Sprengel Lüneburg, KK Winsen (Luhe) | Patrozinium: Johannes (1995) | KO: Lüneburger KO von 1643
Orts- und Kirchengeschichte
Urkundlich ist der Ort 1230 im Ratzeburger Zehntregister als Toschope belegt.1 Das Dorf lag ursprünglich auf der Geest am nördlichen Elbufer und wurde vermutlich vor Mitte des 14. Jh. in die Elbmarsch südlich der Elbe verlegt; an der alten Dorfstelle entstand Tesperhude (Zollstelle).2 Das Dorf gehörte territorial zum Hzm. Sachsen-Lauenburg, das mit dem Aussterben der askanischen Herzogsfamilie von Sachsen-Lauenburg im Jahr 1689 an das welfische Fsm. Calenberg kam (ab 1692: Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. Kurhannover). Von 1810 bis 1813 gehörte Tespe zum Kaiserreich Frankreich (Kanton Bardowick, Arrondissement Lunebourg, Département des Bouches de l’Elbe). Danach gehörte das Dorf, nun im Kgr. Hannover, zum neugegründeten Amt Artlenburg, das 1859 im Amt Lüne (ab 1862 Amt Lüneburg) aufging (das rechtselbische Hzm. Lauenburg wurde bis 1864 in Personalunion vom dänischen Kg. regiert). Mit der Annexion des Kgr. Hannover kam Tespe 1866 an das Kgr. Preußen. Seit Einführung der Kreisverfassung 1885 gehörte Tespe zum Kr. Lüneburg. 1972 wurden Avendorf und Bütlingen nach Tespe eingemeindet; gleichzeitig wechselte der Ort in den Lkr. Harburg und trat der Samtgemeinde Elbmarsch bei. Im Jahr 1823 lebten etwa 485 Menschen in Tespe, 1925 gut 965 und 2023 rund 4.900 (mit Eingemeindungen).
Kirchlich gehörte Tespe im Jahr 1230 zum Kirchspiel Hohenhorn (Cornu) rechts der Elbe (Bistum Ratzeburg, Land Sadelbande).3 Wohl mit der Verlegung des Dorfes in die linkselbische Marsch kam das Dorf zum grenzübergreifenden Kirchspiel Marschacht: Tespe und Obermarschacht zählten zum Hzm. Sachsen-Lauenburg, der Kirchort Niedermarschacht und die übrigen Kirchspieldörfer zum welfischen Teilfsm. Lüneburg. Schon 1871 war Tespe der bevölkerungsreichste Ort im Kirchspiel Marschacht.4
In der zweiten Hälfte des 20. Jh. setzten Bemühungen ein, in Tespe ein Gemeindehaus zu errichten, um ein räumliches Zentrum für die Gemeindearbeit zu schaffen. 1972 erwarb die KG Marschacht ein Grundstück. Im Jahr 1991 gründete sich ein Bauverein und zum 1. Januar 1994 errichtete das LKA Hannover die eigenständige „Ev.-luth. KG Tespe“.5 Pfarramtlich blieb die neue Gemeinde mit ihrer Muttergemeinde Marschacht verbunden. Im Herbst 1995 entschied sich der KV für den Namen „Ev.-luth. Johannes-KG Tespe“. Die Bauarbeiten begannen am Gemeindezentrum begannen im Dezember 1995 und am Sonnabend vor dem vierten Advent 1996 konnte die Gemeinde ihr neues Gemeindehaus einweihen. Es erhielt den Namen „Johannes“. Der Bauverein löste sich im Januar 1997 auf und gründete sich neu als „Förderverein für das kirchliche Gemeindezentrum Tespe“.
Zum 1. Februar 2005 erweiterte das LKA Hannover die pfarramtliche Verbindung von Marschacht und Tespe um die KG Drennhausen.6 Gemeinsam gründeten die drei Gemeinden zum 1. Januar 2019 die „Ev.-luth. Gesamtkirchengemeinde Elbmarsch“, der sie als Ortskirchengemeinden angehören.7
Umfang
Tespe.
Aufsichtsbezirk
Mit Gründung der KG 1994 zum KK Winsen (Luhe).
Gemeindezentrum
L-förmiger Bau mit sechseckigem, zeltartigem Kirchsaal im Nordwesten, erbaut 1996 (Architekt: Helmut Wenk, Drage). Walmdach, Quertrakt mit Giebel nach Südwesten; über dem Kirchsaal sechsseitiges Walmdach mit sechsseitiger Laterne, bekrönt mit Kreuz. Außenwände verklinkert. Rechteckfenster, Laterne mit umlaufendem Fensterband. Im Innern des Kirchsaals offener Dachstuhl.
Ausstattung
Schlichter Altartisch. – Hölzerne, lesepultartige Kanzel, an der Vorderseite Intarsienarbeit mit Kreuz.
Orgel
Elektronische Orgel, gefertigt 1995, Firma Ahlborn, II/P, 27 Klangfarben.
Friedhof
Kein kirchlicher Friedhof.
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
S 09 rep Nr. 2175 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7656 (Findbuch PfA).
Literatur
A: Gröll/Schirm, Kirchen und Gemeinden, S. 42.
B: Hans-Peter Meyn: Unsere Elbmarsch gestern und heute, Lüneburg 2005, bes. S. 160–169.
Website der Kirchengemeinde (18.02.2024)
Fußnoten
- LHAS 1.5-2/2 Urkunden des Bistums Ratzeburg, Schweriner Bestand, Sign. 0, S. 230.
- Prange, Siedlungsgeschichte, S. 313.
- Prange, Siedlungsgeschichte, S. 313, gibt irrtümlich das Kirchspiel Lütau an; im Ratzeburger Zehntregister ist der Ort jedoch im Kirchspiel Hohenhorn eingeordnet, LHAS 1.5-2/2 Urkunden des Bistums Ratzeburg, Schweriner Bestand, Sign. 0, S. 230.
- Reinstorf, Elbmarschkultur, S. 141.
- KABl. 1993, S. 192 f.
- KABl. 2005, S. 7.
- KABl. 2019, S. 18 ff.