Frühere Gemeinde | KapG der KG Päse | Sprengel Lüneburg, KK Gifhorn | Patrozinium: – | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Schriftlich ist der Ort erstmals als Siradisson bzw. Siradeshen in zwei Urkunden erwähnt, die auf das Jahr 1022 datiert sind, bei denen es sich jedoch um Fälschungen des 12. Jh. handelt.1 Im ältesten erhaltenen Lehnregister der Edelherren von Meinersen, niedergeschrieben um 1218/20, ist ein Alexander de Sierdeshusen genannt.2 Seershausen zählte 1389 zum Burgfriedensbezirk der Burg Meinersen: vnd de Borchvrede to Meynersen, de schal ghan wente to Adensen to Pedeze. to Syuerdeshusen vnd to leyuerfe. den kring vmme van eynem dorpe to dem anderen vnd dar en bynnen.3 1532 löste Hzg. Ernst I., Fs. von Lüneburg, die verpfändete Burg ein und machte sie zum Sitz des Amtes Meinersen, zu dem nun auch Seershausen gehörte.4 Das welfische Teilfsm. Lüneburg fiel 1705 an das Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover). In französischer Zeit zählte Seershausen von 1810 bis 1813 zum Kanton Meinersen im Distrikt Celle des Allerdepartements im Kgr. Westphalen. Danach war das Dorf wieder Teil des Amtes Meinersen, zunächst im Kgr. Hannover und nach der Annexion von 1866 im Kgr. Preußen. Seit Einführung der Kreisverfassung 1885 gehört Seershausen zum Lkr. Gifhorn und 1974 wurde der Ort nach Meinersen eingemeindet. Im Jahr 1821 lebten knapp 260 Menschen in Seershausen, 1905 gut 400, 1950 knapp 890 und 2019 gut 1.480.

Kirche, Außenansicht, vor 1931

Kirche, Außenansicht, vor 1931

Die Kapelle in Seershausen trägt an der Südseite einen Inschriftenstein mit der Jahreszahl 1519. Sie gehörte wahrscheinlich auch in vorref. Zeit zum Kirchspiel Päse. Schriftlich ist sie erstmals im Lüneburger Pfründenregister von 1534 erwähnt: Beim Kirchspiel Päse, in dem seinerzeit Hinrik Pinsuell Pastor war, heißt es: 1 Capelle Sydershusen Hort dar In.5
Seit 1899 besitzt Seershausen eine weitere Kirche: Einige Gemeindeglieder hatten sich der Hermannsburger Separation angeschlossen (1878) und errichteten schließlich ein eigenes, neugotisches Kirchengebäude (1899, heute Stephanusgemeinde Seershausen der SELK).6
Im Jahr 1908 gründete sich der Posaunenchor Seershausen. In den 2010er Jahren fand etwa einmal im Monat ein Gottesdienst in der Kapelle Seershausen statt.
Zum 1. Januar 2024 wurde die KapG Seershausen aufgehoben; Rechtsnachfolgerin ist die KG Päse.7

Umfang

Das Dorf Seershausen.

Kirchenbau

Kleiner, rechteckiger Kapellenbau mit Walmdach, an der Südseite Inschriftenstein mit Jahreszahl 1519. Verputztes Mauerwerk aus Raseneisensteinen; kleine, gekuppelte Spitzbogenfenster; spitzbogiges Portal nach Norden. Im Innern flache Holzbalkendecke, Westempore. Sanierung 1960.

Turm

Westlich der Kapelle niedriger, freistehender, verschalter Holzturm mit Zeltdach, bekrönt mit Kugel und Kreuz. Unterhalb der Dachtraufe je zwei kleine Schallfenster nach Norden und Süden, drei nach Westen.

Ausstattung

Gemauerter Altar mit Sandsteinmensa (Reliquiengrube). – Bemaltes, dreiflügeliges Altarretabel (dat. 1613), im Hauptfeld Abendmahlsbild, darunter Inschrift: „Christus spricht nemet hin unt esset das isstt mein leib. Nemet hin unt drinckt das ist mein blut. Luce am 22“, im linken Flügel oben Passahmahl (2 Mos 12,11), unten Moses mit eherner Schlange (4 Mos 21,6–9), im rechten Flügel oben Beschneidung Christi, unten Taufe Christi; Außenseiten der Flügel mit Inschriften, links: „Matte am 11. Spricht Christus komt her zu mir alle die ihr müsellich undt beladen sidt ich will euch erquicken. Sie das ist Gottes lam das der welt Sünde drecht. Serhos.“, rechts: „Am 1. Joh. am 1. Das bludt Jesu Christi des sons Gottes reiniget uns von all unsern sünden so wir unser sünde erkennen so ist ehr getreu unt gerecht das ehr die sünde vergibt unt ehrlest die missedat“; am Predellakasten vorn Brustbilder der vier Evangelisten (beschriftet: „S. Mattevs“ „S. Marcvs“, „S. Lücas“ und „S. Johannes“), an der Seite links „S. Pällüs“, an der Seite rechts Tür mit Inschrift „Anno 1613“; oberhalb des Johannesbildes Opferschlitz. – Kanzel (Anfang 17. Jh.), Ecken des Kanzelkorbs als kannelierte, korinthische Pilaster gestaltet, an den Wandungen Bilder Christi („Salvator mundi“) und der Evangelisten „S. Mattheus“ „S. Marcus“ und „S. Lucas“, an der Brüstung Inschrift „Selig sind die Gottes Wort hören und bewahren“.

Orgel

Harmonium.

Geläut

Eine LG, b’ (Bronze, Gj. 1863, Wilhelm Zach, Braunschweig). Inschrift: „Mein Mund soll des Herrn Lob sagen, Psalm 145. Pastor L. Grote, Kapellvorsteher H. Hacke, F. Heuer, H. Höper, H. Wiedenroth“ und „Gegossen von W. Zach in Braunschweig 1863“. – Früherer Bestand: Eine LG (Bronze, Gj. wohl 1601, Hans Misner, Braunschweig), Inschrift: „Hans Misner got mich zu Brunswick“, „[M]DCI“ sowie Joh 11,25 (Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben), umgegossen zu heutiger LG.8

Friedhof

Kirchlicher Friedhof (Warmser Weg), seit Januar 1978 in kommunaler Verwaltung; geschlossen. Neuer, kommunaler Friedhof (Rietzer Weg).

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

D 14 (EphA Sievershausen); S 9, rep Nr. 2003 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7162 (Findbuch PfA).

Literatur

A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1196; Kiecker/Lütgens, KD Kr. Gifhorn, S. 296–298; Rund, Ortsverzeichnis Lkr. Gifhorn, S. 197–199.
B: Ernst Heuer: Die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde in Seershausen, in: Kreiskalender. Gifhorner Heimatbuch 2000, S. 145–146.


Fußnoten

  1. UB HS Hildesheim I, Nr. 67 und 69. Vgl. dazu insgesamt: Casemir, Krueger, Ohainski & Peters, 1022, S. 54. Vgl. auch Rund, Ortsverzeichnis Lkr. Gifhorn, S. 197; der Ort ist in den Quellen leicht mit Sievershausen bei Lehrte zu verwechseln.
  2. Przybilla, Edelherren von Meinersen, S. 586.
  3. Sudendorf, UB VI, Nr. 250.
  4. Buchholz, Amt Meinersen, S. 14.
  5. Salfeld, Pfründenregister, S. 95.
  6. Vgl. Heuer, S. 145 f. Seit 1921 bilden die SELK-Gemeinden Arpke und Seershausen einen Pfarrbezirk.
  7. KABl. [in Vorbereitung].
  8. Mithoff, Kunstdenkmale IV, S. 242.