Sprengel Ostfriesland-Ems, KK Aurich | Patrozinium: Markus | KO: Ostfriesische KO von 1716

Orts- und Kirchengeschichte

Der Auricher Rentmeister Julius Dietrich Tannen (1752–1829) ließ 1801 eine „Colonie am Ewigen-Meeres-Wasserzug“ nördlich von Sandhorst anlegen. Der Name Tannenhausen für die neue Siedlung ist erstmals im Dezember 1802 belegt.1 Die Moorkolonie Georgsfeld entstand in der zweiten Hälfte der 1840er Jahre. Beide Gemeinden wurden 1972 in die Stadt Aurich eingemeindet. Um 1823 lebten gut 95 Menschen in Tannenhausen, 1950 fast 960 und 2021 rund 1.915; in Georgsfeld lag die Bevölkerungszahl 2021 bei 565.

Kirche, Außenansicht, 1952

Kirche, Außenansicht, 1952

Kirchlich gehörten Tannenhausen und Georgsfeld bis hinein in die zweite Hälfte des 20. Jh. zur Lamberti-KG Aurich. Nachdem Ende des 19. Jh. bereits eine Tochtergemeinde in Plaggenburg gegründet worden war, folgte in den 1960er Jahren die weitere Aufteilung der „Mammutgemeinde Aurich“, wie LSup. Richard Siefken (amt. 1954–1966) im Jahr 1962 formuliert hatte.2 Den Anfang machte zum 1. Januar 1961 die „Ev.-luth. KG Tannenhausen“, die auch Georgsfeld umfasste.3 Als weitere Töchter der Lambertigemeinde entstanden Sandhorst, Wallinghausen, Walle und Aurich-Kirchdorf. Etwa seit Anfang des 20. Jh. hatten in diesen Dörfern monatliche Gottesdienste in den jeweiligen Schulen stattgefunden.4
Die Pfarrstelle der neuen KG Tannenhausen übernahm als erster P. Hans-Karl Kortmann (amt. 1961–1966), gefolgt von P. Will Löwe (amt. 1968–2001). Noch im Gründungsjahr der Kirchengemeinde fand sich ein Posaunenchor zusammen. Zum Gottesdienst versammelte sich die Gemeinde im Gemeindesaal, der am 22. Januar 1961 eingeweiht worden war.5 Knapp anderthalb Jahre später war auch die Markus-Kirche fertiggestellt. Am 17. Juni 1962 (Trinitatis) feierte die Gemeinde den Einweihungsgottesdienst; bereits eine Woche zuvor, zum Pfingstfest, hatte der erste Konfirmationsgottesdienst in der neuen Kirche stattgefunden.6 Es handelte sich um den ersten Kirchenneubau des 20. Jh. im KK Aurich, „eine moderne Bauanlage von bemerkenswertem künstlerischen Rang“, wie Robert Noah formulierte.7 Die Zahl der Gemeindeglieder lag bei rund 1.700.
Im Jahr 1971 gründete sich ein Frauensingkreis, 1974 ein Frauenkreis, 1989 ein Gottesdienstkreis. Schon 1974 hatte sich der Sup. des KK Aurich für eine „bauliche Erweiterung der Gemeinderäume“ ausgesprochen, die schließlich 1993/94 mit dem Bau des neuen Gemeindehauses verwirklicht werden konnte.8 Die „ziemlich große Zahl der Gemeindekreise und -gruppen“ rechtfertige den Neubau „mehr als genug“, schrieb der Auricher Sup. 1995.9 Zum 1. November 1987 war die Markus-KG Tannenhausen umbenannt worden in Markus-KG Tannenhausen-Georgsfeld.10

Umfang

Die Auricher Stadtteile Tannenhausen und Georgsfeld.

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung der KG 1961 zum KK Aurich.

Kirchenbau
Kirche, Blick zum Altar, vor 1988

Kirche, Blick zum Altar, vor 1988

Schlichter Bau mit sechseckigem Grundriss, ausgerichtet nach Nordosten, erbaut 1961/62 (Architekten: Peter Chr. Brüx und Dirk Schumacher, Aurich). Satteldach. Ziegelmauerwerk. Kleine, quadratische und hochrechteckige Fenster, verteilt auf den westlichen Längsseiten der Kirche; an den östlichen Längsseiten zwei größere hochrechteckige Fenster unterhalb der Traufe, ein quadratisches Fenster nach Norden; in der südwestlichen Stirnseite Eingangsportal mit flachem Dreieckssturz. An der Südostseite Anbau mit Taufkapelle, Sakristei und Durchgang zum Gemeindehaus. Im Innern holzverschalte, zeltförmige Decke, verklinkerte Wände, Empore im Südwesten; Taufkapelle im Südosten.

Fenster

Im Altarraum zwei farbige Betonglasfenster (1962, Gerhard Hausmann, Hamburg). In der Taufkapelle ein farbiges Betonglasfenster nach Westen (1962, Gerhard Hausmann, Hamburg), stilisierte Fische. Die Fenster im Westteil der Kirche sind ebenfalls farbig verglast.

Turm

Nordwestlich der Kirche freistehendes Glockenhaus mit Satteldach. Backsteinmauerwerk. Je 23 kleine, quadratische Öffnungen an südwestlicher und nordwestlicher Giebelseite, je fünf hochrechteckige Schallöffnungen mit Horizontallamellen nach Nordwesten und Südosten; Eingang an Südostseite. 1972 offene Nordseite der Glockenstube geschlossen.

Altar und Skulptur „Segnender Christus“, um 1980

Altar und Skulptur „Segnender Christus“, um 1980

Ausstattung

Schlichter Altar (1963), Stipes aus Beton, Mensa aus grünlichem Dolomit. – Bronzeskulptur des segnenden Christus an der Altarwand (1963, Siegfried Zimmermann, Hannover). – Lesepultartige Kanzel mit Holz- und Betonbrüstung. – Quaderförmige Betontaufe mit abgeschrägten Ecken. – Außen: Geschnitzter Engel (2009, Heinrich Klemme-Zimmermann, Aurich), Lärchenholz.

Orgel

Zunächst Harmonium. 1972 Bau eines Orgelpositivs, ausgeführt von Vierdag Orgelbouw (Enschede), 4 I/–, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Drei LG, I: gis’, Gedächtnis- oder Friedensglocke, Inschrift: „Die Gefallenen und Vermissten mahnen uns zum Frieden“, Bild: Feld von Soldatengräbern; II: h’, Freudenglocke, Inschrift: „Dienet dem Herrn mit Freuden“, Bild: Weinrebe; III: cis’’, Betglocke, Inschrift: „Bete und arbeite“, Bild: Hirsch, der nach Wasser schreit (alle Bronze, Gj. 1962, Firma Rincker, Sinn); Geläut gestiftet von der politischen Gemeinde Tannenhausen.11

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus mit Gemeindesaal (Bj. 1960/61, 1980 erweitert). – Gemeindehaus (Bj. 1993/94).

Friedhof

Nordwestlich der Kirche kommunaler Friedhof in Trägerschaft der Stadt Aurich, angelegt in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

D 80 (EphA Aurich); L 5i Nr. 233, 610 (LSuptur. Aurich); S 09 rep Nr. 2173 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 8168 (Findbuch PfA).

Literatur & Links

A: Otte/Rohde, Ostfriesland II, S. 556; Schoolmann, Kirchen, S. 144–146.
B: 200 Jahre Tannenhausen. 1801–2001, hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft „Chronik Tannenhausen“, Aurich 2001, bes. S. 85–98; Robert Noah: Die evang.-luth. Kirche in Tannenhausen [Kr. Aurich]. Gedanken zum Kirchenbau der Gegenwart, in: Ostfriesland 1966, 4, S. 14–19.
Internet: Historische Ortsdatenbank für Ostfriesland (https://bibliothek.ostfriesischelandschaft.de/hoo/): Ortsartikel Tannenhausen (.pdf).


Fußnoten

  1. Vgl. 200 Jahre, S. 43 ff.; HOO, Artikel Tannenhausen.
  2. LkAH, G 9, Nr. 3073, Bl. 14.
  3. KABl. 1961, S. 6.
  4. 200 Jahre, S. 85.
  5. 200 Jahre, S. 86.
  6. 200 Jahre, S. 89.
  7. Noah, S. 14.
  8. LkAH, L 5i, Nr. 233 (Visitation 1974); 200 Jahre, S. 96.
  9. LkAH, L 5i, Nr. 233 (Visitation 1992).
  10. KABl. 1987, S. 143.
  11. 200 Jahre, S. 85 und S. 88 f.