Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hildesheimer Land-Alfeld, Amtsbereich Elze | Patrozinium: Andreas | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Das Dorf Betheln wird 1022 in einem Güterverzeichnis des Michaelisklosters zu Hildesheim erstmals erwähnt.1 Mit der Gft. Winzenburg fiel es 1131 unter die weltliche Herrschaft des Hochstifts Hildesheim und im Quedlinburger Rezess 1523 nach der Hildesheimer Stiftsfehde an die Welfen (Fsm. Braunschweig-Wolfenbüttel). 1643 wurde es an Hildesheim zurückgegeben (Amt Winzenburg, ab 1690 zum Amt Gronau) und nach der Säkularisierung des Hochstifts 1802 preußisch, 1807 westphälisch. Ab 1815 zum Kgr. Hannover.

Kirche, Ansicht von Südwesten, 1935

Kirche, Ansicht von Südwesten, 1935

Die Kirche soll um 850 von der Missionszelle in Elze aus gegründet worden sein. Sie war zunächst Besitz des Klosters auf dem Moritzberg in Hildesheim und wurde 1124/25 bei Stiftung des Augustinerklosters Backenrode (Marienrode) diesem überwiesen (urkundliche Ersterwähnung).2 1296 wurde sie dem Kloster Escherde inkorporiert. Als vorref. Geistliche sind Tancradus sacerdos de Bethenem (1236)3 und der Pleban Bodo (genannt zwischen 1258 und 1295) bekannt. Die Einführung der Reformation erfolgte nach der Okkupation des Landes durch die Truppen des Schmalkaldischen Bundes (1542). Heinrich Brandes, belegt 1542 und 1544, mercenarius des Klosters Escherde, gilt als erster luth. Prediger.4 Mit Johannes Zelhorst/Selhorst wurde Betheln nach der Rückkehr des Hzg. (1547) zunächst wieder rekatholisiert. Zelhorst blieb aber als aliquomodo tollerabilis nach der Visitation 1568 im Amt5 und setzte die Reformation endgültig um. Obwohl Betheln 1643 wieder unter stiftshildesheimische Landesherrschaft fiel, wurde im gleichen Jahr die calenbergische Gemeinde Eddinghausen eingepfarrt.
Wohl zwischen 1569 und 1578 war in Betheln eine Küsterschule eingerichtet worden. 1578 erscheint ein Küster und Schullehrer im Winzenburger Erbregister. Mit Bernhard Nollen († 1669) ist in Betheln in der Kopfsteuerbeschreibung des Hochstifts Hildesheim 1664 erstmals ein Lehrer namentlich belegt. Das 1714 erbaute Schulhaus wurde 1966 abgerissen.
Mit der Säkularisierung des Klosters Escherde (1810) und der Umwandlung in eine königliche Domäne (Haus Escherde) stieg dort der Anteil der ev. Bevölkerung, während die Zahl der Katholiken zurückging. 1837 wurden die luth. Einwohner von Haus Escherde nach Betheln eingepfarrt.
Von 1851 bis 1854 war Dr. Johann Wilhelm Hanne Pfarrer in Betheln, musste die Gemeinde aber wegen seiner offenen Agitation gegen „sittlichen Gebrechen der Gemeinde“ bald wieder verlassen. Von 1895 bis 1935 wirkte am Ort der u. a. um die Patrozinienforschung verdiente P. Edgar Hennecke (zahlreiche historisch-theologische Schriften). Sein Nachfolger, P. Schulz (1937–1944), war Mitglied der BK. Der Kirchenkampf hatte für die Gemeinde keine Bedeutung, jedoch ergaben sich Schwierigkeiten durch die Mitgliedschaft des Bürgermeisters und des NS-Ortsgruppenleiters im KV. Die ev. Bekenntnisschule wurde in der NS-Zeit in eine Gemeinschaftsschule umgewandelt.
Seit 1. Oktober 1976 sind die KG Betheln und Barfelde pfarramtlich verbunden.6

Umfang

Die Dörfer Betheln und Eddinghausen, seit 1837 auch Haus Escherde.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Rheden der Diözese Hildesheim. – Kam bei der Neuordnung der kirchlichen Aufsichtsbezirke 1542 zur Insp. Alfeld, 1568 Insp. Wrisbergholzen, nach deren Auflösung um 1650/60 zur Insp. Gronau, deren Sitz 1701 auf Alfeld überging. 1829 zur neu gegründeten Insp. (1924: KK) Elze (1. Januar 1975 umbenannt in KK Elze-Coppenbrügge. Mit der Vereinigung der KK Bockenem-Hoheneggelsen und Elze-Coppenbrügge am 1. Januar 2005 zum KK Hildesheimer Land7; seit 1. Januar 2011 KK Hildesheimer Land-Alfeld, Amtsbereich Elze).

Patronat

Ursprünglich das Mauritiuskloster auf dem Moritzberg in Hildesheim (gegründet 1058), ab 1125 das Augustinerkloster in Backenrode (seit 1259 unter dem Namen Kloster Marienrode), 1293 durch Bf. Siegfried von Hildesheim bestätigt.8 Abt Widekind von Marienrode übertrug das Patronatsrecht 1296 dem Kloster Escherde.9 Nach dessen Aufhebung 1810 der Landesherr (bis 1871).

Kirchenbau
Kirche, Grundriss, 1939

Kirche, Grundriss, 1939

Die mittelalterliche Kirche brannte 1714 nach einem Blitzschlag nieder. Als Notbehelf diente vorläufig die Klosterkirche von Haus Escherde. In der Amtszeit von P. Christoph Joachim Schmöen wurde 1730/33 ein Neubau errichtet. Überschlämmter, einschiffiger Bruchsteinsaal zu vier Achsen mit hohen Rundbogenfenstern und fünfseitig geschlossenem Chor. Im Osten des Chors ein Sakristeianbau vom Ende des 19. Jh. Der Kirchensaal mit hölzernem Spiegelgewölbe. Dreiseitige Empore, im Westen zweistöckig. Renovierung 1965/66.

Turm

Westturm mit geschweiftem Dach und achtseitigem verschiefertem Aufsatz mit barocker Haube (1791/95, nach Entwurf des Bauaufsehers Johann Heinrich Ohlmer). Turmrenovierung 1998.

Grablege

Die Kirche war u. a. Grabstätte für P. Christoph Joachim Schmöen († 1767) und seine Frau Dorothea Elisabeth sowie ihren Sohn P. Christoph Heinrich Schmöen († 1787). Die Gruft wurde 1886 zugeschüttet, die Grabplatte von C. Joachim Schmöen ist außen an der Südwand des Kirchenschiffs erhalten.

Kirche, Blick zum Altar, Foto: Ernst Witt, Hannover, August 1966

Kirche, Blick zum Altar, Foto: Ernst Witt, Hannover, August 1966

Ausstattung

Massiver Blockaltar, dahinter ein spätbarocker Kanzelaltar aus der Werkstatt des Bildschnitzers Ernst Dietrich Bartels10, Hildesheim (1734). Zweigeschossiger Aufbau über hoher Sockelzone. Flacher, polygonal gebrochener Kanzelkorb mit Darstellung Christi und der vier Evangelisten. Darüber ein um 1800 übermaltes Kreuzigungsbild, flankiert von den Schnitzfiguren Marias und des Jüngers Johannes. Auf der Spitze Christus als Triumphator. Seitlich die Figuren Moses, Johannes der Täufer, Petrus und Paulus. In der Predella eine plastische Abendmahlsgruppe. – Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. – Messingkronleuchter (Anfang 18. Jh., gestiftet von Jacob Möller).

Orgel

1699 wird der Bau einer Orgel durch einen Hildesheimer Orgelbaumeister erwähnt.11 Neubau zur Einweihung der neuen Kirche 1733. 1885 Neubau durch Firma Faber (Salzhemmendorf). Umbau des Werks 1966 durch Orgelbaumeister Ludwig Hoffmann (Betheln), 18 II/P (HW, OW), mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Drei LG in fis’, a’ und h’ (alle Bronze, Gj. 1975, Gebrüder Rincker, Sinn). – Zwei SG in fis’’ und gis’’ (beide Eisen, Gj. wohl 1913). – Früherer Bestand: In der alten Kirche werden 1649 erstmals zwei Glocken erwähnt, die 1717 zu einer neuen Glocke umgegossen wurden (erhalten und in der Kirche aufgestellt). Eine 1776 von C. A. Becker (Hildesheim) gegossene LG wurde im Ersten Weltkrieg abgeliefert; zwei LG der Firma Radler (Hildesheim) aus dem Jahr 1930 wurden im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen. 1948 erhielt die Kirche ein Stahlgeläut der Firma Weule (Bockenem); 1975 ersetzt.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus, Pfarrscheune und Pfarrwitwenhaus wurden beim Brand von 1714 zerstört. Das danach neu errichtete Pfarrhaus wurde 1824 wegen Baufälligkeit abgebrochen und durch einen weiteren Neubau ersetzt. Die seinerzeit errichtete Pfarrscheune wurde 1852 gleichfalls erneuert und 1952 zum Gemeinschaftsraum/Gemeindehaus ausgebaut. – Das Pfarrwitwenhaus wurde 1913 abgerissen.

Friedhof

In kirchlicher Trägerschaft. Ursprünglich auf dem Kirchhof, 1859 an den südlichen Ortsrand verlegt (Straße Am Friedhof).12 FKap in Trägerschaft der Samtgemeinde Gronau.

Liste der Pastoren (bis 1940)

(1542, 1544, Heinrich Brandes, wohl noch kath.) – 1568–1589 Johannes Zelhorst (Selhorst). – 1589–1635 oder länger Henning Mejer (Meyer). – 1638–1673 Heinrich Helle (Serenus). – 1673–1686 Johannes Justus Gecius. – 1687–1718 (?) Johann Henning Schmidt. – 1719–1758 Christoph Joachim Schmöen. – 1758–1787 Christoph Heinrich Schmöen. – 1788–1808 Johann Friedrich Wiegrebe. – 1808–1828 Johann Christian Millerding. – 1828–1834 Johann Ferdinand Brauns. – 1834–1851 Julius Berensbach. – 1851–1854 Dr. phil. Johann Wilhelm Hanne. – 1854–1867 Friedrich August Roskamp. – 1867–1895 Ernst August Hermann Heinrich Hunnius. – 1895–1835 D. Dr. Ludwig Theodor Edgar Hennecke. – 1937–1944/45 Gerhard Christian Friedrich Helmut Ludwig Schulz.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 86–87

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 962–965 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 740–747 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 196Digitalisat, 197Digitalisat, 198Digitalisat (Visitationen); D 22b (EphA Elze); D 120 (PfA Betheln).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1719
Trauungen: ab 1719
Begräbnisse: ab 1719
Kommunikanten: ab 1777 (Lücken: 1799, 1803–1816)
Konfirmationen: ab 1789 (Lücken: 1804–1815)

Literatur & Links

A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 218; Jürgens u. a., KD Kr. Alfeld II, S. 13–16.
B: Klaus Depping: Geschichte von Betheln, Barfelde, Eddinghausen und Haus Escherde, 3 Bde., 1981.
Internet: Familienkunde Niedersachsen: Pastorenliste (.pdf); Bildindex der Kunst & Architektur: Kirche, Kanzelaltar, Glocke (1776), Glocke (1776)


Fußnoten

  1. UB HS Hildesheim I, Nr. 68. Vgl. dazu insgesamt: Casemir, Krueger, Ohainski & Peters, 1022, S. 54.
  2. UB HS Hildesheim II Nr. 102 (26.03.1224); Cal. UB IV, Marienrode, Nr. 1 (22.05.1225).
  3. UB HS Hildesheim II, Nr. 469.
  4. Depping II, S. 14; Kayser, Kirchenvisitationen, S. 221.
  5. Spanuth, Quellen, S. 276.
  6. KABl. 1976, S. 154.
  7. KABl. 2005, S. 5-7.
  8. UB HS Hildesheim III, Nr. 970.
  9. UB HS Hildesheim III, Nr. 1087-1090 und 1093.
  10. Depping II, S. 50.
  11. Gemeindebuch KK Elze, S. 22.
  12. LkAH, D 22b, Spec. Betheln A 590.