 42.
  10. LkAH, B 2 G 9 B/Hotteln (Bledeln), Bl. 14.