Sprengel Ostfriesland-Ems, KK Aurich | Patrozinium: Peter und Paul (2007)1 | KO: Ostfriesische KO von 1716

Orts- und Kirchengeschichte

Das Dorf ist schriftlich erstmals als Timberlae in einem Urbar der Abtei Werden belegt, das sich auf das 10. Jh. datieren lässt.2 Siedlungsspuren reichen zurück bis in frühmittelalterliche Zeit (8. Jh.).3 Timmel gehörte vielleicht zur ostfriesischen Landesgemeinde Moormerland, vielleicht zum Auricherland.4 Seit der ersten Hälfte des 15. Jh. gelang es der Familie Cirksena, ihr Herrschaftsgebiet auf das gesamte Ostfriesland auszudehnen und Ks. Friedrich III. († 1493) ernannte sie im Jahr 1464 zu Reichsgrafen von Ostfriesland (Reichsfürsten seit 1654/62). In der zweiten Hälfte des 15. Jh. bildete sich die Ämterstruktur der Gft. Ostfriesland heraus, Timmel zählte zum Amt Aurich.5 Während der Moorkolonisation des 17. Jh. wurden mehrere Neusiedlungen bei Timmel angelegt: 1633 Timmeler Fehn (später Großefehn), 1637 Lübbertsfehn, 1639 Hüllenerfehn, 1647 Boekzetelerfehn und um 1660 Neues Timmeler Fehn (später Neuefehn). Mitte des 18. Jh. folgten Spetzerfehn und Jheringsfehn. Der Übergang unter preußische Herrschaft im Jahr 1744 ließ die Ämterstruktur in Ostfriesland unverändert. In den ersten beiden Jahrzehnten des 19. Jh. erlebte Ostfriesland mehrere Herrschaftswechsel: Ab 1807 zählte Timmel zum Kgr. Holland, ab 1810 zum Kaiserreich Frankreich (Département Ems-Oriental, Arrondissement Aurich, Kanton Timmel), ab 1813 wieder zum Kgr. Preußen und ab 1815 zum Kgr. Hannover. Kurzzeitig war Timmel Sitz eines gleichnamigen Amtes (1852 bis 1859). Mit der Annexion Hannovers 1866 kehrte Ostfriesland erneut zurück unter preußische Herrschaft. Bei Einführung der Kreisverfassung 1885 Timmel zum Kr. Aurich. Seit 1972 ist Timmel Teil der neuen Gemeinde Großefehn. Zur Sozialstruktur des Kirchspiels schrieb der Ortspastor 1957: „Die Gemeinde besteht vorwiegend aus Bauern.“6 Im Jahr 1823 lebten gut 410 Menschen in Timmel, 1925 fast 565, 1939 knapp 570, 1946 etwa 755 und 2014 fast 1.000.

Timmel, Kirche, evangelisch-lutherisch, Außenansicht

Kirche, Blick von Süden, 2015, Foto: fentjer, CC BY-NC-ND 4.0

Bei archäologischen Grabungen im Innern der Timmeler Kirche konnten 1976 zwei Vorgängerbauten nachgewiesen werden: Eine Holzkirche, erbaut vielleicht im 12. Jh., sowie eine Backsteinkirche, erbaut etwa um 1300.7 Ältestes sichtbares Zeugnis der örtlichen Kirchengeschichte ist die mittlere Glocke, gegossen im 14. Jh. Namen vorref. Geistlicher aus Timmel sind nicht überliefert. Südöstlich des Dorfes Timmel befand sich in vorref. Zeit ein klösterliches Vorwerk der Zisterzienser, das eine eigene Kapelle besaß. Das Vorwerk wurde vom Kloster Klaarkamp bewirtschaftet und 1469 an das Kloster Ihlow verpachtet; später kam es an das Kloster Thedinga bei Leer.8
Einzelheiten zur Entwicklung in Timmel während der Reformationszeit sind nicht überliefert. Die Reformation hatte sich in Ostfriesland mindestens unter Duldung des Landesherrn Gf. Edzard I. († 1528) ausgebreitet, aber ohne seine Lenkung.9 So entwickelte sich ein Nebeneinander verschiedener prot. Richtungen. Gf. Enno II. († 1540) versuchte, die ostfriesische Kirche eher luth. zu gestalten, Gfn. Anna († 1575) bemühte sich, ihr eine eher ref. Form zu geben. Die gemeinsame Regierungszeit ihrer Söhne, des ref. Gf. Johann II. († 1591) und des luth. Gf. Edzard II. († 1599), war vom Ringen um jeweils alleinige Herrschaft geprägt und verfestigte das Nebeneinander ref. und luth. Gemeinden. Die Konkordate von 1599, geschlossen zwischen den Landständen und dem Landesherrn, schrieben den Konfessionsstand der einzelnen ostfriesischen Gemeinden genauso fest, wie das Gemeindewahlrecht bei den Pfarrstellenbesetzungen. 1631 erarbeitete GSup. Michael Walther († 1662) eine neue KO für die luth. Gemeinden, deren zweite Auflage von 1716 bis heute gültig ist.10
Aus dem frühen 17. Jh. ist schließlich erstmals der Name eines ev. Pastors in Timmel überliefert: P. Gottfried Aetius (amt. 1614–1618). Mitte des 17. Jh. erhielt die Kirche ein neues Altarretabel, Ende des 17. Jh. eine neue Kanzel; beide Stücke befinden sich noch heute in der Kirche. Ein Lehrer ist in Timmel seit 1679 nachweisbar. In die lange Amtszeit von P. Hermann Schomerus (amt. 1707–1765) fiel der Neubau der Timmeler Kirche. Das bisherige Gotteshaus aus mittelalterlicher Zeit war baufällig und für die aufgrund der Moorbesiedlung wachsende Gemeinde zu klein. 1736 konnte die Gemeinde die neue Kirche einweihen (den Kirchturm ließ die Gemeinde erst 1850 errichten). Theologisch war P. Schomerus vom Pietismus geprägt, ebenso wie P. Rudolph Heinrich Taute (amt. 1768–1791).11
P. Taute veröffentlichte 1778 ein Büchlein über ein im Alter von knapp zehn Jahren verstorbenes Kind aus seiner Gemeinde: „Wahrhafter Bericht von dem seltenen und merkwürdigen Gnadenwerk Gottes in einem zehnjährigen Kinde Jonas Eilers, geboren zu Timmel im Jahre 1768, gestorben daselbst im Jahre 1778“. Einen Monat vor seinem Tod hätte der Junge eine Offenbarung erlebt. Nachdem er in Luthers Kleinem Katechismus zu den Zehn Geboten und zum Vaterunser gelesen hatte, sei bei „Nachdenken und Gebet […] eine solche Freude von Gott in seine Seele gekommen, die er nicht hätte aussprechen können“.12 Während der folgenden Tage und Wochen habe er „mit seinen Eltern und mit jedem, der ihn besuchte, von Gott und göttlichen Wahrheiten“ geredet.13 Mehrfach seien zahlreiche Menschen aus Timmel und Umgebung zu ihm gekommen und hätten ihm „andächtig zugehört“14: „Er redete aber nicht als ein Kind, sondern als ein in göttlichen Wahrheiten gelehrter, geübter und erfahrener Mann“.15 P. Tautes „Wahrhafter Bericht“ löste theologische „Streitschriftenauseinandersetzungen über Natur und Gnade“ aus.16 In der Timmeler Kirche erinnert noch heute eine gusseiserne Gedenktafel an Jonas Eilers.

Kirche, Ansicht von Nordwesten, Teilansicht, Grafik

Kirche, Ansicht von Nordwesten, Teilansicht, Grafik

Von 1791 bis 1872 hatten nacheinander insgesamt vier Mitglieder der Familie Riese das Pfarramt in Timmel inne: P. Johann Friedrich Riese (amt 1791–1826), sein Sohn P. Johann Heinrich Riese (amt. 1826–1840) sowie dessen Söhne P. Johann Friedrich Riese (amt. 1840–1851) und P. Gerhard Edzard Riese (amt. 1852–1872). Der älteste P. Riese gründete 1798 zusammen mit P. Georg Siegmund Stracke (amt. 1789–1814) aus Hatshausen und weiteren Geistlichen die erste deutsche Missionsgesellschaft, die „Missionssozietät vom Senfkorn“.17 Während der Amtszeit des jüngsten P. Riese setzte die schrittweise Verkleinerung des Kirchspiels Timmel ein, das aufgrund der Moorkolonisierungen des 17. und 18. Jh. stark gewachsen war: 1857 gründete sich das Kirchspiel Großefehn und 1864 das Kirchspiel Jherings-Boekzetelerfehn. 1912 trennet sich schließlich auch Neuefehn von der KG Timmel und kam zur neugegründeten KG Stiekelkamperfehn.18 P. Peter Jacob Bernhard Siemens (amt. 1881–1924) war seit 1899 gleichzeitig Sup. der 9. luth. Insp. in Ostfriesland. In seine Amtszeit fiel 1888 die Gründung des Posaunenchors Timmel, vorgeschlagen von „einer kleinen Gruppe ortsansässiger Handwerker, die eine von 1884 bis 1886 andauernde Kirchenrenovierung abgeschlossen hatten“.19
Während der NS-Zeit hatte P. Take Wübbena (amt. 1924–1948) das Pfarramt in Timmel inne. Kirchenpolitisch zählte er zu den DC. Ebenso wie sein Nachfolger, P. Theodor Heyer (amt. 1949–1955), hatte er 1933 dem Führerrat der DC in Ostfriesland angehört und war Teil des „engen Kreis der DC“.20 Im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ gab er 1946 rückblickend an, er sei „im Interesse der Volksmission anfangs D.C.“ gewesen; in die NSDAP sei er nicht eingetreten.21
Im Jahr 1927 hatte die Zahl der Gemeindeglieder des Kirchspiels bei gut 900 gelegen, 1950 war sie auf fast 1.210 gestiegen, „darunter ca. 350 Flüchtlinge“.22 Nach der Visitation 1950 schrieb der Sup., die Gemeinde Timmel habe „einen einheitlichen, konservativen Charakter“ und werde „infolge ihrer Abgeschlossenheit von den Verkehrszentren nicht so leicht vom Zeitgeist angekränkelt“.23
Nach der Visitation 1973 hob der Sup. des KK Großefehn in seinem Bericht das „aktive Gemeindeleben“ in Timmel hervor: „Der Posaunenchor, die Singgruppe der Kinder, die verhältnismäßig starke und aktive Frauengruppe und ein aktiv mitarbeitender Kirchenvorstand geben der Gemeinde ein erfreuliches Gepräge.“24 Mit P. Gerhard Edzard Riese (amt. 1979–1998) übernahm in der zweiten Hälfte des 20. Jh. erneut ein Angehöriger jener Familie das Pfarramt, aus der bereits im 18. und 19. Jh. vier Timmeler Pastoren hervorgegangen waren. 1981 baute die Gemeinde die ehemalige Pfarrscheune zu einem Gemeindehaus um. Mitte der 1980er Jahre war die Zahl der Gemeindeglieder wieder auf weniger als 1.000 zurückgegangen und lag 1985 bei 945.25 Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche hatte die KG Timmel Kontakte zur Kirchgemeinde Kändler (nordwestlich von Chemnitz) geknüpft; in den Unterlagen zur Visitation 1991 schrieb der Ortspastor dazu: „Seit vielen Jahren intensive Beziehungen mit Besuchen und Gegenbesuchen“.26
Die KG Timmel ist seit März 2003 pfarramtlich verbunden mit der KG Mittegroßefehn.27 Seit 2020 findet der sonntägliche Gottesdienst abwechselnd in Timmel und in Mittegroßefehn statt. Den Namen „Ev.-luth. Petrus-und-Paulus-KG Timmel“ erhielt die Gemeinde offiziell im Jahr 2007; in Gebrauch war er bereits seit Mitte der 1980er Jahre.28

Umfang

Timmel sowie Ulbargen und Westgroßefehn. 1925 einige Grundstücke in Ulbargen umgepfarrt nach Großefehn.29 Bis 1912 hatte auch die 1660 gegründete Moorsiedlung Neuefehn zu Timmel gehört (dann zur neuen KG Stiekelkamperfehn).30 Bis 1864 war auch die in der zweiten Hälfte des 18. Jh. angelegte Moorkolonie Jheringsfehn-Hoek kirchlich zu Timmel gehört (dann zur neuen KG Jherings-Boekzetelerfehn). Bis 1857 gehörte die 1633 gegründete Moorsiedlung Großefehn zum Kirchspiel Timmel (dann zur neuen KG Großefehn).

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Friesland der Diözese Münster (sedes Leer).31 – Von 1631 bis 1643 unterstand Timmel dem luth. Coetus in Aurich und ab 1643 unmittelbar dem luth. Konsistorium Aurich. Nach der Insp.-Ordnung von 1766 zur 1. luth. Insp. in Ostfriesland. 1868 zur neu eingerichteten 9. luth. Insp., ab 1924 KK Großefehn.32 Zum 1. Januar 1974 KK Großefehn aufgehoben, Timmel kam zum KK Aurich.33

Patronat

Genossenschaftswahlrecht der Gemeinde (Interessentenwahlrecht).

Kirchenbau
Timmel, Kirche, evangelisch-lutherisch, Außenansicht

Kirche, Blick von Südwesten, 2015, Foto: fentjer, CC BY-NC-ND 4.0

Schlichter, rechteckiger Saalbau, errichtet 1736 auf den Fundamenten des mittelalterlichen Vorgängerbaus (Maurermeister Andreas Lampert, Tirol). Satteldach. Backsteinmauerwerk. Nach Süden sechs spitzbogige Sprossenfenster, nach Norden vier. Nach Osten zwei kleine zweibahnige Spitzbogenfenster, im Giebel ein Kreisfenster. Im Innern flache Balkendecke im Schiff, hölzerne Kassettendecke im Chor; zwischen Chor und Schiff durchbrochener, hölzerner Muldenbogen auf dünnen Säulchen, Inschrift: „Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth“; Westempore. 1884–86 Kirchenrenovierung (u. a. Ostempore abgebrochen, hölzerne Kassettendecke, Holzbogen – und Pastorenstände? – im Chor eingebaut). 1974–81 Außen- und Innenrenovierung (u. a. Mauerwerk ausgebessert, Dach neu gedeckt, Fußbodenheizung, neues Gestühl).

Fenster

Ostfenster mit eingesetzten Wappenscheiben (17./18. Jh., 1976 ausgebaut, restauriert und 1979 wieder eingebaut).

Turm

Vierseitiger, dreigeschossiger Westturm, erbaut 1850 (vorher mittelalterliches Glockenhaus südlich der Kirche). Verschieferter Turmhelm mit vierseitigem Ansatz und achteckiger Spitze, bekrönt mit Kugel und Schwan. Ziegelmauerwerk, gegliedert mit Ecklisenen und Friesen. Im Obergeschoss je ein segmentbogiges Schallfenster an jeder Seite, im Mittelgeschoss je eine große Spitzbogennische mit je zwei spitzbogigen Schallfenstern nach Norden, Süden und Westen; im Erdgeschoss Spitzbogenportale nach Norden und Süden, nach Westen Spitzbogenfenster (nur Bogenfeld), darunter Inschriftentafel: „den 23. July 1850“; mehrere Ziegel mit Inschriften, u. a.: „Bauaufseher J. T. C. Cassens“, „Zim. I. L. W. Gronewold“, „Prediger J. F. Riese“, „G. H. Jacobs“ und „I. H. Frerichs Bauubernem.“ 1974 Instandsetzung. 1999 Mauerwerkssanierung.

Vorgängerbauten

Bei archäologischen Untersuchungen wurden 1976 Spuren zweier Vorgängerbauten entdeckt.34 Bau I: Holzkirche, erbaut etwa im 12. Jh., vielleicht knapp zehn Meter lang und knapp fünf Meter breit. Bau II: Backsteinkirche mit Apsis, erbaut um 1300. Im 14./15. Jh. Lettner eingebaut. 1707 Emporen eingebaut Um 1730 abgebrochen da baufällig und zu klein.

Orgel

Orgel

Ausstattung

Holzverkleideter Blockaltar mit neugotischem Holzretabel (1884), Spitzbogennische mit Wimperg und Fialen sowie durchbrochenem Schnitzwerk an den Seiten (Weinranken); in der Nische geschnitzte Kreuzigungsgruppe: Kruzifix, Maria, Johannes; in der Predella Inschrift: „Kommt, denn es ist alles bereit“; seitlich des Altars zwei freistehende Stelen mit Schnitzfiguren der Apostel Petrus und Paulus; rückseitige Inschrift am Altar: „Pastor P. Siemens. 1884. Gewidmet von Frl. L[ümka] Gerdes zu Großefehn“. – Hohe Holzkanzel (1695, H. Vellage, Aurich), vor den Ecken des polygonalen Kanzelkorbs gewundene Säulen; Wandungen mit rundbogigen Füllungen, davor auf Konsolen fünf vergoldete Holzskulpturen: Christus und die vier Evangelisten; an der Brüstung Inschrift: „Verkündige meinem Volke ihr Übertreten, und dem Hause Jacob ihre Sünde“; Kanzelkorb auf einer sechsseitigen Stütze. – Sanduhr (17./18. Jh.). – Schlichter pokalförmiger Taufstein aus rotem Sandstein (1978, Jan de Buhr, Pewsum), achtseitiges Becken, achtseitiger Schaft, vierseitiger Fuß. – Mittelteil des ehemaligen Altarretabels (Mitte 17. Jh.), Abendmahlsgemälde, Öl auf Holz, gerahmt von Pilastern und Gebälk, seitlich zwei Inschriftentafeln: „Jesus sprach: Nehmet hin und esset: das ist mein Leib“ und „Jesus sprach: Nehmet hin und trincket das ist mein Blut“; in der Predella Gemälde der vier Evangelisten, Öl auf Holz, dazwischen verzierte Kassettenfelder; 1986 und 2005 Retabel restauriert. – Zwei hölzerne Pastorenstände links und rechts im Altarraum. – Inschriftentafel, Eisenguss: „Gedenktafel an das seltene und merkwürdige Gnadenwerk Gottes in dem zehnjährigen Kinde Jonas Eilers, geboren zu Timmel am 26. September 1768, und am 23. Juli 1778 daselbst freudig und selig in dem Herrn entschlafen. Matth. 11 Vers 26: Zu derselben Zeit antwortete Jesus, und sprach: Ich preise dich, Vater und Herr Himmels und der Erde, dass du solches den Weisen und Klugen verborgen hast, und hast es den Unmündigen geoffenbaret.“ – Inschriftentafel, Eisenguss, Verzeichnis der Pastoren (Jahreszahlen erst ab P. Peter Thomas Thomsen korrekt, zuvor Sterbejahre falsch zugeordnet). – Parament (19. Jh.), rotes Tuch, in der Mitte gestickter Vierpass mit Lamm Gottes.

Orgel

1740 Orgelbau, ausgeführt von Johann Friedrich Constabel (Wittmund), 13 II/aP (HA, BW); Instrument aufgestellt auf der Ostempore. 1884–86 im Zuge der Innenrenovierung der Kirche Änderung der Disposition, gleichzeitig Orgel auf Westempore versetzt. Zinkpfeifen im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben. 1916/17 Neubau des Orgelwerks, ausgeführt von P. Furtwängler & Hammer (Hannover), 16 II/P, pneumatische Traktur (Opus 838):35 1963 Neubau des Orgelwerks, ausgeführt von Hermann Hillebrand (Altwarmbüchen), 18 II/P (HW, RP), mechanische Traktur, Schleifladen; Gehäuse von 1740 erhalten.

Kirche, Ansicht von Südwesten

Kirche, Ansicht von Südwesten

Geläut

Drei LG, I: d’ (Bronze, Gj. 1968, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg), Inschrift: „Christus spricht: Ich lebe und ihr sollt auch leben. Johannes 14,19b“, Bild: Kreuz; II: g’ (Bronze, Gj. 14. Jh.), keine Inschrift, Glocke verziert mit rautenförmigem Bandmuster, 2005 Riss festgestellt, Glocke 2006 repariert (Firma Lachenmeyer, Nördlingen); III: a’ (Bronze, Gj. 1968, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg), Inschrift: „Ihr seid Gottes Kinder durch den Glauben an Christus Jesus. Galater 3,26“, Bild: Taube. – Früherer Bestand: Eine LG (Bronze, Gj. 1407), Inschrift wohl: „Maria Anno Domini 1407. O rex glorie Christe, veni cum pace“ (Maria im Jahr des Herrn 1407. O König der Ehre, Christus, komm mit Frieden), um 1740 geborsten.36 Eine LG (Bronze, Gj. 1444), um 1740 geborsten). Die beiden alten Glocken verkauft oder umgegossen zu einer neuen großen LG (Bronze, Gj. 1741), diese 1802 oder früher geborsten, umgegossen zu einer neuen großen LG (Bronze, Gj. 1802, Mammeus Fremy III), Inschrift etwa: „Kommt, ruft die Glocke, hört Gottes Wort, verstockt die Herzen nicht und geht auf Gottes Wegen, bald ruft Gott vors Gericht. J. F. Riese, Prediger. J. Onneken, Organist. Marten O. Cassens und Jacob Hanssen, Vorsteher. Timmel und Ulbargen 1802“, im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben (1917), nicht eingeschmolzen und 1918 wieder aufgehängt, im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben (1942).37 Eine kleine LG, fis’ (Bronze, Gj. 1312), Inschrift: „anno domini 1312 ukone plebano in hobborssum. dum trahor, audite, rogo vos ad sacra, venite“ (Im Jahr des Herrn 1312 war Uko Pleban in Hof-Borssum. Hört, wenn ich geläutet werde, ich rufe euch zum Gottesdienst, kommt), Glocke 1741 erworben und in Timmel aufgehängt, 1964 gerissen und repariert (Firma Lachenmeyer, Nördlingen), 1967 erneut gerissen und repariert (Firma Lachenmeyer, Nördlingen), Glocke 1968 verkauft an die ref. KG Borssum.38

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1896; Vorgängerbau 1896 abgebrannt). – Gemeindehaus (ehemalige Pfarrscheune, 1981 zu Gemeindehaus umgebaut).

Friedhof

In Timmel kirchlicher Friedhof bei der Kirche und nordöstlich der Kirche, letzterer angelegt 1896/97.

Liste der Pastoren (bis 1940)

1614–1618 Gotfried Actius. – 1624–1672 Quirinius Gerhardi. – 1672–1704 Hugo Hugen. – 1704–1707 Johann Schomerus. – 1707–1765 Hermann Schomerus. – 1765–1768 Johann Gotfried Casimir Oepke. – 1768–1791 Rudolph Heinrich Taute. – 1791–1826 Johann Friedrich Riese. – 1826–1840 Johann Heinrich Riese. – 1840–1851 Johann Friedrich Riese. – 1852–1872 Gerhard Edzard Riese. – 1873–1881 Peter Thomas Thomsen. – 1881–1924 Peter Jacob Bernhard Siemens. – 1924–1948 Take Wübbena.

Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 430–431

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 6 Nr. 8069–8070 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 21Digitalisat, A 8/Neuefehn Nr. 302Digitalisat, A 8 Nr. 426Digitalisat (CB); A 12d Nr. 46, 460-1Digitalisat, 460-2Digitalisat, 557 (GSuptur. Aurich); D 10 Nr. 610–613 (Depositalsplitter); D 80 (EphA Aurich); L 5i Nr. 109, 163, 265, 614, 789 (LSuptur. Aurich); S 09 rep Nr. 2178 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 8152 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1699
Trauungen: ab 1699
Begräbnisse: ab 1699 (Lücken: 1700–1703; unvollständig: 1699)
Kommunikanten: ab 1766 (Lücken: 1870, 1871, 1874–1877)
Konfirmationen: ab 1713 (Lücken: 1725)

Literatur & Links

A: Ahrens, Holzkirchen, S. 524; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1273; Fastenau, Bau- und Kunstdenkmäler II, S. 331–333; Kaufmann, Orgeln Ostfrieslands, S. 223; Meyer, Pastoren II, S. 430–431; Otte/Rohde, Ostfriesland II, S. 560–562; Rauchheld, Glockenkunde, S. 44, S. 183, S. 186; Schoolmann, Kirchen, S. 147–153.

B: Timberlae – Timmel. Entwicklung eines Dorfes. Beiträge zur Ortsgeschichte, hrsg. vom Dorfverein „Uns Timmel e. V.“, Timmel 2011; Wilhelm Buschmann & Heike Neehus (Red.): Jubiläums-Festschrift aus Anlaß des 100jährigen Bestehens des Posaunenchores Timmel, Timmel 1988; Hermann Haiduck: Archäologische Untersuchungen in den Kirchen von Wiegboldsbur und Timmel im Kreis Aurich, in: Jahrbuch der Gesellschaft für Bildende Kunst und Vaterländische Altertümer zu Emden 57 (1977), S. 16–38; Gerhard Meyer: Die Familien der Kirchengemeinde Timmel (1699–1900) (= Ostfrieslands Ortssippenbücher 21; = Deutsche Ortssippenbücher A 136), 2 Bde., Aurich 1987; Rudolph He[i]nrich Taute: Ob eine Brieftaube lesen kann? Bericht über Jonas Eilers, Timmel/Großefehn ⁵2003.

Internet: Historische Ortsdatenbank für Ostfriesland (https://bibliothek.ostfriesischelandschaft.de/hoo/): Ortsartikel Timmel (.pdf).

GND

6036604-7, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Timmel


Fußnoten

  1. Der Name war seit Mitte der 1980er Jahre in Gebrauch, die offizielle Namensgebung erfolgte 2007, LKA, G 8/Timmel Bd. I, Bl. 125.
  2. Ostfriesisches UB II, Anhang A, I, 1, 4; Casemir/Ohainski, Niedersächsische Orte, S. 23; Timberlae, S. 48.
  3. Timberlae, S. 44 f.
  4. HOO, Artikel Timmel rechnet Timmel zum Auricherland, in Timberlae, S. 56 ff. wird das Dorf zum Moormerland gerechnet (Gleichsetzung der 1439 erwähnten Folkerdeborgh mit Timmel); auch Moßig, Auricherland, S. 72 f. sieht Timmel nicht als Teil des Auricherlandes. Zu den Landesgemeinden: Behre/Lengen, Ostfriesland, S. 115 ff.
  5. König, Verwaltungsgeschichte Ostfrieslands, S. 158 ff.
  6. LkAH, L 5i, Nr. 265 (Visitation 1957).
  7. Haiduck, S. 28 ff. Siehe auch: Timberlae, S. 51; HOO, Artikel Timmel; Meyer, Bd. I, S. 25 f.
  8. Timberlae, S. 46 f. und S. 49 f.; HOO, Artikel Timmel.
  9. Zur Reformation in Ostfriesland vgl. knapp Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 7,1, S. 312 ff.; ausführlich: Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 114 ff.
  10. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 321. Die ostfriesischen Landesherren führten die KO von 1631 jedoch nie verbindlich für alle Gemeinden ein.
  11. Meyer, Bd. I, S. 26.
  12. Taute, S. 29.
  13. Beide Zitate: Taute, S. 30.
  14. Taute, S. 55.
  15. Taute, S. 30.
  16. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 417. P. Tautes Büchlein erfuhr bis 1881 vier Auflagen, eine fünfte folgte 2003.
  17. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 400. Schaaf, Missionsgesellschaft, S. 11 ff.
  18. KABl. 1912, S. 22.
  19. Buschmann & Neehus, S. 10.
  20. Delbanco, Kirchenkampf, S. 31, S. 44 f. und S. 81, Anm. 34.
  21. LkAH, S 1 H III, Nr. 1014, Bl. 6.
  22. LkAH A 12d Nr. 460-2 (Visitation 1927, Digitalisat, Aufnahme 355). LkAH, L 5i, Nr. 109 (Visitation 1950).
  23. LkAH, L 5i, Nr. 109 (Visitation 1950).
  24. LkAH, L 5i, Nr. 265 (Visitation 1973).
  25. LkAH, L 5i, Nr. 265 (Visitation 1985).
  26. LkAH, L 5i, Nr. 614 (Visitation 1991). Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
  27. KABl. 2003, S. 39 f.
  28. LKA, G 8/Timmel Bd. I, Bl. 125; LkAH, S 09 rep. Nr. 2178, passim.
  29. KABl. 1925, S. 46.
  30. KABl. 1912, S. 22.
  31. Ostfriesisches UB II, Nr. 961 (S. 66), ebd. III, Nr. 743 (S. 205).
  32. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 451.
  33. KABl. 1974, S. 34.
  34. Haiduck, S. 28 ff. Siehe auch: Timberlae, S. 51; HOO, Artikel Timmel; Meyer, Bd. I, S. 25 f.
  35. Pape/Schloetmann, Hammer, S. 129.
  36. Meyer, Bd. I, S. 25.
  37. Meyer, Bd. I, S. 28 f.
  38. Rauchheld, Glockenkunde, S. 183 (dort 1774 als Kaufjahr angegeben). LKA, G 9 B/Timmel Bd. I, passim.