Sprengel Ostfriesland-Ems, KK Aurich | Patrozinium: Matthäus | KO: Ostfriesische KO von 1716

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundlich ist der heutige Stadtteil von Aurich erstmals 1431 als Wallinghusen erwähnt.1 Ebenso wie Popens (Ersterwähnung: 1408 als Poppenzen) und Egels (Ersterwähnung: 1431 als Egelstum) wurde Wallinghausen 1972 in die Stadt Aurich eingemeindet.2 Im Jahr 1821 lebten knapp 200 Menschen in Wallinghausen, 1925 rund 730, 1950 fast 1.320 und 2021 gut 3.570 (zu den gleichen Stichjahren und jeweils gerundet in Popens: 85, 205, 500 und 1.965 sowie in Egels: 125, 310, 615 und 1.780).
Kirchlich gehörten die drei Dörfer Wallinghausen, Popens und Egels bis hinein in die zweite Hälfte des 20. Jh. zur Lambertigemeinde Aurich, der „Mammutgemeinde Aurich“, wie LSup. Richard Siefken (amt. 1954–1966) im Jahr 1962 formulierte.3 Mehrere Tochtergemeinden gingen in den 1960er Jahren aus der Lambertigemeinde hervor: Tannenhausen, Sandhorst, Wallinghausen, Walle und Aurich-Kirchdorf. Schon 1961 war der Beschluss zur Gründung einer eigenständigen KG für Wallinghausen, Popens und Egels gefasst worden.4 Architekt Bernd Hillrichs (Loga) entwarf für die zu gründende Gemeinde ein Gemeindezentrum aus Pfarrhaus, Gemeindehaus mit Schwesternwohnung5, Kirche und Glockenturm. In einem ersten Bauabschnitt entstanden 1962/63 Pfarrhaus und Gemeindehaus. Zum 1. Januar 1964 errichtete das LKA Hannover die „Ev.-luth. Matthäus-KG Wallinghausen“.6 Das Pfarramt der neuen Kirchengemeinde übernahm P. Eberhard Stickan (amt. 1964–1976). Zum Gottesdienst versammelte sich die Gemeinde zunächst im Gemeindehaus. 1965 begannen die Arbeiten an Kirche und Glockenturm. Gut drei Jahre nach ihrer Gründung konnte die Gemeinde am 14. Mai 1967 ihre neue Kirche einweihen. Die Zahl der Gemeindeglieder lag seinerzeit bei rund 4.000.
Bereits 1964 hatte sich ein Posaunenchor gegründet, 1968 folgte ein Kirchenchor.7 1973 richtete die Matthäusgemeinde einen Kinderspielkreis ein.8 Nach der ersten Visitation der Gemeinde 1970, zog der Sup. des KK Aurich ein positives Fazit: Mit Kirche, Friedhof, Gemeindehaus und Pfarrhaus habe „die Gemeinde einen kirchlichen Mittelpunkt erhalten, der nun mehr Menschen anzieht, als das früher von der weit entfernten Lambertikirche in Aurich möglich war“.9 1976 heißt es, in der KG Wallinghausen herrsche „ein reges, vielseitiges Leben“.10 Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche unterhielt die Matthäusgemeinde Kontakte zur Kirchgemeinde Jöhstadt im Erzgebirge.11 Ende der 1980er Jahre baute sie zudem eine Partnerschaft mit einer Gemeinde in Manila (Philippinen) auf.12 Etwa Ende der 1990er Jahre entstanden Kontakte zur ev.-luth. Gemeinde in Gussew bei Kaliningrad.
Schon 1976 hatte P. Stickan in den Unterlagen zur Visitation angegeben, dass eine zweite Pfarrstelle wünschenswert wäre; die KG Wallinghausen zählte seinerzeit rund 4.600 Gemeindeglieder.13 Zum 1. Februar 1992 schließlich richtete das Landeskirchenamt die zweite Stelle ein, ihr erster Inhaber war P. Edzard Stiegler (amt. 1992–2019).

Pfarrstellen

I: 1964.14 – II: 1992.15

Umfang

Die Auricher Stadtteile Egels, Popens und Wallinghausen.

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung der KG 1964 zum KK Aurich.

Kirchenbau

Schlichter Rechteckbau mit Anbau an Südwestecke (Sakristei, Durchgang zum Pfarrhaus), ausgerichtet nach Südsüdosten, erbaut 1965–67 (Architekt: Bernd Hillrichs, Loga). Satteldach, ein Erker im Nordwesten, ein Erker im Südosten. Ziegelverblendmauerwerk. Zweireihig angeordnete Rechteckfenster nach Westen; kleine, zweireihig und versetzt angeordnete Quadratfenster nach Osten; großes Betonglasfenster am östlichen Erker. Parabelbogiger Haupteingang im Nordosten, Laibung in Regenbogenfarben gestrichen; Nebeneingang im Nordwesten. Im Innern Holzverschalte, zeltartige Decke, Nordempore, darunter Nebenraum.

Fenster

Östliches Erkerfenster als farbiges Betonglasfenster gestaltet (Elmar Lindner, Stuttgart), abstrakte Arbeit zum Motiv der zwölf Tore des himmlischen Jerusalems.16 Kleine quadratische Buntglasfenster nach Osten (Kunstglaser Garpinksi, Varel).

Turm

Vierseitiger, freistehender Turm vor der Nordostecke der Kirche, erbaut 1966/67. Kupfergedecktes Satteldach, bekrönt mit Kugel und Schwan. Stahlbetonkonstruktion mit Ziegelverblendung; im Glockengeschoss Betonrahmen, Wandflächen mit horizontalen Lamellen. Kleine Rechteckfenster und Rechteckportal nach Südwesten.

Ausstattung

Schlichter Altar aus gemauertem Stipes und quaderförmiger Mensa aus Dolomitstein. – Wandkreuz hinter dem Altar (1967, Elmar Lindner, Stuttgart). – Schlichter Taufstein (1967), gemauerter Sockel, vierseitiges Becken aus Dolomitstein mit gerundeten Kanten. – Leicht erhöhte Kanzel (1967), gemauerter Sockel, Brüstung aus Stein und Holz.

Orgel

Zunächst elektronische Orgel. Orgelbau 1971/72, ausgeführt von Alfred Führer (Wilhelmshaven), 9 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 2008/09 Instandsetzung, Ostfriesischer Orgelservice (Wiesmoor).

Geläut

Drei LG, I: fis’, Sterbeglocke, Inschrift: „Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben“, Bild: Kruzifix; II: h’, Gebetsglocke, Inschrift: „Betet ohne Unterlaß“, Bild: Kugelkreuz; III: cis’’, Taufglocke, Inschrift: „Lasset die Kindlein zu mir kommen“, Bild: Taube (alle Bronze, Gj. 1966, Karl Czudnochowsky, Erding).

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1963). – Gemeindehaus (Bj. 1963, 1990/91 vergrößert).

Friedhof

Kirchlicher Friedhof westlich der Kirche, angelegt 1965, FKap.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

D 80 (EphA Aurich); L 5i Nr. 236, 602, 779 (LSuptur. Aurich); S 9 rep Nr. 2188 (Presseausschnittsammlung).

Literatur & Links

A: Orgelstadt Aurich, S. 68; Otte/Rohde, Ostfriesland II, S. 577; Schoolmann, Kirchen, S. 164–167.
B: 25 Jahre Matthäus-Gemeinde (= Jubiläumsausgabe des Gemeindebriefs der Matthäus-Kirchengemeinde Wallinghausen), Aurich 1989; 555 Jahre Wallinghausen. 1431–1986, Wallinghausen um 1986; Reinhard Former: …da steht ein Lindenbaum. [575 Jahre Wallinghausen], in: Ostfriesland-Magazin 2006, 11, S. 10–19; Wilhelm Korte: Wallinghauser Chronik. Beiträge zur Wirtschafts- und Kulturgeschichte einer Landgemeinde im Kreise Aurich, Aurich 1960.
Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche und Ausstattung; Historische Ortsdatenbank für Ostfriesland (https://bibliothek.ostfriesischelandschaft.de/hoo/): Ortsartikel (.pdf).

GND

1053981848, Evangelisch-Lutherische Matthäus-Kirchengemeinde Wallinghausen


Fußnoten

  1. Ostfriesisches UB I, Nr. 398. Vgl. insgesamt HOO, Artikel Wallinghausen.
  2. Ostfriesisches UB I, Nr. 214 und Nr. 398. Vgl. zudem HOO, Artikel Popens und Egels.
  3. LkAH, G 9, Nr. 3073, Bl. 14.
  4. 25 Jahre, S. 11.
  5. Trägerin der Gemeindeschwesternstation in Wallinghausen war noch 1970 die Lamberti-KG Aurich, LkAH, L 5i, Nr. 236 (Visitation 1970).
  6. KABl. 1964, S. 10 f.
  7. 25 Jahre, S. 33 ff. und S. 41 f.
  8. 25 Jahre, S. 44 f.
  9. LkAH, L 5i, Nr. 236 (Visitation 1970).
  10. LkAH, L 5i, Nr. 236 (Visitation 1976).
  11. LkAH, L 5i, Nr. 236 (Visitation 1988). Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
  12. LkAH, L 5i, Nr. 236 (Visitationen 1988 und 1994).
  13. LkAH, L 5i, Nr. 236 (Visitation 1976).
  14. KABl. 1964, S. 10 f.
  15. KABl. 1992, S. 35.
  16. 25 Jahre, S. 8.