Frühere Gemeinde | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hildesheimer Land-Alfeld, Amtsbereich Alfeld | Patrozinium: Andreas | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte
Kirche, Ansicht von Südwesten, 1988

Kirche, Ansicht von Südwesten, 1988

Mit einem Landerwerb des Klosters Fulda in Föhrste kurz nach dessen Gründung 742 gehört Föhrste zu den frühestbelegten Ortschaften der Region. Grundherren waren später u. a. das Moritzstift in Hildesheim, das 1151/1302 dort eine Villikation und den Zehnten besaß, und die von Steinberg auf Wispenstein, die auch die Gerichtsherrschaft ausübten. Eine Kirche ist seit dem 13. Jh. nachweisbar. 1221 erscheint als Geistlicher Bernhardus sacerdos in Vorsethe in einer Urkunde des Bf. Siegfried von Hildesheim.1 Am 29. Dezember 1240 zeugt (wohl derselbe) Bernardus plebanus Vorsatensis in einer Urkunde des Bf. Conrad II.2 Mit dem Amt Winzenburg kam Föhrste nach der Hildesheimer Stiftsfehde 1523 unter die Landeshoheit des Fsm. Braunschweig-Wolfenbüttel. Die Reformation wurde im Zuge der Visitation vom Herbst 1542 unter dem Regiment des Schmalkaldischen Bundes vollzogen.3 Pastor verus war Konrad Bertram, der auch die Pfarrstelle der Nachbargemeinde Röllinghausen versah und wohl 1576 in Föhrste verstarb. 1576 bis 1584 war sein Sohn Borchert Bertram im Amt. 1643 kehrte Föhrste unter die stiftshildesheimische Regierung zurück. Wenig später erscheint in den Kirchenrechnungen erstmals eine Schule (1663), wobei der Unterricht zunächst im Küsterhaus stattfand. Erst 1801 errichtete die Gemeinde ein eigenes Schulgebäude.
Von alters her bestand eine pfarramtliche Verbindung zwischen Föhrste und der KG Gerzen. Als sich Warzen und Gerzen nach dem Zweiten Weltkrieg mehr und mehr zu Vororten der Stadt Alfeld entwickelten, wurden die Beziehungen zwischen Gerzen und Föhrste lockerer. Dazu machte sich die zwischen den Dörfern verlaufende Bundesstraße trennend bemerkbar.4 Mit dem 1. April 1960 wurde daher die Verbindung mit Gerzen einschließlich der KapG Warzen aufgehoben und Föhrste stattdessen mit der KG Imsen verbunden.5 Am 1. Januar 2012 erfolgte die Zusammenlegung mit der KG Imsen zur St.-Andreas-und St.-Urbani-KG in Alfeld.6

Pfarrstellen

I: Vorreformatorisch, 1. April 2007 aufgehoben.7 – II: 1. April 1991 (Pfarrstelle mit eingeschränktem Dienst)8; seit 1. April 2007 erste Pfarrstelle.

Umfang

Das Dorf Föhrste.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Alfeld der Diözese Hildesheim. – Föhrste wurde bei der Neuorganisation der kirchlichen Aufsichtsbezirke 1542 der Insp. Alfeld zugeteilt und kam etwa 1569 zur Insp. Wrisbergholzen. Seit 1651/52 Insp. (1924: KK) Alfeld. Seit 1. Januar 2011 KK Hildesheimer Land-Alfeld, Amtsbereich Alfeld.

Patronat

Die Besitzer des Gutes Wispenstein: ehemals die von Steinberg-Brüggen, die schon im Mittelalter in den Besitz des Kirchlehens gelangten, dann die Freiherren von Cramm in Brüggen. Carmen Freifrau von Cramm verzichtete unter dem 1. Juli 1958 auf das Patronatsrecht, das damit erloschen ist.9

Kirchenbau
Kirche, Blick zum Altar, Foto: Ernst Witt, Hannover, 1966

Kirche, Blick zum Altar, Foto: Ernst Witt, Hannover, 1966

Das Kirchengebäude wurde 1824–27 neu erbaut und am 4. November 1827 eingeweiht. Fünfachsiger rechteckiger Saalbau in Nord-Süd-Ausrichtung. Mauerwerk aus Bruchsteinen (Selterdolomit) mit Werksteingliederung. Portale an den Langseiten und im Süden. Für das Südportal stiftete 1985 ein Gemeindeglied eine Tür mit Bronzereliefs von Siegfried Zimmermann (Szenen aus dem Gleichnis vom großen Abendmahl, Lk 14,15–24). Der Innenraum wird von einer Voutendecke geschlossen. Emporen befinden sich gegenüber dem Altar und auf der Hälfte der Langseiten. Renovierungen 1884 und 1966 (u. a. Neuausmalung durch den Kirchenmaler Nauwald, Holzminden).

Turm

Turm an der Nordseite der Kirche, im unteren Teil aus dem 13. Jh., der Aufbau von 1831/32. Geschweiftes Dach mit achtseitigem verschiefertem Aufsatz und Spitzhelm.

Grablege

Grablege der Patronatsfamilie unter dem Turm.

Ausstattung

Kanzelaltarwand (wohl aus der Erbauungszeit der Kirche unter Verwendung von Fragmenten eines älteren Altars aus der Mitte des 17. Jh., 1884 instand gesetzt). Beiderseits des Altars zwei Schnitzbilder, die auf den alten und neuen Bund verweisen (Moses und Jesus). – Pokalförmige Biedermeiertaufe auf quadratischer Plinthe, aus Tannen- und Lindenholz, mit Nussbaum furniert; Taufschüssel aus Messing (nach 1824). – An der Nordwand eine Tafel zum Gedächtnis des Reformationsjubiläums von 1842.

Kirche, Blick zur Orgel, Foto: Ernst Witt, Hannover, 1966

Kirche, Blick zur Orgel, Foto: Ernst Witt, Hannover, 1966

Orgel

1843/44 Neubau durch Heinrich Schaper (Alfeld), 14 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 1917 Ausbau der Prospektpfeifen. Nachdem die Schaper-Orgel um 1970 nicht mehr bespielbar war, wurde sie vorübergehend durch ein Elektronium ersetzt. 1991/92 Neubau hinter dem historischen Prospekt durch Gebrüder Hillebrand (Altwarmbüchen), 14 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Drei LG, I: h’ (Bronze, Gj. 1966, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg); II: cis’’ (Bronze, romanisch/frühgotisch, Andreas Hyms)10; III: e’’ (Bronze, Gj. 1966, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg) – Eine SG in g’’ (Eisenguss). – Früherer Bestand: 1860 Umguss einer Glocke durch Johann Jacob Radler (Hildesheim).

Weitere kirchliche Gebäude

Das Pfarrhaus (zweigeschossiger Fachwerkbau auf Bruchsteinsockel; Anbau 1893) stammt aus dem Jahr 1769. Ein älterer Pfarrhausbau ist 1741 niedergebrannt. Das Pfarrwitwenhaus, erbaut vor 1762, wurde 1887 verkauft). Gemeindehausanbau (Bj. 1910).

Friedhof

In Trägerschaft der KG. Ein älterer Begräbnisplatz lag am Weg nach Wispenstein östlich der Bahntrasse (1936 geschlossen). Bereits war 1913 war westlich der Bahn ein neuer Friedhof angelegt worden. FKap (Bj. 1950/51).

Liste der Pastoren (bis 1940)

1542–1576 Konrad Bertram (Bartram, Weitram). – 1576–1584 Borchert (Burkhard) Bertram. – 1585–1586 Heinrich Reimer (Reiner). – 1586–1… Thomas Dennemann. – 1601–1652 Johann Mesorius (Meyer). – 1652–1704 Johann Göpner. – 1704–1730 Friedrich Werner. – 1730–1762 Magister Albert Hermann Oelkers. – 1762–1806 Johann Christoph Krukenberg. – 1802–1804 Johann Christoph Heinrich Clemens. – 1805–1806 Johann Stephan Kaestner. – 1806–1812 Johann Ludwig Samuel. – 1813–1822 Friedrich August Röbbelen. – 1822–1827 Friedrich Wilhelm Johann Wendebourg. – 1827–1839 Georg Wilhelm Schreiber. – 1839–1854 Konrad Friedrich Jahn. – 1855–1871 Johann August Voigt. – 1872–1908 Karl Julius Friedrich Meyer. – 1904–1905 Gerhard Rudolf Kühner. – 1905–1906 Friedrich Wilhelm Albert Oppermann. – 1906 Franz August Christian Kermann. – 1906–1908 Ludwig Johann Adolf Böttcher. – 1908 Christoph Friedrich Wilhelm Karl Waldemar Rieschel. – 1909–1925 Heinrich Friedrich Gustav Georg Schneider. – 1926–1930 Friedrich Christian Theodor Iser. – 1930– Ernst Karl Hillebrecht.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 291–292

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 3433 (Pfarroffizialsachen); A 5 Nr. 6 (Spec. Landeskons.); A 6 Nr. 2490–2501 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 722Digitalisat, 723Digitalisat, 724Digitalisat, 725Digitalisat (Visitationen); D 43 (EphA Alfeld).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1768 (unvollständig: 1768)
Trauungen: ab 1769
Begräbnisse: ab 1769
Kommunikanten: ab 1853 (Alphabetisches Register 1815, 1820)
Konfirmationen: ab 1806

Literatur

A: Aye/Kronenberg, Taufbecken, S. 112 f., Nr. 109; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 474; Graff, Geschichte Kr. Alfeld, S. 318–325; Kiecker/Graff, KD Kr. Alfeld, S. 136–140; Pape, Schaper, S. 42–46.

B: 1250 Jahre Föhrste. 742–1992. Eine Heimatgeschichte, [Lamspringe 1992]; Heinrich Schulze: St.-Andreas-Kirche Föhrste, in: Zwölf Kirchen im Leinetal, [Alfeld 2004], S. 17–19.

Weitere Bilder

Fußnoten

  1. UB HS Hildesheim I, Nr. 767.
  2. UB St. Hildesheim I, Nr. 162.
  3. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 225.
  4. LkAH, B 2 K 1/Alfeld I, Bl. 60 (LSup. für Hildesheim-Harz an LKA, 24.02.1958).
  5. KABl. 1960, S. 60.
  6. KABl. 2011, S. 305-307.
  7. KABl. 2007, S. 195.
  8. KABl. 1991, S. 14.
  9. LkAH, B 1 A Nr. 11161, Bl. 61.
  10. Drömann, Glocken Lkr. Hildesheim, S. 47 f.