Frühere Gemeinde | KapG der KG Harsum | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hildesheim-Sarstedt | Patrozinium: Martin | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Das um 900 erstmals urkundlich erwähnte Dorf Bavenstedt (seit 1974 Stadtteil von Hildesheim) war seit dem Mittelalter Standort einer Marienkapelle und gehörte zur Parochie der Hildesheimer St.-Andreas-Kirche, in deren Obhut die pfarramtliche Versorgung auch nach Einführung der Reformation in der Stadt (1542) vorläufig verblieb. Gefördert wurde das luth. Bekenntnis ab 1557 von Hzg. Adolf von Holstein als Besitzer des Amts Steuerwald. Im Zuge der Visitation des Hochstifts unter Bf. Ernst II., einem Förderer des Jesuitenordens, wurden die Stiftsdörfer Bavenstedt und Drispenstedt 1608/09 von der Andreas-KG gelöst. Die bischöfliche Administration setzte 1611 gegen den Widerstand des Hildesheimer Rats und der Bürgerschaft einen kath. Priester ein, der sich gleichwohl gegenüber den noch immer der Stadtgemeinde zugewandten Parochianen zunächst nicht durchsetzen konnte. Nach der Wegnahme der KapGb fanden luth. GD vorübergehend auf dem Kirchhof der beiden Dörfer statt. Die Rekatholisierung war dennoch bis 1613 abgeschlossen.1 Nach der Einnahme Hildesheims durch den Hzg. von Braunschweig (1634) vorübergehend noch einmal luth., wurden die beiden Dörfer aufgrund ihres Bekenntnisstandes im Normaljahr 1624 im Westfälischen Frieden endgültig den Katholiken zugewiesen.
Später zugezogene ev. Einwohner gehörten ab 1907 mit Harsum zum neu gebildeten dritten Seelsorgebezirk von St. Andreas. P. Carl Brandt (amt. 1907–1923) begann mit dem Aufbau des ev. Gemeindelebens in den Diasporadörfern nördlich von Hildesheim. Unter der Leitung seines Nachfolgers P. Johannes Holthusen (amt. 1924–1938) wurde 1928 in Bavenstedt ein neues KapGb errichtet. Das Martinspatrozinium erhielt es in Erinnerung an die ehemalige Martinikirche in Hildesheim (jetzt Teil des Roemer- und Pelizaeus-Museums).2 Zu einem weiteren nennenswerten Zuzug ev. Einwohner kam es im Zuge der Integration von Ostflüchtlingen nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit dem 1. April 1958 wurden die luth. Einwohner von Harsum, Asel und Bavenstedt sowie einem Teil des Stadtgebiets von Hildesheim aus der dortigen St.-Andreas-KG ausgepfarrt und zur KG Harsum zusammengeschlossen. Für Bavenstedt wurde eine eigene KapG gebildet.3 Bemühungen des Sup. und des KKV zur Umgliederung der KapG Bavenstedt in die näher gelegene St.-Thomas-KG in Hildesheim-Drispenstedt führten nicht zum Erfolg.4 Zum 1. Januar 2021 löste sich die Ev.-luth. St.-Martin-Kapellengemeinde Bavenstedt auf; Rechtsnachfolgerin ist die St. Andreas-Kirchengemeinde Harsum.5

Kapellenbau

Schlichter, verputzter, rechteckiger Saalbau (erbaut 1928/29, Architekt Leuscher) mit achteckigem verschiefertem Dachreiter auf der Mitte des Dachfirsts.

Orgel

1964 Neubau durch Friedrich Weißenborn (Braunschweig), 4½ I/aP, nach 1971 um ein selbständiges Pedalregister erweitert zu 5½ I/P, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Eine LG h’, Inschrift: „Halte, was du hast, daß niemand deine Krone nehme“, Bild: Lutherrose (Bronze, Gj. 1931, Firma Radler, Hildesheim).6

Friedhof

Kein ev. Friedhof im Ort.

Kirchenbücher

Kommunikanten: ab 1949

Kapelle zu Harsum, im Übrigen s. Harsum

Literatur

A: Pape, Organographia Historica Hildesiensis, S. 366–367.
B: Fritz Garbe: Die Kirchengemeinde St. Andreae in Harsum. Rückblick auf die Zeit der Väter, Hermannsburg 1961, bes. S. 37–41.


Fußnoten

  1. Plath, Konfessionskampf, S. 105–110.
  2. LkAH, L 5h, unverz., Harsum-Bavenstedt, Visitation 1952.
  3. KABl. 1958, S. 96.
  4. LkAH, L 5h, unverz., Harsum-Bavenstedt, Visitation 1977.
  5. KABl. 2020, S. 168.
  6. Garbe, S. 40.