Frühere Gemeinde | Sprengel Stade, KK Wesermünde | Patrozinium: Lucia1 | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte
Wulsbüttel, Kirche, Außenansicht, Turm, Schiff, Chor

Kirche, Ansicht von Südosten, um 1950

Urkundlich ist der Ort erstmals im Jahr 1105 als Waldesbutli belegt.2 Die Gf. von Stotel, die das Dorf der Familie von Wersebe verlehnt hatten, verkauften Wulsbüttel 1238 an das Kloster Lilienthal (Lesum).3 Territorial gehörte Wulsbüttel zum Erzstift Bremen, dem weltlichen Territorium der Bremer Erzbischöfe (Amt Hagen, Börde Bramstedt). Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) war das Gebiet der säkularisierten Hochstifte Bremen und Verden unter schwedischer Herrschaft (vereinigte Herzogtümer Bremen-Verden) geblieben. Im Großen Nordischen Krieg (1700–1721) besetzte Dänemark 1712 die Hzm. Bremen und Verden und 1715 konnte das welfische Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover) die beiden Territorien erwerben (1719 von Schweden gegen weitere Zahlung anerkannt). In französischer Zeit zählte Wulsbüttel im Jahr 1810 kurzzeitig zum Kgr. Westphalen und dann zum Kaiserreich Frankreich (Département des Bouches du Weser, Arrondissement Bremerlehe, Kanton Hagen, 1811–1814). Ab 1815 war Wulsbüttel, nun im Kgr. Hannover, erneut Teil des Amtes Hagen. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel der Ort 1866 an das Kgr. Preußen. Bei Einführung der Kreisverfassung 1885 kam Wulsbüttel zum Kr. Geestemünde, der 1932 im Lkr. Wesermünde aufging; dieser wiederum ging 1977 im neuen Lkr. Cuxhaven auf. Ab 1970 gehörte Wulsbüttel zur Samtgemeinde Hagen, 1974 wurden Albstedt, Heine, Hoope und Lehnstedt nach Wulsbüttel eingemeindet. Nach Auflösung der Samtgemeinde kam Wulsbüttel 2014 zur neuen Einheitsgemeinde Hagen im Bremischen. Zur Sozialstruktur der Gemeinde schrieb der Ortspfarrer 1963: „Bauern überwiegen, Handwerker und Gewerbetreibende in Wulsbüttel und Lehnstedt, 1 Ziegelei, 1 Möbelfabrik. Arbeiter und Angestellte fahren nach Bremerhaven, Bremen, Osterholz.“4 Um 1810 lebten gut 90 Menschen in Wulsbüttel, 1910 knapp 140, 1950 rund 240 und 2017 gut 530.

Wulsbüttel, Kirche, Außenansicht, Turm, Schiff, Chor

Kirche, Ansicht von Nordosten, vor 1939

Kirchlich gehörte Wulsbüttel im Jahr 1105 zum großen Kirchspiel Bramstedt.5 Das bis heute erhaltene Kirchengebäude geht im Kern anscheinend auf die Zeit um 1200 zurück.6 Vermutlich haben die Gf. von Stotel oder die Familie von Wersebe die Kirche gestiftet. Archäologisch lässt sich ein Brand belegen, danach wurde das Gotteshaus wahrscheinlich um 1240 repariert und erneuert; 1238 hatte das Kloster Lilienthal Wulsbüttel für 80 Mark gekauft.7 Im Jahr 1269 ist mit Gerhardus plebanus in Woldesbutle erstmals ein örtlicher Geistlicher urkundlich belegt.8 1299 bestätigte der Bremer Ebf. Giselbert (amt. 1273–1306) dem Kloster Lilienthal Rechte und Besitzungen, u. a. super ecclesiam in Woldesbutle et super totam villam cum decima et omnibus attinentiis (über die Kirche in Wulsbüttel und über das gesamte Dorf mit Zehntem und allem Zubehör).9 Die drei Glocken der Kirche hat vermutlich ein und derselbe Gießer um 1300 gegossen. 1335 ist Heinrich als Pfarrer (rector) von Wulsbüttel belegt.10 Im Stader Copiar von 1420 ist die ecclesia parochialis in Woldeszbutle (Pfarrkirche) unter den Kirchen der Oboedientia Bramstedt verzeichnet.11 Vielleicht bezieht sich auch eine Supplik (Bitschrift) aus dem Jahr 1427 auf die Kirche: Der Kleriker Hinricus Nyeland bat um die capella in Woldesbuttel, die wegen der Unfähigkeit (inhabilitas) des Hanrici de Owmunde alias Lendensped vakant sei (im Monat zuvor hatte sich Nyeland um die Pfarrpfründe Sandstedt bemüht).12 Das Patronatsrecht über die Kirche in Wulsbüttel lag anscheinend seit dem 13. Jh. beim Kloster Lilienthal; abschriftlich erhaltene Urkunden zeigen, dass das Kloster im 16. Jh. mehrfach neue Prediger für Wulsbüttel präsentierte: Nachdem Conradus Wischman das Pfarramt aufgegeben hatte, erhielt 1511 Theodericus Bramsteden die Stelle, 1554 folgte ihm Petrus Friderici und 1571 Henricus Sedorpp.13

Wulsbüttel, Kirche, Innenraum, Emporen, Altar, Kanzel

Kirche, Blick zum Altar, vor 1939

Im Zeitalter der Reformation regierte mit Ebf. Christoph von Braunschweig-Lüneburg (amt. 1502–1558) zunächst ein entschiedener Gegner der luth. Lehre im Stift Bremen (und gleichzeitig im Stift Verden). Trotzdem fasste der Protestantismus während seiner Regierungszeit Fuß in den Gemeinden des Erzstifts.14 Ebf. Christophs Bruder und Nachfolger in beiden Bistümern, Ebf. Georg (amt. 1558–1566), duldete den neuen Glauben. Der Bremer Ebf. Heinrich III. von Sachsen-Lauenburg (amt. 1567–1585) schließlich war Protestant, verfolgte jedoch eine vorsichtige Kirchenpolitik; zur Einführung einer ev. Kirchenordnung kam es während seiner Amtszeit nicht. Im Erzstift Bremen hat sich, zugespitzt formuliert, „eine allmähliche Reformation“ vollzogen, „die meistens auf Gemeindeebene begann“.15 Es ist unklar, wenn die Parochie Wulsbüttel das luth. Bekenntnis annahm. Möglicherweise wechselte P. Bramsteden (amt. 1511–1554) die Konfession, belegen lässt sich dies bislang nicht. Das Kloster Lilienthal, das 1554 P. Petrus Friderici und 1571 P. Henricus Seedorp als Pastoren für Wulsbüttel präsentierte, war seit etwa 1565 protestantisch.16 Die Jahreszahlen an der Wulsbüttler Kanzel – 1555 und 1571 – korrespondieren in auffälliger Weise mit dem jeweiligen Amtsantritt der beiden Pastoren. Lückenlos bekannt ist die Reihe der Pastoren erst seit der zweiten Hälfte des 17. Jh., beginnend mit P. Johannes Heitbecker (amt. 1652, bis 1661).

Wulsbüttel, Kirche, Taufe, Empore

Taufständer, Foto: Ernst Witt, Hannover, Juli 1953

P. Heinrich Pape (amt. 1771–1783) veröffentlichte zwischen 1779 und 1783 im „Journal für Prediger“ einen mehrteiligen Artikel „Von Verbesserung der Liturgie und des Kirchenrituals“; er verwendete das Pseudonym: W. B. L., das vielleicht für W[uls]B[ütte]L steht.17 Er habe sich diese Gedanken gemacht „bey mehrjähriger Amtsführung, mit dem Formularbuche in der Hand, und die Gemeine ins Auge gefaßt“.18 Auf den letzten Seiten seines Artikels widmete sich P. Pape kurz der „gottesdienstlichen Sprache“. In seinem Kirchspiel, schrieb er, „sprechen die Landleute nicht allein ächt Platdeutsch; sondern noch nach einer alten Aussprache, mit noch einigen Ueberresten von Angelsächsischen Worten und wegen der Schiffarth auch manche mit Holländischen vermischt“.19 In der Kinderlehre, in der Beichte und bei Krankenbesuchen spreche auch er Platt- und nicht Hochdeutsch („Meißnischer Dialekt“), in der Predigt erläutere er Begriffe („Z. B. Ich rede von der Sanftmuth – ein sanftmüthiger Mann ist eben der, den wir in unsrer Muttersprache einen Sachtsinnigen nennen“).20 Von den Konsistorien wünschte er sich, dass sie monatliche plattdeutsche Predigten anordneten.21
Schon in der zweiten Hälfte des 18. Jh. hatten Lehnstedt und der einstellige Hof Seedorf darum gebeten, aus der Parochie Bramstedt in die Parochie Wulsbüttel wechseln zu dürfen.22 1868 schließlich wurden die Parochialgrenzen entsprechend geändert.23 Die Wulsbüttler Kirche erhielt an der Nordwand eine Empore, um genügend Raum für die vergrößerte Gottesdienstgemeinde zu schaffen („Lehnstedter Empore“). Zwischen 1879 und 1894 war die Pfarrstelle vakant und die Pfarrämter Meyenburg bzw. Uthlede (1881 bis 1884) versorgten das Kirchspiel mit. Die eingesparten Finanzmittel verwandte die Gemeinde zur Renovierung der Kirche und zur Anschaffung eines neuen Harmoniums.24 Zudem ließ sie 1893 ein neues Pfarrhaus errichten. Mit P. Friedrich Harry Karl Grashoff (amt. 1894–1896) erhielt die Gemeinde wieder einen eigenen Geistlichen. Die Zahl der Gemeindeglieder lag 1909 bei knapp 550.25 Nach dem Weggang von P. Herman Maaß (amt. 1896–1933) blieb die Pfarrstelle Wulsbüttel erneut vakant und wurde seither mit kurzen Unterbrechungen vom Pfarramt Uthlede mitversehen.26

Wulsbüttel, Kirche, Innenraum, Emporen, Orgel

Kirche, Blick zur Orgel, Foto: Ernst Witt, Hannover, Juli 1953

Im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ schrieb der Uthleder P. Hans Herbst (amt. 1934–1948) rückblickend über den 1933 neu gewählten KV in Wulsbüttel: „Aus Parteiangehörigen u[nd] kirchl[ich] gesinnten Kirchenvorstehern. Kirchlich im ganzen gute Bewährung. Ein Kirchenvorsteher schied noch vor dem Kriege aus Parteirücksichten aus.“27 Nach der Visitation 1937 schrieb der Superintendent in seinem Bericht, der kirchliche Zustand der Gemeinde sei „ein selten günstiger“; sie sei „infolge einer gewissen Abgeschiedenheit […] von dem modernen Zeitgeist wenig ergriffen“.28
Aufgrund des Zuzugs Geflüchteter nach Ende des Zweiten Weltkriegs stieg die Zahl der Gemeindeglieder von 610 im Jahr 1939 auf gut 1.040 im Jahr 1950 an.29 Die Mitversehung vom Pfarramt Uthlede aus blieb bestehen, allerdings hatte die Gemeinde mit dem Ostgeistlichen P. Hans Joachim Ramelow (amt. 1948–1952) zeitweise wieder einen eigenen Prediger (Versehungsauftrag) und nach seiner Emeritierung blieb P. i. R. Erwin Grunwald (amt. 1962–1965) noch einige Jahre in der Gemeinde, für die er bereits zuvor als Uthleder Pfarrer zuständig gewesen war. Während der Sanierung der mittelalterlichen Kirche in den Jahren 1970 bis 1972 fanden die Sonntagsgottesdienste in Hagen statt, dessen Pfarramt 1968 bis 1971 für Wulsbüttel zuständig war: „Die Gemeinde ließ einen Bus fahren, aber dieser mußte wieder abbestellt werden, da er nach einigen Sonntagen immer leer fuhr. Man kann den Gottesdienst offenbar nicht in eine andere Kirche verlegen“ schrieb der Sup. des KK Wesermünde rückblickend.30 1975 bestanden ein Kirchenchor und ein Gesprächskreis in der Gemeinde. Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche unterhielt die KG Wulsbüttel zusammen mit Sandstedt, Uthlede und Wersabe Kontakte zur Kirchgemeinde Ursprung (südwestlich von Chemnitz).31 Im Jahr 1987 gründete sich ein Orgelbauverein in Wulsbüttel und 1990 konnte die Gemeinde die neue Orgel einweihen. 1992 baute sie das ehemalige Pfarrhaus zu einem Gemeindehaus um.32 Seit 1987 teilten sich Pn. Antje Marklein (amt. 1987–2004) und ihr Ehemann P. Steffen Marklein (amt. 1987–2002) das Pfarramt Uthlede, letzterer war überwiegend für Wulsbüttel zuständig. Seit 2004 war die Pfarrstelle vakant und das Pfarramt Sandstedt versorgte beide Gemeinden mit. Auf regionaler Ebene arbeitete die St.-Lucia-KG Wulsbüttel neben Uthlede auch zusammen mit den KG Bramstedt, Hagen im Bremischen, Sandstedt, und Wersabe (Region Süd im KK Wesermünde-Süd; u. a. gemeinsame Konfirmandenarbeit).33
Zum 1. Januar 2015 schlossen sich die Nachbargemeinden Wulsbüttel und Uthlede zusammen und gründeten gemeinsam die neue „Ev.-luth. KG Uthlede-Wulsbüttel in Hagen im Bremischen“.34

Umfang

Wulsbüttel sowie Heine, Hoope, Hoope Siedlung, Neuenhausen, Seedorf, Siedlung Heuberg und Voßloge. Seit 1868 auch Lehnstedt (vorher KG Bramstedt).35 Bis 1889 auch Forsthof Düngel (dann zur KG Meyenburg).36

Aufsichtsbezirk

Oboedientia Bramstedt der Erzdiözese Bremen.37 – Seit der Gründung des Kons. Stade 1651/52 gehörte Wulsbüttel zur Osterstadischen Präpositur bzw. Präpositur Osterstade-Vieland. Seit der Neuordnung der Aufsichtsbezirke in den Hzm. Bremen und Verden 1827 zählte Wulsbüttel zur Insp. Hagen, die 1875 in Insp. Sandstedt umbenannt wurde. 1924 KK Sandstedt, dieser 1936 aufgegangen im KK Wesermünde-Geestemünde.38 Nach Aufhebung des KK Wesermünde-Geestemünde kam Wulsbüttel 1940 zum neuen KK Wesermünde-Süd.39 Seit dessen Fusion mit dem KK Wesermünde-Nord gehörte die St.-Lucia-KG Wulsbüttel seit 1. Januar 2013 zum KK Wesermünde.40

Patronat
Wulsbüttel, Kirche, Außenansicht, Turm, Schiff, Chor

Kirche, Ansicht von Südosten, vor 1939

Das Patronat bestand bis 1879 und war an den Besitz des Gutes Neuenhausen gebunden (dingliches Patronat).41 1299 besaß das Kloster Lilienthal die Kirche Wulsbüttel und wohl auch das Patronat; im 16. Jh. übte das Kloster das Patronatsrecht nachweislich aus.42 Im 17. Jh. prozessierten das Kloster bzw. das Klosteramt Lilienthal und die Familie von Wersebe um das Patronatsrecht (1614, 1682).43 Das Urteil von 1684 fiel zugunsten der Familie von Wersebe aus.44 Im frühen 18. Jh. erwarb die Familie von Eelking Gut und Patronat, 1831 ging es auf den Fs. von Schaumburg-Lippe über. Beim Verkauf des Gutes im Jahr 1879 wurde das Patronat aufgehoben.45

Kirchenbau
Wulsbüttel, Kirche, Grundriss

Kirche, Grundriss, vor 1939

Kleiner Saalbau mit eingezogenem Rechteckchor, erbaut um 1200. Ziegelgedeckte Satteldächer. Lagerhaftes Feldsteinmauerwerk mit Eckquaderung. An den Längsseiten des Schiffs je drei kleine Rundbogenfenster, am Chor jeweils ein kleines Rundbogenfenster nach Norden, Osten und Süden. Rundbogiges Portal nach Süden, vermauertes Nordportal. Hagioskop in der Nordwand. Im Innern flache Balkendecke in Schiff und Chor; flacher Rundbogen zwischen Chor und Schiff. In der ersten Hälfte des 13. Jh. Kirche ausgebrannt, möglicherweise zwischen 1211 und 1217 oder um 1230.46 Um 1240/50 Wiederaufbau, Außenmauern bis auf zwei Meter Höhe abgetragen und neu errichtet, teilweise Backsteine zur Ausbesserung verwendet. 1868 Lehnstedter Empore erbaut (Nordwand). 1894/95 Innenrenovierung und Windfang vor Südportal und vor Nebeneingang am Chor errichtet. 1953 Innenrenovierung. 1970–72 Sanierung, u. a. Dach erneuert, Windfänge entfernt, Choreingang vermauert, L-förmige Emporenanlage an Nord- und Westwand entfernt, Bänke durch Stühle ersetzt, Decke im Chor erhöht. Um 1991 Umgestaltung Innenraum, u. a. Altarretabel wieder am Altar angebracht; Prieche der Familie Wersebe wieder aufgestellt.

Turm

Niedriger, hölzerner Westturm mit Bruchsteinsockel und vierseitigem Pyramidendach, bekrönt mit Kreuz, erbaut im 17. Jh. Vertikale Holzverschalung, blau gestrichen. Im Glockengeschoss je zwei rundbogige Schallfenster nach Norden, Süden und Westen. Nach Süden Eingang mit Holztreppe. Balkeninschrift im Turm: „Reparirt Im Jahr 1819. Aufgerichtet den 17ten September M C C Wohltmann“. 1817 Entwurf für einen massiven Turm, nicht verwirklicht.47 1819 Turm repariert. 1971/72 Instandsetzung, u. a. Fundament erneuert.

Wulsbüttel, Kirche, Innenraum, Altar, Taufe, Kanzel, Priechen

Kirche, Blick zum Altar, Foto: Ernst Witt, Hannover, Juli 1953

Ausstattung

Blockaltar (1972, Beton) mit Holzretabel in Renaissanceformen, (1669), farbig gefasst (teilweise marmoriert), im Hauptfeld Gemälde mit Kreuzigungsszene (um 1670, Öl auf Holz), flankiert von Säulen, die verkröpftes Gebälk tragen; über dem oberen Feld Dreiecksgiebel, bekrönt mit Vase; Engelköpfe am Gebälk; seitlich Medaillons mit Jahreszahlen „1669“ und „1953“; 1894 Gemälde im Mittelfeld ersetzt durch ein neues Kreuzigungsgemälde (1894, Öl auf Leinwand, Mathilde Block-Niendorff, Berlin); Retabel seit 1972 an der Nordwand aufgehängt; 1990 restauriert, Gemälde von 1670 wieder eingesetzt und erneut am Altar angebracht; 1997 Giebel ergänzt und seitliche Medaillons wieder angebracht. – Hölzerne Kanzel (1555, 1571) mit Schalldeckel (1695), polygonaler Kanzelkorb, an den Wandungen Maßwerkfüllungen; Am Kanzelkorb Inschriften: „1555“ und „1571“, am Schalldeckel Inschrift: „Lüder Mehrtens 1695“. – Hölzerner Taufständer mit Deckel (um 1700), sechseckiges Becken, nach unten verjüngt, an den Wandungen rechteckige Füllungen; Balusterschaft; achteckiger Fuß. – Ebenerdige Adelsprieche (1614), Familie von Wersebe, Inschrift: „Berent von Wersebe. Anno 1614“, 1970/72 entfernt, 1990 wieder an der Nordwand aufgestellt. – Hölzerner Opferstock (1687). – Gedenktafel (1922, B. Scharf, Emden), für die im Weltkrieg 1914–18 getöteten Gemeindeglieder. – Ehemalige Ausstattung: Kreuzigungsgemälde (1894, Öl auf Leinwand, Mathilde Block-Niendorff, Berlin), diente ab 1894 als Altarbild; im Pfarrarchiv.48

Orgel
Wulsbüttel, Kirche, Glocke

Glocke, (Bronze, Gj. um 1300), vor 1939

Um 1890 kleines Harmonium vorhanden.49 1894 gebrauchtes Harmonium aus der Kirche in Wasserhorst erworben, etwa 25 Jahre alt, 12 II/P.50 1906 Orgelbau, ausgeführt von Faber & Greve (Salzhemmendorf), 13 (davon 6 Transmissionen) II/P, pneumatische Traktur, Taschenladen. Orgel 1970 abgebaut. 1972 Orgelpositiv des Landeskirchenamtes als Leihpositiv erhalten, erbaut 1953 von Hermann Hillebrand (Altwarmbüchen), 5 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen, 1972 repariert und in Wulsbüttel aufgestellt von Hermann Hillebrand (Altwarmbüchen); die Orgel stand zuvor in verschiedenen Hannoveraner Kirchen, u. a. in der Marktkirche, in der Neustädter Hof- und Stadtkirche und in der Ansgarkirche. 1989/90 Orgelneubau, ausgeführt von Firma Gebrüder Hillebrand (Altwarmbüchen), 8 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen.51 2024 Instandsetzung, Martin ter Haseborg (Uplengen).

Geläut

Drei LG (alle Bronze, Gj. um 1300), I: c’’; II: g’’; III: des’’’; das gleichartige Äußere der Glocken – keine Inschriften, vier Schnurstege oben einer unten – lässt vermuten, dass sie vom gleichen Gießer stammen; der Glockenrevisor nannte das Geläut 1956 „das mir bisher älteste [bekannte] Dreiergeläute in originaler Zusammensetzung“52. 1972 neuer Holzglockenstuhl.

Weitere kirchliche Gebäude

Ehemaliges Pfarrhaus (Bj. 1893, 1992 zu Gemeindehaus umgebaut).

Friedhof

Kirchlicher Friedhof rund um die Kirche Wulsbüttel. Kommunale Friedhöfe in Hoope und Lehnstedt (in Trägerschaft der Gemeinde Hagen im Bremischen).

Liste der Pastoren (bis 1940)
Wulsbüttel, Kirche, Taufe

Taufständer, vor 1939

1511–1554 Theodericus Bramsteden.53 – 1554–15.. Petrus Friderici. – 1571–1… Henricus Sedorpp. – 1652, bis 1661 Johannes Heitbecker. – 1662–1682 Bernhard Martini.54 – 1682–1693 David Conrad Otto.55 – Um 1700–1704 Andreas Ouven.56 – 1704–1720 Marcus Mohr. – 1729–1737 Peter Dames. – 17..–1747 Michael Gottfried Stein. – 1748–1758 Johann Friedrich Jacob Telge. – 1758(?)–1771 Johann Christoph Ortmann. – 1771–1783 Henrich Pape. – 1783–1794 Georg Christian Emanuel Hofmann. – 1795–1797 Tjard(s) Ludwig Oltmanns. – 1797–1808 Johann Daniel Andreas Meyer. – 1809–1815 Johann Hinrich Büttner. – 1815–1839 Johann Andreas Weise. – 1840–1858 Heinrich Julius Krusewitz. – 1858–1870 Friedrich Wilhelm Schröder. – 1871–1877 Eduard Friedrich Lubs. – 1877–1879 Theodor Wilhelm Gustav Gastrow. – 1894–1896 Friedrich Harry Karl Grashoff. – 1896–1933 Hermann Maaß.

Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 537–538 (mit Korrekturen und Ergänzungen)

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 2 Nr. 253/03, 1660–1670 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 797 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 8950–8952 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 494Digitalisat (CB); A 9 Nr. 2566Digitalisat, 2567Digitalisat, 2782Digitalisat, 2783Digitalisat, 2784Digitalisat (Visitationen); B 2 G 9 Nr. 3271 (Baupflege und Bauwesen); D 85 (EphA Wesermünde-Süd); E 5 Nr. 1178 (Konsistorialbaumeister); L 5g Nr. 340, 931 (LSuptur. Stade); S 2 Witt Nr. 06 (Fotosammlung); S 09 rep Nr. 2332 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7888 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1661
Trauungen: ab 1661
Begräbnisse: ab 1661
Kommunikanten: ab 1772 (Zahlenregister: 1692–1771)
Konfirmationen: ab 1772

Literatur & Links

A: 50 Jahre KK Wesermünde-Süd, S. 117–120; Gemeindebuch KK Wesermünde-Süd, S. 23; Böker, Denkmaltopographie Lkr. Cuxhaven, S. 328; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1421; Kiecker/Cappelle, KD Kr. Geestemünde, S. 118–122; Mithoff, Kunstdenkmale V, S. 132 („Wohlsbüttel“); Schriefer: Hagen und Stotel, S. 200–208.

B: Otto Baur: Teufelsmoorszenen aus der Wulsbütteler Kirche, in: Unter der Staleke. Heimatzeitung für die Gemeinde Hagen im Bremischen. Bemerkenswertes, Berichte, Begebenheiten, 2020, 217, S. 50–51; Ruth Braucks: Wulsbüttel. Waldesbutli, Wulfesbüttel, Wulfsbüttel, Wulsebüttel, hrsg. vom Bürgerverein Wulsbüttel e. V., in: Unter der Staleke. Heimatzeitung für die Gemeinde Hagen im Bremischen. Bemerkenswertes, Berichte, Begebenheiten, 1996, 121, S. 15–16; 122, S. 24–26, 123; S. 28–30; 124, S. 10–11; Hermann Franck (Red.): Wulsbüttel. Interessantes von gestern und heute, hrsg. vom Bürgerverein Wulsbüttel e. V., Wulsbüttel 2004, bes. S. 66–92; Hinrich Hannken-Illjes: Evangelisch-lutherische St. Lucia – Kirche zu Wulsbüttel. Kirche, Pfarrhaus, Küster- und Lehrerhaus, Uthlede 1997; Andreas Lütjen: Er trat für Predigten in Hoch- und Plattdeutsch ein. Der bremisch-verdensche Pastor Henrich Pape (1745–1805) und sein innovatives zweisprachiges Gottesdienstkonzept, in: Zwischen Elbe und Weser 41,1 (2022), S. 14–16 [DOI: 10.15488/13331]; Karl Heinz Marschalleck: Die Kirche zu Wulsbüttel, Kr. Wesermünde, in: Jahrbuch der Männer vom Morgenstern 52 (1971), S. 87–103; Johann Wellmann (Bearb): Ortsfamilienbuch Wulsbüttel [CD-ROM], Schwanewede 2006; [Online-Ausgabe].

Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche und Ausstattung; Denkmalatlas Niedersachsen: Kirche, Kirche, Kirchhof, Kirchwurt; genealogy.net: Ortsfamilienbuch Wulsbüttel; Wikipedia: St. Lucia (Wulsbüttel).

GND

7754579-5, Sankt Lucia (Wulsbüttel)

Weitere Bilder

Fußnoten

  1. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 58.
  2. Regesten Ebf. Bremen I, Nr. 405; UB Hamburg I, Nr. 128 [Digitalisat].
  3. UB Lilienthal, Nr. 22.
  4. LkAH, L 5g, Nr. 340 (Visitation 1963).
  5. Regesten Ebf. Bremen I, Nr. 405; UB Hamburg I, Nr. 128 [Digitalisat].
  6. Zur frühen Baugeschichte: Marschalleck, S. 102.
  7. UB Lilienthal, Nr. 22.
  8. UB Lilienthal, Nr. 68.
  9. UB Lilienthal, Nr. 109.
  10. UB Lilienthal, Nr. 166; Regesten Ebf. Bremen II, Nr. 553.
  11. Hodenberg, Stader Copiar, S. 44 [Digitalisat].
  12. RG Online, RG IV 04849, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/4/4849, 26.03.2025.
  13. NLA ST Rep. 5a Nr. 1510.
  14. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 7,1, S. 7, resümiert: „beinahe das ganze Erzstift“ wurde lutherisch; Otte ist vorsichtiger und hält fest, es bleibt „für diese Jahre weiterhin schwierig zu beurteilen, ob der einzelne Prediger evangelisch predigte oder altgläubig“, da die Pfarrer – nicht zuletzt mit Blick auf Erhalt der eigenen Pfründe – mitunter „zweideutig“ agierten (Dannenberg/Otte, Reformation, S. 32). Für einen knappen Überblick zur Reformation im Erzstift Bremen vgl. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 7,1, S. 7 ff. sowie die Beiträge in Dannenberg/Otte, Reformation.
  15. Dannenberg/Otte, Reformation, S. 38.
  16. Dolle, Klosterbuch II, S. 920.
  17. W. B. L.: Von Verbesserung der Liturgie und des Kirchenrituals, in: Journal für Prediger 10 (1779), S. 1–25, S. 257–303, 13 (1782), S. 129–160, 14 (1783), S. 292–304 und S. 385–400. Vgl. auch Lütjen, S. 14 ff.
  18. Journal für Prediger 10 (1779), S. 2 [Digitalisat].
  19. Journal für Prediger 14 (1783), S. 396 [Digitalisat].
  20. Journal für Prediger 14 (1783), S. 398, Anm. [Digitalisat].
  21. „Ich habe für meinen Theil oft gedacht, dieses aus eignem Triebe zu thun; weil die Obrigkeit es schwerlich misbilligen würde; aber es sind andere Ursachen, die mich davon abhalten. Bey einem obrigkeitlichen Befehle, würde es niemand mit grössern Vergnügen thun als ich“, Journal für Prediger 14 (1783), S. 399 [Digitalisat].
  22. LkAH, A 2 Nr. 253/03.
  23. Schriefer, Hagen und Stotel, S. 206.
  24. Franck, S. 68 f.
  25. Ahlers, Pfarrbuch 1909, S. 171.
  26. Vgl. die Aufstellung bei Hannken-Illjes, S. 23, in der allerdings der Versehungsauftrag für den Ostgeistlichen P. Hans Joachim Ramelow (amt. 1948–1952) fehlt. 1968–71 war das Pfarramt Hagen im Bremischen für Wulsbüttel zuständig, 1971–73 das Bramstedter.
  27. LkAH, S 1 H III, Nr. 821, Bl. 20. Allgemein zum Fragebogen vgl. Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
  28. LkAH, L 5g, Nr. 340 (Visitation 1937).
  29. LkAH, S 1 H III, Nr. 821, Bl. 20; LkAH, L 5g, Nr. 340 (Visitation 1950).
  30. LkAH, L 5g, Nr. 340 (Visitation 1975).
  31. LkAH, L 5g, unverz., Wulsbüttel, Visitation 1992. Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
  32. Hannken-Illjes, S. 18 ff.
  33. Baur, S. 78 f.
  34. KABl. 2015, S. 26 ff.
  35. Schriefer, Hagen und Stotel, S. 206.
  36. KABl. 1889, S. 167 f.
  37. Hodenberg, Stader Copiar, S. 44 [Digitalisat].
  38. KABl. 1936, S. 93 f.
  39. KABl. 1940, S. 54. Vgl. auch 50 Jahre KK Wesermünde-Süd, S. 25 ff.
  40. KABl. 2012, S. 311 f.
  41. Schriefer, Hagen und Stotel, S. 201; Meyer, Pastoren II, S. 537.
  42. NLA ST Rep. 5a Nr. 1510.
  43. NLA ST Rep. 5b Nr. 1460; NLA ST Rep. 5a Nr. 1510.
  44. NLA ST Rep. 5a Nr. 1510 (Aufnahme 80).
  45. Franck, S. 67.
  46. Zur frühen Baugeschichte: Marschalleck, S. 87 ff. (archäologischen Untersuchung 1970).
  47. Entwurfszeichnung: NLA ST Karten Neu Nr. 01072 [mit Digitalisat].
  48. Hannken-Illjes, S. 6.
  49. Franck, S. 68.
  50. Schriefer, Hagen und Stotel, S. 202.
  51. Hannken-Illjes, S. 11 f.
  52. LKA, G 9 B/Wulsbüttel Bd. I, Bl. 16.
  53. Diese und die folgenden beiden Namen und Daten nach NLA ST Rep. 5a Nr. 1510.
  54. NLA ST Rep. 5a Nr. 1417.
  55. NLA ST Rep. 5a Nr. 1510.
  56. NLA ST Rep. 5a Nr. 1439.