Sprengel Ostfriesland-Ems, KK Emden-Leer | Patrozinium: mittelalterliches Patrozinium unbekannt1 | KO: Ostfriesische KO von 1716

Orts- und Kirchengeschichte

Das kleine Warfendorf ist schriftlich erstmals als Lacuurđ in einem Urbar der Abtei Werden belegt, das sich auf das 10. Jh. datieren lässt.2 Loquard gehörte zum Emsigerland und entwickelte sich im 14. Jh. zum Zentrum einer kleinen, gleichnamigen Herrlichkeit, zu der schließlich auch Rysum (seit dem späten 14. Jh.) und Campen (seit dem zweiten Viertel des 15. Jh.) gehörten.3 In den Auseinandersetzungen zwischen der Hanse und den ostfriesischen Häuptlingen wegen Unterstützung der Vitalienbrüder wurde im Jahr 1400 auch die Burg in Lokkvarde übergeben und geschleift.4 Seit dem späten 15. Jh. lässt sich Viktor Frese als Häuptling von Loquard belegen; er war durch seine erste Ehefrau Tetta in den Besitz der Herrlichkeit gelangt. 1497 hatte ihm sein Schwager Keno die borchstede bynnen Lockwerth geschenkt, beleghen up de ostsyde ant kerckhoff, geheten Lyowertsnaborch, daer nu ter tydt twe huse up staen.5 Viktor Freses gleichnamiger Enkel verkaufte die Herrlichkeit Loquard 1564 an Gf. Edzard II. Cirksena und seine Ehefrau, die schwedische Prinzessin Katharina Wasa.6 Seit 1610 war Loquard Teil des Amtes Pewsum der Gft. Ostfriesland und kam mit dieser 1744 an das Kgr. Preußen. Während der ersten beiden Jahrzehnte des 19. Jh. erlebte Ostfriesland mehrere Herrschaftswechsel: Ab 1807 zählte Loquard zum Kgr. Holland, ab 1810 zum Kaiserreich Frankreich (Département Ems-Oriental, Arrondissement Emden, Kanton Pewsum), ab 1813 wieder zum Kgr. Preußen und ab 1815 zum Kgr. Hannover. Auch die Amtszugehörigkeit wechselte: 1817 kam Loquard zum Amt Emden. Mit der Annexion des Kgr. Hannover wurde Loquard 1866 erneut preußisch. Nach Einführung der Kreisverfassung 1885 zählte Loquard zum Lkr. Emden, seit 1932 zum Lkr. Norden und seit 1977 zum Lkr. Aurich. 1972 wurde das Dorf in die Gemeinde Krummhörn eingemeindet (Sitz in Pewsum). In den 1960er Jahren wurden Siedlungsgebiete jenseits des historischen Ortskerns erschlossen und gleichzeitig entwickelt sich Loquard zur Pendlergemeinde: Der größte Teil der werktätigen Bevölkerung arbeitete in Emden.7 Im Jahr 1821 lebten etwa 590 Menschen in Loquard, 1925 gut 600, 1946 rund 840 und 2012 gut 610.

Kirche, Südostansicht

Kirche, Blick von Südosten, 2012, Foto: fentjer, CC BY-NC-ND 4.0

Ältestes Zeugnis der örtlichen Kirchengeschichte in Loquard ist das Kirchengebäude selbst. Es lässt sich auf das letzte Viertel des 13. Jh. datieren. Der Name eines Geistlichen ist erstmals aus dem Jahr 1385 überliefert: Zusammen mit anderen hatten die Pfarrer Ubbo aus Loquard und Escolphus aus Rysum eine Urkunde besiegelt (Datum sub sigillo […] dominorum Ubbonis in Lachwerth et Escolphi in Rhisingum curatorum).8 In einer Urkunde aus dem Jahr 1458 gibt dominus Diudardus an, er sei bereits 1426 Priester in Loquard gewesen (curati in Loquert).9 Im Jahre 1487 hatte Nikolaus das Pfarramt inne.10 Aus den 1490er Jahren sind die Namen verschiedener Geistlicher überliefert: 1490 war heer Boyen, cappellaen upter borch te Loquart und 1496 nennt Keno, tho Loquart unde in deme Hamme hovetling, in einer Urkunde mynen kerckheren, als her Focken und erwähnt überdies mester Syppo, vicarius to Loqwart.11 Ein Jahr später zählt Viktor Frese, der neue Loquarder Häuptling, insgesamt drei Geistliche auf: meyster Eye, prebendaet to Loquart, meyster Syppe, vicarii to Loquart sowie meyster Meynerts, myn kercheer; letzterer ist 1498 zudem als Mester Johan Meynerdes, Pfarrer zu Loquard belegt.12 Die Bezeichnung mester ist hier sicherlich als der akademische Titel magister (artium) zu verstehen, Benefiziar, Vikar und Pfarrer hatten also eine Universität besucht. Im Verzeichnis der ostfriesischen Kirchen der Diözese Münster, angelegt um 1500, ist neben Loquard vermerkt: „Ein Vikar, ein Benefiziat“.13 Die Inschrift einer nicht erhaltenen Glocke aus dem Jahr 1516 nennt mit dem Pfarrer Mammo einen weiteren vorref. Geistlichen.14 In die Regierungszeit Viktor Freses († 1527), auf der Glocke als Ritter vom Goldenen Sporn (equitis aurati) bezeichnet, fällt vermutlich auch der Bau eines hohen Turms an der Westseite der Loquarder Kirche und die Anschaffung des bis heute erhaltenen Schnitzaltars.

Kirche, Altar

Altar, 2012, Foto: fentjer, CC BY-NC-ND 4.0

Die Reformation breitete sich in Ostfriesland seit den 1520er Jahren aus. Gf. Edzard I. († 1528) duldete diese Entwicklung, griff jedoch nicht lenkend ein.15 Es entstand ein Nebeneinander verschiedener prot. Richtungen. Versuche Gf. Ennos II. († 1540), die kirchlichen Verhältnisse einheitlich und eher luth. zu gestalten, scheiterten (u. a. 1529 „Bremer KO“ von Johann Timann und Johann Pelt, 1535 „Lüneburger KO“ von Martin Undermarck und Matthäus Ginderich). Ebenso erfolglos blieb letztlich das Bemühen Gfn. Annas († 1575), die ostfriesische Kirche zusammen zu halten und ihr eine eher ref. Form zu geben (u. a. 1542 Johannes a Lasco als Sup. berufen, 1544 Coetus begründet). Als erster ev. Prediger in Loquard wird 1542 Hermann Gravedog genannt, wobei unklar bleibt, ob er eher ref. oder eher luth. einzuordnen ist. Während der gemeinsamen und konfliktvollen Regierungszeit von Annas Söhnen, dem ref. Gf. Johann II. († 1591) und dem luth. Gf. Edzard II. († 1599), verfestigte sich das Nebeneinander ref. und luth. Gemeinden. Entscheidend für Loquard war, dass Häuptling Viktor Frese die Herrlichkeit 1564 an Gf. Edzard II. Cirksena und seine streng luth. Ehefrau Katharina Wasa verkaufte. Sie erwarben damit auch das Patronat über die Kirche und konnten luth. Prediger berufen. Da sich um 1600 die Einwohner der Dörfer Campen, Loquard, Woquard und Pewsum über die ihnen aufgedrängten luth. Pfarrer beklagten, kann angenommen werden, dass auch Loquard zuvor eher ref. geprägt war.16 Während sich in Campen die ref. Konfession wieder durchsetzen konnten, blieben Loquard, Woquard und Pewsum luth. Enklaven in einer ansonsten ref. Umgebung. Die Dörfer sind einparochial, das heißt auch die ref. Bevölkerung gehört mit allen Rechten und Pflichten zur luth. KG.

Kirche, Kanzel

Kanzel, 2012, Foto: fentjer, CC BY-NC-ND 4.0

Im 17. Jh. betreuten nacheinander P. Conrad Tammei (amt. 1604–1640) und sein Sohn P. Lucas Conradi Tammei (amt. 1640–1693) die luth. Gemeinde Loquard. Aufgrund der Schäden, die die Weihnachtsstürme 1717 verursacht hatten, musste die Gemeinde den Kirchturm abrechen lassen. Die ehemalige Turmhalle wurde mit dem Schiff verbunden und das Gotteshaus erhielt seine heutige Gestalt. Eine Gedenkmünze von 1685 und die Abendmahlskanne von 1710 zeigen die Kirche noch mit Turm.17 Das Nebeneinander ref. und luth. Einwohner scheint für die Pfarrer in Loquard mitunter schwierig gewesen zu sein. Im Jahr 1736 beklagte sich P. Michael Ahrends Pfeiffer (amt. 1728–1748) darüber, dass die Reformierten ihm sein Amt sauer machten. Überdies besuchten sie sonntags nicht seinen Gottesdienst, sondern gingen in die ref. Kirche in Rysum. P. Pfeiffer befürchtete, dass die „nur kümmerlich bestehende Gemeinde Loquard – die er (nach Hohelied 2,2) mit einer Rose unter Dornen vergleicht – für das Luthertum verlorengehe“.18 Tatsächlich hatte Loquard 1875 eine ref. Mehrheit: knapp 380 Gemeindeglieder waren ref., nur knapp 220 luth.19 Nach Einführung der Kirchenvorstands- und Synodalordnung im Jahr 1864 gehörte Loquard zu jenen ostfriesischen KG, denen zugestanden wurde, dass die Kirchenvorstände bis zur Hälfte mit ref. Gemeindegliedern besetzt werden durften.20

Kirche, Ansicht von Südosten, um 1985

Kirche, Ansicht von Südosten, um 1985

Während der NS-Zeit hatte P. Eberhard Gossel (amt. 1926–1948) das Pfarramt in Loquard inne. Kirchenpolitisch stand er, wie er im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ angab, auf Seiten der Bekenntnisgemeinschaft. Von den vier 1933 gewählten Kirchenvorstehern gehörte einer den DC an.21 Im Jahr 1946 lebten etwa 300 Lutheraner in Loquard, die übrigen 300 Einwohner waren ref., altref. „oder sie gehören Sekten an (zur Zeit besonders der Sekte der Darbisten)“.22 Aufgrund des Zuzugs Geflüchteter lag die Zahl der Gemeindeglieder in den 1950er Jahren bei etwa 600; bis 1960 war sie wieder auf rund 490 gesunken.23 Zusammen mit der altref. Gemeinde Campen, den ref. Gemeinden Rysum und Campen sowie den politischen Gemeinden finanzierte die kleine KG Loquard eine Gemeindeschwesternstation, die Anfang der 1980er Jahre in der Sozialstation Krummhörn aufging.24 Die Gemeinde unterhielt eine Partnerschaft mit den KG Helmsdorf und Stolpen im sächsischen KK Pirna. Im Zuge der Kirchenrenovierung in den 1960er Jahren erhielt die Kirchengemeinde einen mittelalterlichen Taufstein geschenkt, der bislang im Pfarrgarten von Westerholt gestanden hatte. Seitdem fanden Taufen auch im Gemeindegottesdienst statt, „während hier bisher Haustaufen die Regel waren“.25
In seinem Bericht über die Visitation der KG Loquard im Jahr 1972 notierte der Sup. des KK Emden: „Da es keine Schule mehr gibt und andere Vermittler geistig-kulturellen Lebens nicht vorhanden sind, hat die Kirchengemeinde hier eine Ganzheitsaufgabe, der sie sich nicht versagen sollte“.26 Mitte der 1980er Jahre lag die Zahl der Gemeindeglieder bei rund 540 (350 luth., 190 ref.).27 Die Pfarrstelle war seit 1982 vakant und wurde erst 1986 regulär wieder besetzt, nachdem das Landeskirchenamt die KG Loquard 1985 pfarramtlich mit der KG Leybucht verbunden hatte (Sitz des Pfarramts in Loquard).28 Seit dem Jahr 2000 ist die Pfarrstelle Loquard dauervakant; Osteel übernahm die Versorgung der Gemeinde Leybucht und Loquard wurde zunächst von Pewsum aus versorgt und seit 2001 von der Emder Johannesgemeinde. 2002 hob das Landeskirchenamt die pfarramtliche Verbindung der beiden Gemeinden formal auf.29 Seit 2008 ist die KG Loquard pfarramtlich mit der Johannesgemeinde Emden verbunden (zwei Pfarrstellen).30

Umfang

Das Dorf Loquard mit den Höfen Barthshausen und Dyckerhus.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Friesland (Sedes Groothusen) der Diözese Münster.31 –1631 bis 1643 Coetus in Aurich für die Ämter Aurich, Stickhausen, Friedeburg, Pewsum und Leerort. 1643 aufgehoben. 1643 Konsistorium Aurich. 1766 der 2. luth. Insp. in Ostfriesland zugewiesen, Sitz der Suptur. wechselnd.32 1924: KK Emden. Seit 1. Januar 2013 KK Emden-Leer.33

Patronat

Der Landesherr (bis 1871): zunächst die Häuptlinge von Loquard, ab 1564 die Gf. von Ostfriesland, ab 1744 der preußische Kg., ab 1815 der Kg. von Hannover, ab 1866 wieder der preußische Kg.

Kirchenbau
Kirche, Nordansicht

Kirche, Blick von Norden, 2012, Foto: fentjer, CC BY-NC-ND 4.0

Langgestreckter Rechteckbau, errichtet wohl im letzten Viertel des 13. Jh. Satteldach mit Dachreiter im Westen, bekrönt mit Kugel, Kreuz und Schwan; Ziegelmauerwerk; große Spitzbogenfenster mit weißen Laibungen nach Süden; kleine, hochliegende Spitzbogenfenster nach Norden; drei rundbogige Fenster flankiert von zwei Blendnischen in östlicher Giebelseite; spätgotisches Portal im Westen, Tympanonfeld verziert mit Blendbögen und Sechspass; Seiteneingang nach Süden; Hagioskop in südlicher Chorwand; vermauerte Türen in Nordwand. Im Innern flache Balkendecke im Schiff, Domikalgewölbe mit Rippen und Schlussring im Chor; kleine, winkelbogige Nischen im Chorraum; Westempore. Im 15. Jh. Bau eines Westturms, bei Sturm Weihnachten 1717 beschädigt, daher bis auf Höhe des Kirchenschiffs abgebrochen und Turmhalle in Kirchenraum einbezogen. Spitzbogenfenster in Südwand wohl im 16. Jh. gebrochen. Im 16. Jh. Orgelempore zwischen Chor und Schiff errichtet. Renovierung in den 1960er Jahren (verbretterte Decke mit umlaufenden Vouten durch flache Balkendecke ersetzt, Orgelempore an Westwand versetzt, Fenster in Nord- und Ostwand geöffnet, Altar von Ostwand abgerückt, Wiedereinweihung 1967). Renovierung 1989/90.

Turm

Südlich vor der Kirche niedriges, freistehendes Glockenhaus mit Walmdach, erbaut vermutlich in der zweiten Hälfte des 13. Jh. Offene Schallfenster nach Osten und Westen.

Kirche Innenraum

Innenraum, Blick nach Osten, 2012, Foto: fentjer, CC BY-NC-ND 4.0

Ausstattung

Spätgotischer Backsteinaltar mit geschnitztem Altarretabel (um 1510, restauriert 1951), Mittelschrein eines Passionsaltars, großes Bildfeld mit überhöhter Mitte, mehrere Szenen aus der Passion Christi: Jesus vor Pilatus, Kreuztragung, Kreuzigung (Kruzifix 1973 ergänzt, Original verloren), Kreuzabnahme, Grablegung; Szenen gehen ineinander über; darüber geschnitzte Baldachine; Seitenflügel nicht erhalten.34 – Taufe aus Sandstein (um 1200, Bentheimer Typ), rundes, mit floralen Elementen verziertes Becken, getragen von vier Löwen; bis 1965 in Westerholt, dann der KG Loquard geschenkt; nur fragmentarisch erhalten, 1965/66 überarbeitet und ergänzt (Willi Schmalstieg, Großburgwedel).35 – Hölzerne Kanzel mit Schalldeckel (1732). – Hölzernes Lesepult (1729). – Mehrere Grabsteine des 16. und 17. Jh., u. a. von Conrad van Vaerel († 1546), Brustbild des Verstorbenen mit Talar und Barett, in den Händen Schriftstück und Feder; von P. Tjard Heien († 1603); von P. Conrad Tammeus († 1640); von P. Lukas Conradi Tammeus († 1693). – Epitaph (1801).

Kirche, Orgel

Orgel, 2012, Foto: fentjer, CC BY-NC-ND 4.0

Orgel

1725 befanden sich an der Orgel die Wappen von Victor und Wilcke Frese, was auf eine Erbauungszeit im 16. Jh. verweist; die Orgel stand auf einer Empore zwischen Chor und Schiff; Orgel repariert 1673 (1671: „Orgel ist etwas ruinieret, weilen die Blaßbälge in Stücken“).36 1699 neue Orgel „von herrlicher Resonanz“37 vorhanden, 1736 als baufällig bezeichnet. 1793 Orgelneubau, vielleicht ausgeführt von Hinrich Just Müller (Wittmund), vermutlich 8 I/–. Wahrscheinlich 1832 erweitert auf 8 I/aP, Johann Christian Grüneberg (Emden). 1845 Orgelreparatur, Gerd Sieben Janssen (Aurich), 8 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen. 1934 Orgel repariert, Max Maucher (Emden). 1965–67 Orgelneubau unter Beibehaltung des historischen Prospekts, ausgeführt von Alfred Führer (Wilhelmshaven), 8 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen; Orgel auf Westempore aufgestellt. Orgelreparatur und Sanierung des Orgelgehäuses 2006/07.

Kirche, Südwestansicht

Glockenhaus und Kirche, Blick von Südwesten, 2012, Foto: fentjer, CC BY-NC-ND 4.0

Geläut

Drei LG, I: g’ (Bronze, Gj. 1925 oder 1938, Firma Rincker, Sinn), erworben 1953, zuvor in ref. KG Campen;38 II: b’ (Bronze, Gj. 1966, Firma Rincker, Sinn), Inschrift: „Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen. Luk 2,14. Diese Glocke wurde im Jahre 1966 nach Beendigung der Kirchenrenovierung von der Glockengiesserei Gebr. Rincker in Sinn für die Kirchengemeinde Loquard gegossen“; III: es’’ (Bronze, Gj. 1488, Bartolt Klinghe), Inschrift: „Maria ick hethe. lockwart. bartolt klin. anno domini m cccc lxxxviii“.39 LG I und II im Glockenhaus, LG III im Dachreiter. – Früherer Bestand: Eine LG (Bronze, Gj. 1516, Johannes Bremensis), Inschrift: „Haec campana fusa est ad honorem beatae virginis Mariae, & patronorum, a[nno] D[omini] M CCCC XVI t[em]p[or]e Victoris Vrese equitis aurati et nobilis D[omi]nae Figae [Fossae?] ac Mammonis curati, advocati Udonis et Fockonis. Jos. Bremesis me fecit“ (Diese Glocke wurde zu Ehren der heiligen Jungfrau Maria und der Patrone gegossen im Jahr des Herrn 1516, zu Zeiten des Viktor Frese, Ritter vom goldenen Sporn, und der adligen Dame Figa [Fossa?] und des Pfarrers Mammo sowie der Juraten Udo und Focko. Johannes Bremensis hat mich gemacht).40 Diese Glocke 1703 umgegossen zu einer neuen LG (Bronze, Gj. 1703, Johannes Fremy), Inschrift u. a. „Vivente et regente Christiano Eberhardo principe F. O. D. E. S. et W. Dom. nostr. clem. ad honorem Dei me fecit Joh. Fremy anno 1703“, „Ich rufe euch zu mit lauter Stimm’ schickt euch zum Tempel-Gang: Und denket wir ihr sterben wollt, wenn ihr hört meinen Klang“41 und „Jo. Hern. Kohlmeyer Past. – Gerrit Ubben, Onno Gerdes, Kirchenvorsteher“; Glocke wohl später umgegossen. Eine LG (Bronze, Gj. 16. Jh.), gegossen ursprünglich für Canum, Inschrift: „S. Jan ben ick geheten. De boeren van Canum hebben my laten geten. 15..“, Glocke wohl Anfang des 18. Jh. geborsten und später umgegossen.42 Eine vorhandene Glocke umgegossen zu einer neuen LG (Bronze, Gj. 1817, M. Fremy und A. van Bergen), Inschrift u. a.: „Die Umgießung dieser Glocke wurde ausgeführt unter Aufsicht des Predigers A. A. Gossel und der Kirchenverwalter P. J. Brauer und H. Ufkes für die Commune Loquard im Julius 1817 von den Werkmeistern M. Fremy und A. van Bergen“; 1942 zu Rüstungszwecken abgegeben. Eine LG (Bronze, Gj. 1873, Johann Jacob Radler, Hildesheim), umgegossen aus einer vorhandenen LG; 1917 zu Rüstungszwecken abgegeben.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus mit Gemeindesaal (Bj. 1956/57). – Gemeindehaus (Bj. 1991).

Friedhof

Alter kirchlicher Friedhof südlich vor der Kirche. Kommunaler Friedhof südwestlich des historischen Ortskerns.

Liste der Pastoren (bis 1940)

1516 Mammo. – 1542 Hermann Gravedog. – 1542–15.. Brandanus Buddei. – 1546–15.. Conradus von Bälde. – 1554–1596 Thomas Luthenius. – Um 1585 Peter Ebelingius. – 15.. –1595 Magister Jacob Sartorius. – 1…–1604 Tjard Heyen. – 1604–1640 Conradus Tammaei. – 1640–1693 Lucas Conradi Tammaei. – 1654 Johannes Dringenberg. – 1693–1728 Johann Heinrich Cohlmeier. – 1728–1748 Michael Ahrends Pfeiffer. – 1748–1765 Johann Heinrich Jani. – 1766–1792 Johann Conrad Helmts. – 1792–1828 Andreas Arnold Gossel. – 1828–1849 Conrad Hemken. – 1849–1869 Otto Hayen Beckmann. – 1872–1876 Johannes Andreas Heinrich Kahrs. – 1877–1879 Christian Eberhard Voß. – 1880–1907 Christian Klumker. – 1908–1918 Johannes Christian Panzer. – 1919–1922 Johann Heinrich Meints. – 1923–1925 Walter Gerhard Theodor Wolff. – 1926 Johannes Eberhard Gossel.
Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 91

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 8/Loquard Nr. 264Digitalisat(CB); A 12d Nr. 201, 364Digitalisat, 545 (GSuptur. Aurich); D 51 (EphA Emden); L 5i Nr. 30, 211, 650, 754 (LSuptur. Aurich); S 11a Nr. 7213 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1632
Trauungen: ab 1671
Begräbnisse: ab 1671
Kommunikanten: ab 1729
Konfirmationen: ab 1876

Literatur

A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 865; Fastenau, Bau- und Kunstdenkmäler II, S. 252–263; Haiduck, Architektur, bes. S. 158–163; Kaufmann, Orgeln Ostfrieslands, S. 164–165; Meinz, Sakralbau, S. 138–139; Nickles, Orgelinventar, S. 251–259, 484; Nöldeke, Schätze, S. 98–101; Otte/Rohde, Ostfriesland II, S. 429–431; Reershemius, Predigerdenkmal, S. 273–276; Reershemius, Predigerdenkmal Nachtrag, S. 22; Robra, Holzplastik, S. 35–36 und Abb. 68–74.
B: Die Evangelisch-Lutherische Kirche Loquard, hrsg. vom Kirchenvorstand [um 1990]; Loquard, in: Historische Ortsdatenbank für Ostfriesland, 05.09.2019 [Artikel unfertig]; Heinrich Drees: Die Prediger-Einführung nach 1694. In Norden, Reepsholt, Loquard und Norderney, in: Heimatkunde und Heimatgeschichte 1966, S. 31, S. 34 und S. 38; Folkert Köster (Hg.): Die Familien des ehemaligen Amtes Pewsum und deren Nachkommen aus den Kirchengemeinden Pewsum, Woquard, Loquard und Campen, Bd. 3: Loquard von 1632–1910, Aurich 2005, bes. S. 27–38; Gerhard D. Ohling: Kulturgeschichte des Krummhörn, in: Die Acht und ihre sieben Siele. Kulturelle, wasser- und landwirtschaftliche Entwicklung einer ostfriesischen Küstenlandschaft, hrsg. von Johannes Ohling, Emden 1963, S. 17–288; Günther Robra: Der Passionsaltar in Loquard, Leer 1989; Heinrich Schumacher: Der Kauf der Herrlichkeiten Loquard und Pewsum durch das Grafenhaus und seine Folgen für Kirche, Verwaltung und Kartographie, in: Emder Jahrbuch 75 (1995), S. 22–31.

Weitere Bilder

Fußnoten

  1. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 217.
  2. Ostfriesisches UB II, Anhang A, I, 1, 3, 4; Casemir/Ohainski, Niedersächsische Orte, S. 22.
  3. Lengen, Emsigerland I, S. 180 ff. Die drei Kirchspiele wurden auch als Ham bezeichnet, vgl. ebd., S. 184.
  4. Ostfriesisches UB II, Nr. 1726 (§ 5, S. 681).
  5. Ostfriesisches UB II, Nr. 1544 (die „Burgstätte innerhalb Loquards, gelegen an der Ostseite des Kirchhofs, genannt Lyowertsnaborch, auf der zurzeit nur zwei Häuser stehen“).
  6. Ostfriesisches UB II, Nr. 1547; Schumacher, S. 22 ff.; König, Verwaltungsgeschichte, S. 160 und 314. Zur Familie Frese: BLO II, S. 127.
  7. LkAH, L 5i, Nr. 211 (Visitation 1966).
  8. Ostfriesisches UB I, Nr. 153 (Siegel nicht erhalten).
  9. Ostfriesisches UB I, Nr. 731; weitere Belege ebd. Nr. 732 (1458) und Reershemius, Predigerdenkmal, S. 273 (Diude, 1461).
  10. Ostfriesisches UB III, Nr. 621.
  11. Ostfriesisches UB II, Nr. 1269; ebd., Nr. 1503, wobei nicht gänzlich klar ist, ob Focken Pfarrer in Loquard war.
  12. Ostfriesisches UB II, Nr. 1547 (der Vikar erscheint am Ende der Urkunde als meyster Syppe Jerlefs, vicarius); ebd., Nr. 1588.
  13. Ostfriesisches UB III, Nr. 743 (S. 204).
  14. Rauchheld, Glockenkunde, S. 18, siehe unten Abschnitt Glocken.
  15. Zur Reformation in Ostfriesland vgl. knapp Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 7,1, S. 312 ff.; ausführlich: Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 114 ff.
  16. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 291; Schumacher, S. 23.
  17. Kirche Loquard, S. 5.
  18. Ohling, S. 236.
  19. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 478.
  20. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 450; dies galt u. a. auch in Bingum, Holtgaste, Pewsum, Pogum und Woquard.
  21. LkAH, S 1 H III Nr. 1012, Bl. 14. Allgemein zum Fragebogen: Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
  22. LkAH, L 5i, Nr. 30 (Visitation 1946). Die Brüderbewegung, eine freikirchliche Bewegung, deren Anhänger nach einem ihrer Gründer John Nelson Darby auch als Darbysten bezeichnet werden, etablierte sich in Loquard Anfang des 20. Jh.
  23. LkAH, L 5i, Nr. 30 (Visitation 1952), ebd. Nr. 211 (Visitation 1960).
  24. LkAH, L 5i, Nr. 211 (Visitation 1972, Visitation 1985).
  25. LkAH, L 5i, Nr. 211 (Visitation 1966).
  26. LkAH, L 5i, Nr. 211 (Visitation 1972). Seit 1999 besitzt Loquard wieder eine Grundschule.
  27. LkAH, L 5i, Nr. 211 (Visitation 1985).
  28. KABl. 1985, S. 42. 1984–86 Versehung der Pfarrstelle durch Kandidatin des Predigeramtes bzw. Hilfspfarrerin.
  29. KABl. 2002, S. 173.
  30. KABl. 2008, S. 248 f.
  31. Ostfriesisches UB II, Nr. 961 (S. 65) und 1578; ebd. III, Nr. 743 (S. 204).
  32. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 683.
  33. KABl. 2013, S. 31.
  34. Ausführlich: Robra, Passionsaltar. Nach Fastenau, Bau- und Kunstdenkmäler II, S. 256, waren die Flügel „ohne Schnitzwerk oder Malerei“ (1930). Im Visitationsprotokoll von 1699 ist das Retabel als „ein köstlicher und kunstvoll geschnitzter Altar“ beschrieben, zit. in Drees, S. 34.
  35. Petersen, Taufsteine, S. 76.
  36. Zum Folgenden: Nickles, Orgelinventar, S. 251 ff. (mit Zitaten und Belegen); auch: Kaufmann, Orgeln Ostfrieslands, S. 164 f.
  37. Zit. bei Drees, S. 34.
  38. Kirche Loquard, S. 17. Zum Gj. finden sich unterschiedliche Angaben: LKA, G 9 B/Loquard Bd. I, Bl. 31a, 79a: 1938; ebd., Bl. 100, 102: 1925.
  39. Rauchheld, Glockenkunde, S. 90.
  40. Zu dieser und den folgenden Glocken vgl. Rauchheld, Glockenkunde, S. 18, 35 und 130.
  41. Reershemius, Predigerdenkmal, S. 276.
  42. Mithoff, Kunstdenkmale VII, S. 46.