Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hildesheimer Land-Alfeld, Amtsbereich Elze | Patrozinium: Johannes (seit 1972) | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Das Dorf Barfelde, seit der Gebietsreform von 1974 der Gemeinde Despetal bzw. Samtgemeinde Gronau (Leine) zugehörig, liegt zwischen Hildesheimer Wald und den Sieben Bergen östlich von Gronau und wird 1022 im Güterverzeichnis des Hildesheimer Michaelisklosters erstmals urkundlich erwähnt.1 1131 kam es mit der Gft. Winzenburg unter die weltliche Herrschaft des Hochstifts Hildesheim, nach der Hildesheimer Stiftsfehde 1523 an Braunschweig-Wolfenbüttel und 1643 wieder an Hildesheim (Amt Winzenhausen, seit zweiter Hälfte 17. Jh. Amt Gronau).

Kirche, Ansicht von Süden, um 1900, Postkarte (Ausschnitt), Wehrt, Kunstanstalt Braunschweig

Kirche, Ansicht von Süden, um 1900, Postkarte (Ausschnitt), Wehrt, Kunstanstalt Braunschweig

Die Kirche war wohl Eigenkirche eines adeligen Grundherrn, bevor sie in den Besitz der Hildesheimer Kirche gelangte2 und 1022 von Bf. Bernward dem Hildesheimer Michaeliskloster übertragen wurde.3 1298 ist der Pleban Eckehardus de Bervelte als erster Geistlicher am Ort nachgewiesen.4 1372 erscheint her Jordan pernere to Bervelte als Zeuge.5 Die Reformation wurde 1542 während der Besetzung des Fsm. Braunschweig-Wolfenbüttel durch die Truppen des Schmalkaldischen Bundes eingeführt. Erster ev. Prediger war Henning Lonemann, der 1542 und 1544 in den Visitationsakten genannt wird.6 Vermutlich wurde Barfelde nach der Rückkehr Hzg. Heinrichs des Jüngeren 1547 nicht rekatholisiert.

Kirche, Ansicht von Norden, 1935

Kirche, Ansicht von Norden, 1935

Eine Schule wurde spätestens 1575 gegründet. In diesem Jahr wird Jodokus Wackerodt als Lehrer genannt, 1664 Andreas Beneken in der Kopfsteuerbeschreibung des Hochstifts Hildesheim. Über ältere Schulhäuser liegen keine Angaben vor. Die ev. Bekenntnisschule wurde in der NS-Zeit in eine Gemeinschaftsschule umgewandelt.
P. Grünewald (bis 1937) war Mitglied der BK. Die Kirche wurde 1944/45 auch für kath. GD zur Verfügung gestellt. Der Kirchenkampf spielte in der Gemeinde keine Rolle.
1972 erhielt die Kirche in Barfelde den Namen „Johanneskirche“.7 Mit dem 1. Oktober 1976 wurde die KG Barfelde mit der KG Betheln pfarramtlich verbunden.8

Umfang

Das Dorf Barfelde.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Rheden der Diözese Hildesheim. – Kam im Zuge der Neuorganisation der kirchlichen Aufsichtsbezirke 1542 zur Insp. Alfeld, 1568 Insp. Wrisbergholzen; nach deren Auflösung um 1660 in die Insp. Gronau umgegliedert, deren Sitz 1701 auf Alfeld überging. 1829 zur neu gegründeten Insp. (1924: KK) Elze (1. Januar 1975: KK Elze-Coppenbrügge). Mit der Vereinigung der KK Bockenem-Hoheneggelsen und Elze-Coppenbrügge am 1. Januar 2005 zum KK Hildesheimer Land.9 Seit 1. Januar 2011 KK Alfeld-Hildesheimer Land, Amtsbereich Elze.

Patronat

Seit 1022 das Michaeliskloster in Hildesheim. Nach dessen Aufhebung (1803) der Landesherr (bis 1871).

Kirchenbau
Kirche, Grundriss, 1939

Kirche, Grundriss, 1939

Verputzte Bruchsteinsaalkirche mit abgeflachtem, fünfseitigem Chorschluss, 1738 erneuert und nach Osten erweitert. Hölzernes Spiegelgewölbe mit drei stark überarbeiteten Gemälden (um 1738): Himmelfahrt (über den Chor), Blendung Sauls, Engelskonzert (über der Orgel). Umlaufende Emporenanlage an West-, Nord- und Südwand, darüber im Westen eine Orgelempore. Innenrenovierung 1904 und 1972. Bei letzterer wurden die Priechen am Altar entfernt und die Sakristei hinter den Altar verlegt.

Turm

Der mittelalterliche Kirchturm aus Bruchsteinen stürzte 1879 bei Sanierungsarbeiten ein und wurde 1880 durch einen neuen Westturm mit verschiefertem Glockengeschoß und ins Achteck überführter Spitze ersetzt.

Ausstattung

Barocker Kanzelaltar mit zweigeschossiger Säulenarchitektur, von Meister Hofmann aus Barfelde (1747): Über der Altarmensa Darstellung des Abendmahls, oberhalb der Kanzel ein Ölgemälde mit der Grablegung Jesu. 1890 Veränderung des Altars und Abnahme der ursprünglich vorhandenen Figuren. – Pokalförmige, oktogonale Sandsteintaufe, auf der Kuppa geflügelte Engelsköpfe. Farbig gefasst (1663). – Kronleuchter (1661 gestiftet von Daniel Brandes und Henni Remmers).

Orgel

Orgel

Orgel

Eine Orgel ist schon im 17. Jh. nachgewiesen. 1705 wird ein Organist erwähnt. Wohl mit dem Neubau des Kirchenschiffs beschaffte die Gemeinde 1738 eine neue Orgel, deren Barockprospekt bis heute erhalten ist und unter Denkmalschutz steht. 1835 Reparatur und Veränderung der Disposition durch Conrad Euler (Wahmbeck)10, 8 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen. 1904 Neubau des Werks durch die Orgelbaufirma Faber & Greve (Salzhemmendorf), 15 II/P. 1960/66 weiterer Neubau des Werks durch Firma F. Weißenborn (Braunschweig), 10 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen. Dabei wurden die Pfeifen des Vorgängerinstruments teilweise wiederverwendet. 1979 durch die Orgelbauwerkstatt Ludwig Hoffmann (Betheln) um zwei auf 12 Reg. (11 Reg. mit Baß/Diskantteilung) ergänzt.

Geläut

Zwei LG, I: fis’ (Bronze, Gj. 1735, Georg Bernhard Kinder, Königsberg i. Pr.; Patenglocke aus Leunenburg, Kr. Rastenburg, seit 1952 in Barfelde)11; II: gis’ (Bronze, Gj. 1523, Gerhard de Wou12). Das Geläut wurde 2009 durch das Glockenschweißwerk Lachenmeyer (Nördlingen) restauriert. – Früherer Bestand: Zwei historische Glocken wurden beim Einsturz des Kirchturms 1879 zerstört und durch 1880 Neuguss der Firma J. J. Radler & Söhne (Hildesheim) ersetzt. Beide wurden im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgeliefert. 1922/23 Neuguss von zwei weiteren Glocken bei J. J. Radler, die im Zweiten Weltkrieg ebenfalls abgegeben wurden.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1750). – Pfarrscheune (1866 abgerissen und neu gebaut, 1934/35 zum Gemeindehaus umgebaut, 1945 durch eine Fliegerbombe zerstört). – Pfarrwitwenhaus (16. Jh., 1839 eingestürzt und nicht wieder aufgebaut). – Küsterhaus (Bj. 1857, 1951/52 um den Anbau eines Gemeinderaums ergänzt).

Friedhof

In Trägerschaft der KG. Ursprünglich auf dem Kirchhof. 1853 aus Platzgründen an den östlichen Ortsrand (Schulstraße) verlegt.13 FKap (Bj. 1966).

Liste der Pastoren (bis 1940)

1542, 1544 Henning Lonemann. – 1568 Konrad Witten. – 1568–1597 Adolf Ledebur. – 1597–1611 Heinrich Ledebur. – 1611–1643 (?) Joachim Duncker. – 1643,1649 Konrad Wedemeyer. – 1670–1674 Heinrich Ludolf Schultze. – 1674–1678 Barthold Riepenhusen. – 1678–1685 Paul Erich Colditz. – 1685–1696 Gottfried Wissel. – 1696–1703 Theodor Wilcken. – 1703–1720 Johannes Georg Schneider. – 1721–1729 Jonas Heinrich Böttger. – 1730–1737 Johannes Julius Nahrius. – 1737–1746 Joachim Diedrich Düsterdieck. – 1746–1758 Just (Jobst) Johann Henrich Baumgarten. – 1759–1775 Ernst Johann Georg Laves. – 1775–1837 Johann Konrad Friedrich Bartels. – 1839–1885 Georg Heinrich Jakob Eduard Firnhaber. – 1886–1894 Christian Friedrich Heinrich Westenberg. – 1894–1909 Eduard Alwin Bötcher. – 1909–1937 Christian Gottlieb Theodor Grünewald.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 59–60

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 512–522 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 492–498 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 126Digitalisat, 127Digitalisat (Visitationen); D 22b (EphA Elze).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1703 (Lücken: 1709, April 1659, 1761, 1763–1767, 1770, 1772)
Trauungen: ab 1704 (Lücken: 1763–1775; unvollständig: 1761, 1762)
Begräbnisse: ab 1703 (Lücken: 1749–1758, 1760–1774)
Kommunikanten: ab 1804
Konfirmationen: ab 1817 (Lücken: 1853–1867)

Literatur

A: Aye/Kronenberg, Taufbecken, S. 67, Nr. 27; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 189; Jürgens u. a., KD Kr. Alfeld II, S. 9–13.

B: Klaus Depping: Geschichte von Betheln, Barfelde, Eddinghausen und Haus Escherde, 3 Bde., 1981; Harald Pfeiffer: 950 Jahre KG Barfelde 1022–1972, Mannheim 1972.


Fußnoten

  1. UB HS Hildesheim I, Nr. 68. Vgl. dazu insgesamt: Casemir, Krueger, Ohainski & Peters, 1022.
  2. Petke, Niederkirchenstiftungen, S. 55.
  3. UB HS Hildesheim I, Nr. 68.
  4. UB HS Hildesheim II, Nr. 1116.
  5. UB HS Hildesheim VI, Nr. 68.
  6. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 220.
  7. Kein mittelalterliches Patrozinium bekannt. Vgl. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 140.
  8. KABl. 1976, S. 154.
  9. KABl. 2005, S. 5–7.
  10. LkAH, D 22b, Spec. Barfelde A 5131.
  11. Poettgen, Glockengießer, S. 33.
  12. Drömann, Glocken Lkr. Hildesheim, S. 67.
  13. LkAH, D 22b, Spec. Barfelde A 590.