Frühere Gemeinde | KapG der KG Isenbüttel | Sprengel Lüneburg, KK Gifhorn | Patrozinium: vielleicht St. Georg1 | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundlich lässt sich der Ort vermutlich erstmals als Wilradesbutile in zwei Urkunden nachweisen, die auf 1022 datiert sind und die angeblich von Bf. Bernward von Hildesheim bzw. von Ks. Heinrich II. ausgestellt worden sind. Bei den beiden Schriftstücken handelt es sich jedoch um Fälschungen des 12. Jh.2 Genauso wie im benachbarten Isenbüttel besaß die Familie von Campe auch in Wasbüttel verschiedene Höfe (nachweisbar seit der zweiten Hälfte des 15. Jh.).3 Wasbüttel gehörte zum Papenteich (nachweislich 1489), der bei der welfischen Landesteilung von 1267/69 an das Teilfsm. Braunschweig gefallen war.4 Die Zugehörigkeit des Papenteichs – und damit auch Wasbüttels – wechselte im 14./15. Jh. wiederholt zwischen den welfischen Teilfsm., bevor er 1428 endgültig an Lüneburg kam; das Gebiet bildete hier einen Teil des Amtes Gifhorn. Das welfische Teilfsm. Lüneburg fiel 1705 an das Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover). In französischer Zeit gehörte Wasbüttel von 1810 bis 1813 zum Kanton Rötgesbüttel im Distrikt Braunschweig des Departements der Oker im Kgr. Westphalen. Danach war das Dorf wieder Teil des Amtes Gifhorn, nun im Kgr. Hannover. Ab 1852 gehörte Wasbüttel zum kurzlebigen Amt Papenteich zu Gifhorn, das 1859 wieder im Amt Gifhorn aufging. Mit der Annexion Hannovers kam das Dorf 1866 zum Kgr. Preußen. Seit Einführung der Kreisverfassung 1885 gehört Wasbüttel zum Lkr. Gifhorn. Seit 1974 bildet Wasbüttel zusammen mit Calberlah, Isenbüttel und Ribbesbüttel die Samtgemeinde Isenbüttel. Im Jahr 1821 lebten gut 240 Menschen in Wasbüttel, 1905 knapp 330, 1950 fast 710 und 2018 etwa 1.815.

Kapelle, Ansicht von Südwesten

Kapelle, Ansicht von Südwesten

Ältestes Zeugnis der örtlichen Kirchengeschichte ist das kleine Kapellengebäude selbst, das wohl spätestens um 1500 entstand. Das Dorf zählte vermutlich schon in vorref. Zeit zum Kirchspiel Isenbüttel. Im Lüneburger Pfründenverzeichnis von 1534 bleibt die Kapelle unerwähnt; schriftlich nachgewiesen ist sie um 1675.5 Im Corpus bonorum von 1734 schrieb der Isenbütteler P. Johann Albert Noeldechen (amt. 1722–1735): „Dreymahl im Jahr als in den vollen Wochen nach Ostern Pfingsten und Michäelis wird öffentl[icher] Gottes-Dienst“ in der Kapelle gehalten.6 Zudem gibt P. Noeldechen an, dass zum Grundbesitz der Kapelle eine Wiese gehört, „so St. Jürgen Wiese genannt wird“ – vielleicht war die Kapelle also St. Georg geweiht.7 Auch in der zweiten Hälfte des 19. Jh. feierte die Gemeinde „3mal im Jahre Gottesdienst und Communion in der Capelle“. Zudem hielten die Lehrer „des Mondtags in diesen Capellen Betstunden“ (gemeint sind die Kapellen in Wasbüttel und Calberlah).8 1895 fanden diese Betstunden an jedem zweiten Sonntag statt.9
Einen eigenen Kapellenvorstand scheint die KapG Wasbüttel nie gewählt zu haben. Anlässlich der Visitation 1895 hielt P. Ludwig Friedrich Hermann Walbaum (amt. 1870–1898) fest, der Kirchenvorstand der KG Isenbüttel sei „zugleich Kapellenvorstand von Wasbüttel und Calberlah“.10 Zwar existierte die KapG in den Gemeindeverzeichnissen der Landeskirche noch 1966 und im Grundbuch als Eigentümerin der Wasbütteler Kapelle sogar bis 2015, darüber hinaus trat sie jedoch nicht in Erscheinung.11 Daher schienen die Besitzverhältnisse unklar und somit teilten sich die politische Gemeinde Wasbüttel und die KG Isenbüttel Anfang der 1980er Jahre die Sanierungskosten der Kapelle.12 2015 wurde die KapG Wasbüttel schließlich aus dem Grundbuch gestrichen und die Kapelle ging auf die politische Gemeinde über. Mit der bapt. Friedenskirche besitzt Wasbüttel seit 1971 ein zweites Gotteshaus.

Kapellenbau
Kapelle, Blick zum Altar

Kapelle, Blick zum Altar

Seit 2015 Eigentum der Kommune; die KG ist für die Innengestaltung der Kapelle zuständig. Rechteckiger Bau aus Findlings- und Bruchsteinmauerwerk mit Eckquaderung, errichtet um 1500. Satteldach; spitzbogiges Portal und zwei flachbogige Fenster nach Süden; in Ostwand schmales, gekuppeltes Spitzbogenfenster, darüber im Giebeldreieck kleines Rechteckfenster; in der Spitze des westlichen Giebeldreiecks Uhrziffernblatt. Im Innern flache Balkendecke, zwei gemalte Weihekreuze an der Ostwand (um 1983 freigelegt und nachgemalt). Saniert 1981–83 (u. a. Dacheindeckung erneuert, Fußbodenheizung, neue Bänke, neuer Altar, neuer Taufständer).

Turm

Querrechteckiger, verschieferter Dachreiter, neu erbaut 1898. Kreuzdach mit aufgesetzter Spitze, bekrönt mit Kugel und Kreuz. Kleine, leicht spitzbogige Schallfenster; Auslegestuhl für Uhrschlagglocke nach Westen; Uhrziffernblätter nach Süden und Norden. Saniert 1981–83.

Ausstattung

Schlichter Altar (um 1983). – Schlichte, hölzerne Kanzel (17. Jh.), zentrale Stütze, Säulchen vor den Ecken des Kanzelkorbs. – Taufständer (um 1983). – Außen: Kreuz neben Eingangstür.

Orgel, vermutlich 1982

Orgel, vermutlich 1982

Orgel

Neubau 1965/66, ausgeführt von Klaus Becker (Kupfermühle), 4 I/–, mechanische Traktur, Schleiflade.

Geläut

Eine LG, fisʼʼʼ (Bronze, Gj. 14. Jh., spätestens 15. Jh.), ohne Inschrift; restauriert 2013.13 Eine SG, hʼʼʼ (Eisen). – Früherer Bestand: 1734 besaß die Kapelle einen „auf das Dach gesetzten höltzernen Thurm, worin zwo kleine Glocken und eine Schlag Uhr“.14 Eine LG (Bronze), 1942 zu Rüstungszwecken abgegeben.15

Friedhof

Kommunaler Friedhof.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

S 09 rep Nr. 2251 (Presseauschnittsammlung); S 11a, Nr. 7036 (Findbuch PfA).

Literatur

A: Kiecker/Lütgens, KD Kr. Gifhorn, S. 316–318; Rund, Ortsverzeichnis Lkr. Gifhorn, S. 230–231.
B: Heino Fründt: Das älteste Gebäude in Wasbüttel, unsere Kapelle, in: Gifhorner Kreiskalender 2015, S. 81–83.


Fußnoten

  1. LkAH, A 8, Nr. 205, Bl. 3v („St. Jürgen Wiese“). Nach Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien II, S. 24, ist kein mittelalterliches Patrozinium bekannt.
  2. UB HS Hildesheim I, Nr. 67 und 69; MGH DD H II 260 [Digitalisat]. Vgl. dazu insgesamt: Casemir, Krueger, Ohainski & Peters, 1022, S. 54. Vgl. auch Rund, Ortsverzeichnis Lkr. Gifhorn, S. 230.
  3. Rund, Ortsverzeichnis Lkr. Gifhorn, S. 230.
  4. Zum Papenteich vgl. knapp: Rund, Ortsverzeichnis Lkr. Gifhorn, S. 172 ff.; zu den welfischen Landesteilung 1267/69 Pischke, Landesteilungen, S. 35 ff. Die Gf. von Wohldenberg besaßen Grafschaftsrechte im Papenteich, die sie 1338 an die Welfenherzöge verkauften und als Lehen zurück erhielten.
  5. Rund, Ortsverzeichnis Lkr. Gifhorn, S. 230. Bosse, Register, S. 117.
  6. LkAH, A 8, Nr. 205, Bl. 3v.
  7. LkAH, A 8, Nr. 205, Bl. 3v.
  8. LkAH, A 9, Nr. 1216 (Visitation 1858).
  9. LkAH, A 9, Nr. 1217 (Visitation 1895).
  10. LkAH, A 9, Nr. 1217 (Visitation 1895). Die vier Kirchenvorsteher wurden in drei Abteilungen gewählt: „In der 1sten (Isenbüttel und Ausbüttel) werden zwei, in der 2ten und 3ten (Wasbüttel und Calberlah) wird je ein Kirchenvorsteher gewählt“ (ebd.).
  11. Vgl. Verzeichnis 1946, S. 19; Verzeichnis 1959 S. 54; Verzeichnis 1966, S. 56, sowie Fründt, S. 83.
  12. Vgl. Fründt, S. 82 f.
  13. Bei Fründt, S. 82, ist – wohl irrtümlich – angegeben, die Glocke sei im 17. Jh. gegossen worden.
  14. LkAH, A 8, Nr. 205, Bl. 3v.
  15. Fründt, S. 82.