Frühere Gemeinde | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hildesheimer Land-Alfeld, Amtsbereich: Elze | Patrozinium: Jakob | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Der Zehnte zu Bäntorf war im 14. Jh. mindensches Lehen. Später war der Ort hannoversche Enklave innerhalb der Gft. Spiegelberg (Amt Springe, 1852 Amt Coppenbrügge). – Seit 1973 Ortsteil des Fleckens Coppenbrügge.

Kirche; Ansicht von Südwesten, 1974

Kirche; Ansicht von Südwesten, 1974

Das Dorf bildete von alters her eine eigene Parochie. Wann die Kirche gegründet wurde, ist unbekannt. Jedenfalls wird in einer 1240 ausgestellten Urkunde des Klosters Wülfinghausen Heldebrandus sacerdos in Bodingthorpe als Zeuge genannt1, so dass zu diesem Zeitpunkt bereits eine Kirche oder Kapelle bestanden haben muss. 1428 verpfändete Lippold von Werder dem Gf. Moritz von Spiegelberg das halbe Ksp. Bedenthorpe mit dem Zehnten. In der Spiegelberger Fehde (1434) wurde das Dorf mit der Kirche/Kapelle zerstört und lag bis etwa 1540 wüst. Doch tritt noch 1461 ein Kirchherr zu Bedingtorp auf.2 Zur Pfarre gehörte nach 1540 auch das Dorf Behrensen. Nach der Verselbständigung der ursprünglich zu Coppenbrügge gehörigen KG Brünnighausen (1568) wurde Bäntorf als mater combinata mit dieser verbunden. Auf Veranlassung der Gf. von Spiegelberg, die die Einführung der Reformation in der Gemeinde in die Wege leiteten, wurde die Kirche um 1580 neu errichtet.
Wohl schon in der ersten Hälfte des 19. Jh. war es üblich geworden, für die beiden verbundenen Gemeinden nur noch einen KV zu wählen und einen gemeinsamen Haushaltsplan aufzustellen. Diese Praxis wurde 1961 vom LKA moniert.3 Als Konsequenz wurde die Vereinigung der beiden KG in die Wege geleitet (1. Oktober 1963), die nach Widerspruch des politischen Gemeinderats von Bäntorf gegen den Namen „Brünnighausen“ entgegen dem landeskirchlichen Gebrauch den Doppelnamen Brünnighausen-Bäntorf erhielt.4

Umfang

Das Dorf Bäntorf. Zum Pfarrsprengel gehörte nach 1540 auch zeitweilig das Dorf Behrensen, das nach 1568 in die damals braunschweigische Pfarre Bessingen umgegliedert wurde.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Ohsen der Diözese Minden. – Bäntorf stand als Teil der Gft. Spiegelberg außerhalb der Insp.-Verfassung der welfischen Territorien und wurde erst nach Ankauf der Gft. durch Hannover 1821 in die Insp. Münder eingegliedert.5 Von dieser kam es am 1. Juni 1867 zur Insp. Oldendorf (nach Verlegung der Suptur. ab 1913 Insp. Coppenbrügge). 1924 KK Coppenbrügge.

Patronat

Der Besitzer des Guts Bisperode, wegen des durch den Pfarrer von Bisperode schon in vorref. Zeit unterhaltenen Kaplans für Bäntorf. Nach pfarramtlicher Verbindung bzw. (1963) Vereinigung der KG Bäntorf und Brünnighausen wurde die Pfarrstellenbesetzung abwechselnd durch die Kirchenbehörde (spiegelbergische Kanzlei bzw. Konsistorium in Hannover) und den Patronatsinhaber für Bäntorf ausgeübt.

Kirchenbau
Kirche, Grundriss, 1936

Kirche, Grundriss, 1936

Ev. Kirche St. Jacobus, errichtet um 1280 auf einer leichten Anhöhe innerhalb des Dorfes. Rechteckiges Schiff mit eingezogenem Altarraum und nochmals zurückgenommener dreiseitiger, innen gerundeter Apsis. Sandsteinquaderwerk mit umlaufendem Sockelprofil. Der ehemals vorhandene, 1901 durch Grabungsbefund nachgewiesene, Kirchturm soll 1631 durch Truppen Tillys zerstört worden sein. Die gekuppelten Spitzbogenfenster stammen von einer Restaurierung unter Conrad Wilhelm Hase in den 1880er Jahren.6 Innen ursprünglich gewölbt, jetzt flache Balkendecke. Westempore. 1964/65 wurde die Kirche renoviert und ein Dachreiter neu aufgesetzt; der Innenraum wurde 1965 neu gestaltet.

Kirche, Blick zum Altar, 1974

Kirche, Blick zum Altar, 1974

Ausstattung

Kanzelaltar auf mittelalterlichem Unterbau aus Bruchsteinquadern, darüber neuere Mensa (1965), Aufbau und Kanzel um 1810. – Schlichte, kelchförmige Sandsteintaufe (gestiftet 1638, 1962 wieder in Gebrauch genommen). Taufschale aus Messing (um 1880, Deckel 1965).7

Orgel

1967 Neubau durch Ludwig Hoffmann (Betheln), 5 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Eine LG in d’’ (Bronze, Gj. 1650, Ludolf Sigfried, Hannover).

Friedhof

Bis um 1900 auf dem Kirchhof (dort einige alte Grabdenkmäler erhalten). Danach Neuanlage am Pfingstanger westlich vor dem Dorf. In Trägerschaft der Kommune.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

D 22a (EphA Coppenbrügge).

Kirchenbücher

Taufen: 1634–1852 (Lücken: April 1657–1658; unvollständig: 1634–1635)
Trauungen: 1634–1635 (Lücken: Feb. 1657– Okt. 1661, 1780– Okt.1781)
Begräbnisse: 1634–1852 (Lücken: Feb. 1655–1660, 1670, 1707–1712, 1717, 1718, 1756, 1759–1762, 1766, 1767, 1769, 1779, 1781, 1784)
Kommunikanten: 1828–1876
Konfirmationen: 1796–1863
Mutterkirche Brünnighausen. Taufen, Trauungen, Begräbnisse seit 1853, Kommunikanten seit 1876, Konfirmanden seit 1750 in den Kirchenbüchern der Mutterkirche.

Literatur

A: Bühring, KD Lkr. Hameln-Pyrmont I, S. 94–96; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 179; Köhler & Gelderblom, Dorfkirchen, S. 182.

B: Oskar Töpfer: Historische Nachrichten über die Pfarre zu Brünnighausen und Bäntorf, in: ZGNK 9 (1904), S. 235–240.


Fußnoten

  1. UB HS Hildesheim II, Nr. 609; Cal. UB XI, Wülfinghausen I, Nr. 10.
  2. Töpfer, S. 236.
  3. LkAH, B 2 G 1/Brünnighausen-Bäntorf, Bl. 1 (LKA an Pfarramt Brünnighausen, 04.09.1961).
  4. KABl. 1963, S. 110.
  5. LkAH, D 22a, Gen. A 140.
  6. Siehe https://glass-portal.homepage.t-online.de/cwhase/a-f/baentorf_kirche.htm, 15.08.2022.
  7. Mathies, Taufbecken, S. 114.