Sprengel Ostfriesland-Ems, KK Norden | Patrozinium: – | KO: Ostfriesische KO von 1716

Orts- und Kirchengeschichte

Die Insel Norderney entstand aus dem östlichen Teil der Insel Buise, die vermutlich im 14. Jh. von einer Sturmflut in zwei Teile getrennt wurde. Sie ist die jüngste der bewohnten Inseln Ostfrieslands. Der westliche Teil der Insel Buise verschwand später völlig.1 Urkundlich ist die Insel erstmals 1398 als Oesterende belegt; Mitte des 16. Jh. lassen sich die Namensformen Norder-ogg bzw. Norder-Neyogg nachweisen, aus denen sich die heutige Form Norderney entwickelte.2 Zusammen mit anderen ostfriesischen eylanden zählte Norderney Ende des 14. Jh. zum Herrschaftsbereich der Häuptlingsfamilie tom Brok. In den Jahren nach dem Sturz der tom Brok (1427 Schlacht auf den wilden Äckern) etablierten sich die Cirksena als ihre Nachfolger; Ks. Friedrich III. erhob Ulrich Cirksena 1464 zum Reichsgrafen von Ostfriesland (Reichsfürsten seit 1654/62). In der zweiten Hälfte des 15. Jh. bildete sich die Ämterstruktur der Gft. Ostfriesland heraus. Norderney zählte zum Amt Berum, war allerdings, genauso wie die übrigen ostfriesischen Inseln, nicht gänzlich in die Ämterverfassung integriert: Die Position des Landesherrn war hier stärker und die Inselbewohner waren rechtlich schlechter gestellt als die übrigen Ostfriesen.3 Als die Familie Cirksena 1744 in männlicher Linie ausstarb kam Norderney zusammen mit der gesamten Gft. Ostfriesland an Preußen. In den ersten beiden Jahrzehnten des 19. Jh. erlebte Ostfriesland mehrere Herrschaftswechsel: Ab 1807 zählte Norderney zum Kgr. Holland, ab 1810 zum Kaiserreich Frankreich (Département Ems-Oriental, Arrondissement Aurich, Kanton Berum), ab 1813 wieder zum Kgr. Preußen und ab 1815 zum Kgr. Hannover. Mit der Annexion Hannovers 1866 kehrte Ostfriesland erneut zurück unter preußische Herrschaft. Nach der Vereinigung der Ämter Berum und Norden im Jahr 1859 war anfangs Berum Sitz und Namensgeber des Amtes, seit 1869 dann Norden. Bei Einführung der Kreisverfassung 1885 kam Norderney zum Lkr. Norden, der 1977 im Lkr. Aurich aufging. Seit 1948 besitzt Norderney Stadtrechte. In seiner Descriptio Frisiae schrieb Henricus Ubbius um 1530, die Bewohner der ostfriesischen Inseln lebten von Fischfang und Strandgut (Insulani piscationibus student et victitant naufragorum bonis).4 Im Jahr 1800 wurde die 1797 genehmigte Seebadeanstalt auf Norderney eröffnet; Kurbetrieb und Tourismus entwickelten sich zum wesentlichen Wirtschaftszweig der Insel. Im Jahr 1821 lebten knapp 620 Menschen auf Norderney, 1905 fast 3.900, 1950 rund 7.500 und 2017 etwa 6.050.

Kirche, Ansicht von Südosten, um 1948

Kirche, Ansicht von Südosten, um 1948

Einen ersten Kirchenraum richteten die Inselbewohner im 15. oder 16. Jh. in einem vielleicht um 1400 erbauten Turmhaus ein, das auf verschiedenen Karten des 16. Jh. verzeichnet ist.5 Schriftlich lässt sich die Kirche erst in nachref. Zeit belegen. Im Rechnungsbuch der Norder Kirche aus den Jahren 1564 bis 1579 ist festgehalten, dass die Kirche 5.000 Ziegel von der Berumer Ziegelei erhalten hatte und dass die Norder davon den norderneers 500 tho upbouwing ärer Karken überlassen hätten.6
Zum Verlauf der Reformation auf Norderney sind keine Details bekannt. Der neue Glaube breitete sich in Ostfriesland unter Duldung des Landesherrn Gf. Edzard I. († 1528) aus, aber ohne seine Lenkung.7 Es entwickelte sich daher ein Nebeneinander verschiedener prot. Richtungen. Versuche Gf. Ennos II. († 1540), die kirchlichen Verhältnisse einheitlich und eher luth. zu gestalten, scheiterten (u. a. 1529 „Bremer KO“ von Johann Timann und Johann Pelt, 1535 „Lüneburger KO“ von Martin Undermarck und Matthäus Ginderich). Ebenso erfolglos blieb letztlich das Bemühen Gfn. Annas († 1575), die ostfriesische Kirche zusammen zu halten und ihr eine eher ref. Form zu geben (u. a. 1542 Johannes a Lasco als Sup. berufen, 1544 Coetus begründet). Während der gemeinsamen Regierungszeit ihrer Söhne, des ref. Gf. Johann II. († 1591) und des luth. Gf. Edzard II. († 1599), die vom Ringen um jeweils alleinige Herrschaft geprägt war, verfestigte sich das Nebeneinander ref. und luth. Gemeinden. Die Konkordate von 1599, geschlossen zwischen den Landständen und dem Landesherrn, schrieben den Konfessionsstand der einzelnen ostfriesischen Gemeinden genauso fest wie das Gemeindewahlrecht bei den Pfarrstellenbesetzungen. Dieses Recht war allerdings auf die ostfriesischen Festlandgemeinden beschränkt und galt nicht für Norderney oder die übrigen Inselgemeinden.8 1631 erarbeitete GSup. Michael Walther († 1662) eine neue KO für die luth. Gemeinden, deren zweite Auflage von 1716 bis heute gültig ist.9
Der erste namentlich bekannte Inselpastor ist P. Menso Ulrichs, der 1623 belegt ist. Nach einem Visitationsbericht aus dem Jahr 1683 besaß die Kirche einen bescheidenen Altar und eine neue Kanzel. P. Franz Hajen (amt. 1650–1697) war gleichzeitig Pfarrer und Schullehrer.10 Das älteste Kirchenbuch beginnt 1688. Mit P. Johann Husius (amt. 1697–1712) wirkte „der direkte Wegbereiter für den Pietismus in ostfriesischen lutherischen Gemeinden“11 mehrere Jahre lang auf Norderney. Er blieb der Gemeinde nicht zuletzt deswegen in Erinnerung, da er 1706 eine Reise unternommen hatte, um für die Renovierung der Kirche zu sammeln, aber ohne Geld auf die Insel zurückgekehrt war.12 Sein Nachfolger P. Johann Andreas Strohmann (amt. 1712–1732) gehörte ebenfalls zu den pietistischen Theologen Ostfrieslands.13 In Sachen Kirchenbau kam auch er nicht voran; der Landesherr erwog seinerzeit eine der beiden Kirchen auf Juist abzubrechen und auf Norderney wieder aufzubauen.14 Die Arbeiten begannen schließlich 1750: Das alte Turmhaus erhielt nach Osten hin ein neues, rechteckiges Kirchenschiff. Am 20. September 1750 (17. Sonntag nach Trinitatis) feierte die Gemeinde den Einweihungsgottesdienst.15 Zusammen mit einer neuen Glocke, ein Geschenk des Kronprinzen Georg und seiner Frau, erhielt die Kirche 1851 einen Dachreiter.

Kirche, Blick zum Altar, 1956

Kirche, Blick zum Altar, 1956

P. Georg Albrecht Rodenbäck (amt. 1865–1885) zählte in den 1870er Jahren zu den Mitgründern des ev. Kindererholungsheims Marienheim, das außerhalb der Saison als Kindergarten diente („Warteschule“, seit 1881 ganzjährig).16 Da die Kirche angesichts der wachsenden Inselbevölkerung und des expandierenden Kurbetriebs zu klein geworden war, hatten bereits Mitte der 1860er Jahre Überlegungen zu einem Neubau eingesetzt. Die ersten Entwürfe scheiterten jedoch an der Finanzierung. Im Jahr 1876 spendeten Ks. Wilhelm I. und seiner Frau Augusta 50.000 Mark und ermöglichten so schließlich die Verwirklichung einer bescheideneren Neuplanung (Gesamtbausumme: 88.000 Mark). Ein Jahr später verkaufte die Gemeinde ihre alte Kirche auf Abbruch und 1878 begannen die Arbeiten am Neubau, den die Gemeinde am 11. Juni 1879 einweihen konnte (die neue Kirche war freisitzig, die Gemeindeglieder mussten also keine Kirchenplätze kaufen). Im Januar 1900 richtete das Konsistorium Aurich zusätzlich zur Pfarrstelle eine ständige Pfarrkollaboratur auf Norderney ein (seit 1933 unbesetzt, stattdessen Kurprediger).17 Mit der 1912 in der sogenannten Napoleonschanze angelegten Waldkirche erhielt die Gemeinde für die Sommermonate eine zweite Predigtstätte.18
Auch der Bau der Synagoge (1878) und der kath. Kirche (1883/84) standen in direktem Zusammenhang mit dem Fremdenverkehr. Die kath. Gäste Norderneys (1850 etwa 100) nutzten für die sonntägliche Messe anfangs einen Schulraum und später bis zum Bau eines eigenen Gotteshauses die ev. Kirche.19 Die Bedürfnisse der jüd. Gäste (1869 knapp 100, 1889 knapp 700) hatten in den 1840er Jahren zur Einrichtung zweier koscherer Garküchen während der Saison geführt. Die jüd. Familien auf Norderney gehörten zur Synagogengemeinde Norden und bildeten auch nach Bau der Synagoge keine eigene Gemeinde. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten informierte die Kurverwaltung im Dezember 1933, dass jüd. Gäste auf Norderney fortan nicht mehr willkommen seien; jüd. Hoteliers mussten ihre Häuser verkaufen und 1938 wurde auch die Synagoge verkauft. Die letzten jüd. Einwohner verließen die Insel 1938/41.20
Während der NS-Zeit hatte P. Wilhelm Dietrich Fischer (amt. 1922–1959) das Pfarramt auf Norderney inne. Im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ gab er 1946 an: „Bis 1934 war ich Deutscher Christ, weil ich hoffte, dadurch die Männer der Gemeinde gewinnen zu können: ‚den Juden ein Jude, den Griechen ein Grieche‘ [1 Kor 9,16–23]“. Später habe er zur BK gehört. Die Kurprediger, die das Landeskirchenamt 1934 auf die Insel entsandt habe, hätten kirchenpolitisch alle auf Seiten der DC gestanden.21 Seit 1940 war zudem ein Marinepfarrer auf Norderney stationiert.22
Inselbevölkerung und Tourismus wuchsen in der zweiten Hälfte des 20. Jh. weiter. Das Landeskirchenamt wandelte die ständige Pfarrkollaboratur 1952 in eine zweite Pfarrstelle um.23 Im diakonischen Bereich kam 1960 zur Schwesternstation ein ev. Kindergarten hinzu (neues Gebäude 1987, Kindergarten „Am Kap“). Prägend für die KG Norderney sind Kurbetrieb und Tourismus. Nach der Visitation 1968 notierte der Sup. des KK Norden, über die üblichen Gemeindearbeit hinaus gäbe es auf Norderney eine „Fülle von Heimen und Einrichtungen, die den Dienst der Kirche erbitten“, so dass den beiden Inselpastoren „keine Zeit für Männer- und Jugendarbeit verbleibt“.24 Im Jahr 1979 erhielt die KG eine dritte Pfarrstelle25; zudem unterstützen Kurprediger während der Sommermonate die örtlichen Pfarrerinnen und Pfarrer. Die 1972 neu erbaute Genezareth-Kapelle im Seehospiz „Kaiserin Friedrich“ (eröffnet 1886, heute Seeklinik Norderney) gehört zur Ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig.26
Bis 1997 unterhielt die KG Norderney eine Partnerschaft mit der sächsischen KG Bad Brambach. Später entwickelte sich eine Partnerschaft mit dem südsudanesischen Ort Kadeba. Das umfangreiche kirchenmusikalische Angebot der Gemeinde unterstützt der Förderkreis „Kirchenmusik Norderney e. V.“ Im Jahr 2013 gründete sich zudem die „Stiftung Inselkirche“, die zur Finanzierung kirchlicher Mitarbeiterstellen, zum Bauunterhalt und zur Verwirklichung innovativer kirchlicher Projekt beitragen will.

Pfarrstellen

I: vielleicht vorref., nachgewiesen 1623. Aufgehoben 2011, gleichzeitig neu aus II.27 – II: 1952 (zuvor seit 1900 ständige Kollaboratur). 2011 umgewandelt in I und gleichzeitig neu aus III.28 – III: 1979 (dauervakant seit 1997), 2011 umgewandelt in II.29

Umfang

Die Insel Norderney.

Aufsichtsbezirk

Zugehörigkeit in vorref. Zeit unklar. – 1631 Coetus in Aurich, 1643 aufgehoben. 1643 Konsistorium Aurich. 1766 zur 3. luth. Insp. (Sitz der Suptur in Norden, bzw. 1865–1900 in Nesse), 1924 KK Norden.30

Patronat

Der Landesherr (bis 1871).

Kirchenbau

Neugotischer Backsteinbau, erbaut 1878/79 (Architekt: Ernst Christian Schumacher, Leer).31 Rechteckiges Schiff mit Satteldach; im Osten vierseitiger Choranbau mit Walmdach und Sakristeianbau an Südseite. Strebepfeiler an Längsseiten des Schiffs, dazwischen je zwei hohe Spitzbogenfenster; am Chor drei zweibahnige Spitzbogenfenster und Strebepfeiler an den Ecken. Im Innern abgehängte, trapezförmige Decke, im Chor Kreuzrippengewölbe; hoher, spitzbogiger Triumphbogen zwischen Chor und Schiff; u-förmige Emporenanlage. Erweiterungspläne in den 1890er Jahren (Querschiff und neuer Chor) nicht verwirklicht. Neugestaltung Innenraum in den 1950er Jahren. 1957 Orgelempore vergrößert. Neuausmalung 1970 (Decke rot und weiß). Mauerwerks- und Dachsanierung 2017.

Fenster

Im Kirchenschiff 1952 neue Fenster eingesetzt, verziert mit floralen Motiven; im Chor neue Fenster 1953, ersetzt durch neue, farbig gestaltete Fenster 1990 (Entwurf: Wilhelm Buschulte, Unna).

Turm

Westturm, im unteren Teil querrechteckig, Glockengeschoss etwa quadratisch mit Satteldach. Backsteinmauerwerk, Giebel mit Steinkreuzen bekrönt, Auslegestuhl für Uhrschlagglocke an Ostgiebel, Uhrziffernblätter an beiden Giebeln; Große, spitzbogige Schallfenster nach Osten und Westen, je zwei kleinere, spitzbogige Schallöffnungen nach Norden und Süden. Hauptportal mit Wimperg nach Westen, darüber hohe Blendnische mit Rosette im Spitzbogen, flankiert von zwei schmaleren Blendnischen mit kleinen, hochgelegenen Spitzbogenfenstern. Turmsanierung 2015.

Vorgängerbau

Die 1878 abgetragene Inselkirche bestand aus einem Westturm mit Satteldach (ursprünglich vielleicht ein um 1400 erbautes Turmhaus) und achteckigem, hölzernem Dachreiter (1851), einem rechteckigen Kirchenschiff mit Satteldach (1750) sowie einem westlichen Anbau.32 Der Westgiebel des Turms ist 1707 erneuert worden. Neben der Kirche stand ein hölzerner Glockenträger.

Ausstattung

Altar mit neugotischem Retabel, weiß, verziert mit Wimperg und Fialen (1879), am Retabel befanden sich ursprünglich zwei Bibelverse: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken“ (Mt 11,28) sowie „Selig sind, die zum Abendmahl des Lammes berufen sind.“ (Offb 9,19), vor dem Retabel ist ein Abendmahlsbild angebracht (17. Jh., Gemälde erstmals 1843 im Inventarium erwähnt); Altar gestiftet von Erhard, Botho und Frieda von Wedel sowie Helene Christine und Rindelt Henriette Hafner.33Hohe, weiße Kanzel mit Schalldeckel (1879), neugotische Verzierungen, an den Wandungen des Kanzelkorbs fünf farbige Figuren (Christus, Petrus, Paulus, Johannes und Jakobus der Jüngere; Figuren 1970–72 restauriert, danach farbig gefasst). – Taufstein mit achteckigem Becken (1879), Geschenk von Carl Georg Graf Wedel-Gödens. – Holzrelief (18. Jh.), Gott zu Gast bei Abraham und Sara (1 Mos 18,1–15); restauriert 1972; aus dem Besitz der während der NS-Zeit ausgewanderten jüd. Familie Sandomir.34 – Inschriftenstein aus der Vorgängerkirche: „Vnter Gottes Segen erbavet Anno 1750“. – Inschriftenstein: „Unter Gottes Segen erbaut durch kaiserliche Munificenz an[n]o D[o]m[ini] 1878 Eingeweiht am Tage der goldenen Hochzeit I. I. M. M. Wilhelm, Deutschen Kaisers Königs von Preussen Augusta, Deutscher Kaiserin, Königin von Preussen den 11. Juni 1879.“ – Klingelbeutel mit Glöckchen von 1760. – Drei Votivschiffe (1808, 1904 und 2012; die beiden älteren mehrfach restauriert). – Zwei Gusseiserne Grabplatten, bis 2001 auf dem Friedhof, seitdem in der Kirche (Helene Vincke, 1856–1862, und Louis Seidel, 1813–1860). – Außen: Lutherstatue (1883, Bernhard Högl, Oldenburg).

Orgel, vor 1970

Orgel, vor 1970

Orgel

Erste Orgel erbaut 1841/42 von Arnold Rohlfs (Esens), 6 I/aP, mechanische Traktur, Schleiflade; nach Neubau der Kirche an Herrnhuter Kapelle in Norden abgegeben.35 Neue Orgel 1879, gebaut von Firma Gebrüder Dinse (Berlin), 13 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. Umgebaut 1908/09 von Furtwängler & Hammer (Hannover), Manualwerke zu einem HW vereinigt, neues SchwW, 18 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen sowie im SchwW pneumatische Traktur, Kegellade. Neue Orgel 1970, erbaut von der Firma Hermann Eule (Bautzen), 24 II/P; Prospekt entworfen von Heinz Wolff (Hannover). Neue Orgel 2008, erbaut von Harm Kirschner (Weener-Stapelmoor), 30 III/P, mechanische Traktur, Schleifladen; einige Pfeifen der Eule-Orgel wieder verwendet.

Geläut

Drei LG, I: as’ Inselglocke, Inschrift: „Preiset den Herrn in den Inseln des Meeres, Jesaias 24, V. 15. Norderney 1953“ (Bronze, Gj. 1953, F. Otto, Bremen-Hemelingen); II: b’, Inschrift: „Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott zu unseren Zeiten. Norderney 1975“ (Bronze, Gj. 1975, Firma Rincker, Sinn); III: c’’ (Bronze, Gj. 1736, Georg Bernhard Kinder, Königsberg in Preußen), seit 1952 auf Norderney, Patenglocke aus Żelazna Góra (ehemals Eisenberg, Kr. Heiligenbeil in Ostpreußen).36 Eine SG b’’ (Bronze, Gj. 1923). – Früherer Bestand: Eine LG (Bronze), hing bis Mitte des 19. Jh. in einem hölzernen Glockenträger neben der Kirche. Eine Lg, Marienglocke (Bronze, Gj. 1851, Andries van Bergen, Claude Fremy), Inschrift: „Geschenk seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen, Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Kronprinzessin und seiner Königl. Hoheit des Erbprinzen von Hannover an die Kirchengemeinde zu Norderney 1851. Gegossen zu Stieckelkampferfehn durch H. van Bergen und C. Fremy. A. v. B. 1851“; im zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben. Eine größere LG, Lutherglocke (Bronze, Gj. 1879, F. Otto, Hemelingen); im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben. Als Ersatz eine neue Lutherglocke (Bronze, Gj. 1925, Firma Radler, Hildesheim), Inschrift: „Mien Vorgängerin weer Dr. Luther verehrt, in de Notjohren umsmulten, hulp se to Wehr, as Nachfolgerin lüüd ick in de sülvige Lock un heet vandaag weer ook de Lutherklock“; im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben. Eine kleine LG, es’’ (Bronze, Gj. 1925, Firma Radler, Hildesheim), Inschriften: „Ehre sei Gott in der Höhe“, „Friede sei mit Euch“ und „Norderney 1925“, Bilder: Geburt Christi und der auferstandene Christus; seit 1975 im Glockenturm der FKap. Eine SG, c’’’ (Eisen), über die der Glockenrevisor 1960 schrieb „ein Blecheimer oder eine Eisenschiene“ hätten mehr Resonanz; 1963 durch eine gebrauchte Bronzeglocke ersetzt.37

Weitere kirchliche Gebäude

Altes Pfarrhaus (Bj. 1897). – Gemeindehaus Gartenstraße (Bj. 1907/08). – Martin-Luther-Haus (Bj. 1880, Umbau 1983), erworben 1981/82. – Pfarrhaus Mainstraße (Bj. 1973), 2012 verkauft. – Kindergarten (Bj. 1987; Vorgängerbau Bj. 1911), 2017 an die Stadt verkauft. – Küsterhaus (Bj. 1965), 2016 verkauft.

Friedhof

Alter kirchlicher Friedhof rund um die Kirche, genutzt bis 1875, knapp vierzig Grabsteine aus der Zeit 1840–70 erhalten.38 Neuer kirchlicher Friedhof östlich des alten Ortskerns, erste Beerdigung 1875. Alte FKap (Bj. 1897) ersetzt durch neue FKap (Bj. 1967) mit Glockenturm (Bj. 1975).

Liste der Pastoren (bis 1940)

1623 Menso Ulrichs. – 1650–1697 Franz (Friedrich) Hajen (Heyen). – 1697–1712 Johann Husius. – 1712–1720 Johann Andreas Stromann. – 1720–1731 Johann Strobach. – 1731–1748 Onno Wilhelm Poppen. – 1748–1757 Georg Hertken Eymen. – 1757–1766 Johann Conrad Helmts. – 1766–1784 Conrad Wilhelm Wenkebach. – 1784–1793 Christian Matthias Hafner. – 1793–1808 Hero Adam Heydecke. – 1808–1809 Diedrich Anton von Nordheim. – 1809–1819 Joachim Rudolf Meier. – 1819–1822 Rudolf Adrian Radeland. – 1822–1845 Bruno Enno Wilhelm Dettmers. – 1845–1865 Carl Gerhard Reins. – 1865–1885 Georg Albrecht Rodenbäck. – 1885–1886 Eberhard Wilhelm Jürgen Lamberti. – 1886–1894 Martin Wilhelm Emil Theodor Ubbelohde. – 1895–1901 Carl Julius Wilhelm Klose. – 1901–1909 Weert Karl Heinrich Börner. – 1910–1925 Christoph Friedrich Wilhelm Karl Waldemar Rieschel. – 1925– Wilhelm Dietrich Fischer.

Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 203, ebd. III, S. 34

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 5 Nr. 683, 686–687 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 6123–6129 (Pfarrbestallungsakten); A 8/Norderney Nr. 321Digitalisat (CB); A 12d Nr. 89/2, 111, 156, 223Digitalisat, 362, 377, 524, 526, 605/2, 62571, 631, 650, 745, 781, 887 (GSuptur Aurich); D 82 (EphA Norden); L 5i Nr. 5, 348–349 (LSuptur Aurich); S 11a Nr. 7518 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1688 (Lücken: 1697; unvollständig: 1695, 1696)
Trauungen: ab 1688 (Lücken: 1710, 1711, 1713, 1718, 1723–1725; unvollständig: 1726)
Begräbnisse: ab 1688 (Lücken: 1690–1696, 1698)
Kommunikanten: ab 1737 (Lücken: 1739–1751)
Konfirmationen: ab 1876

Literatur

A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 993–994; Kaufmann, Orgeln Ostfrieslands, S. 188; Köppen, Verzeichnis, S. 55–58; Meyer, Pastoren II, S. 203; Otte/Rohde, Ostfriesland II, S. 469–473; Reershemius, Predigerdenkmal, S. 204–206; Reershemius, Predigerdenkmal Nachtrag, S. 17–18.

B: Manfred Bätje: Kurze Geschichte des Kirchenbaues auf Norderney 1564–1892 (= Materialien aus dem Stadtarchiv Norderney 1), Norderney 1995; Manfred Bätje: 1998. 600 Jahre Norderney. 50 Jahre Stadtrecht (= Materialien aus dem Stadtarchiv Norderney 5), Norderney 1998; Heinrich Drees: Prediger und Schulmeister auf Norderney [im 17. u. 18. Jh.], in: Heim und Herd 9/1955, S. 33–34; Karl Herquet: Geschichte der Insel Norderney in den Jahren 1398–1711, in: Jahrbuch der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden 9 (1890), S. 1–58; Wilhelm Korte: Neue Kirche für Norderney. Aus einer alten Bauakte von 1879, in: Heim und Herd 7/1969, S. 26; Christoph Lücke (Hg.): Die ev.-luth. Inselkirche von Norderney. Geschichte – Architektur – Zeitgeschehen – Ursprung, Braunschweig 2018; Albrecht Graf von Wedel & Sievert Graf von Wedel (Hgg.): Das Marienheim in Norderney. 1876–1951 (= Geschichte des Evangelischen Kindererholungsheimes „Marienheim“ in Norderney), Norderney 1951.

GND

6104716-8, Evang.-Luth. Kirchengemeinde Norderney


Fußnoten

  1. Behre/Lengen, Ostfriesland, S. 28; Bätje, 1998, S. 8.
  2. Ostfriesisches UB I, Nr. 167; Herquet, S. 2.
  3. König, Verwaltungsgeschichte, S. 194 ff.
  4. Ritter, Beschreibung, S. 98; Ohling, Descriptio, S. 10.
  5. Lücke, S. 5.
  6. Zit. in Bätje, Geschichte, S. 2.
  7. Zur Reformation in Ostfriesland vgl. knapp Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 7,1, S. 312 ff.; ausführlich: Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 114 ff.
  8. König, Verwaltungsgeschichte, S. 195.
  9. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 321. Die ostfriesischen Landesherren führten die KO von 1631 jedoch nie verbindlich für alle Gemeinden ein.
  10. Bätje, Geschichte, S. 2; Drees, S. 33.
  11. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 362.
  12. Herquet, S. 33; Lücke, S. 12 ff.
  13. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 366.
  14. Bätje, Geschichte, S. 6.
  15. Bätje, Geschichte, S. 9.
  16. Wedel, S. 17 ff. Die Anstalt erhielt 1878 den Status einer juristischen Person und 1897 den Namen „Marienheim“.
  17. LkAH, L 5i, Nr. 5 (Visitation 1940, Visitation 1947).
  18. Lücke, S. 182. 1929 wurde hier ein Gedenkkreuz für die Kriegstoten des Ersten Weltkriegs aufgestellt, während der NS-Zeit ein Weihestein.
  19. Lücke, S. 17.
  20. Obenaus, Handbuch II, S. 1130 ff.
  21. LkAH, S 1 H III Nr. 1016, Bl. 87. Allgemein zum Fragebogen: Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
  22. LkAH, L 5i, Nr. 5 (Visitation 1947).
  23. KABl. 1952, S. 114.
  24. LkAH, L 5i, Nr. 349 (Visitation 1968).
  25. KABl. 1979, S. 94.
  26. Lücke, S. 194 ff.
  27. LKA G 8/Norderney Bd. I, Bl. ??
  28. KABl. 1952, S. 114.
  29. KABl. 1979, S. 94; LkAH, L 5i, Nr. 348 (Visitation 1998).
  30. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 317, 411 und 683.
  31. Vgl. Lücke, S. 78 ff.
  32. Zur Baugeschichte vgl. Lücke, S. 45 ff.
  33. Bätje, Geschichte, S. 20; Lücke, S. 84 ff.
  34. Lücke, S. 232.
  35. Zur Orgelgeschichte: Lücke, S. 103 ff.
  36. Poettgen, Glockengießer, S. 33; F. Hardege: Ostdeutsche Glocken in Ostfriesland, in: Unser Ostfriesland 10/1971.
  37. LkAH, B 2 G 9 B/Norderney Bd. I, Bl. 8 und 13.
  38. Lücke, S. 124 ff.