Frühere Gemeinde | Sprengel Osnabrück, KK Osnabrück | Patrozinium: Lukas | KO: Osnabrücker KO von 1652
Orts- und Kirchengeschichte
Die östlichen Teile der Osnabrücker Stadtteile Schölerberg und Fledder waren Mitte der 1970er Jahre „eines der dichtesten Wohnbaugebiete der Stadt“. Zu den Straßenzügen der 1920er Jahre kamen in der zweiten Hälfte des 20. Jh. Neubaugebiete, „gekennzeichnet durch den sozialen Wohnungsbau“, sowie „eine ganze Reihe schmucker Einfamilienhäuser“ hinzu.1
Die in diesem Gebiet gegründete Lukasgemeinde war die jüngste der drei Tochtergemeinden der Luthergemeinde. Ein Teil des Gemeindegebiets gehörte seit 1957 eigentlich zur KG Voxtrup, allerdings besuchte der größte Teil der Gemeindeglieder weiter die Lutherkirche: „Ein Stadt-Osnabrücker geht eben nicht aufs Dorf“ bemerkte der Sup. des KK Osnabrück rückblickend.2 Der Pfarrer der Luthergemeinde P. Gerhard Fischer (amt. 1958–1994) unterstützte die Gründung eines Kirchbauvereins. 1962 konnte die Gemeinde ein Baugrundstück erwerben und lud vier Architekten zu einem Wettbewerb für ein Gemeindezentrum ein, das aus Pfarrhaus, Gemeindehaus, Kindergarten und Kirche bestehen sollte. Der erstplatzierte Werner Johannsen (Osnabrück) erhielt den Auftrag; im ersten Bauabschnitt entstand das Pfarrhaus (1964), es folgten Gemeindehaus mit Kirchsaal (Mai 1965) und Kindergarten (Herbst 1965).3
Zum 1. Juli 1965 gründete sich die Lukasgemeinde; sie umfasste Gebiete der Luther- und der Margaretengemeinde und zählte 1972 knapp 3.500 Gemeindeglieder.4 Die neu eingerichtete Pfarrstelle übernahm P. Alfred Schwab (amt. 1965–1972), der als Pfarrer der Landeskirche bereits seit 1964 in der zukünftigen Gemeinde tätig gewesen war. Für Trauungen und Konfirmationen wich die Gemeinde regelmäßig in die Lutherkirche aus, da sie einen feierlicheren Rahmen bot als der schlichte Kirchsaal.5 Die Lukasgemeinde, nach der kath. Gemeinde St. Johann und den ev. Gemeinden Matthäus und Markus die vierte Evangelistengemeinde Osnabrücks, baute in den folgenden Jahren eine Partnerschaft mit der ev. Schloßkirchengemeinde in Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) auf.
Bis in die zweite Hälfte der 1970er Jahre hinein war die Gemeinde bemüht, auch den Kirchenbau zu verwirklichen. Trotz Reduzierung des Bauprogramms – Verkleinerung der Kirche, Verzicht auf Glockenturm – gelang die Finanzierung des Vorhabens nicht und die geplante Kirche konnte nicht verwirklicht werden.
Nach der ersten Visitation der neu gegründeten Gemeinde 1972 hob der Sup das lebendige Gemeindeleben und die gute Zusammenarbeit mit der kath. Gemeinde „Zur Heiligen Familie“ hervor: Einmal im Jahr versammelten sich beide Gemeinden zu einem ökumenischen Gottesdienst, zwölfmal im Jahr traf sich der ökumenische Arbeitskreis.6 Seit Mitte der 1990er Jahre bildete die Luthergemeinde zusammen mit ihren drei Tochtergemeinden Margareten, Melanchthon und Lukas die Region Süd-Ost des KK Osnabrück. Die Einsparungen bei Pfarr- und Diakonenstellen führten zu einer wachsenden Kooperation der vier Gemeinden (angefangen bei Konfirmandenunterricht und Jugendarbeit), die 2009 in ihre Fusion zur „Ev.-luth. Südstadt-Kirchengemeinde in Osnabrück“.7 Das 2007 mit Unterstützung der Stiftung Stahlwerk Georgsmarienhütte gegründete „Lukas Familienzentrum“ ging auf die neue Gemeinde über und wurde 2013 um eine Kinderkrippe erweitert – errichtet auf dem ursprünglich für die Kirche vorgesehenen Bauplatz.
Umfang
Östliche Teile der Osnabrücker Stadtteile Schölerberg und Fledder.
Aufsichtsbezirk
Mit Gründung der KG 1965 zum KK Osnabrück.
Kirchenbau
Gemeindehaus mit Kindergarten und Kirchsaal, erbaut 1965 (Architekt: Werner Johannsen, Osnabrück). Rechteckbau mit Flachdach und querrechteckigem Innenhof. Rechteckiger Kirchsaal tritt über Nordwestfront hervor und ist etwas höher als das übrige Gebäude, hohe Fenster nach Nordwesten. Im Innern flache Holzdecke und um drei Stufen erhöhter Altarraum im Südwesten (ursprünglich Bühne mit seitlicher Treppe und durch Vorhang abtrennbar).
Ausstattung
Hölzerner Altartisch. – Niedrige Holzkanzel. – Hölzerner Taufständer. – Wandteppich (1980, Hans Pluquet, Bremen; Ingrid Huhs, Ganderkesee), „Der verlorene Sohn“ (Lk 15,11–32). – Ehemalige Ausstattung: Altartisch aus Stahl und Holz, metallener Taufständer.
Orgel
Positiv, 4 I/–, mechanische Traktur, Schleiflade, gebaut 1966/67 von der Firma Gebrüder Hillebrand (Altwarmbüchen); aufgestellt im Altarraum.
Weitere kirchliche Gebäude
Pfarrhaus (Bj. 1964).
Friedhof
Kein kircheneigener Friedhof.
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
E 9 Nr. 664–665 (Amt für Bau- und Kunstpflege); L 5f Nr. 316, 929 (LSuptur. Osnabrück).
Literatur
A: Poppe-Marquard, Kirchenchronik, S. 192–195; Weichsler, Hdb. Sprengel Osnabrück, S. 19; Wrede, Ortsverzeichnis Fürstbistum Osnabrück II, S. 117–118.
B: 25 Jahre Lukas-Kirche 1965–1990, Redaktion: Irmgard Zaun, Siegfried Kaiser und Wilhelm Kiel, [Osnabrück 1990].
Fußnoten
- LkAH, L 5f, Nr. 316 (Visitation 1972), Bericht des Sup. erst 1975.
- LkAH, L 5f, Nr. 316 (Visitation 1972), Bericht des Sup. erst 1975.
- Zum Kindergarten vgl. Koch, Heimat, S. 95 f.
- KABl. 1965, S. 204.
- LkAH, L 5f, Nr. 316 (Visitation 1972, Visitation 1978).
- LkAH, L 5f, Nr. 316 (Visitation 1972, Visitation 1978).
- KABl. 2008, S. 251 f.