Frühere Gemeinde | KapG der KG Ehlershausen | Sprengel Hannover, KK Burgdorf | Patrozinium: Antonius | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Die erste schriftliche Erwähnung des Dorfes ist recht spät und findet sich in einem Bericht des Celler Vogtes aus dem Jahr erst 1442, in dem von Einbrüchen in ramelingh bzw. ramlingh die Rede ist.1 Ramlingen bildete mit neun weiteren Freibauerndörfern die „Grafschaft über dem Moore“, die über eine eigene Niedergerichtsbarkeit (Freiengericht) verfügte und später in der Grafschaft Burgwedel aufging. Etwa seit Mitte des 15. Jh. gehörte das Dorf zum Amt Burgdorf im welfischen Teilfsm. Lüneburg. Während der Hildesheimer Stiftsfehde (1519–1523) ist Ramlingen 1519 zerstört worden. Von 1810 bis 1813 war Ramlingen Teil des Kantons Burgwedel im Distrikt Celle des Departements Aller im Kgr. Westphalen. Danach gehörte es wieder zum Amt Burgdorf, nun im Kgr. Hannover und wurde nach der Annexion Hannovers 1866 preußisch. Seit 1885 war Ramlingen Teil des neuen Lkr. Burgdorf. Es bildete mit einem Teil des im 19. Jh. entstandenen Ortes Ehlershausen eine Gemeinde, die seit 1959 den Namen Ramlingen-Ehlershausen trug und zu der seit 1967 auch der ehemals Otzener Teil Ehlershausens gehört. 1974 wurde Ramlingen-Ehlershausen Ortsteil von Burgdorf, Lkr. (2001: Region) Hannover. Das landwirtschaftlich geprägte Ramlingen hatte 1821 etwa 200 Einwohner und 1888, zusammen mit Ehlershausen, gut 350. Nicht zuletzt die Erdölfunde in der Umgebung ließen den Doppelort wachsen, der 1939 gut 700 Einwohner hatte und 1946, einschließlich Flüchtlinge, rund 1.300. Heute liegt die Einwohnerzahl bei etwa 3.750 (Ramlingen: 550, Ehlershausen: 3.200).

Kapelle, Ansicht von Südosten, Foto: P. Greve, Jöllenbeck (?), um 1988

Kapelle, Ansicht von Südosten, Foto: P. Greve, Jöllenbeck (?), um 1988

Kirchlich gehörte Ramlingen zu Burgdorf (Burgdorf, Pankratius) und besaß schon in vorref. Zeit eine eigene Kapelle. Das Lüneburger Pfründenregister von 1534 nennt beim Kirchspiel Burgdorf die Capelle tho Ramlinge2 und in den Protokollen zur Kirchenvisitation 1543 erscheint die Capelle tho Ranlingesze ebenfalls beim kaspelde Borchtorp.3 Das bis heute erhaltene Kappellengebäude ließ die Gemeinde laut Inschrift über der Tür im Jahre 1698 errichten. Die Altarplatte mit vier Weihekreuzen, das Kruzifix und die Holzplastiken stammen noch aus der vorref. Kapelle. Beim Neubau erhielt die Kapelle einen für die Zeit typischen Kanzelaltar, da das Gebäude jedoch sehr niedrig war, stand der Kanzelkorb in Ramlingen direkt auf der Altarplatte. Im Zuge der Neugestaltung des Kapellenraums 1962/63 ließ die Gemeinde die Kanzel auf die linke Seite des Chorraums versetzen.
Anfang des 19. Jh. kam der Burgdorfer Pfarrer dreimal jährlich zum Kapellengottesdienst nach Ramlingen, nach dem Zweiten Weltkrieg einmal pro Monat.4 Zunächst gehörte der im 19. Jh. zwischen Otze und Ramlingen entstandenen Ort Ehlershausen nur teilweise zur KapG Ramlingen, ein Teil der Bewohner war in die KapG Otze eingepfarrt. In Anpassung an die politische Gebietsaufteilung kam Ehlershausen 1968 ganz an die KapG Ramlingen.5 Der Inhaber der 1952 errichteten dritten Pfarrstelle der KG Burgdorf (Burgdorf,Pankratius) war für die KapG Otze und Ramlingen zuständig.6 Zum 1. Januar 1969 löste sich die KapG Ramlingen auf, ihre Gemeindeglieder schlossen sich mit denen der ebenfalls aufgehobenen KapG Otze zur neuen Martin-Luther-KG Ehlershausen zusammen.7

Kapellenbau

Kleine Fachwerkkapelle mit dreiseitigem Chorschluss und Walmdach, erbaut 1698. Jeweils zwei Rechteckfenster an den Längsseiten, Tür an der Südseite, darüber Inschrift. „Kommet! Lasset euch den Herrn lehren. Anno 1698“. Im Innern niedrige, flache Decke. Neugestaltung des Kapellenraums 1930/31 (Totenkronen von den Wänden abgenommen) und 1962/63 (Kanzelaltar abgebaut); Instandsetzung 1987/88, Renovierung 2011.

Kapelle, Blick zum Altar, Foto: P. Greve, Jöllenbeck (?), um 1988

Kapelle, Blick zum Altar, Foto: P. Greve, Jöllenbeck (?), um 1988

Turm

Kleiner westlicher Dachreiter mit Pyramidendach.

Ausstattung

Steinerne Altarmensa mit Weihekreuzen (vorref.) auf gemauertem Stipes. – Geschnitztes Kruzifix (wohl spätes 14. Jh., ehemaliges Vortragekreuz) an Altarwand. – Holzplastik einer stehenden Madonna mit Kind (wohl spätes 15. Jh.) an nördlicher Chorwand. – Pieta aus Eichenholz (15. Jh.) an südlicher Chorwand. – Kanzel nördlich im Chorraum (17. Jh., bis 1962/63 über dem Altar, 1991 in ursprünglicher Farbfassung gestrichen). – Pastorenprieche südlich im Chorraum (Front 1962/63 aus den abgenommenen Seitenteilen der Kanzel zusammengesetzt). – Holztaufe.– Geschnitzte Holzfiguren eines Heiligen (wohl spätes 14. Jh.) und eines Bischofs (wohl spätes 15. Jh.) an der Nordseite des Kapellenschiffs.

Orgel

Elektronisches Positiv der Firma Ahlborn (1996).

Geläut

Eine LG c’’’, Inschrift: „Deo soli gloria“, (Bronze, Gj. 1793).

Friedhof

Kirchlicher Friedhof neben der Kapelle 1826 angelegt, seit 1929 keine Beerdigungen mehr, einige Grabsteine des frühen 20. Jh. Neuer Friedhof (kommunal) 1923 eröffnet, FKap.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

D 52 (EphA Burgdorf); S 11a Nr. 7058 (Findbuch PfA).

Literatur

A: Krumm, Denkmaltopographie Region Hannover, S. 102; Ohainski/Udolph, Ortsnamen Hannover, S. 367; Wolff, KD Kr. Burgdorf und Fallingbostel, S. 79 f.
B: Martin-Luther-Kirchengemeinde Ehlershausen-Ramlingen-Otze (Hg.): 300 Jahre Kapelle in Ramlingen. 1698–1998, [Ehlershausen 1998]; Manfred Obst: Ramlingen-Ehlershausen, Burgdorf 2003; Reinhard Scheelje und Heinz Neumann: Geschichte der Stadt Burgdorf und ihrer Ortsteile von den Anfängen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, Burgdorf 1992, bes. S. 297–299; Johannes Sommer: Die Marienklage in Ramlingen, in: Unser Kreis. Heimatblätter für den Kreis Burgdorf 15 (1963), Nr. 7; Johannes Sommer: Die Ramlinger Kapelle nach der Erneuerung, in: Unser Kreis. Heimatblätter für den Kreis Burgdorf 15 (1963), Nr. 9.


Fußnoten

  1. NLA HA, Celle Br. 61 Nr. 857 111, zit. bei Obst, S. 17.
  2. Salfeld, Pfründenregister, S. 85.
  3. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 483.
  4. Obst, S. 107 f.
  5. KABl. 1968, S. 4.
  6. KABl. 1952, S. 102.
  7. KABl. 1969, S. 5 f.