Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hameln-Pyrmont | Patrozinium: Aegidius1 | KO: Calenberger KO von 1569
Orts- und Kirchengeschichte
Der Name des Ortes ist urkundlich wohl erstmals um 1127/40 mit Theodericus de Hovlthusen als Personenname nachweisbar.2 Der Ort ist sicher 1234 als Holthosen belegt.3 Das Gut der örtlichen Adelsfamilie von Holthusen war in der ersten Hälfte des 14. Jh. im Besitz der Familie von Boventen und gehörte seit 1399 der Familie von Post.4 Holtensen gehörte zum Go auf der Hamel, der im 13. Jh. vermutlich zum Herrschaftsbereich der Gf. von Hallermund zählte.5 Nach 1260 kam der Go der Hamel an das welfische Hzm. Braunschweig-Lüneburg und zählte seit der ersten Hälfte des 15. Jh. zum Amt Springe. In der ersten Hälfte des 16. Jh. (zwischen 1518 und 1537) kamen Holtensen und der Go auf der Hamel zum Amt Calenberg und 1584 wieder zum Amt Springe im welfischen Teilfsm. Calenberg-Göttingen (1692: Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. Kurhannover). In französischer Zeit zählte Holtensen von 1810 bis 1813/14 zum Kgr. Westphalen (Kanton Münder, Distrikt Hameln bzw. Rinteln, Departement der Leine). Danach gehörte das Dorf, nun im Kgr. Hannover, zunächst erneut zum Amt , seit 1852 zum Amt Hameln. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Holtensen 1866 an das Kgr. Preußen. Bei Einführung der Kreisverfassung kam der Ort 1885 zum Kr. Hameln, der 1922 im Lkr. Hameln-Pyrmont aufging. Seit der niedersächsischen Gebietsreform bildet Holtensen zusammen mit Unsen und Welliehausen die Gemeinde Sünteltal, die 1973 in die Stadt Hameln eingemeindet wurde. Holtensen war ein landwirtschaftlich geprägtes Dorf; im 19. Jh. kam Heimarbeit als weitere Erwerbsquelle hinzu (Weberei) und 1939 pendelten bereits „etwa 60–70% der Männer und auch eine Anzahl Frauen“ nach Hameln zur Arbeit.6 Um 1810 lebten etwa 230 Menschen in Holtensen (Unsen: 123, Welliehausen: 104), 1939 fast 400, 1946 rund 760 und 2009 knapp 1.180.
Zu den ältesten Zeugnissen der örtlichen Kirchengeschichte zählen der Unterbau des Turms, der wohl aus dem 12. Jh. stammt, und das Tympanon aus gleicher Zeit (oder älter), das sich über dem südlichen Eingang des heutigen Kirchengebäudes befindet.7 Bf. Sigward von Minden (amt. 1120–1140) soll der Kirche im Dorf Holthusen bei Hameln (ecclesiae Villanae juxta opidum Hamelen, nomine Holthusen) in den 1120er Jahren ein Reliquiar geschenkt haben.8 Mit Sigebodo sacerdos in Holthosen ist 1234 erstmals der Name eines örtlichen Geistlichen überliefert.9 Im Jahr 1328 war Helmold Pfarrer in Holtensen.10 Sechs Jahre später erscheint sein Name in der Zeugenliste der Urkunde, die den Wechsel des Patronats dokumentiert: 1334 übertrugen Guntheris, Johannes et Guntheris famuli dicti de Bovelthe das Patronatsrecht über die Kirche St. Aegidii in Holtensen bei Hameln (ius patronatus ecclesie in Holthusen prope Querenhamelen, ubi sanctus Egidius extitit patronus) dem Kanonissenstift in Fischbeck.11 1345 und 1346 ist ein Johannes als plebano in Holthusen belegt.12 Weitere Namen sind erst aus der zweiten Hälfte des 15. Jh. überliefert: 1465 hatte Wolfher Sporschein das Pfarramt in Holtensen aufgegeben und das Stift Fischbeck übertrug die Stelle dem Kaplan Hermann Stoter.13 Er ist vermutlich identisch mit dem 1465 im Güterverzeichnis des Klosters Möllenbeck genannten Hermann van Hildensen, Pfarrer in Holtensen und Kaplan in Visbecke, dar he wonet.14 1477 ist Johannes Vos als Pleban in Holtensen belegt.15 Eine Urkunde aus dem Jahr 1532 nennt den ersamen heren Johan Melbach als ehemaligen kerckheren to Holtensen.16
Einzelheiten zur Durchsetzung der luth. Lehre in Holtensen sind nicht bekannt. Im Fsm. Calenberg-Göttingen führte Hzgn. Elisabeth († 1558), die als Vormund ihres minderjährigen Sohnes Erich regierte, die Reformation ein: 1542 setzte sie die von Antonius Corvinus († 1553) verfasste Kirchenordnung in Kraft und 1542/43 ließ sie die Gemeinden des Fürstentums visitieren.17 Im Jahr 1545 übernahm der nunmehr volljährige Hzg. Erich II. († 1584) die Regierungsgeschäfte und wechselte 1547 zum kath. Glauben. Die Calenbergischen Stände widersetzten sich jedoch seinen Rekatholisierungsbestrebungen und konnten 1553/55 die Beibehaltung der luth. Lehre in den Kirchspielen des Fürstentums sicherstellen. Nach dem Tod Erichs II. fiel das Fsm. Calenberg-Göttingen 1584 an Braunschweig-Wolfenbüttel und Hzg. Julius († 1589) führte seine 1569 aufgestellte ev. KO auch hier ein.18 Das Stift Fischbeck, weiterhin Inhaber des Patronats über die Kirche Holtensen, gehörte nicht zum Fsm. Calenberg, sondern zur Gft. Schaumburg. Hier führte Gf. Otto IV. († 1576) erst 1559 die Reformation ein.19 Der erste namentlich bekannte luth. Prediger in der Gemeinde Holtensen war P. Heinrich Arend (amt. bis 1582).
Während einer Belagerung Hamelns im Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) wurde das Pfarrhaus Holtensen 1633 zerstört, kirchliche Urkunden und Akten gingen verloren. P. Alexander Campesius (amt. 1598–1645) ließ 1638 ein neues Pfarrhaus errichten.20 Eine Kirchenbuchnotiz seines Nachfolgers P. Johannes Heinrich Callmeyer (amt. 1645–1677) illustriert die Folgen des Krieges: Zwischen 1650 und 1654 „starben in Holtensen nur 5 Personen, wodurch bezeuget wird, dass nur wenige Menschen noch in Holtensen wohnten“.21 Dem langjährigen P. Wilhelm Thiele (amt. 1684–1734) stand während seiner letzten Lebens- und Amtsjahre sein Sohn und Nachfolger P. Johann Christian Thiele (amt. 1734–1753) als Hilfsprediger zur Seite. Der früh verstorbene P. Gottlieb Andreas Schmidt (amt. 1753–1756) war ein Sohn des „bekannten Vertreters der Pietismus Joh. Heinr. Schmidt, Pastor an S. Aegidii in Hannover“.22
In die langjährige Amtszeit von P. Georg Adolf Gottlieb Landwehr (amt. 1891–1936) fiel der Neubau der Kirche. Ende des 19. Jh. hatte die KG Holtensen zunächst eine Reparatur und Erweiterung ihres mittelalterlichen Kirchengebäudes.23 Im März 1900 sprach sich eine Gemeindeversammlung für einen Kirchenneubau am Krugbrink aus, gut 300 Meter östlich der alten Kirche. Der hannoversche Konsistorialbaumeister Karl Mohrmann (1857–1927) legte Entwurfszeichnungen für einen neuromanischen Bau vor. Das Projekt scheiterte 1903 wegen fehlender staatlicher Finanzzuschüsse. Nach einer erneuten Planungsphase begann im Herbst 1907 schließlich der Abbruch der alten Kirche und unter Beibehaltung (und Erhöhung) des mittelalterlichen Kirchturms ließ die Gemeinde ein neues Kirchenschiff errichten. Am 18. Oktober 1908 weihte die KG Holtensen ihre neue Kirche ein; die Innenausstattung ist weitgehend unverändert erhalten.24
Die kirchenpolitische Orientierung P. Landwehrs während der NS-Zeit ist nicht bekannt; im Juli 1933 sprach sich der KV mehrheitlich für den Wahlvorschlag der DC zum Landeskirchentag aus (drei zu zwei Stimmen).25 P. Hermann Henning (amt. 1938–1957) war 1933 in die NSDAP eingetreten, aus „gutem Glauben, weil er hoffte, dadurch das Volk wieder zur Kirche zu führen, wie der Hamelner Sup. Albert Pellens (amt. 1935–1961) im August 1945 formulierte. Er habe „seit vielen Jahren eingesehen, dass dieser Weg falsch war“, ein Parteiaustritt sei jedoch unmöglich gewesen.26 Politisch betätigt habe sich P. Henning nicht, vielmehr sei seine Parteimitgliedschaft seinen Amtsbrüdern nicht bekannt gewesen.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs stieg die Zahl der Gemeindeglieder aufgrund des Zuzugs Geflüchteter stark an: Hatte sie 1939 bei 810 gelegen, erreichte sie 1946 rund 1.300, 1952 etwa 1.400.27 Nach der Visitation 1952 schrieb der Hamelner Sup. Albert Pellens (amt. 1935–1961), durch „die Vertriebenen ist mancherlei kirchliche Anregung ins Dorf gekommen“.28 Gleichzeitig war auch eine kleine kath. Gemeinde in Holtensen entstanden, der „selbstverständlich in ihrer ersten Not die Kirche zur Mitbenutzung zur Verfügung gestellt“ wurde.29 Später richtete sich die kath. Gemeinde einen eigenen Andachtsraum ein.
Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche knüpfte die KG Holtensen seit 1967 Kontakte zur Kirchgemeinden Steinpleis (Kirchenbezirk Zwickau).30 Ab 1968 war für einige Jahre die christliche Pfadfinderarbeit zentrales Element der gemeindlichen Jugendarbeit.31 In der um 1972 veröffentlichten Dorfchronik heißt es, die Kirche von Holtensen „ist – von Festtagen abgesehen – eine recht leere Andachtsstätte geworden“.32 Mit Pn. Gisela Hessenauer (amt. 1976–1985) übernahm erstmals eine Frau das Pfarramt in Holtensen.
Ab Januar 1994 war die KG Holtensen Trägerin des von der Stadt Hameln neuerrichteten Kindergartens „Süntelzwerge“ in Holtensen. Die Trägerschaft ging 2010 auf den neuen Verband der ev.-luth. Kindertagesstätten im KK Hameln-Pyrmont über.33 2009 wurde die Pfarrstelle Holtensen in eine halbe Stelle umgewandelt. Im gleichen Jahr gründete sich der gemeinnützige Verein „Freunde und Förderer der St. Aegidien Kirchengemeinde Holtensen e. V.“, der das „Miteinander und Füreinander in der Gemeinde“ stärken möchte.34 Zusammen mit der KG Hilligsfeld-Rohrsen und den Hamelner Gemeinden Paul Gerhardt und Martin Luther bildet die Aegidiengemeinde Holtensen seit den 1990er Jahren die Region 3 des KK Hameln-Pyrmont.
Umfang
Holtensen sowie Unsen und Welliehausen. Ursprünglich auch Wehrbergen (bereits in vorref. Zeit zum Kirchspiel Fischbeck).35
Aufsichtsbezirk
Archidiakonat Ohsen der Diözese Minden. – Seit 1590 Insp. Münder (während der zeitweisen Teilung der Insp. in der zweiten Hälfte des 18. Jh. bei der Insp. Münder Erster Theil). 1867 zur Insp. Groß Berkel, seit 1924 KK Groß Berkel, 1934 aufgegangen im neuen KK Groß-Berkel-Hameln, 1938 umbenannt in KK Hameln-Pyrmont.36
Patronat
Bis 1334 die Familie von Boventen, dann das Stift Fischbeck.37 Das Patronat besteht noch heute.
Kirchenbau
Rechteckbau mit querrechteckigem Chor, Vorhalle an Nordseite und Sakristeianbau an Südseite des Chors, erbaut 1907/08 (Architekt: Paul Kanold, Minden bzw. Frankfurt am Main; Ausmalung: Ernst Fay). Satteldächer über Schiff (eine Schleppgaube nach Süden, zwei nach Norden) und Chor, Schleppdächer über Sakristei und Vorhalle. Verputztes Bruchsteinmauerwerk mit Eckquaderung. Ostseite mit zwei hochliegenden Rundbogenfenstern, an der Sakristei zweiteiliges Rechteckfenster mit Inschrift im Sturz: „Erbaut i[m] J[ahr] 1907“; Nordseite mit zweigeschossiger Fenstergliederung: oben drei Rundbogenfenster, darunter drei Rechteckfenster; zwei Rechteckportale, davor offene Vorhalle mit rundbogigen Säulenarkaden nach Norden; Südseite mit drei hochliegenden Rundbogenfenstern und Nebenportal mit rundbogigem Tympanon am Westende, darüber Reliefkopf, Sonnenuhr (erste Hälfte 18. Jh.) und Rechteckfenster; Reliefkopf und Tympanon aus romanischem Vorgängerbau; das Relief im Tympanon zeigt einen Hund, der auf einen am Boden liegenden bärtigen Männerkopf zuspringt, und eine Ranke, die aus dem Maul eines schlangenartigen Tiers wächst, im Bogen Inschrift: „Ego sum hostivm dicit d[omi]n[u]s. P[er] me si qvis introierit salvab[itvr]“ (Ich bin die Tür, spricht der Herr.
Wenn jemand durch mich hineingeht, wird er gerettet werden), am unteren Rand Inschrift: „Ora p[ro] no[bis] de[o] S[ancta] virgo Maria tvis“ (Bitte für uns, heilige Jungfrau Maria, bei Gott für die Deinen). Im Innern Empore an Nord- und Westseite, im Westen getragen von Holzstützen, im Norden von flachbogigen Pfeilerarkaden; die Arkaden teilen das Schiff in ein Haupt- und ein nördliches Seitenschiff; im Hauptschiff segmentbogiges Tonnengewölbe mit kassettierter, rankenbemalter Holzverschalung und Zugankern; im Seitenschiff flache Decke; im Chor flache, bemalte Kassettendecke; runder Triumphbogen zwischen Chor und Schiff, Unterseite mit Rankenmalerei. 1771 Empore eingebaut (15 Plätze).38 1970/71 Renovierung. 1996 Sanierung und statische Sicherung.
Fenster
Im Chor zwei ornamental gestaltete Rundbogenfenster, gestiftet von P. Georg Adolf Gottlieb Landwehr (amt. 1891–1936) und Gustchen Landwehr. Südliche Rundbogenfenster mit ornamentalen Rahmungen und Inschriften: „Der Gerechte wird seines Glaubens leben. Röm 1,17“, „Gott widerstehet den Hoffärtigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. Petri 5,5“ und „Ich gebe einem jeglichen nach seinem Tun. Jes 17,10“. In der Sakristei zweiteiliges Rechteckfenster mit Porträtmedaillons (1908), Luther (Inschrift: „Gest[iftet] Stahl – Hameln 1908“) und Melanchthon (Inschrift: „Gest[iftet] Bursch – Hameln 1908“).
Turm
Vierseitiger Westturm, erbaut wohl Mitte 12. Jh. Verschieferter Turmhelm mit vierseitigem Ansatz und achteckig ausgezogener Spitze, bekrönt mit Kugel und Wetterfahne. Bruchsteinmauerwerk mit Eckquaderung. An der Südostecke unterhalb der Dachtraufe zwei Uhrziffernblätter. Im Glockengeschoss gekuppelte Schallfenster (Biforien, rundbogig, mit Teilungssäulchen), nach Süden und Osten zwei, nach Norden eins, auf der Südseite unterhalb des Glockengeschosses weiteres, gleichartiges Fenster; nach Westen zwei Rechteckfenster im Erdgeschoss; nach Süden und Westen zudem drei romanische Biforienfenster, jeweils gearbeitet aus einem Steinblock; Rechteckportal nach Süden. Im Innern Turmhalle (Gemeinderaum) mit flacher Balkendecke mit Inschrift „1569“, Kanten der Balken mit Tauornamenten; in Glockenstube Inschriftentafel: „1907/08 von Baumeister Paul Kanold aus Breslau“. 1569 Balkendecke in Turmhalle. 1769 Reparatur nach Blitzeinschlag. 1907/08 Turm um neues Glockengeschoss erhöht. 1908 neue Turmuhr (J. F. Weule, Bockenem). 1971 Turmhalle zu Gemeinderaum umgestaltet.
Vorgängerbau
Rechteckbau, aus älterem Schiff und jüngerem Chor.39 Bruchsteinmauerwerk. An der Nordseite „ganz schmale Lichtöffnungen, wie sie wohl in Scheunen gefunden werden“40; an der Südseite Portal mit Tympanon (erhalten). Im Innern flache Decke, runder Triumphbogen zwischen Chor und Schiff. 1891 bei Unwetter beschädigt.
Ausstattung
Steinerner Blockaltar mit hölzernem Retabel (1908/09), Retabel mit architektonischem Aufbau (Säulen, Gebälk), gestaltet nach barocken Vorbildern, im Hauptfeld Kreuzigungsgemälde, im oberen Feld Himmelfahrtsgemälde (wohl älter als Altar), als Bekrönung gesprengter Dreiecksgiebel mit wolken- und strahlenumkränzten Gottesauge, in der Predella zwei gemalte Kränze; Altar gestiftet von der Äbtissin des Stifts Fischbeck; 2010 Retabel konservatorisch behandelt (Thekla Hübner-Ohsiek, Lehrte). – Erhöhte Kanzel mit Schalldeckel, polygonaler Kanzelkorb (um 1600) mit Säulchen vor den Ecken und ornamental verzierten rundbogigen Blendarkaden an den Wandungen; Schalldeckel und Kanzelaufgang von 1908/09. – Achtseitige Taufe mit Deckel. – Hängender, hölzerner Kerzenleuchter mit Skulptur des heiligen Aegidius mit Hirschkuh (1908), Inschrift: „Gestiftet von Maurermeister Christian Wagener, Hameln. Anno 1908“. – Grabstein für Juliane Sibylle Wilhelmine von Wangenheim geb. Post († 1828). – Außen: Eingelassen in die Südwand Grabstein für Johannes Conradus Dammer († 1725). – Außen: Steintaufe mit achtseitigem Becken und achtseitigem Schaft, Inschrift am Becken: „Peter Ebeling 1649“ sowie Wappen. – Ehemalige Ausstattung: Taufengel (vielleicht zweite Hälfte 17. Jh.), nur Torso erhalten, aufbewahrt im Depot des landeskirchlichen Kunstreferats.41
Orgel
1818 Instandsetzung der „seit zwanzig Jahren unspielbare[n] Orgel“.42 Orgelneubau 1909, ausgeführt von P. Furtwängler & Hammer (Hannover), 13 II/P, pneumatische Traktur, Taschenladen (Opus 678).43 1958/59 nach Wasserschaden Reparatur und Änderung der Disposition („Barockisierung“), ausgeführt von Lothar Wetzel (Hannover), 13 II/P, pneumatische Traktur, Taschenladen. 1973 Orgelreparatur, ausgeführt von Emil Hammer (Arnum). 2000/01 Restaurierung und Wiederherstellung der ursprünglichen Disposition, ergänzt um ein Register, ausgeführt von Franz Rietzsch (Hiddestorf), 14 II/P, pneumatische Traktur.
Geläut
Drei LG, I: c’’, Inschrift: „Ehre sei Gott in der Höhe“, gestiftet von Bürgern aus Holtensen; II: d’’, Inschrift: „Friede auf Erden“, gestiftet von Bürgern aus Unsen; III: f’’, Inschrift: „Den Menschen ein Wohlgefallen“, gestiftet von Bürgern aus Welliehausen (alle Bronze, Gj. 1972, Firma Rincker, Sinn). – Früherer Bestand: Eine SG (Bronze), 1769 bei Blitzeinschlag „heruntergeworfen und zerschmettert“.44 Eine große LG (Bronze), geborsten und umgegossen zu einer neuen großen LG (Bronze, Gj. 1831). Eine LG (wohl die große von 1831) im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben, zweite LG (Bronze) bei Anschaffung des neuen Geläuts in Zahlung gegeben: Drei neue LG, I: b’; II: des’’; III: es’’ (alle Stahl, Gj. 1929, Schilling & Lattermann, Apolda).
Weitere kirchliche Gebäude
Pfarrhaus (Bj. 1797, renoviert 186045, saniert 1986; zweigeschossiger Fachwerkbau mit Satteldach). – Gemeindehaus mit Küsterwohnung (Bj. 1816, bis 1953 Schule, umgebaut 1985; Fachwerkbau mit Satteldach). – Pfarrwitwenhaus (1868 verkauft).46
Friedhof
Ursprünglich kirchlicher Friedhof bei der Kirche Holtensen. Neuer kirchlicher Friedhof, rund 500 Meter südsüdöstlich der Kirche, angelegt 1856, erweitert 1934/35, erweitert 1968.47 FKap (Bj. 1979, Vorgängerbau Bj. um 1910). Städtischer Friedhof in Welliehausen, angelegt in der zweiten Hälfte des 20. Jh., FKap mit LG (Bronze, Gj. 1996).
Liste der Pastoren (bis 1940)
Bis 1582 Heinrich Arend. – 1583–1597 Johannes Cochenius. – 1598–1645 Alexander Campesius (Campius). – 1645–1677 Johannes Henrikus Callmeyer. – 1678–1683 Heinrich Piepenbrink. – 1684–1734 Wilhelm Thiele (Stelen). – 1734–1753 Johann Christian Thiele. – 1753–1756 Gottlieb Andreas Schmidt. – 1756–1766 Ernst Christian Tegetmeier. – 1766–1781 Georg Friedrich Piccart. – 1781–1795 Johann Georg Christian Momme. – 1793–1796 Karl August Völger. – 1796–1807 Johann Georg Christian Stelzner. – 1808–1826 Siegmund Gottlieb Bietzker. – 1826–1859 Karl Theodor Lindemann. – 1859–1891 Karl Gustav Wilhelm Stalmann. – 1891–1936 Georg Adolf Gottlieb Landwehr. – 1938–1957 Hermann Henning.
Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 535
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 1 Nr. 5898–5902 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 69 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 3877–3884 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 1123, 1123 2 (Visitationen); D 9 (EphA Hameln-Pyrmont); L 5a Nr. 199–201, 1282–1283 (LSuptur. Calenberg-Hoya mit Verden-Hoya und Celle); S 09 rep Nr. 1424 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7794 (Findbuch PfA).
Kirchenbücher
Taufen: ab 1646
Trauungen: ab 1646
Begräbnisse: ab 1646
Kommunikanten: ab 1808 (Lücken: 1860–1869)
Konfirmationen: ab 1754 (Lücken: 1783)
Literatur
A: Aye/Kronenberg, Taufbecken, S. 251–252, Nr. 36; Bühring, KD Lkr. Hameln-Pyrmont, S. 317–320; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 750–751; Kayser, Inspektion Groß-Berkel, S. 97–105; Köhler & Gelderblom, Dorfkirchen, S. 233–237; Mithoff, Kunstdenkmale I, S. 102–103.
B: Festschrift zum 100-jährigen Wiederaufbau der St. Aegidienkirche Holtensen (= Die Brücke Juli 2008), 2008; Nikolaus Heutger: Das Stift Fischbeck in Geschichte und Kunst, in: Nicolaus Heutger: Niedersächsische Ordenshäuser und Stifte. Geschichte und Gegenwart. Vorträge und Forschungen, hrsg. von Viola Heutger, Berlin, 2009, S. 116–193, bes. S. 155–156; Adolf Krüger (Hg.): Kirchenbücher Holtensen (Abschrift). Trauungen, Bestattungen, Taufen. Trauungen von 1646 bis 1907, Taufen von 1646 bis 1883, Bestattungen von 1646 bis 1891. Alphabetisch sortiert, Wehrbergen 2003; Kurt Wagner; N. N.: Chronik der Gemeinde Holtensen, [1936/1970, veröffentlicht 1972]; Manfred Willeke: 175 Jahre Realverband Forstgenossenschaft Holtensen.
Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche.
GND
2097147-3, Evangelisch-Lutherische Sankt-Aegidien-Kirchengemeinde (Holtensen); 7689798-9, Sankt Ägidius (Holtensen, Hameln)
Website der Kirchengemeinde (27.09.2022)
Weitere Bilder
Fußnoten
- Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 189.
- Wippermann, Regesta Schaumburgensia, Nr. 24. Vgl. auch Wagner & N. N., S. 2.
- UB Hameln I, Nr. 19. Es erscheint unklar, ob die bei Willeke, S. 12, angeführte Urkunde aus dem Jahr 1184 über den Zehnten und Land in Holthusen auf Holtensen bei Hameln zu beziehen ist. Laut Dürre, Regesten Homburg, Hauptteil, Nr. 19, ist Holtensen (Holzen) östlich von Eschershausen gemeint (Holthusen prope Eschershusen).
- Wagner & N. N., S. 4 f.; Kayser, Inspektion Groß-Berkel, S. 97. Das Rittergut Holtensen kam später an die Familie von Wangenheim, die es an den Landwirt Washausen verkaufte.
- Zum Folgenden: Spieß, Calenberg, S. 116 ff. Siehe auch NLA HA Hann. 74 Springe, Bestandsbeschreibung, 23.09.2022.
- LkAH, L 5a, Nr. 199 (Visitation 1939); Wagner & N. N., S. 36.
- Festschrift, S. 14: Das Tympanon ist „sehr alt und weist kunsthistorisch wohl schon ins 11. Jahrhundert“.
- Leibniz, Scriptores II, S. 175.
- UB Hameln I, Nr. 19.
- UB Hameln I, Nr. 232.
- UB Fischbeck I, Nr. 101.
- UB Hameln I, Nr. 393; UB Fischbeck, Nr. 110.
- UB Fischbeck II, Nr. 189. Die Urkunde bezeichnet den Ort – anscheinend irrtümlich – als Langenholthusen, vgl. ebd., Anm. 1.
- Engel/Lathwesen, Güterverzeichnis, S. 119. Bei Willeke, S. 20, S. 74 und S. 88 mit der falschen Jahreszahl 1456.
- UB Hameln II, Nr. 489.
- UB Fischbeck II, Nr. 321.
- Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 708 ff.; Butt, Herrschaft, S. 47 ff.
- Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,1, S. 83 ff.
- Vgl. dazu: Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 7,2,2, S. 29 ff.
- Kayser, Inspektion Groß-Berkel, S. 99 f.
- Zit. bei Wagner, S. 10. Vgl. auch Kayser, Inspektion Groß-Berkel, S. 100.
- Kayser, Inspektion Groß-Berkel, S. 102. Johann Heinrich Schmidt († 1741) veröffentlichte 1736 unter dem Titel „Der gecreutzigte HErr der Herrlichkeit“ eine Sammlung von 16 Passionspredigten.
- Festschrift, S. 19 ff.
- Zur Einweihung: Festschrift, S. 25. Bühring, KD Lkr. Hameln-Pyrmont, S. 318: „Für die Raumwirkung von entscheidender Bedeutung das völlig ungestörte Ausstattungsensemble von seltener Einheitlichkeit; farblich neugefaßt bei Renovation 1971 unter Wahrung des Altbestands.“
- Festschrift, S. 33.
- LkAH, B 7, Nr. 570, Bl. 3 (Zitate) und 8. Von allen 1933 neu in die NSDAP aufgenommenen Mitglieder traten 17 Prozent wieder aus, vgl. Falter, S. 100 ff.
- LkAH, L 5a, Nr. 199 (Visitationen 1939, 1946 und 1952).
- LkAH, L 5a, Nr. 199 (Visitation 1952).
- Wagner & N. N., S. 36.
- Festschrift, S. 37. Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
- Festschrift, S. 51 f.
- Wagner & N. N., S. 59.
- KABl. 2010, S. 116 ff.
- Siehe: https://aegidien-holtensen.wir-e.de/foerderverein, 06.10.2022.
- Kayser, Inspektion Groß-Berkel, S. 98.
- KABl. 1934, S. 158; KABl. 1938, S. 93.
- UB Fischbeck I, Nr. 101.
- Wagner & N. N., S. 11.
- Außenansicht der Kirche von 1896: Festschrift, S. 26.
- Mithoff, Kunstdenkmale I, S. 102.
- Aye/Kronenberg, Taufbecken, S. 251 f.
- Willeke, S. 78.
- Pape/Schloetmann, Hammer, S. 121.
- Zit. bei Wagner, S. 11.
- Kayser, Inspektion Groß-Berkel, S. 99.
- Kayser, Inspektion Groß-Berkel, S. 99.
- Wagner & N. N., S. 16 und S. 21; Festschrift, S. 36.