Sprengel Osnabrück, KK Melle-Georgsmarienhütte | Patrozinium: Johannes der Täufer1 | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundlich lässt sich der Ort erstmals 1171 nachweisen, als der Osnabrücker Bf. Philipp von Katzenelnbogen im Kloster Iburg ein Seelgedächtnis für sich stiftete; er stattet die Stiftung mit dem Zehnten von acht Erben und mehreren wüsten Höfen in Hiltere aus.2 In der Chronik des Bistums Osnabrück, die Ertwinus Ertmann im späten 15. Jh. verfasste, ist Hilter in einem Eintrag zum Jahr 1144 erwähnt.3 Seit Ende des 14. Jh. zählte Hilter zum Amt Iburg des Hochstifts Osnabrück. Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges regierten im Hochstift abwechselnd kath. und luth. Bischöfe, wobei letztere stets zum Haus Braunschweig-Lüneburg gehörten.4 Nach den Bestimmungen des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 fiel das Hochstift als Fsm. Osnabrück an das Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Hannover). In der Zeit der französischen Herrschaft gehörte Hilter zum Kanton Dissen, der von 1807 bis 1810 Teil des Distrikts Osnabrück im Departement Weser des Kgr. Westphalen war und von 1811 bis 1813 zum Arrondissement Osnabrück im Departement Obere Ems des Kaiserreichs Frankreich zählte. Danach kam Hilter wieder zum Amt Iburg, zunächst im Kgr. Hannover und nach der Annexion von 1866 im Kgr. Preußen. Seit Einführung der Kreisverfassung 1885 gehörte Hilter zum Kr. Iburg, der 1932 im Lkr. Osnabrück aufging. 1972 wurden Borgloh und Hankenberg nach Hilter eingemeindet. Von 1886 bis 1984/91 besaß Hilter einen Bahnhof (Strecke Osnabrück–Bielefeld). Ab Mitte des 20. Jh. wandelte sich die Struktur der Gemeinde: „Hatte die Gemeinde früher im wesentlichen bäuerlichen Charakter, so wird jetzt mehr und mehr der Industriearbeiter und der Angestellte vorherrschend“, formulierte der Ortspfarrer 1956.5 Im Jahr 1821 lebten in Hilter gut 900 Menschen, 1858 rund 820 (Rückgang wegen Auswanderung in die USA)6, 1905 gut 1.000, 1939 knapp 1.800, 1950 gut 3.200 und 1961 rund 2.850. 2011 lag die Einwohnerzahl bei 4.730.

Kirche Hilter, Ansicht von Südwesten, Luftbild, 1980

Kirche Hilter, Ansicht von Südwesten, Luftbild, 1980

Kirchlich gehörte Hilter zunächst zum Kirchspiel Dissen. 1246 bestätigte Bf. Engelbert von Osnabrück urkundlich, dass die „Kirche tho Hilter so bisher […] eine Dochter der moder […] Kirche tho Dissen gewesen“, nun eine eigenständige Pfarrkirche sei.7 Vermutlich um die Wende zum 14. Jh. ließ die Gemeinde eine Kirche errichten, deren Fundamente unter dem Mittelschiff des heutigen Kirchengebäudes liegen; der Unterbau des Turms ist im Kern noch mittelalterlich. In Hilters Pfarrarchiv haben sich einige Urkunden erhalten, in denen auch Namen vorref. Geistlicher des Dorfes überliefert sind: 1442 war Hermen Ghildehus Pfarrer (kercher) in Hilter und wohl Ende des 15. Jh. hatte Albert Wachorst das Pfarramt inne.8
Im Jahr 1543 führte Bf. Franz von Waldeck die luth. Lehre im Osnabrücker Land ein. In seinem Auftrag hatte der Lübecker Sup. Hermann Bonnus eine Kerckenordnung vor de landkercken des stifts Osenbrugge erarbeitet und reiste dann durch einige Kirchspiele, um die Kirchenordnung bekannt zu machen, die Pfarrer zu prüfen und gegebenenfalls neue zu berufen.9 Allerdings setzte das Domkapitel 1548 die Rücknahme der Reformation durch. Da jedoch keine vollständige Rekatholisierung gelang, blieben die konfessionellen Verhältnisse in den Gemeinden des Hochstifts Osnabrück ungeklärt und vielfältig. In Hilter ist 1584 P. Jodocus Assneri (amt. wohl 1582–1614) als Pfarrer belegt, allerdings lässt sich nicht entscheiden, ob er kath. oder ev. war.10 Als der Jesuit Albert Lucenius das Kirchspiel im Dezember 1624 visitierte (die Gemeinde bezeichnet er in seinem Bericht als filiae Dissensis, Tochtergemeinde von Dissen)11, hatte P. Berthold Schulte (amt. 1614–1624) die Pfarrstelle inne. P. Schulte sei ein kath. geweihter Priester, er sei verheiratet und habe mehrere Kinder. Weiter notierte Lucenius: „Berthold selbst ist ganz ungebildet, bäurisch, wendet für seine Kirche geringe Sorge auf und hat ein Volk, das, wie er selbst klagte, hart und trotzig ist und den heiligen Meßdienst nicht zulassen will.“12 Das Abendmahl teilte P. Schulte nach luth. Brauch in beiderlei Gestalt aus. Insgesamt urteilte Lucenius, in Hilter sei „eine bedeutende Erneuerung nötig“; daher setzte er P. Schulte ab und den kath. Priester Jacobus Thorwart (amt. 1624–1633) ein.13 Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges schließlich teilten Lutheraner und Katholiken die Kirchspiele des Hochstifts untereinander auf. Grundlage dafür sollte der Konfessionsstand im ‚Normaljahr‘ 1624 sein, zu dem Zeugenaussagen gesammelt wurden.14 Hilter wurde der ev. Seite zugeschlagen (1650 Capitulatio perpetua Osnabrugensis).15
Bereits 1634 hatte Hilter mit P. Hermann Brockmann (amt. 1634–1687) wieder einen ev. Prediger erhalten, da in dieser Phase des Dreißigjährigen Krieges schwedische Truppen das Osnabrücker Land kontrollierten. P. Brockmann legte in seinem ersten Amtsjahr das älteste überlieferte Kirchenbuch der Gemeinde an (geführt bis 1668).16 1662 heißt es in einer Beschreibung Hilters: „Diese Pfarr ist schlecht undt gering“; zur Gemeinde gehörten seinerzeit 837 Lutheraner, 72 Katholiken und zwei Reformierte.17
Nach dem Dorfbrand im April 1751 notierte der Vogt in seinem Bericht: „Die Kirche, Schuhl und Küsterey ist mit abgebrandt.“18 Das Kirchendach war eingestürzt und das Feuer hatte auch die Glocken zerstört. 1792 ließ P. August Friedrich Wilhelm Delskamp (amt. 1781–1807), Nachfolger seines Vaters P. August Wilhelm Delskamp (amt. 1745–1781), ein neues Pfarrhaus erbauen. Das alte „mit seiner elenden innern Einrichtung“ sei „der jetzigen Zeiten nicht mehr angemessen“ gewesen; es hatte „nur 2 schlechte Stuben und 2 Kammern, gar keine Küche“ und einen Keller, „der immer Wasser hatte“. Wegen der hohen Kosten hatte die Gemeinde den Bau „so lange als es immer möglich war“ verschoben. Das neue Pfarrhaus war das erste massive Haus in Hilter.19
Der erste Pfarrer des 19. Jh., P. Clamor Ludwig Peithmann (amt. 1807–1821), wurde zusammen mit dem Dorflehrer abgesetzt. Letzterer sei, so bemerkte P. Carl Meyer (amt. 1884–1891) in seiner um 1890 verfassten Geschichte der Gemeinde Hilter, „nicht minder ein notorischer Trunkenbold, wie der Pastor“ gewesen. Was man sich aus den Tagen P. Peithmanns in der Gemeinde erzähle, tauge nicht für die Öffentlichkeit, schrieb P. Meyer. „Niemals ist hier vor oder nach ihm die Ehre des geistlichen Amtes in so schmachvoller Weise diskreditiert worden.“20 Sein Nachfolger Rudolf Friedrich Kreß (amt. 1822–1851), „noch vollständig Rationalist“, gründete einen Mäßigkeitsverein in Hilter.21

Kirche Hilter, Blick zur Orgel, nach 1964

Kirche Hilter, Blick zur Orgel, nach 1964

Der Bevölkerungszuwachs des 19. Jh. führte bereits in der zweiten Hälfte der 1820er Jahre zu Überlegungen, die Kirche in Hilter zu erweitern. Die Pläne kamen jedoch nicht zur Ausführung und in den 1850er Jahren schlug das Konsistorium in Osnabrück schließlich einen Neubau vor und empfahl der KG den Architekten Conrad Wilhelm Hase (1818–1902).22 Altar und Orgel der alten Kirche verkaufte die Gemeinde nach Remsede.23 1857 begannen die Bauarbeiten und am 14. Dezember 1859 feierte die Gemeinde die Einweihung ihrer neuen Kirche. Weihnachten 1885 gründete sich ein Posaunenchor. In den für seinen Nachfolger 1891 zusammengestellten „Nachrichten über die Verwaltung der Pfarrstelle und die kirchliche Tradition zu Hilter“ notierte P. Carl Meyer (amt. 1884–1891): „Die schöne von Hase erbaute […] Kirche bedarf einer außerordentlich sorgfältigen Aufsicht. […] Namentlich muß genau auf das Dach geachtet werden“ und der Turm müsse „gründlich mit Cement verputzt werden.24
Mit der Umpfarrung Wellendorfs in die KG Holte hatte sich 1875 das Gemeindegebiet verkleinert. Allerdings kehrte Wellendorf bereits im September 1891 in die KG Hilter zurück, die damit nun zwei Gottesdienststätten besaß.25 Denn Ende der 1880er Jahre war das ehemalige Maschinenhaus des Georgsschachts in Wellendorf zu einer Kapelle umgestaltet worden. Bis 1937 pachtete die KG die Wellendorfer Kapelle, dann erwarb sie das Gebäude und drei weitere Wohnhäuser von der Preußischen Bergwerks- und Hütten AG.26
Nach der Visitation der KG Hilter 1926 merkte der Sup. des KK Georgsmarienhütte kritisch an, dass im KV nur mittlere und größere Grundbesitzer vertreten seien: „Das ist untunlich in unserer Zeit, die Beweglichkeit und Verständnis auch für neue Gedanken fordert“, besonders, da Hilter „immermehr von Industriearbeitern durchsetzt wird“.27 Die Situation hatte sich bei der folgenden Visitation im Mai 1933 gebessert. Seinerzeit hielt der Sup. fest, er habe in seiner Visitationsansprache zwei Gesichtspunkte betont: „daß Hilter nicht im Gewohnheitschristentum veralte und andererseits sich nicht durch den gerade in Hilter stark eingedrungenen Nationalsozialismus in eine abwegige Richtung ‚verjünge‘“.28 Über die Neuwahl des KV im Juli 1933 heißt es in den Antworten zum „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ rückblickend: „Auf Veranlassung der Partei wurden 1933 nur Parteigenossen in den Kirchenvorstand gewählt.“29 P. Johann Eduard Tergau (amt. 1920–1939) trat 1934 mit 44 weiteren Gemeindegliedern der BK bei.30 Vier Jahre später urteilte P. Tergau: „die kirchenfeindliche Strömung, die durchs deutsche Volk geht, wirkt sich in der Gemeinde verheerend aus“.31 Und auch sein Nachfolger P. Ewald Weber (amt. 1939–1958) hielt in dem erwähnten Fragebogen noch einmal fest: „Hilter galt in der weiten Umgebung als die Hochburg des NS.“32
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs übernahm die Kirchengemeinde den NSV-Kindergarten und führte ihn bis 1947 weiter. Von Ende der 1940er bis Anfang der 1950er Jahre unterstützte der Ostgeistliche P. i. R. Hugo Scheel den Hilter Pfarrer und betreute die Gemeindeglieder in Wellendorf und Ebbendorf.33 Alle zwei Wochen fand sich die Gemeinde in der Wellendorfer Kapelle zu einem Gottesdienst zusammen. Pläne für einen Neubau – die KG hatte dafür 1957 ein weniger abseits gelegenes Grundstück erworben – kamen nicht zur Ausführung. 1965 verkaufte die KG das Kapellengebäude, mietete es zurück und nutzte es noch einige Jahre, bis es wegen Baufälligkeit geschlossen wurde. Als Gottesdienststätte dienten seitdem Räumlichkeiten der kath. KG Wellendorf. Auch Überlegungen, Wellendorf an die für Kloster Oesede geplante Pfarrvikarie abzugeben, wurden letztlich nicht umgesetzt: Die 130 ev. Einwohner Wellendorfs (1976) blieben Teil der KG Hilter.34
Seit 1963 unterhält die Gemeinde eine Partnerschaft mit der KG Geyer im Erzgebirge und seit Mitte der 1980er Jahre auch mit der Gemeinde Hermannsburg in Südafrika (KK Umvoti). Von 1971 bis 1982 betrieb die KG einen Kinderspielkreis in Hankenberg und 1997 übernahm sie die Trägerschaft für den Kindergarten Birkenlund in Hilter (Trägerschaft später übergegangen an KK Melle-Georgsmarienhütte).

Umfang

Hilter, die Bauerschaften Hankenberg und Natrup. Später die ev. Einwohner der Bauerschaften Allendorf, Eppendorf und Wellendorf (1875 nach Holte), Remsede sowie Kerssenbrok (1875 zu Neuenkirchen), Peingdorf (1875 zu Dissen) und Vessendorf (1885 zu Dissen). Politische Gemeinde Wellendorf (ohne Borgloh) 1891 von Holte umgepfarrt nach Hilter.35

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Dissen der Diözese Osnabrück.36 – Vor der Einführung der Inspektionseinteilung im Fsm. Osnabrück unterstand Hilter der Aufsicht des Amtes Iburg. Im Zuge der Neuorganisation der kirchlichen Aufsichtsbezirke 1821 kam Hilter zur 1. Insp. (Sitz der Suptur. in Dissen). Seit 1886 Insp. (1924: KK) Georgsmarienhütte. Seit Januar 2013 KK Melle-Georgsmarienhütte.37

Patronat

Archidiakon von Dissen, wohl bis 1802/03.38 Später der Landesherr (bis 1871).

Kirchenbau – Johannes der Täufer Kirche Hilter

Dreischiffiger Bau mit Querhaus und niedrigerem Chor mit dreiseitigem Abschluss, erbaut 1857–59 (Architekt: Conrad Wilhelm Hase, Grundlage war der nicht ausgeführte Entwurf für eine Kirche in Lehrte). Zwei Nebenabsiden mit dreiseitigem Abschluss (Sakristei in der südlichen, Prieche für Pfarrfamilie in nördlicher).39 Satteldach, über Chor und Nebenapsiden nach Osten abgewalmt. Steinsichtiges Quadermauerwerk; Strebepfeiler, zweistöckige Fensteranordnung an Langhaus: oben Spitzbogenfenster, unten schmale, gekuppelte Flachbogenfenster. Im Innern reich gegliederter, offener Dachstuhl, holzverkleidetes Gewölbe im Chorraum; hölzerne Stützen tragen Decken und Emporen, Emporen im Westen, in den Seitenschiffen und in den Querhäusern. Renovierung 1932/33. Neugestaltung Innenraum 1964 (Mittelgang angelegt, Kanzel herabgesetzt). Außensanierung 1985/86.

Fenster

Farbige Fenster mit Bildmotiven im Chor (1859, Westfälische Glasmalerei und Kunstglaserei Bielefeld) und im südlichen Querhaus (1910), im Chor links Auferstehung Christi, rechts Frauen und Engel am leeren Grab, im Querhaus Bergpredigt.

Turm

Westturm, im Unterbau mittelalterlich, 1857–59 erhöht. Treppengiebel an allen vier Seiten, Wasserspeier an den Ecken; achtseitiger, verschieferter Pyramidenhelm mit vier Dachgauben unterhalb der Spitze, bekrönt mit Kugel, Kreuz und Hahn. Mauerwerk weiß verputzt; jeweils drei schlanke, spitzbogige Schallöffnungen nach Norden, Süden und Westen; Uhrziffernblätter in Giebelfeldern; Haupteingang nach Westen, darüber hohes Spitzbogenfenster. Turmuhr 1899 (Firma Korfhage & Söhne, Buer), neue Turmuhr 1965. Turminstandsetzung 1893. Kupferdeckung 1925, zu Rüstungszwecken 1940 abgegeben.

Vorgängerbau

Romanischer Bau mit eingezogenem Rechteckchor und quadratischem Turm, erbaut wohl um 1300. Turm mit getreppten Giebeln im Osten und Westen, an Ostwand des Chores Anbau mit Sakristei und Leichenhalle.40 Altar und Orgel nebeneinander im Altarraum. Kirche 1718, nach Brand 1751 instandgesetzt, Turm 1736 repariert.41

Ausstattung

Altar aus Sandsteinmensa und gemauertem Stipes. – Hohes, neugotisches Holzretabel, Durchgänge rechts und links des Altars, dreiteiliges Altarbild (1859, Louis Schrader): im hohen, spitzbogigen Mittelfeld Kreuzigungsszene mit Maria und Johannes, in den kleineren Seitenfeldern die Apostel Paulus und Petrus, Figuren jeweils auf Goldgrund; rechts und links des Altarbildes Schnitzfiguren von Moses und Elias, als Bekrönung des Altars Schnitzfigur Christus mit Siegesfahne (G. Hurtzig). – Hölzerne Kanzel, fünfseitiger Kanzelkorb mit Darstellungen Christi (Schnitzfigur) und der vier Evangelisten (Louis Schrader), Kanzelfuß 1964 gekürzt. – Reich verzierter, hölzerner Taufständer (18. Jh., aus Vorgängerkirche). – Reich verziertes, hölzernes Lesepult, passend zur Taufe (18. Jh., aus Vorgängerkirche). – Holzfiguren der Evangelisten und Christi (18. Jh.), im Vorgängerbau vermutlich Teil der Kanzel. – Rest eines Epitaphs mit Relief der Auferstehung Christi (frühes 17. Jh.), dazu gehören möglicherweise zwei Steinfiguren: Johannes der Täufer und Madonna im Strahlenkranz. – Opferstock mit Inschrift „1672 dem Schürenschmidt zu machen gegeben“. – Gemälde Johannes der Täufer (1994, Christoph Seidel).

Orgel

Orgel der alten Kirche 1824 repariert, 1857 nach Remsede verkauft. Jetziges Instrument erbaut im 17. Jh., zunächst in Martini-Kirche in Hildesheim; KG Hilter erwarb das Instrument 1857 auf Empfehlung von Conrad Wilhelm Hase und ließ es von Firma Gebrüder Rohlfing (Osnabrück) umbauen, aufgestellt 1860; 19 II/P (HW, RP), mechanische Traktur, Schleifladen; zehn reich verzierte, stumme Prospektpfeifen (um 1600, Orgelbauer Henning Henke, Hildesheim), zudem einige „ganz hervorragende Register aus der Barockzeit“42; Prospekt neugotisch, im Prospekt des Rückpositivs zwei Schnitzfiguren: Heilige Cäcilia und Kg. David. Orgel 1937 „im ursprünglichen Charakter wiederhergestellt“, Firma Gebrüder Rohlfing (Osnabrück).43 Restaurierung 1977–80, ausgeführt von Firma Vierdag Orgelbouw (Enschede), 22 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Vier LG, I: c’, Inschrift: „O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort. Gestiftet von der Kirchengemeinde Hilter in schwerer Zeit. 1949“; II: es’, Inschrift: „Nun aber bleibet Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die größte unter ihnen. 1949“; III: f’, Inschrift: „Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste. 1949.“ (alle Stahl, Gj. 1949, Bochumer Verein); IV: as’, Inschrift: „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn, Hallelujah“ (Bronze, Gj. 1890, Firma Radler, Hildesheim). – Früherer Bestand: Glocken bei Dorfbrand von 1751 zerstört, ein Jahr später drei neue LG gegossen (alle Bronze, Gj. 1752), Inschrift u. a.: „Anno post fatale incendium“ (Im Jahr nach dem verhängnisvollen Brand).44 1890 aus Bronze der alten Glocken (eine gesprungen) drei neue LG gegossen, I: c’, Inschrift: „Kommt, laßt uns anbeten und knieen und niederfallen vor dem Herrn, der uns gemacht hat“; II: es’, Inschrift: „Der Herr ist nahe allen, die ihn anrufen, allen, die ihn mit Ernst anrufen“, III: heutige LG IV (alle Bronze, Gj. 1890, Firma Radler, Hildesheim); Glocken 1890 „auf der Ausstellung in Bremen mit einem Preise geschmückt“;45 LG I und II 1942 zu Rüstungszwecken abgegeben.

Kapellenbau – Wellendorf

Steinsichtiger Rechteckbau aus Quadersteinen. Satteldach, Rundbogenfenster. Ursprünglich Maschinenhaus des Georgsschachts, um 1887 zu Kapelle umgestaltet. Innenrenovierung 1937. Wegen Einsturzgefahr in zweiter Hälfte der 1960er Jahre geschlossen.46 Kapellengebäude war bis 1938 nur gepachtet, dann erwarb die KG Kapelle und umliegende Gebäude; 1965 verkauft und bis etwa 1967/68 wieder gemietet.

Turm

Verschieferter, achtseitiger Dachreiter mit Pyramidenhelm.

Geläut

Eine LG f’’ (Gussstahl, Gj. um 1880, Bochumer Verein), nach Verkauf der Kapelle in Glockenstuhl auf Friedhof Hilter, später eingelagert.47

Weitere kirchliche Gebäude

Gemeindezentrum mit Wohnungen (Bj. um 1840), 1978 gekauft, Umbauten 1979, 1982 und 1991. Sanierung und Umbau 2005. – Kindergarten (Bj. 1997/98). – Pfarrhaus mit Gemeindesaal (Bj. 1959/60), verkauft 2004. – Altes Pfarrhaus (Bj. 1792), verkauft um 1959. – Drei Wohnhäuser in Wellenkamp, erworben 1938, verkauft 1965.

Friedhof

Ehemaliger Friedhof rund um die Kirche. Neuer Friedhof westlich des historischen Ortskerns, 1871 angelegt, 1926, 1946 und 1961 erweitert. FKap (Bj. 1954).

Liste der Pastoren (bis 1940)

1584 Jodocus Assueri. – 1614–1624 Bartholdus Schulthe. – 1634–1687 Hermann Brockmann. – 1688–1693 Albert Walter. – 1694–1701 Bernhard Scherhorn. – 1701–1729 Franciscus Nicolaus Becker. – 1730–1745 Johann Daniel Stip. – 1745–1781 August Wilhelm Delkeskamp. – 1781–1807 August Friedrich Wilhelm Delkeskamp. – 1807–1821 Clamor Ludwig Peithmann. – 1821–1851 Rudolf Friedrich Kreß. – 1852–1883 Hermann Rudolf Wedekind. – 1884–1891 Carl Heinrich Ludwig Adolf Meyer. – 1892–1919 Eduard Walter Kühnert. – 1920–1939 Johann Eduard Tergau.
Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 514

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 3 Nr. 201–210 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 242 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 3680–3684 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 2802Digitalisat (Visitationen); A 12 e Nr. 19Digitalisat, 82Digitalisat(Visitationen); D 10 Nr. 617–630 (Depositalsplitter); D 84 (EphA Georgsmarienhütte); L 5f Nr. 254, 279–281, 908, 1067 (LSuptur. Osnabrück); S 11a Nr. 7381 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1634 (Lücken: April 1659– Jan. 1661, 1665–1693; unvollständig: 1702–1729)
Trauungen: ab 1634 (Lücken: 1669–1693)
Begräbnisse: ab 1634 (Lücken: 1668–1693)
Kommunikanten: ab 1754 (Lücken: 1777–1875; unvollständig: 1771, 1772, 1776), Erstkommunikanten: 1755–1776 (Lücken: 1763, 1769, 1772)
Konfirmationen: ab 1822

Literatur

A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 735; Meyer, Pastoren I, S. 514; Weichsler, Hdb. Sprengel Osnabrück, S. 132–133; Wrede, Ortsverzeichnis Fürstbistum Osnabrück I, S. 244–246.
B: Festschrift 125 Jahre Kirche „Johannes der Täufer“ in Hilter, hrsg. vom Kirchenvorstand, Hilter 1984; Festschrift 150 Jahre Johannes-der-Täufer-Kirche Hilter. 1859–2009, hrsg. von der Ev.-luth. Kirchengemeinde Hilter, Osnabrück 2009; Hilter a.T.W. 1144–1994. 850 Jahre, [Hilter 1994]; Carl Meyer: Bilder aus der Geschichte der Gemeinde Hilter im Osnabrückschen und ihrer Umgebung, Dissen 1900 [ND um 1978]; Hans-Günther Schneider: Ev.-luth. Johannes der Täufer Kirche Hilter am Teutoburger Wald (Schnell, Kunstführer Nr. 2635), Regensburg 2006.

GND

7568351-9, Johanniskirche Hilter, Teutoburger Wald


Fußnoten

  1. Nachgewiesen 1656: Wrede, Ortsverzeichnis Fürstbistum Osnabrück I, S. 245.
  2. Osnabrücker UB I, Nr. 327.
  3. Philippi/Forst, Chroniken, S. 59. Ertmann behandelt die Zeit von 783 bis 1454 und hinterließ zwei Fassungen der Chronik, die ältere entstand um 1481, die jüngere um 1491/92, vgl. Ertmann, Ertwinus, Chronicon seu Catalogus episcoporum Osnabrugensium, http://www.geschichtsquellen.de/repOpus_02194.html, 2019-01-10. Vgl. auch Hilter a.T.W., S. 37 f.
  4. Feldkamp, Bedeutung, S. 79 ff.
  5. LkAH, L 5f, Nr. 279 (Visitation 1956).
  6. Hilter a.T.W., S. 111.
  7. Zit. in Festschrift 125 Jahre, S. 45. Die Urkunde hat sich in einer Abschrift erhalten, die vermutlich um 1700 angefertigt wurde, LkAH, D 10 Nr. 630.
  8. Die Urkunden liegen heute in Hannover, LkAH, D 10 Nr. 619 und 621. Die zweite Urkunde ist datiert auf den 8. Mai 1404, allerdings heißt es am Anfang Ick Albert Hauichorst aptman tho Yborch in der tyd des erwerdighen in gode hern Conrads van Retberghen bysschoppes to Ossenbrugge… Da Konrad von Rietberg von 1482 bis 1508 Bischof war und Albert Havickhorst 1482, 1493 und 1495 als Amtmann von Iburg nachweisbar ist (NLA OS Rep 20 Nr. 104, http://www.arcinsys.niedersachsen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v5773318; Osnabrücker UB V, Nr. 303 und 308), ist die Datierung wohl falsch. 1499 war Dirick Teltynck Amtmann in Iburg und 1500 ist in einer Urkunde der selige Albert Havekehorst erwähnt (Osnabrücker UB V, Nr. 319 und 322).
  9. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 7,1, S. 215 f. und 222 ff.; Winzer/Tauss, Miteinander leben, S. 29.
  10. Meyer, S. 93.
  11. Bär, Protokoll Albert Lucenius, S. 245. Zur Visitation des Albert Lucenius vgl. Steinwascher, Wildwuchs, S. 215 ff.
  12. Pabst, Nebeneinander, S. 24; Bär, Protokoll Albert Lucenius, S. 245.
  13. Pabst, Nebeneinander, S. 25; Wöbking, Konfessionsstand, S. 151. Thorwart war später Abt des Klosters Iburg (1642–1666).
  14. Wöbking, Konfessionsstand, S. 151.
  15. Fink, Drucke, S. 33. Zu den Verhandlungen über die Capitulatio vgl. Seegrün, Verteilung, S. 59 ff.
  16. Meyer, S. 94.
  17. Bindel, Polizei-Ordnung, S. 122 f.
  18. Zit. in Hilter a.T.W., S. 67.
  19. Alle Zitate bei Meyer, S. 103 (aus dem Bericht des Verwalters Johann Klamor Thiele).
  20. Meyer, S. 117.
  21. Meyer, S. 122.
  22. Festschrift 125 Jahre, S. 56 ff.; Meyer, S. 126 ff.
  23. Meyer, S. 127.
  24. PfA Hilter, Rep. 100 (Hervorhebung im Original).
  25. KABl. 1891, S. 66 f.
  26. LkAH, L 5f, Nr. 908.
  27. LkAH, L 5f, Nr. 254 (Visitation 1926).
  28. LkAH, L 5f, Nr. 254 (Visitation 1933).
  29. LkAH, S 1 H III Nr. 915, Bl. 19. Allgemein zum Fragebogen: Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
  30. Festschrift 125 Jahre, S. 144.
  31. LkAH, L 5f, Nr. 279 (Visitation 1938).
  32. LkAH, S 1 H III Nr. 915, Bl. 19.
  33. LkAH, L 5f, Nr. 279 (Visitation 1950).
  34. LkAH, L 5f, Nr. 279 (Visitation 1962) und Nr. 280 (Visitation 1968 und 1976).
  35. KABl. 1891, S. 66 f.
  36. Kretzschmar, Türkenzehnte, S. 258 und 263.
  37. KABl. 2012, S. 177 f.
  38. Vgl. Meyer, S. 107.
  39. Meyer, S. 135.
  40. Mithoff, Kunstdenkmale VI, S. 62; Festschrift 125 Jahre, S. 52 (Grundriss) und 53 (Rekonstruktion).
  41. Meyer, S. 99 und 101; Festschrift 125 Jahre, S. 48 ff.
  42. LkAH, B 2 G 9 B/Hilter Bd. I, Bl. 12; Pape, Organographie Historica Hildesiensis, S. 251.
  43. LkAH, B 2 G 9 B/Hilter Bd. I, Bl. 3 und 11–13.
  44. Meyer, S. 102.
  45. Meyer, S. 136.
  46. LkAH, L 5f, Nr. 908.
  47. Festschrift 150 Jahre, S. 16.