Sprengel Stade, KK Bremervörde-Zeven | Patrozinium: Heilig Kreuz | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte
Kirche, Ansicht von Südosten, 1948

Kirche, Ansicht von Südosten, 1948

Südlich der Kernstadt gelegener Ortsteil von Bremervörde (seit 1974), 986 in einer Urkunde Ottos III. für das Stift Heeslingen erstmals erwähnt.1 Der Ort gelangte unter die Landeshoheit der Bremer Ebf. und wurde mit dem Erzstift im Westfälischen Frieden 1648 schwedisch, 1712 dänisch und kam 1715 zu Kurhannover (Amt Bremervörde).
Eine Kirche ist 1334 greifbar, als Angehörige des Geschlechts von Luneberg das ihnen gehörende halbe Eigentumsrecht an der Frau Lucia des Glöckners (campanarius) in Bevern sowie ihren Söhnen und Töchtern an den Ritter Marquard von Zesterfleth verkauften. 1341 wurde die Capella sancte Crucis in Bevern, que usque in presens tempus cum omni iure ad ecclesiam matricem in Mulszen spectaverat durch den Bremer Ebf. Burchard Grelle unter Zustimmung des Dompropstes Giselbert von Holstein und des Plebans Johan Verlen in Mulsum aus dem bisherigen Verband mit dem Ksp. Mulsum gelöst und zu einer Pfarrkirche erhoben.2 Erster bekannter Pfarrer ist Johann von Bardowick (1360/66), der 1360 ein Besitztum von dem Burgmannen Albernus von Elme zu Vörde kaufte. 1397 ist Johannes Oldendorp3, 1433 Johannes Vrope als Geistlicher in Bevern belegt. 1474 bekundet Bf. Heinrich von Münster als Administrator des Ebm. Bremen, dass der Propst von Zeven den Krämern, die während des Ablasses auf dem Kirchhof in Bevern ihre Waren anbieten, einen zwei Wagen breiten Weg bewilligt hat.4 Die Kirche war in vorref. Zeit für die Verehrung des heilige Liborius bekannt, dem dort wohl ein Nebenaltar geweiht war und der fälschlich auch als Kirchenpatron betrachtet wurde.5 Wann die Reformation eingeführt wurde, ist unbekannt, jedoch ist um 1546 Johann Hollmann als luth. Prediger belegt. Reste altgläubiger Riten sind noch später nachweisbar. 1589 führte der Pfarrer u. a. Klage über die heimliche Anbetung des „Abgotts“, das heisst die Weiterführung der Wallfahrt und Anbetung des offenbar noch intakten Wallfahrtsbildes in der Kirche.

Altar mit Kruzifix, 1952, Zeichnung (Druck)

Altar mit Kruzifix, 1952, Zeichnung (Druck)

Wegen des starken Zuzugs von Flüchtlingen nach dem Zweiten Weltkrieg wurden am 18. Dezember 1947 erstmals zwei Flüchtlingsvertreter aus Bevern und Hesedorf zur KV-Sitzung hinzugezogen und im April 1948 als ordentliche Mitglieder des KV eingeführt. Besonders Hesedorf hatte zudem durch die Ansiedlung militärischer Einrichtungen (Munitionsanstalt) schon während des Krieges einen enormen Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen (Anstieg der Einwohnerzahl von rund 700 vor dem Krieg auf etwa 1.750 im Jahr 19496), der auch nach dem Krieg und der Übernahme des Standorts zunächst durch die britischen Besatzungskräfte, dann durch die Bundeswehr noch anhielt. 1959/60 wurde dort eine eigene Kirche errichtet, in den 1970er Jahren ein Gemeindezentrum. Die Schaffung einer zusätzlichen Pfarrstelle war schon in der ersten Hälfte der 1960er Jahre vorgesehen, wurde aber erst 1987 umgesetzt. 1997 wurde der Gemeindeteil Hesedorf von Bevern getrennt und verselbständigt.
Zur Förderung und Sicherstellung der kirchlichen Arbeit, insbesondere zum Erhalt der vollen Pastorenstelle, wurde 2002 die Heilig-Kreuz-Stiftung ins Leben gerufen.

Pfarrstellen

I: Vorref. – II: 1. August 19877; 1. Januar 1997 auf die KG Hesedorf übergegangen.

Umfang

Ursprünglich nur das Dorf Bevern, ab 1759 auch Hesedorf (vorher zum Ksp. Mulsum), ab 1805 die Moorkolonie Mintenburg, die seit Ende des 18. Jh. auf dem Grund des zur Pfarre gehörigen Gutes Bostel entstanden war. Stand 1823: Die Dörfer Bevern, Hesedorf und Mintenburg mit dem Hof Ovelgünne. Weitere Veränderungen ergaben sich mit der Umpfarrung des Hofes Bockel und des Dorfes Plönjeshausen (1. Januar 1855) sowie der Umpfarrung eines Teils von Sandbostel von Selsingen nach Bevern (1. Januar 1951).8 Mit dem 1. April 1927 wurde die Hofstelle des Anbauers Ropers in Greveshöfen aus der KG Selsingen in die KG Bevern umgepfarrt.9 Mit dem 1. Januar 1997 wurden die luth. Kirchenglieder der Ortschaft Hesedorf ausgegliedert und zu einer selbständigen KG Hesedorf zusammengeschlossen10, so dass die KG heute nur noch die Ortschaften Bevern, Mintenburg und Plönjeshausen umfasst.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat des Bremer Dompropstes. – 1651 mit der Einrichtung des Konsistoriums in Stade zur Präpositur Bremervörde-Beverstedt. Durch Neuordnung der Aufsichtsbezirke in den Hzm. Bremen und Verden ab 1. Januar 1827 Insp. (1924: KK) Bremervörde (1. Oktober 1940 mit dem KK Zeven zum KK Bremervörde-Zeven vereinigt).

Patronat

Der bremische Dompropst. Nach 1648 der jeweilige Landesherr (bis 1871).

Kirchenbau

Das früher dreischiffige gotische KGb wurde 1627 bei der Zerstörung des Dorfs schwer beschädigt und noch während des Dreißigjährigen Krieges 1645 unter Verwendung von Teilen des Vorgängerbaus einschiffig wieder aufgebaut. 1792 und 1845 wurde es gründlich renoviert und dabei nach Schaffung eines neuen Haupteingangs durch den Turm die Zugänge an der Nord- und Südseite vermauert. Die Bevölkerungsentwicklung im 19. Jh. machte den Einbau von Emporen (Priechen) notwendig. Wegen des schlechten Bauzustands ließ die Gemeinde die Kirche 1877/78 abbrechen. Den Entwurf für den Neubau lieferte der Stader Bauinspektor Schwaegermann. Die Bauausführung übernahmen der Zimmermeister J. Fortmann und Maurermeister H. Burfeind, beide aus Bremervörde. Einweihung am 14. März 1880. Fünfachsige, neugotische Hallenkirche aus Ziegelmauerwerk mit polygonalem Chor. Ausmalung im Innern 1930 durch Rudolf Schäfer (u. a. Geburt Christi, Martin Luther); 1965/66 als angeblich unrestaurierbar übermalt.

Turm

Querrechteckiger Westturm mit Satteldach; darauf eine achtseitige offene Laterne als Dachreiter.

Ausstattung

Der gotische Flügelaltar stammt noch aus der alten Kirche und wurde erst bei der Renovierung von 1965/66 wieder aufgestellt. Die ursprüngliche Ausstattung des Neubaus (Altar, Kanzel, Orgelgehäuse) erfolgte durch den Tischlermeister C. H. Grünewald, Geestendorf. – Als Taufbecken dient ein beim Abbruch der alten Kirche aufgefundenes, vermutlich früher als Weihwasserbecken genutztes Steinbecken. – Von der Altarraumgestaltung durch R. Schäfer sind vier Tafelbilder der ehemaligen Altarrückwand mit Halbfiguren des Abel, Melchisedek, Aaron und Isaak erhalten (jetzt an der Nord- bzw. Südwand der Kirche). Ein großes ehemaliges Altarkreuz ist jetzt über einem Seiteingang der Kirche angebracht.

Kirche, Blick zur Orgel

Kirche, Blick zur Orgel

Orgel

Die Orgel wurde 1877/78 durch die Orgelbauwerkstatt Heinrich Röver & Söhne (Stade) neu gebaut, 14 II/P, mechanische Traktur, in den Manualen Schleifladen, im Pedal Registerkanzellenlade (sogenannte Röver-Lade). Sie war 1971 nicht mehr bespielbar und wurde provisorisch durch ein zweimanualiges, elektronisches Instrument der Firma Lipp (Heimerdingen) ersetzt. 1986/87 Restaurierung und Erweiterung um zwei Reg. durch die Firma Alfred Führer (Wilhelmshaven).

Geläut

Zwei LG, I: a’ (Bronze, Gj. 1642); II: fis’ (Stahl, Gj. 1951, Bochumer Verein). – Eine SG in b’’ (Bronze, Gj. 1976, Gebrüder Rincker, Sinn). – Früherer Bestand: Neben der noch vorhandenen LG von 1642 wurde eine zweite große Glocke wohl 1645 gegossen und – nachdem sie geborsten war – 1763 in Bremen sowie 1786 bei der Firma Bieber in Hamburg umgegossen. Im September 1918 wurde sie abgeliefert und eingeschmolzen, 1926 durch eine neue LG ersetzt, die 1942 ebenfalls abgegeben wurde. Die als Ersatz beschaffte Stahlglocke des Bochumer Vereins wurde am 5. August 1951 geweiht. – Eine 1916 von J. F. Weule in Bockenem gelieferte SG aus Stahl wurde nach der Visitation von 1974 stillgelegt und 1976 durch einen Neuguss aus Bronze von Rincker ersetzt.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1849/50). – Küsterhaus (Bj. 1843). – Gemeindehaus. – Der Konfirmandensaal wurde 1957 abgebrochen.

Friedhof

Der auf dem Kirchhof gelegene Begräbnisplatz war 1949 schon nicht mehr in Benutzung.11 Der neue Friedhof am südwestlichen Ortsrand (Kötnerkamp) ist Eigentum der politischen Gemeinde, ebenso die Friedhöfe in Mintenburg und Plönjeshausen.

Liste der Pastoren (bis 1940)

Um 1546 Johann Hollmann. – Mitte d. – 16. Jahrh.s Johann Dykmann. – 1566–1575 Tamme Schröder. – 1575–1586 Blasius Manschen. – 1583–1584 Johannes Albinus. – 1586 Andreas Hitzerow, war 1584–1586 Kapellan und Vikar. – 1600 Magister Hino Julius Fürstenau. – 1602–1604 Magister Hermann Kortum. – 1604–16.. Oswald Pontanus. – 1624 Gerhard Heckmann. – Bis 1700 Johann Bartels. – 1701–1719 Philipp Hinrich Hurtzig. – 1719–1726 Gottfried Krakau. – 1727–1735 Bernhard Krakau. – 1735–1743 Johann Hinrich Hintze. – 1744–1756 Daniel Wilmanus. – 1757 Johann Hinrich Schünemann. – 1757–1758 Johann Wilhelm Hövert. – 1758–1773 Johann Friedrich Otto Caspar Stoltz. – 1773–1789 Anton Nikolaus Hurtzig. – 1789–1799 Johann Christian Goebel. – 1800–1815 Georg Gustav Meyer. – 1815–1835 Paul Gerhard Roesing. – 1835–1880 Friedrich Wilhelm Emstmann. – 1880–1889 Christoph Wilhelm Heinrich Ņeucks. – 1890–1930 Paul Traugott Karl Ferdinand Parifius, – 1930–1936 Friedrich Wilhelm Franz Seiffert. – 1936–1954 Hermann Theodor Joachim Tjarks.
Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 91

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 2 Nr. 163–177 (Pfarroffizialsachen); A 8 Nr. 52Digitalisat(CB); D 94 (EphA Bremervörde-Zeven).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1663
Trauungen: ab 1663
Begräbnisse: ab 1664
Kommunikanten: ab 1789
Konfirmationen: ab 1800

Literatur

A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 221 f.; Poser, Schäfer, S. 147 f.; Schild, Denkmal-Orgeln I, S. 72–94.
B: Elfriede Bachmann, Winfried Zimpel und Werner Prieß: Heilig-Kreuz-Kirche Bevern 1880–1980, [Bevern 1980]; Rainer Brandt: Bevern. Ein Dorf im Wandel der Zeit, [Bremervörde 1977]; Andreas Lemmel: Die Kirche im Dorf, in: 1000 Jahre Bevern: 986–1986, hg. von Beverner Bürgern, Bremervörde 1986, S. 190–209; Wolters: Aus der Geschichte Beverns bei Bremervörde, in: ZGNK 24 (1919), S. 95–104.


Fußnoten

  1. MGH DD O III 24 b [Digitalisat].
  2. Regesten Ebf. Bremen II,2, Nr. 707.
  3. UB Zeven, Nr. 103.
  4. UB Zeven, Nr. 200.
  5. Wolters, S. 95; Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 26.
  6. LkAH, L 5g, Nr. 114 (Visitation 1949).
  7. KABl. 1987, S. 114.
  8. KABl. 1950, S. 118.
  9. KABl. 1927, S. 43.
  10. KABl. 1996, S. 207 f.
  11. LkAH, L 5g, Nr. 114 (Visitation 1949).