Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hameln-Pyrmont | Patrozinium: Magnus | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte
Beber Kirche Luftbild 2022

Luftbild, Blick von Südwesten, 2022, Foto: Kay Schlickeiser

Der heutige Ortsteil der Stadt Bad Münder (seit 1973) liegt im alten Bukkigau und erscheint erstmals zwischen 973 und 1059 als Bedeburi in den Fuldaer Traditionen1: Hec sunt loca in quibus Bernhardo duci beneficium prestitum est […] In Bedeburi II [mansis]. Die Territorialherrschaft erlangten im Mittelalter zunächst die Welfen, die Beber (mit dem Amt Lauenau) im 14. Jh. als Pfand an die Gf. von Schaumburg abtraten. Mit dem Erlöschen des Schaumburger Grafenhauses im Mannesstamm (1640) fiel das erledigte Pfand den Welfen (Fsm. Calenberg) heim.
Die Kirche in Beber wurde vermutlich um 1050 gegründet. Sie galt seit dem 15. Jh. als Filial der Marktkirche in Hannover, wobei die Herkunft diese Beziehung unbekannt ist. 1498 erscheint in einer Urkunde des Bf. Heinrich von Minden de kerkheren […] to Bedebere.2 1550/51 war Nicolaus Schulrabe Pfarrer in Beber, ging dann nach Bakede und war dort erster luth. Geistlicher. In Beber wurde die Reformation 1558 durch P. Johann Steinacker (Steineke, amt. 1551–1583) eingeführt.3 Insgesamt wurde das Amt Lauenau 1558/59 unter Gf. Otto IV. von Schaumburg dem neuen Bekenntnis zugeführt. Seit 1621 hatte Beber eine Schule.

Kirche Beber Osten 2022

Kirche, Blick von Osten, 2022, Foto: Anne-Marie Wenthe

Unter den späteren Pfarrern ist P. Anton Martin Friedrich Klingsoehr (amt. 1806–1824) zu nennen, vorher Lehrer an der Hoftöchterschule und Taubstummenlehrer in Hannover. Er veröffentlichte mehrere Arbeiten um Unterricht an Taubstummen. Seit schriftliche Nachrichten vorliegen war mit dem Pfarramt zu Beber das Amt des Holzgräfen für die der Kirche gehörige Bebersche Holzmark am östlichen Abhang des Süntel verbunden, das auch richterliche Befugnisse umfasste. Das letzte Holzgericht fand am 23. November 1846 statt. Die Holzgräfenschaft wurde 1850 abgeschafft.4
P. Armin Brauns war Gründungsmitglied der BK. GD wurden mehrfach durch Landjäger kontrolliert. 1937 wurde die Bekenntnisschule stillschweigend in eine Gemeinschaftsschule umgewandelt.

Umfang

Die Dörfer Beber, Rohrsen und Schmarrie sowie der Hof Herriehausen (1823). Beber, Rohrsen (mit Landermühle, Bahnhof Eimbeckhausen) und Schmarrie (mit Pulvermühle, Eisenhammer, Herriehausen, Bussemühle) (1959).

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Apelern der Diözese Minden. – Nach der Reformation unterstand Beber zunächst dem Sup. der Gft. Schaumburg, wurde aber schon unter dem letzten Gf. Otto V. der calenbergischen Insp. Münder zugerechnet. Jedenfalls wurden die Kirchenrechnungen bereits 1635/36 durch den münderschen Sup. revidiert.5 Mit Verlegung der Suptur. 1889 Insp. (1924: KK) Springe. Bei Aufhebung des KK Springe mit dem 1. Januar 2001 in den KK Hameln-Pyrmont umgegliedert.6

Patronat

Wohl ab 1424 bis 1860 der Magistrat der Stadt Hannover. Mit Vertrag vom 15. November 1860 an den Landesherrn abgetreten (bis 1871). Ab 1860 abwechselnd Gemeindewahl und Besetzung der Pfarrstelle durch die Kirchenregierung.

Kirchenbau
Kirche, Grundriss, 1941

Kirche, Grundriss, 1941

Einschiffiger, spätgotischer Bau zu zwei Jochen und gleich breitem Chorjoch mit 5/8-Schluss aus steinsichtig geputztem, unregelmäßigem Bruchsteinmauerwerk (dat. 1499) Dacheindeckung aus Sollingplatten. Sakristeianbau mit Kreuzrippengewölbe im Norden. 1957/61 und 1987 statische Sicherung und Sanierung. Der Innenraum wurde 1871/72 nach Entwürfen von Conrad Wilhelm Hase umgestaltet (u. a. neue Ausmalung; Einbau einer Orgelempore und einer hölzernen Wendeltreppe).7 Weitere Innenrenovierung 1960/61 und 1987. Die dabei aufgefundenen Freskenmalereien des 16. Jh. (u. a. Evangelisten) wurden nach einer Fixierung wieder übermalt; restauriert wurden nur zwölf Weihekreuzte an den Seitenwänden und die Ausmalung der Gewölbedecke des Turmraums.

Fenster

Im Chorraum drei Buntglasfenster mit ornamentalem Teppichmuster.

Turm

Quadratischer Westturm, wohl etwas älter als das Schiff und nachträglich eingewölbt (Kreuzrippengewölbe der Turmhalle dat. 1516). Turmhelm ins Achteck überführt. Eine Turmuhr ist 1588 in den Kirchenrechnungen erstmals belegt.

Kirche, Blick zum Altar, 1979

Kirche, Blick zum Altar, 1979

Ausstattung

Neuausstattung im Wesentlichen 1868–72 durch Conrad Wilhelm Hase. Der Altarraum wurde 1960/61 erneut umgestaltet. Auf der Altarmensa aus hellem Sandstein befindet sich seither ein Flügelaltar mit zehn Reliefs (Passionsszenen, Auferstehung, um 1480) und drei Spruchbildern; Fassung erneuert. Ein neugotischer Altaraufsatz mit großem Kruzifix von der Renovierung Hases wurde in der FKap wieder verwendet. – Neugotische Holzkanzel. – Achtseitige, pokalförmige Taufe aus hellem Sandstein. – In der Turmhalle ein romanisches Kruzifix aus Eiche (wohl Ende 12./Anfang 13. Jh., Bemalung Ende 19. Jh., 1992 restauriert), der örtlichen Legende nach den heilige Magnus darstellend. – Kreuzigungsrelief aus Sandstein (Ende 14. Jh.), außen an der Südchorwand. – Grabstein des Hans Meiger (1525); Grabplatte des Georg Bernhard von Wüllen († 1746), Amtmann in Pyrmont und Lauenau. Epitaph des Adam Ludewig Sobek von Cornitz zu Woschitz und Lützkow, Fürstlich Braunschweig-Lüneburgischer Regimentsquartiermeister († 1668) und seiner Frau Anna Dorothea von Robben. Fragment eines Epitaphs für P. Johann Heinrich Blumeyer († 1755).

Kirche, Blick zur Orgel

Kirche, Blick zur Orgel

Orgel

1840 Neubau durch P. Furtwängler (Elze), 9 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen. 1884/85 Neubau des Werks hinter dem (veränderten) neugotischen Prospekt von 1840 durch Heinrich Faber (Salzhemmendorf), 15 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. Beim Neubau wurden ältere Teile von Furtwängler übernommen.8 1935 Umbau im Sinne der Orgelbewegung durch Faber & Greve (Salzhemmendorf). 1958 Fortsetzung des Umbaus durch Wilhelm Wiegmann (Hameln) nach Plänen des Orgelrevisors Drömann. 1987/88 Restaurierung und weitgehende Wiederherstellung des Zustands von 1884 durch Firma Emil Hammer (Arnum).

Geläut

Zwei LG, I: e’ (Bronze, Gj. 1956, Gebrüder Rincker, Sinn); II: g’ (Bronze, Gj. 1767, Joh. Heinrich Christian Weidemann, Hannover). – Früherer Bestand: Eine LG wurde im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus mit Pfarrscheune und Nebengebäude (Bj. 1708, 2002 renoviert) – Küsterhaus (Bj. 1811, 1968 umgebaut). – Konfirmandenhaus (Bj. 1800, ursprünglich wohl Waschhaus des Pfarrhofs, 1980 renoviert)

Friedhof

Eigentum der KG. 1426 wird ein Kirchhof erwähnt. Von dort wurde der Begräbnisplatz 1958 nördlich vor das Dorf verlegt und am 3. Mai 1959 eingeweiht.9 FKap (1968/69 von der politische Gemeinde errichtet und in deren Verwaltung; Architekt: Werner Kozck, Eldagsen).

Liste der Pastoren (bis 1940)
Kirche Beber Osten 2022

Kirche, Blick von Osten, 2022, Foto: Anne-Marie Wenthe

Bis 1550 Nikolaus Schulrabe. – 1551–1583 Johann Steinecke. – 1583–1611 Hermann Schmedes (Schmidt). – 1612–1657 Magister Christopher Senf (Sempf). – 1658–1705 Herbord Kelle. – 1706–1730 Magnus Christoph Volger. – 1730–1755 Johann Heinrich Blumeyer. – 1756–1773 Justus Werner Herbst. – 1773–1793 Friedrich Wilhelm Bünemann. – 1793–1806 Heinrich Julius von Spreckelsen. – 1806–1824 Anton Martin Friedrich Klingsöhr. – 1824–1834 Friedrich Wilhelm Borchers. – 1834–1840 Karl Friedrich Heinrich Wilhelm Müller. – 1840–1864 Georg Wilhelm Meyer. – 1865–1890 Heinrich Arnold Wilhelm Tovote. – 1891–1900 Karl Friedrich August Lorenz. – 1900–1945 Karl Otto Adolf Armin Brauns.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 72–73

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 733–746 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 623–632 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 166Digitalisat, 167Digitalisat, 168Digitalisat (Visitationen); D 29 (EphA Springe).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1611 (unvollständig: 1740–1755)
Trauungen: ab 1611 (Lücken: 1659–1705, 1746, 1747, 1754)
Begräbnisse: ab 1659 (Lücken: 1706, 1736, 1738, 1739, 1745–1755)
Kommunikanten: ab 1745 (Lücken: 1748–1782)
Konfirmationen: ab 1774

Literatur

A: Jürgens u. a., KD Kr. Springe, S. 17–22; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 201 f.; Grote/van der Ploeg/Kellner, Wandmalerei, Katalogband, Nr. 15; Jäger, Orgeln, S. 38–40; Köhler & Gelderblom, Dorfkirchen, S. 210–214; Warnecke, Inspektion Springe, S. 24–30.

B: Paul Brettner und Friedrich Judas: Apelern. Ein Dorf macht Geschichte, Stadthagen [1992]; Kirchenvorstand der Ev.-luth. KG Beber (Hg.) Kirchenjubiläum. St. Magnus-Kirche Beber 1499–1999, [Beber 1999]; Friedrich Lorenz: Aus dem Süntelthale. Geschichte der St. Magnikirche und des Kirchspiels Beber am Süntel, Hannover 1899; Georg Schloetmann: Die Orgel in der St. Magnuskirche zu Beber, in: Springer Jahrbuch 2012, S. 107–109.

Weitere Bilder

Fußnoten

  1. Dronke, Trad. Fuld. § 41, 115. Vgl. auch Casemir/Ohainski, Niedersächsische Orte, S. 56.
  2. Cal. UB III, Loccum, Nr. 885.
  3. Brettner/Judas, S. 40; Lorenz, S. 62.
  4. Warnecke, Inspektion Springe, S. 24 f.
  5. Lorenz, S. 21.
  6. KABl. 2000, S. 141.
  7. Siehe https://glass-portal.homepage.t-online.de/cwhase/a-f/beber_kirche.htm, 15.08.2022.
  8. LkAH, B 2 G 9 B/Beber (Gutachten der Firma Emil Hammer Orgelbau, 15.01.1987).
  9. LkAH, L 5a, Nr. 42 (Beber, Visitation 1959, Visitationsfragen, VII.20).