Frühere Gemeinde | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Göttingen-Münden, Amtsbereich Münden | Patrozinium: Lukas | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte
Gemeindezentrum, Ansicht von Nordwesten, 2007

Gemeindezentrum, Ansicht von Nordwesten, 2007

In den 1960er Jahren entstand im Südosten der Stadt Münden auf dem Gelände Königshof eine „Trabantenstadt“, die für 4.500 bis 5.000 Einwohner*innen geplant war.1 Kirchlich gehörte das Areal zur St. Blasiusgemeinde. Im Jahr 1965 erwarb die Gemeinde im Zentrum des neuen Wohngebiets ein Grundstück zum Bau eines Pfarr- und Gemeindehauses. „Erst zum späteren Zeitpunkt sollen dort ein Kindergarten und eine Kirche errichtetet werden.“2 Die Zahl der Gemeindeglieder lag bei etwa 2.500.
Als Provisorium ließ die Blasiusgemeinde 1967 am Wittenborn ein Gemeindezentrum in Fertigbauweise errichten (Baracke mit Flachdach). Der Weg aus dem Neubaugebiet zur Kirche St. Blasius sei zu weit, der Pfarrbezirk Königshof brauche daher „eine Möglichkeit zur Abhaltung von Gottesdiensten und eine solche für Gemeindearbeit“.3 Am dritten Advent 1967 weihte LSup. Lothar Stark (amt. 1958–1977) das Gemeindezentrum ein. 1970 erwarb die Gemeinde ein Pfarrhaus. Zum 1. April 1970 pfarrte das LKA Hannover den Gemeindebezirk aus der St. Blasiusgemeinde aus und errichtete die eigenständige St. Lukas-KG. Die neue Gemeinde übernahm von ihrer Muttergemeinde eine Pfarrstelle.4 Erster Pastor der St. Lukasgemeinde war P. Hilmar Deichmann (amt. 1964–1978), die Zahl der Gemeindeglieder lag 1972 bei rund 2.000.
Nach der Visitation der Gemeinde notierte der Sup. des KK Münden 1972, die Lukasgemeinde habe „eine erfreuliche Anzahl von verantwortlichen und dienstbereiten Mitarbeitern“ gefunden. Die „Grenze des in den Räumen des behelfsmäßigen Gemeindezentrums Möglichen“ sei jedoch bald erreicht.5 Zum Bau einer Kirche oder eines Gemeindezentrums kam es allerdings nicht. Wegen der Hanglage und der deswegen schwierigen Bebauung des vorhandenen Grundstücks hatte sich die Gemeinde ab Ende der 1960er Jahre erfolglos um einen anderen Bauplatz bemüht. In der ersten Hälfte der 1970er kam die Idee auf, gemeinsam mit der kath. Gemeinde ein ev.-kath. Gemeindezentrum zu errichten, die Pläne nahmen jedoch anscheinend keine konkreteren Formen an.6 Im Bericht über die Visitation 1978 heißt es dann, die Neubauplanungen könnten vorerst zurückgestellt werden, denn die Gemeindeglieder hätten sich an das Provisorium gewöhnt und fühlten sich hier mittlerweile zuhause. Ohne die Notwendigkeit eines Gemeindezentrums als Sammelpunkt für den Bezirk Kattenbühl-Königshof zu bestreiten, merkte der Mündener Sup. gleichzeitig an, dass die Wiedereingliederung der St.-Lukasgemeinde in die Stadtkirchengemeinde von Vorteil wäre, um „den Austausch von Gaben und Kräften“ zu erleichtern.7 Zudem war das Wachstum des Stadtteils hinter den Erwartungen zurückgeblieben.
Seit November 1997 war die St. Lukasgemeinde pfarramtlich mit der Stadtkirchengemeinde Münden verbunden.8 Die Pfarrstelle der Gemeinde wurde aufgehoben und das Pfarrhaus zum Kindergarten umgebaut (zunächst Außenstelle des St. Blasius-Kindergartens der Stadtkirchengemeinde, später städtisch). Den letzten Gottesdienst in der Barackenkirche feierte die Gemeinde am 19. Oktober 2008. Am gleichen Tag bezog sie ein neues, angemietetes Gemeindezentrum gut hundert Meter nordöstlich des alten Standorts.
Zum 1. Januar 2012 schlossen sich die St. Matthäusgemeinde, die St. Lukasgemeinde und die Stadtkirchengemeinde zusammen und gründeten gemeinsam die neue Stadtkirchengemeinde Münden.9

Umfang

Südöstliche Teile der Stadt Münden (Königshof, Kattenbühl).

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung der KG 1970 zum KK Münden.

Gemeindezentrum

Baracke in Leichtbauweise, aufgestellt 1967 (Streif Elementbau, Vettelschoß). Flachdach. Außenwände teilweise mit dunkel gestrichener, vertikaler Holzverschalung. Rechteckfenster; Eingänge an Westseite. Im Innern drei Räume; Wände mit Sperrholzplatten verkleidet, flache Decke mit Akustikplatten. 2008 abgerissen. Neues Gemeindehaus angemietet, zweistöckiger Bau mit Walmdach.

Kruzifix

Kruzifix

Ausstattung

Schlichter Altartisch (1967), schmiedeeiserner Rahmen, Holz. – Bemaltes Wandkruzifix aus Holz (1968, Hermann Oetken, Delmenhorst), an den vier Enden der Kreuzbalken biblische Szenen; 2010 restauriert (Bettina Achsel) – Niedrige, lesepultartige Kanzel (1967), schmiedeeiserner Rahmen, Holz. – Schmiedeeiserner Taufständer (1969). – Außen: Holzkreuz vor der Nordseite.

Orgel

Orgelpositiv, erbaut 1969 von Albrecht Frerichs (Göttingen), 4 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen. 2008 in das angemietete Gemeindehaus versetzt. 2018 in die Kapelle Laubach umgesetzt.

Geläut

Keine LG. Elektroakustische Läuteanlage der Firma Strässer (Stuttgart), Lautsprecher und Tonbandgerät.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1965/66, erworben 1970), 1997 zum Kindergarten umgebaut.10

Friedhof

Städtischer Friedhof nordöstlich der Stadt Hann. Münden.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

S 09 rep Nr. 1724 (Presseausschnittsammlung).

Weitere Bilder

Fußnoten

  1. LkAH, B 2 G 9, Nr. 2134, Bl. 6.
  2. LkAH, B 2 G 9, Nr. 2134, Bl. 6.
  3. LkAH, B 2 G 9, Nr. 2134, Bl. 14.
  4. KABl. 1970, S. 97.
  5. LkAH, L 5c, unverz., Münden, St. Lukas, Visitation 1972.
  6. LkAH, B 2 G 9 B, Nr. 453. 1974 plante die Lukasgemeinde die Anschaffung einer Glocke und der Glockensachverständige erwähnt in seinem Gutachten den Plan, „ein evang.-kath. Gemeindezentrum zu errichten“, für dessen Geläut die Beteiligten sich eine fünfstimmige Disposition wünschten, „von der 3 Glocken der evang. und 2 der kath. Gemeinde gehören sollen in der Form, daß bei bestimmten gemeinsamen Anlässen alle 5 Glocken zusammen geläutet werden können“ (Glockensachverständiger F. Hardege, 22.02.1974).
  7. LkAH, L 5c, unverz., Münden, St. Lukas, Visitation 1978.
  8. KABl. 1997, S. 276.
  9. KABl. 2012, S. 59 f. Als Namensalternative war auch „Ev.-luth. KG Münden“ erwogen worden.
  10. LkAH, L 5c, unverz., Münden, St. Blasien (Visitation 1969).