Sprengel Lüneburg, KK Celle | Patrozinium: Arche Noah | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Das Dorf Lachendorf liegt elf Kilometer östlich von Celle am Flüsschen Lachte und wird von den Landstraßen 284 und 311 durchquert.1 Der heutige Ortsname Lachendorf variiert in alten Steuerregistern, Aufstellungen oder Urkunden auch als Locthendorp, Lachtendorp oder Lachendorp.2 Eine erste sichere schriftliche Erwähnung bietet ein um 1196/97 entstandenes Güterverzeichnis des Cyriakusstiftes in Braunschweig, in dem ein Locthendorp genannt wird.3 1278 erwarb das Kloster Wienhausen von den Brüdern von Harlingeburg und den Brüdern von Campe den Zehnten von Lachtenthorpe.4 Lachendorf zählte zur Amtsvogtei Beedenbostel des Fsm. Lüneburg. In der Zeit der französischen Herrschaft gehörte Lachendorf von 1810 bis 1813 zum Kanton Beedenbostel im Distrikt Celle des Departements Aller im Kgr. Westphalen. Danach kam es wieder, nun im Kgr. Hannover, zur Amtsvogtei Beedenbostel, die 1859 im Amt Celle aufging. Nach der preußischen Annexion von 1866 bestand die Ämterstruktur zunächst fort. Bei Einführung der Kreisverfassung kam Lachendorf 1885 zum Lkr. Celle.5 1968 wurde die erste Samtgemeinde Lachendorf mit den Mitgliedsgemeinden Lachendorf, Ahnsbeck und Gockenholz gegründet. 1973 ging diese erste Samtgemeinde in einer neuen Samtgemeinde Lachendorf auf mit den Mitgliedsgemeinden Ahnsbeck, Beedenbostel, Eldingen, Hohne und eben Lachendorf.6 Prägend für die wirtschaftliche Entwicklung des Ortes war die Papiermühle, die Hzg. Ernst der Bekenner 1538 begründete und dem Pächter Martin Kummer übertrug (erste Papiermühle im Lüneburger Land).7 1862 wurde die Papiermühle Eigentum der damaligen Pächterfamilie Drewsen (seit 1978 Drewsen Spezialpapiere GmbH & Co. KG). Im Jahr 1905 waren von 223 Haushaltungen „27 Familien als Besitzer größerer oder kleinerer Höfe und Stellen in der Landwirtschaft tätig. 32 Familien stellten selbständige Handwerker und Gewerbetreibende, 11 Familien Angestellte und Beamte und 143 Familien Arbeiter, die zum größten Teil in der Papierfabrik tätig waren.“8 Die Papierfabrik ist weiterhin Hauptarbeitgeber Lachendorfs.9 1904 erhielt der Ort einen Bahnhof (Strecke Celle–Wittingen, seit 1976 nur noch Güterverkehr). Um 1810 lebten 280 Menschen in Lachendorf, 1900 gut 900 und 2016 gut 6.250 (mit Bunkenburg, Gockenholz und Jarnsen).
Kirchlich gehörte Lachendorf jahrhundertelang zum Kirchspiel Beedenbostel, von dem es erst 1994 durch die Errichtung der Ev.-luth. Kirchengemeinde Lachendorf abgetrennt wurde.10 Ein erster sichtbarer Schritt zur Verselbständigung war sicher die Errichtung einer Pfarrvikarstelle im Kirchspiel Beedenbostel mit Sitz in Lachendorf im Jahr 1964 gewesen.11 Der zweite folgte mit dem Bau des Gemeindezentrums Arche Noah in den Jahren 1972/73 und dem eigentlich erst für später geplanten Bau des Glockenturms 1974/75 sowie der Beschaffung zweier Läuteglocken.12 In den Jahren 1982/83 wurde das Pfarrhaus für den in Lachendorf tätigen Pastor auf der Rückseite der „Arche Noah“ errichtet. Damit fand auch in Gebäuden sicht- und greifbar eine Entwicklung ihren Ausdruck, bei der im Lauf von über drei Jahrzehnten ohne Druck oder Zwang die KG Arche Noah in Lachendorf „wie eine reife Frucht vom Baum Beedenbostel abgefallen ist“.13
Jedoch ist die KG Arche Noah nicht die erste Kirche in Lachendorf. Die ev.-luth. Christusgemeinde der SELK (Selbständige Evangelisch-lutherische Kirche) und die röm.-kath. St. Raphael-Kirchengemeinde sind schon länger vor Ort vertreten. Die Christusgemeinde entstand als freikirchliche luth. Gemeinde infolge der sogenannten „Hermannsburger Separation“14 1882 in Lachendorf, nachdem im Vorjahr neun Menschen aus Lachendorf und Ahnsbeck die Landeskirche verlassen und sich der freikirchlichen luth. Immanuelsgemeinde in Groß Oesingen angeschlossen hatten.15 Seit 1906 besitzt die Gemeinde (seinerzeit 70 Mitglieder) eine eigene Kirche, einen neugotischen Backsteinbau.16 Die Christusgemeinde, sie erhielt diesen Namen 1932, trennte sich 1947 von ihrer Muttergemeinde in Groß Oesingen und ist seitdem eigenständig.17 Im Mai 1968 weihte der Hildesheimer Bf. Heinrich Maria Jansen die röm.-kath. St. Raphael-Kirche.18 Mit diesen beiden KG steht die Arche-Noah-Gemeinde in guten ökumenischen Beziehungen und pflegt eine aktive Zusammenarbeit in vielen gemeinsamen Projekten.19

Umfang

Die politische Gemeinde Lachendorf mit den Ortschaften Lachendorf, Bunkenburg, Gockenholz und Jarnsen.

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung der KG 1994 zum KK Celle.

Kirchenbau
Kirche Lachendorf, Innenansicht

Kirche, Innenansicht

Gemeindezentrum mit Kirchsaal aus Kalksandsteinen, erbaut 1972/73 (Architekten Baumgart und Wockenfuß, Celle). Rechteckiger Kirchsaal mit schmaler Apsis im Westen, hohes Satteldach, an Nordseite Dachaufbau mit Fenstern (1988). Im Innern offener Dachstuhl, Ostempore.

Turm

Freistehender Glockenturm mit Glockenstube und gemauertem Raum im Erdgeschoss, erbaut 1975 (Architekten Baumgart und Wockenfuß, Celle).

Ausstattung

Gemauerter Altar (1972/73). – Kruzifix aus Bronze (Ende 20. Jh.). – Skulptur einer Taube auf Ölzweig, über dem Altar aufgehängt (Ende 20. Jh.).

Orgel

Die KG Beedenbostel erwarb 1973 für das neue Gemeindezentrum „Arche Noah“ ein 1960 von der Firma Emil Hammer (Arnum) erbautes Positiv, 4 I/P, mechanischer Traktur, Schleiflade.

Geläut

Zwei LG, I: h’, Inschrift: „Friede sei mit euch“; II: d’’, Inschrift; „Lobe den Herrn!“ (beide Bronze, Gj. 1974, Heidelberger Glockengießerei).

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1982/83).

Friedhof

In Eigentum und Betrieb der politischen Gemeinde. Angelegt 1925.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

L 5e, unverz., Lachendorf.

Literatur

A: Bühring/Maier, KD Lkr. Celle, S. 202–203; Helmke, Speicher, S. 513–522; Pröve/Ricklefs, Heimatchronik; Zimmermann, Denkmaltopographie Lkr. Celle, S. 164–167.
B: Florian Friedrich mit Elgar Drewsen, Papier aus Lachendorf seit 1538. Geschichte eines Familienunternehmens, Lachendorf 2007; Florian Friedrich, Reformation braucht Papier! Wurzeln der Lachendorfer Papierfabrik reichen bis in die Zeit Martin Luthers, in: Jochen Meiners (Hg.), Zeichen setzen. 500 Jahre Reformation in Celle, Petersberg 2017, S. 54–59; Ev.-luth. Christusgemeinde Lachendorf (Hg.), 125 Jahre Evangelisch-Lutherische Christusgemeinde Lachendorf. Eine Gemeinde der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), Lachendorf 2007; Martin Wittmann/Kurt W. Seebo, Lachendorf – Beiträge zur Geschichte des Dorfes. Chronik der Gemeinde Lachendorf Bd. 1, Lachendorf 1988.


Fußnoten

  1. Zimmermann, Denkmaltopagraphie Lkr. Celle, S. 164; Bühring/Maier, KD Lkr. Celle, S. 202.
  2. Wittmann/Seebo, S. 15.
  3. Schneidmüller, Kollegiatstifte, S. 310; zur Datierung ebd. S. 302 f.
  4. UB Hildesheim III, Nr. 489; Wittmann/Seebo, S. 17; Bühring/Maier, KD Lkr. Celle, S. 202.
  5. Pröve/Ricklefs, Heimatchronik, S. 188 f.; Wittmann/Seebo, S. 20.
  6. Zimmermann, Denkmaltopographie, S. 166; Friedrich, Papier, S. 249.
  7. Friedrich, Reformation, S. 55; Friedrich, Papier, S. 45; Pröve/Ricklefs, Heimatchronik, S. 272 f.
  8. Wittmann/Seebo, S. 80 f.
  9. Friedrich, Reformation, S. 59; Friedrich, Papier, S. 249; Pröve/Ricklefs, Heimatchronik, S. 248 ff.
  10. KABl. 1994, S. 23; die zweite Pfarrstelle der Martinskirchengemeinde Beedenbostel wurde dabei die Pfarrstelle der neuen KG in Lachendorf.
  11. KABl. 1964, S. 116. Die Pfarrvikarstelle wurde 1969 in eine zweite Pfarrstelle der Martinskirchengemeinde Beedenbostel umgewandelt, vgl. KABl. 1969, S. 13; Wittmann/Seebo, S. 165.
  12. Wittmann/Seebo, S. 167.
  13. LkAH, L 5e, unverz., Lachendorf, Visitation 1998.
  14. Siehe dazu Meyer, Kirchengeschichte, S. 218 ff.; Krumwiede, Kirchengeschichte, S. 374 ff.; Christusgemeinde, S. 36 ff.
  15. Christusgemeinde, S. 40, 43
  16. Christusgemeinde, S. 46; Zimmermann, Denkmaltopagraphie, S. 167; Wittmann/Seebo, S. 165.
  17. Christusgemeinde, S. 48 ff.
  18. Wittmann/Seebo, S. 169.
  19. LkAH, L 5e, unverz., Lachendorf, Visitation 2004; vgl. Christusgemeinde, S. 15 f.