Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Peine | Patrozinium: Martin Luther | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Die KG Martin Luther in Peine gründete sich zum 1. April 1958. Sie übernahm dabei den südöstlichen Teil der KG Peine, St. Jakobi, deren dritte Pfarrstelle sowie den KiGa I.1 Die Vorgeschichte der KG reicht ins 19. Jh. zurück: Zwischen 1850 und 1900 hatte sich die Einwohnerzahl Peines auf etwa 15.000 vervierfacht und bereits 1896 war daher eine ständige Pfarrkollaboratur errichtet2 und 1903 in eine dritte Pfarrstelle umgewandelt worden.3 Vor den Toren des Walzwerks ließ die KG 1911 ein neues Pfarr- und Gemeindehaus (Architekt Anton von Norden) für diesen Stadtteil errichten und 1930 um einen Kapellenanbau erweitern. Auch Pläne für einen Kirchenbau lagen 1911 bereits vor, zur Umsetzung kamen sie jedoch, in überarbeiteter Form, erst 1954/55 (Architekt Anton von Norden). Landesbischof Hanns Lilje weihte die Kirche am Erntedankfest 1955 ein, drei Jahre später konstituierte sich die KG.

Kirche, Ansicht von Nordwesten

Kirche, Ansicht von Nordwesten

Die Peiner Südstadt war ein Arbeiterstadtteil, geprägt von Walzwerk und Ilseder Hütte, die KG Martin Luther wird in den Visitationsberichten regelmäßig als „Walzwerkgemeinde“4 bezeichnet. Der Anteil türkischer Gastarbeiter stieg stark und zeitweise unterhielt der KK eine Vorschule für türkische Kinder im Bereich der KG.5 Zum 1. Oktober 1963 erhielt die KG eine zweite Pfarrstelle,6 die seit 1964 besetzt war. Ein Jahr später weihte die KG ein neues Gemeindehaus ein. Zur Errichtung einer dritten Pfarrstelle, angesichts der Einwohnerzahlen in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre diskutiert, kam es nicht. Unruhe und Unfrieden in die Gemeinde brachte 1974 ein Beschluss des KV, den seinerzeitigen Inhaber der zweiten Pfarrstelle, der in Teilen der KG beliebt und besonders in der Jugendarbeit engagiert war, nicht in eine ständige Anstellung zu übernehmen. Die Stelle konnte erst 1977 wieder besetzt werden. 1976 eröffnete der Neubau des ev. KiGa in der Breslauer Str., der in den 2000er Jahren um das Familienzentrum Peine erweitert wurde. Die zweite Pfarrstelle der Gemeinde wurde 1995 halbiert, 2006 auf ein Viertel reduziert und zusammen mit Dungelbeck versehen7, seit 2012 ist die Stelle vakant. Seit 2009 bildet die Jakobigemeinde mit den KG Peine, Frieden, Peine, St. Johannis, Peine, Martin Luther, Stederdorf (Peine), Vöhrum und Eixe die Region Stadt des KK Peine. Um bei der Erfüllung ihrer gemeindlichen Aufgaben in Zukunft stärker zu kooperieren, gründeten diese Gemeinden zum 1. Juli 2018 gemeinsam den „Ev.-luth. Kirchengemeindeverband Peine“.8

Pfarrstellen

I: 1958 (zuvor III Peine, St. Jakobi). II: 1963, ab 1995 ½ Dienstauftrag.9

Umfang

Südstadt Peine.

Aufsichtsbezirk

KK Peine

Kirchenbau – Martin-Luther-Kirche

Dreischiffiger, roter Backsteinbau mit Lang- und Querhaus sowie eingezogenem, etwas niedrigerem Ostchor, 1954/55 nach Plänen Antons von Norden (1879-1955) errichtet. Hohe Rechteckfenster an Langhausseiten, großes Rechteckfenster über niedrigem Hauptportal im Westen, Satteldach, Schleppdächer über Querhausarmen. Im Innern flache Decke, niedrigere Seitenschiffe, durch schlanke Säulen vom Mittelschiff abgeteilt.

Kirche, Blick zum Altar

Kirche, Blick zum Altar

Turm

Freistehender, schlanker Glockenturm über quadratischem Grundriss mit geböschtem Sockel, rundbogig durchbrochen, südlich neben der Westfront. Turmuhr (1994 saniert).

Ausstattung

Schlichter Steinaltar. – Monumentales Altarretabel mit segnendem Christus (Blutulme, Otto Flath, Segeberg). – Hölzerne Taufe, drei Engel darstellend. – Farbiges Glasfenster und Relief (Heimkehr des verlorenen Sohns) über Eingang.

Orgel

Neubau durch Emil Hammer (Hannover) 1955, 30 III/P, mechanische Traktur, Schleifladen (Opus 1391), 1998 Sanierung und Reparatur durch Gebr. Hillebrand (Altwarmbüchen). Hinter dem Altar aufgestellt, Gehäuseentwurf Wulf Knipping.

Geläut

Drei LG, I: f’; II: g’; III: a’ (alle Stahl, Gj. 1954, Bochumer Verein).

Kirchenbau – Lutherkapelle
Lutherkapelle, Blick zum Altar

Lutherkapelle, Blick zum Altar

1930 als Anbau des Pfarrhauses errichtet. Rechteckbau mit Satteldach und Dachgauben, seitlicher, runder Glockenturm. Im Innern flache Decke, spitzbogige Altarnische mit farbigem Glasfenster.

Orgel

Neubau 1939 durch die Firma Emil Hammer (Hannover), 11 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen (Opus 1243), Instandsetzung durch Christoph Grefe (Bülten) im Jahre 2005.

Geläut

Zwei LG, I: a’; II: c’’ (beide Stahl, Gj. 1947, Bochumer Verein).

Weiter kirchliche Gebäude:

Pfarrhaus I (Bj. 1911). – Pfarrhaus II (Bj. 1963). – Gemeindehaus (Bj. 1965). – Kindergarten (Bj. 1976).

Friedhof

Mit Peine, St. Jakobi.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

D 97 (EphA Peine).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1958
Trauungen: ab 1958
Begräbnisse: ab 1958
Kommunikanten: ab 1897
Konfirmationen: ab 1958

Früher siehe Peine, St. Jakobi.

Literatur

A: Kirchen KK Peine, S. 36 f.; Pape, Orgeln Kr. Peine, S. 43 f.; Pape/Schloetmann, Hammer, S. 149 f. und 158 f.

B: Harald Brandes, Martin Lechler und Christof Pannes (Hg.): Lebendige Steine – Erzählende Bilder. 100 Jahre St.-Jakobi-Kirche Peine. 1899–1999, Peine 1999.


Fußnoten

  1. KABl. 1958, S. 92 f.
  2. KABl. 1896, S. 54.
  3. KABl. 1903, S. 15.
  4. Etwa LkAH, L 5h, unverz., Peine, Martin Luther, Visitation 1963.
  5. LkAH, L 5h, unverz., Peine, Martin Luther, Visitation 1996.
  6. KABl. 1963, S. 138.
  7. KABl. 2006, S. 137.
  8. KABl. 2018, S. 64 ff.
  9. KABl. 1995, S. 40.