Frühere Gemeinde | KapG der KG Rheden | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hildesheimer Land-Alfeld, Amtsbereich Elze | Patrozinium: – | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Die älteste schriftliche Erwähnung des Dorfes findet sich in einer auf 1022 datierten Urkunde, die etwa Anfang des 12. Jh. gefälscht wurde.1 Die inhaltlich wohl zuverlässige Urkunde, angeblich ausgestellt von Ks. Heinrich II., enthält ein Güterverzeichnis des Hildesheimer Klosters St. Michael, das Besitz in Wallenstide hatte. Das Güterverzeichnis, das Abt Heinrich von Wendhausen 1321 aufstellte, nennt als klösterlichen Besitz in Wallenstede iiii mansos cum curia (vier Hufen mit Hof).2 Dieser Hof ist mit großer Sicherheit identisch mit dem Brunotteschen Hof, dessen Hofgebäude von 1594 zu den ältesten Fachwerkbauten Südniedersachsens zählt.3 Das Dorf gehörte zum Amt Winzenburg des Hochstifts Hildesheim und fiel zusammen mit dem gesamten Amt nach Ende der Hildesheimer Stiftsfehde (1519–1523) an das welfische Teilfsm. Braunschweig-Wolfenbüttel. Im Winzenburger Erbregister von 1578 heißt es: „An das Ambt Wintzenburg mit Ober und Untergerichte gehöret das dorff Wallenstidt“.4 Mit der Restitution des Großen Stifts kehrte Wallenstedt 1643 zurück unter die Landesherrschaft des Bf. von Hildesheim. Zusammen mit den übrigen Dörfern der Niederen Börde kam Rheden 1690 vom Amt Winzenburg zum Amt Gronau. Nach den Bestimmungen des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 fiel das Gebiet des Hochstifts an das Kgr. Preußen. In den Jahren des französischen Satellitenkgr. Westphalen (1807–1813) zählte Wallenstedt zum Kanton Gronau im Distrikt Hildesheim des Departements Oker. Danach zählte das Dorf, nun im Kgr. Hannover, wieder zum Amt Gronau. Nach der Annexion von 1866 erneut preußisch, kam Wallenstedt 1885 zum Kr. Gronau (1932 Kr. Alfeld, 1977 Lkr. Hildesheim). 1974 wurde der Ort nach Rheden eingemeindet, das Teil der Samtgemeinde Gronau (Leine) war (2016 nach Gronau eingemeindet und Teil der Samtgemeinde Leinebergland). In der ländlich geprägten Haufensiedlung lebten 1810 knapp 350 Einwohner, 1939 gut 300 und 2016 knapp 300.
Kirchlich gehörte Wallenstedt bereits in vorref. Zeit zum Kirchspiel Rheden. Zusammen mit der Muttergemeinde wechselte das Dorf 1542/68 zur luth. Lehre. In den Berichten zur Visitation 1542 ist Wallenstede als „filia in Reden“ verzeichnet (Tochtergemeinde). Das Gründungsjahr der Kapelle ist nicht bekannt; vermutlich entstammt sie jedoch vorref. Zeiten, denn die Visitationsakten von 1542 nennen einen Kelch sowie Land als Besitz der Kirche.5 Zudem ist die Glocke der ehemaligen Kapelle, die heute in der FKap. läutet, im 14. Jh. gegossen worden.6 Explizit erwähnt ist das Gotteshaus im Winzenburger Erbregister von 1578: „die Capelle ist filia in Rheden“.7
Auch zur weiteren Geschichte der Kapelle ist nur wenig bekannt. Ende des 16. Jh. ließ die Gemeinde das Kapellengebäude erneuern oder auch neu errichten, denn im Türsturz befand sich die Jahreszahl 1597. Anlässlich der Visitation 1857 notierte P. August Sporleder (amt. 1851–1871), die „Kirche zu Wallenstedt liegt aber als Ruine, indem nur noch die Ringmauer steht. Sie muß ganz neu gebaut werden, wozu die Gemeinde sich ohne Zweifel entschließen wird, sobald die Schule erbaut ist, falls Königliches Consistorium bei dem Vermögen des Ärrars eine Becken-Collecte demnächst bewilligen wird.“8 Das Schulgebäude war 1859 fertig – es war die zweite Schule im Kirchspiel Rheden9 – aber zum Neubau der Kapelle sollte es nicht kommen. 1868 schrieb P. Sporleder, die Kapelle sei nun seit 18 Jahren Ruine und das Vermögen der KapG beliefe sich auf 571 Taler.10 Gottesdienste feierte die Gemeinde im Schulgebäude. Das Kapellengebäude ist vermutlich zwischen 1870 und 1880 abgerissen worden. Das Vermögen der KapG ging später auf die KG Rheden über und die KapG hörte auf zu existieren.

Umfang

Das Dorf Wallenstedt

Kapellenbau

Rechteckbau, errichtet oder erneuert 1597 (Inschrift über der Tür).11 Bruchsteinmauerwerk, Rechteckfenster. Kapelle war seit etwa 1850 Ruine (kein Dach, nur noch Außenmauern vorhanden) und wurde um 1870/80 gänzlich abgebrochen.12

Geläut

Eine LG, fis’’ (Bronze, Gj. 14. Jh.), war im 19. Jh. „in einem Gerüst auf der Ostwand angebracht“13, hängt jetzt in der FKap.

Friedhof

Eigentum der politischen Gemeinde. FKap.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 9441 (Pfarroffizialsachen); D 22b (EphA Elze); D 122b (KapA Wallenstedt); S 11a Nr. 7957 (Findbuch PfA).

Literatur

A: Jürgens u. a., KD Kr. Alfeld II, S. 215–216.
B: Johannes Hahn & Konstanze Weinmeister: Die Samtgemeinde Gronau (Leine). Ein Bildband, Leipzig 2013, bes. S. 44–45.


Fußnoten

  1. UB HS Hildesheim I, Nr. 69. Vgl. auch ebd. die gleichfalls gefälschte Urkunde Nr. 67. Vgl. dazu insgesamt: Casemir, Krueger, Ohainski & Peters, 1022, S. 54.
  2. UB HS Hildesheim IV, Nr. 638 (S. 351). Der Hof blieb bis 1803 im Besitz des Michaelisklosters.
  3. https://www.brunottescher-hof.de (14.08.208).
  4. Junker, Winzenburger Erbregister, S. 545.
  5. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 226.
  6. Drömann, Glocken Lkr. Hildesheim, S. 46, Nr. 12.
  7. Junker, Winzenburger Erbregister, S. 545.
  8. LkAH, A 9 Nr. 1905, Visitation 1857.
  9. LkAH, S 9/Rheden (Material der Geschichtswerkstatt Rheden, 2009).
  10. LkAH, A 9 Nr. 1905, Visitation 1868.
  11. DI 88, Landkreis Hildesheim, A1, Nr. 34† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016a1003407.
  12. Mithoff, Kunstdenkmale III, S. 235; Jürgens u. a., KD Kr. Alfeld II, S. 215.
  13. Mithoff, Kunstdenkmale III, S. 235.