Frühere Gemeinde | KapG der Stadt-KG Münden | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Göttingen-Münden, Amtsbereich Münden | Patrozinium: – | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundlich ist das kleine Haufendorf im Grenzgebiet zwischen der Lgft. Hessen und dem Hzm. Braunschweig-Lüneburg erstmals im Jahr 1353 als Loypach erwähnt.1 Die Hälfte des Dorfes war seinerzeit als Lehen des hessischen Lgf. Heinrich II. († 1376) im Besitz des Witzenhausener Bürgers Konrad von Hoxer. Seit der zweiten Hälfte des 15. Jh. lag Laubach wüst, 1563 ist Laubach erneut als Siedlung genannt. Das Dorf, 1494 wohl schon im Besitz der Familie von Buttlar, lag im Gebiet des hessischen Amtes Ziegenberg (erstmals 1383 als Amt genannt), das in der zweiten Hälfte des 16. Jh. im Amt Witzenhausen aufging (Lgft. Hessen, 1567 zur Lgft. Hessen-Kassel, 1627 zur Lgft. Hessen-Rotenburg). Alle 61 Hausgesessene Laubachs waren in der zweiten Hälfte des 16. Jh. der Familie von Buttlar abgabepflichtig; die niedere (und vermutlich auch hohe) Gerichtsbarkeit über das Dorf lag ebenfalls bei den von Buttlar (noch 1747).2 In französischer Zeit gehörte Laubach von 1807 bis 1813/14 zum Kanton Münden im Distrikt Kassel des Fuldadepartements im Kgr. Westphalen. Danach war das Dorf wieder Teil des Amtes Witzenhausen der Lgft. Hessen-Rotenburg bzw. Hessen-Kassel (Kurhessen) und zählte seit Einführung der Kreisverfassung 1821 zum Kr. Witzenhausen. Im Tausch gegen Nieste kam Laubach 1831/32 zum Kgr. Hannover (Amt Münden, Fsm. Göttingen). Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Laubach 1866 an das Kgr. Preußen. Von 1885 bis 1972 gehörte das Dorf zum Lkr. Münden, der 1973 im Lkr. Göttingen aufging. Im gleich Jahr wurde Laubach in die Stadt Münden (1991: Hann. Münden) eingemeindet. Seit 1871 besitzt das Dorf einen Bahnhof (Strecke Halle–Hann. Münden), an dem seit den 1970er Jahren keine Züge mehr halten. Zur Sozialstruktur schrieb der Ortspastor 1942: „Kleine Bauern und Wald- und Bahnarbeiter.“3 Um 1810 lebten gut 130 Menschen in Laubach, 1867 und 1895 etwa 200, 1959 rund 320 und 2018 gut 350.

Kapelle, Ansicht von Südwesten, um 1953

Kapelle, Ansicht von Südwesten, um 1953

Zur vorref. Kirchengeschichte Laubachs sind nur spärliche Informationen bekannt. 1374 soll eine Pfarrei belegt sein und 1432 eine ecclesia (Kirche).4 In Register- und Rechnungskonzepten des erzbischöflichen Kommissars Konrad Schaufuß ist 1425 unter den Kasseler Altären eine capella in Lampach genannt.5
Details zur Entwicklung in Laubach während der Reformationszeit sind nicht bekannt. Der hessische Lgf. Philipp der Großmütige († 1567) war 1524 zum luth. Bekenntnis gewechselt und führte 1526 die Reformation in der Landgrafschaft ein (Synode in Homberg an der Efze, Reformatio Ecclesiarum Hassiae).6 Eine erste umfassende Kirchenordnung erschien erst 1539 (Kasseler KO). Mit dem Übertritt des Lgf. Moritz († 1632) zum Calvinismus, wechselte auch die Lgft. Hessen-Kassel, zu der Laubach zählte, nach 1605 vom luth. zum ref. Bekenntnis.
Im Jahr 1585 ist Laubach, ebenso wie Ziegenberg, als Tochtergemeinde (filia) von Blickershausen belegt.7 Später – die Pfarre Blickershausen wurde 1611 aufgehoben – war das Dorf nach Ziegenhagen eingepfarrt (belegt 1745).8 Daran änderte sich zunächst nichts, als das ref. Laubach 1831/32 zum luth. Kgr. Hannover kam. Erst um 1850/51 übernahm mit dem Hedemündener P. August Wilhelm Christian Behne (amt. 1836–1858) ein hannoverscher Geistlicher die Versorgung der Gemeinde; der neue Pastor von Ziegenhagen hatte es 1851 abgelehnt, Laubach zu betreuen.9 Ab 1858 war der Pastor von St. Aegidien Münden für die KapG Laubach zuständig. Detailliertere Regelungen folgten 1860: Der ref. Pastor Mündens – eine ref. Gemeinde bestand hier seit 1708 – sollte die ref. Gemeindeglieder in Laubach betreuen; der luth. Pastor von St. Aegidien betreute die luth. Gemeindeglieder, führte die Kirchenbücher und war Vorsitzender des KapV, dem luth. und ref. Gemeindeglieder angehörten, nicht aber der ref. Pastor.10 Bei den beiden monatlichen Gottesdiensten wechselten sich der luth. und der ref. Pastor ab.
Das KapGb, erbaut wohl um 1600 und erweitert 1833, ersetzte die Gemeinde 1900 durch einen Neubau. P. und Sup. Rudolf Steinmetz (amt. 1911–1925) beschrieb die Situation der Gemeinde 1922 folgendermaßen: „Das ursprüngliche Verhältnis, daß die Gemeinde reformiert war […,] hat sich verschoben. Es sind jetzt von den 196 Einwohnern 100 lutherisch. Die Gemeinde ist selbständig und in keiner Weise mit Aeg[idien] verbunden. Nur ist der Pastor von Aeg[idien] mit der Versorgung der Lutherischen in L[aubach] beauftragt und gilt als pastor loci.“11 Der vierköpfige KapV war paritätisch besetzt.12 Sup. Johann Klaus Heinrich Köncke (amt. 1926–1950) merkte 1935 und 1942 an, er halte den Gottesdienst in der Laubacher Kapelle wegen der „Teilnahme auch der reformierten Dorfbewohner in ganz schlichter Form“.13
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs war die Zahl der luth. Gemeindeglieder in Laubach auf etwa 180 gestiegen (1951, 1963 einschließlich der ref. Gemeindeglieder 300). Bei der Sitzung des Laubacher KapV und des KV der Aegidiengemeinde anlässlich der Visitation 1951 wurde u. a. erörtert, ob „nicht doch (ohne Ärgernis der Reformierten!) bei unseren Feiern ein Kruzifix aufzustellen wäre, da der schlichte Tisch völlig unkultisch für uns wirke“. Als Ergebnis der Diskussion merkte der Göttinger LSup. Franz Wiebe (amt. 1948–1953) an: „hier nur schonsam vorzugehen!“.14 1960 gründete sich ein Frauenkreis in der KapG, der sowohl den ref. als auch den luth. Gemeindeteil umfasste und dabei helfe „die Konsolidierung der beiden konfessionellen Gruppen zu Dorfparteien“ langsam zu durchbrechen, wie der P. Klaus Pfaffendorf (amt. 1956–1963) bei der Visitation 1963 anmerkte.15
Mit Blick auf die geplante Fusion der Mündener Gemeinden Stadt, St. Matthäus und St. Lukas (2012 verwirklicht) löste sich die KapG Laubach zum 1. Januar 2009 auf und wurde in die Stadtkirchengemeinde Münden eingegliedert.16

Umfang

Laubach

Kapellenbau

Kleine, dreiachsige Saalkirche, erbaut 1900. Satteldach, im Osten abgewalmt. Steinsichtiger Bruchsteinsockel, Außenwände verputztes Bruchsteinmauerwerk, Westgiebel verschiefert. An den Längsseiten Zwillingsfenster mit Dreipassbögen und horizontaler Teilung; nach Westen Rechteckportal, darüber Blendnische mit Dreipassbogen; im Giebelfeld rechteckiges, zweigeteiltes Schallfenster mit horizontalen Lamellen; Ostwand ohne Fenster. Im Innern flache, holzverschalte Decke, tiefe Westempore, Sakristeiprieche in Südostecke. 1953 und 1955 Instandsetzung (Fundamentierung, Mauerrisse beseitigt). 1963 Außenrenovierung. 1964/65 Neugestaltung Innenraum. 1996–98 Außenrenovierung.

Turm

Über dem Westgiebel verschieferter Fachwerkdachreiter mit vier Giebeln und Pyramidenhelm, bekrönt mit Kugel und Wetterfahne (Jahreszahl: 1900). An jeder Seite rechteckige, zweigeteilte Schallfenster mit horizontalen Lamellen.

Vorgängerbau

Wohl um 1600 erbaut, 1833 nach Osten um einen Fachwerkanbau erweitert; kleiner Fachwerkturm im Westen.17 Kirche war zwölf Meter lang und 6 Meter breit. Im Innern flache Decke. 1900 abgebrochen, Teil der Umfassungsmauern blieb stehen und wurde in den Neubau integriert.18

Ausstattung

Schlichter, steinerner Altartisch (aus Vorgängerbau). – Schlichtes, hölzernes Wandkreuz (1964/65). – Niedrige, moderne Kanzel (1964/65). – Sandsteintaufe.

Orgel

Zunächst Harmonium. 2018 Orgel aus der ehemaligen St. Lukasgemeinde Münden übernommen und als Brüstungsorgel auf der Westempore aufgestellt, Instrument erbaut 1969 von Albrecht Frerichs (Göttingen), 4 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen. Umsetzung nach Laubach und Umbau 2018 ausgeführt von Werner Bosch Orgelbau (Niestetal), 8 (davon ein Vorabzug und eine Transmission) I/P, mechanische Traktur, Schleifladen bzw. Transmissionslade; Instrument eingeweiht am Pfingstmontag 2018.

Geläut

Eine LG, d’’ (Bronze, Gj. 1833, Johannes Heine, Bodensee), Inschrift: „Hr. Amtmann Hesse, Kirchencomissar, M. Kulle Bauermeister, H. Buelchmann, H. Thiele, Vorsteher, Gottschalk, Kirchenvorsteher. Mit Gottes Hülfe hat mich gegossen Johannes Heine aus Bodensee für die Gemeine Laubach Anno 1833“.

Friedhof

Am südöstlichen Ortsrand, FKap (Bj. 1964). Im Jahr 1929 war die Besitzfrage umstritten: Die „politische Gemeinde macht Anspruch darauf, die Verwaltung liegt aber unbestritten in den Händen des Kirchenvorstandes“.19 1935 ist der Friedhof als Eigentum der KapG bezeichnet, 1963 als Eigentum der politischen Gemeinde.20

Liste der Pastoren (bis 1940)

Reformiert: 1832–1858 Franz Schirmer (P. der ref. Gemeinde Münden seit 1818). – 1858–1876 Georg Gerstung. – 1876–1893 Dr. phil. Arnold Walte (seit 1873 Hilfsprediger). – 1893–1933 Hermann Begemann (seit 1884 Hilfsprediger). – 1933–1957 August Brand.21
Lutherisch: Siehe Münden, St. Aegidien.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 5 Nr. 489 (Spec. Landeskons); S 11a Nr. 7168 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1774
Trauungen: ab 1774
Begräbnisse: ab 1774
Kommunikanten: ab 1858
Konfirmationen: 1774–1948
Mutterkirche St. Aegidien in Münden. Konfirmationen seit 1949 in den Kirchenbüchern der Mutterkirche.

Literatur

A: Gemeindebuch KKV Münden, S. 13–14; Lufen, Denkmaltopographie Altkr. Münden, S. 203–204.
B: Hermann Begemann: Geschichte der evangelisch-reformierten Gemeinde in Münden. Eine Festgabe zu Feier ihres 200jährigen Bestehens, Münden 1908; Willi Bruns: Laubach, in: Kaerger, S. 93–101 (ursprünglich in: Mündener Tageblatt 1898/99); Günther Kaerger: Laubach im Werratal. Aus der Geschichte eines Dorfes, Dransfeld 1972.
Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Ortsansichten (mit Kapelle).


Fußnoten

  1. Landgrafen-Regesten online Nr. 1156 (Stand: 06.04.2022); Kaerger, S. 15.
  2. Vgl. jeweils den Abschnitt „Mittelpunktfunktion“ in den Artikeln „Ziegenberg, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon (Stand: 5.12.2019) und „Witzenhausen, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon (Stand: 1.4.2022). Siehe auch: Der ökonomische Staat Landgraf Wilhelms IV., bearb. von Ludwig Zimmermann (= Quellen zur Verwaltungsgeschichte hessischer Territorien 2; = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck; 17,2), Marburg 1934, S. 86 [online].
  3. LkAH, L 5c, unverz., Münden, St. Aegidien, Visitation 1942.
  4. Kaerger, S. 11 (ohne Belege); Gemeindebuch KKV Münden, S. 13 (ohne Beleg).
  5. Demandt, Fritzlar, Nr. 411,I (S. 557).
  6. Zur Reformation in Hessen vgl. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 8, S. 9 ff.
  7. „Blickershausen, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon (Stand: 1.4.2022).
  8. Bruns, S. 96; „Ziegenhagen, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon (Stand: 1.4.2022).
  9. Bruns, S. 96.
  10. Bruns, S. 97.
  11. LkAH, A 9, Nr. 1612 (Visitation 1922).
  12. LkAH, A 9, Nr. 1612 (Visitation 1929).
  13. LkAH, A 9, Nr. 1612 (Visitationen 1935 und 1942).
  14. LkAH, L 5c, unverz., Münden, St. Aegidien, Visitation 1951.
  15. LkAH, L 5c, unverz., Münden, St. Aegidien, Visitation 1963; bei den Differenzen zwischen beiden Gruppen würden „nur die Äußerlichkeiten, nicht die Konfessionsunterschiede als wichtige empfunden“ heißt es weiter.
  16. KABl. 2009, S. 68 f.
  17. Bruns, S. 96.
  18. Kaerger, S. 41. Vgl. auch Mithoff, Kunstdenkmale II, S. 121: „mit einer nicht
    sehr alten, 1833 an der Ostseite verlängerten
    Kirche“.
  19. LkAH, A 9, Nr. 1612 (Visitation 1929).
  20. LkAH, A 9, Nr. 1612 (Visitation 1935) und LkAH, L 5c, unverz., Münden, St. Aegidien, Visitation 1963.
  21. Begemann, S. 36 ff.; Kaerger, S. 41. Für eine Liste der (Ziegenhager) Pastoren in der Zeit vor 1832 siehe Bruns, S. 96.