Frühere Gemeinde | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Leine-Solling | Patrozinium: – | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Als Aldiggerod 1055 erstmals urkundlich erwähnt1; gehörte zum welfischen Fsm. Göttingen (Amt Hardegsen). – Seit 1970 Ortsteil der Stadt Hardegsen.

Kirche, Ansicht von Südwesten

Kirche, Ansicht von Südwesten

1325 war Bruno von Bodenhausen Pfarrer in Ellierode.2 1519 erscheint die Kirche im Subsidienregister der Propstei Nörten als Ellingerode prope Hardegsen.3 Als einer der ersten in der Region bekannte sich ihr Pfarrer Georg Stenneberg in Ellierode zur luth. Lehre. Stenneberg hatte im Augustinerkloster in Einbeck das luth. Bekenntnis angenommen, predigte zunächst in Einbeck und wurde von dort auf die Pfarrstelle in Ellierode berufen, wo er schon 1527 das Abendmahl in beiderlei Gestalt austeilte. Auf eine Klage der Kalandspriester und Kanoniker zu Nörten hin wurde er 1528 durch das erzbischöfliche Landgericht zu einer Haftstrafe verurteilt4 und auf der mainzischen Feste Rusteberg gefangengesetzt, auf Fürbitte der Hzgn. Elisabeth von Calenberg aus Anlass der Taufe ihres Sohnes Erich (II.) jedoch freigelassen und wieder in sein Amt eingesetzt.5 Er amtierte bis 1543 und ging dann als Kaplan nach Hardegsen, von aus er noch bis 1547 die Versehung der Pfarrstelle in Ellierode übernahm. Stenneberg war Verfasser eines Katechismus, den er der Hzgn. Elisabeth zueignete.6 Sein Nachfolger wurde Lorentz Stenneberg (amt. 1547–1593). Während seiner Amtszeit wurde Ellierode (vor 1588) als mater combinata mit Hettensen verbunden. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Dorf niedergebrannt und auch das Pfarrhaus zerstört (Neubau 1702). Soldaten des kaiserlichen Heerführers Johann T’Serclaes von Tilly raubten 1623 die Vasa sacra.
In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg hatte P. Ernst Bergmann (amt. 1918–1934) das Pfarramt in Ellierode inne. In seine Zeit fielen die Anfänge der NS-Herrschaft. Er selbst verhielt sich kirchenpolitisch neutral, sein Nachfolger, der stark volksmissionarisch geprägte P. Hans Kropatschek (amt. 1938–1967), war Mitglied der Hannoverschen Bekenntnisgemeinschaft.
Das bis dahin dominierende bäuerliche Element in der Gemeinde trat nach dem Zweiten Weltkrieg zunehmend zugunsten von Pendlern aus dem Großraum Göttingen zurück. Wegen der der rückläufigen Gemeindegliederzahlen (zuletzt noch etwa 950 für beide Gemeinden) wurde die gemeinsame Pfarrstelle von Ellierode und Hettensen mit dem 1. August 1996 in eine Pfarrstelle mit eingeschränktem Dienst (Hälfte eines vollen Dienstes) umgewandelt und die beiden KG mit dem 1. Januar 2012 zur „Ev.-luth. Johannes-KG Ellierode-Hettensen in Hardegsen“ vereinigt.7

Umfang

Die Dörfer Ellierode, Asche und Lichtenborn sowie der Epelterenkrug.8 Zum 1. Januar 1894 wurde die Ortschaft Fehrlingsen aus der KG Erbsen in die KG Ellierode umgepfarrt.9

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Nörten (Sedes Nörten10) der Erzdiözese Mainz. – 1588 zur neu gebildeten Insp. Hardegsen. Mit deren Aufhebung am 1. Juli 1922 in die Insp. (1924: KK) Uslar umgegliedert.11 Der KK Uslar ging am 1. Januar 2001 im KK Leine-Solling auf.

Patronat

Der Landesherr (bis 1871).

Kirchenbau
Ellierode, Entwurf, Kirchturm

Kirchturm, Entwurfszeichnung von Conrad Wilhelm Hase, MichelGraver, CC BY-SA 4.0

Eine ältere, vermutlich dem heiligen Johannes geweihte (Holz-)Kirche war nach der Zerstörung des Dorfs in der Großen Fehde (1486) errichtet worden. An gleicher Stelle entstand 1747–49 der heutige, zunächst noch turmlose, barocke Putzbau mit Sandsteinfassungen und Eckquaderung. 1964 wurde an der Ostseite eine Sakristei angebaut. Hölzernes Tonnengewölbe. Umlaufende Emporenanlage. 1958/59 und 1989 renoviert (innen).

Turm

Neugotischer Westturm aus Sandsteinquadern und Bruchstein, erbaut 1865 (Entwurf: Conrad Wilhelm Hase, Hannover).12

Ausstattung

Klassizistischer Kanzelaltar mit seitlichen Durchgängen (1746). – Schlichter, hölzerner Taufständer.

Orgel

1854 Neubau der ersten Orgel durch Friedrich Wilhelm Euler (Gottsbüren), 16 II/P (HW, OW), mechanische Traktur, Schleifladen.13 1957 Umbau im Sinne der Orgelbewegung durch Paul Ott (Göttingen), 18 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Drei LG, I: gis’, St. Johannis (Bronze, Gj. 1956, Gebrüder Rincker, Sinn); II: h’, St. Michael (Bronze, Gj. 1645, Gottfried Kohler, Kassel), Inschriften: „Godtfried Kohler in Cassel gos mich, in Elgerote gehere ich Anno 1645“ und „Georgivs Schowichten, Svperintendens. Christophorvs Bravns, Pastor. Stoffel Schrader, Balthasar Dethmer, Amtmann, Jost Schrader, Henrich Gaida“; III: dis’’ St. Christopherus (Bronze, Gj. 1967, Gebrüder Rincker, Sinn). – Früherer Bestand: Das frühere Geläut ging 1625 während der Belagerung Göttingens durch kaiserliche Truppen verloren. Eine Glocke wurde 1645 auf Veranlassung des P. Christoph Brauns zurückgegeben, aber wohl auf dem Transport beschädigt und 1645 umgegossen (jetzt LG II).14

Friedhof

Um 1850 am nördlichen Ortsrand (Sollingstraße) neu angelegt. In Trägerschaft der Stadt Hardegsen. FKap. – Eigene Friedhöfe in Asche (um 1850) und Lichtenborn (1893?)15, beide ebenfalls in Trägerschaft der Stadt Hardegsen.

Liste der Pastoren (bis 1940)

1528–1543 (1547) Georg Stenneberg. – 1547–1593 Lorentz Stenneberg. – 1593–1623 Nikolaus Brendecke. – 1623–1666 Christoph Brauns. – 1666–1682 Hermann Grether. – 1682–1696 Christoph Lüdemann. – 1696–1710 Justus Hermann Wattenberg. – 1711–1752 Johann Heinrich Müller. – 1753–1792 Johann Ludwig Grahle. – 1792–1866 Christian Karl Adolf Lodemann. – 1806–1868 Johann Heinrich Christian Hilmer. – 1868–1834 Georg Heinrich August Unverzagt. – 1834–1845 Johann August Haltenhoff. – 1846–1861 Georg Gottlieb Leopold Ost. – 1861–1888 Hermann Gottlieb Engel. – 1889–1892 Hermann Thomas Friedrich Blumenthal. – 1892–1916 Eduard Karl Johann Stiegemeyer. – 1918–1934 Ernst Friedrich Christian Bergmann. – 1938–1967 Hans Viktor Wilhelm Kropatscheck.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 251

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 3047–3083 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 2181–2186 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 617Digitalisat, 618Digitalisat, 619Digitalisat (Visitationen); D 45 a (EphA Hardegsen-Uslar).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1645
Trauungen: ab 1666 (Lücken: 1702–1711)
Begräbnisse: ab 1666
Kommunikanten: ab 1808 (Lücken: 1841–1875)
Konfirmationen: ab 1778 (Lücken: 1827–1852)

Fehrlingsen

Taufen: ab 1665
Trauungen: ab 1665
Begräbnisse: ab 1665
Kommunikanten: ab 1836
Konfirmationen: ab 1779
Außenort. von Ellierode. Bis 1893 siehe Erbsen.

Literatur

A: Aye/Kronenberg, Taufbecken, S. 241, Nr. 16; Kämmer/Lufen, Denkmaltopographie Lkr. Northeim, S. 112 f.; Kleinau, Ortsverzeichnis Land Braunschweig I, S. 171 f.; Weigand, Heimat-Buch, S. 385–391.
B: Ev.-luth. Kirche zu Ellierode 1749–1989, [Ellierode 1989].


Fußnoten

  1. Casemir/Menzel/Ohainski, Ortsnamen Lkr. Northeim, S. 121.
  2. Dolle, Herren von Boventen, S. 291.
  3. Kayser, Registrum II, S. 272.
  4. Domeier, Moringen, S. 131.
  5. Schlegel, Reformationsgeschichte II, S. 60.
  6. August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Catechismus vor de eintfoldigen Prediger durch Jeorgium Stennebergk der Lofflichen Stadt Hardegessen Pfarrhern vorsamlett, in: Vaterländisches Archiv 4 (1821), S. 86–90.
  7. KABl. 2012, S. 27 ff.
  8. LkAH, D 45a, Spec. Ellierode 102.
  9. KABl. 1894, S. 1; LkAH, D 45a, Spec. Ellierode 102.
  10. Kayser, Registrum II, S. 272.
  11. KABl. 1922, S. 107.
  12. Siehe https://glass-portal.homepage.t-online.de/cwhase/a-f/ellierode_kirche.htm, 31.03.2023.
  13. LkAH, D 45 a, Spec. Ellierode 513-1.
  14. Weigand, Heimat-Buch, S. 386.
  15. LkAH, D 45a, Spec. Ellierode 591.