Sprengel Lüneburg, KK Soltau | Patrozinium: Fabian und Sebastian | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Der 18 Kilometer nördlich von Celle gelegene Ort verdankt seine Entstehung der Saline, die um die Mitte des 14. Jh. eingerichtet wurde.1 1354 ist in einer Urkunde erstmalig von C mansorum To sollten (100 Hufen zu Sülze) die Rede, in der die Besitzungen der von Heimburgs aufgezählt werden, von denen einige an die Grafen von Blankenburg verlehnt sind, darunter auch Flächen zu Sülze.2 Ein weiterer Beleg für den Ort Sülze findet sich in einem Verzeichnis der Hebungen des Celler Schlosses aus den letzten Jahrzehnten des 14. Jh., wo der kotertyns uppe der sulten im Kirchspiel Bergen sowie der pannentynse an den Landesherrn in Höhe von 70 Mark erwähnt werden (Kotenzins und Pfannenzins).3 Für das Jahr 1438 nennt das Schatzregister der Großvogtei Celle zehn Kotenbesitzer up de Sulten, die Abgaben an die Landesherrschaft leisten.4 Schließlich nennt die Fundationsurkunde der Kirche zu Sülze im Jahr 1504 drei Pfannherrn, das heißt Eigentümer einer Salzpfanne.5 So ist Sülze durch das Salz bedingt ein Teil der Nachsiedlung des Mittelalters und der frühen Neuzeit, die mit dem starken Anwachsen der Kötnerstellen im Gebiet verbunden war.6 Die Saline bestimmte bis ins 19. Jh. entscheidend das Leben der Menschen in Sülze und der näheren Umgebung. Dabei erlebte die Saline eine wechselvolle Geschichte, die neben Eigentümer- und Pächterwechseln auch den Wechsel der Standorte für Förderung und Herstellung beinhaltete.7 Der Herzog hatte als Landesherr das Recht zur Salzsiederei an Pfannherren verpachtet. Die Sole wurde in das umliegende Torfmoor geführt und dort in den Koten versotten. Der Torf diente bis zum Ende der Produktion als Brennstoff. Da sich die Vorkommen in Ortsnähe zunehmend erschöpften und die Förderung der Sole zunehmend schwieriger wurde, stellten die damaligen Pfannherren 1554 den Betrieb der Saline ein und erst auf Betreiben des Herzogs begann man ab 1582, den Betrieb des Salzwerks wieder aufzunehmen. 1590 begann die Arbeit mit zwei neuen Brunnen. Die Koten zum Salzsieden wechselten mehrmals den Standort, so 1626 in Twisselhop, 1652 bei Hassel. In den Jahren 1673 bis 1678 verlegte man das Salzwerk ins Severloher Moor und errichtete dort ein Leckwerk (Gradierwerk). Dort ließ man die Sole über Weißdornbündel zum Verdunsten des Wassers laufen. In den Jahren 1719 bis 1723 folgte eine erneute Verlegung der Saline ins Scheuerbruch nahe Celle, wo mit wechselndem Erfolg bis zum Jahr 1793 die Salzgewinnung betrieben wurde. Im Zusammenhang mit dieser Verlegung entstand mit dem Bau der Produktionsgebäude und der Wohnhäuser für die Bediensteten das spätere Dorf Altensalzkoth. Im Sommer 1793 kam es zur Rückverlegung der Saline in das Dorf Sülze und im Oktober 1795 zu endgültigen Aufgabe des Betriebs in Altensalzkoth. Bis zur gänzlichen Einstellung der Salzproduktion, deren Erträge immer mehr zurückgingen, im Jahre 1860 blieb die Saline in Sülze. Die Gebäude wurden abgebrochen oder verkauft, die Salzquellen zugeschüttet. Damit war die Salzgewinnung für Sülze Geschichte geworden. Die Menschen mussten sich nach neuen Erwerbsquellen umsehen, soweit sie nicht noch einige Zeit als „Sölter“ (Salzfahrer) nun mit Salz aus Lüneburg oder aus Egestorf bei Linden/Hannover handelten. Landwirtschaft und Handwerk und Gewerbe boten neuen Broterwerb. Mit dem Teuerungs- und Verkopplungsplan von 1844 konnte die örtliche Landwirtschaft endlich auf eine sichere Grundlage gestellt werden, ganz wichtig für eine Dorfgemeinschaft, die stark vom Gegensatz zwischen einem einzigen freien Vollhof und der Vielzahl kleiner Kötner- und Brinksitzerstellen geprägt war.8 Eine wirtschaftliche Stärkung bedeutete auch der Anschluss an die Kleinbahn Celle–Soltau. Politisch war Sülze seit der frühen Neuzeit in der Zeit des Fsm. Lüneburg, des Kfsm. Hannover und des Kgr. Hannover der Amtsvogtei Bergen unterstellt, die 1852 zum Amt Bergen wurde und nach der preußischen Annexion des Kgr. Hannover im Jahre 1866 schließlich 1885 mit Ausnahme des Kirchspiels Wietzendorf im neuen Kr. Celle aufging.9 Während des kurzlebigen französischen Satelliten-Kgr. Westphalen war Sülze von 1807 bis 1813 Teil des Kantons Bergen im Distrikt Celle des Aller-Departements.10 Die Einwohnerentwicklung verlief seit Beginn des 19. Jh. mit Schwankungen ansteigend von 1820 mit 328 Bewohnern über 1848 mit 433 Einwohnern und 1939 mit 859 Menschen und bedingt durch den Zuzug von Vertriebenen im Jahr 1950 mit 1.391 Einwohnern. Sie sank dann 1961 auf 1.327, um wenige Jahre später 1967 wieder 1.508 zu erreichen und weiter nach einem Absinken auf 1.480 im Jahr 1970 zum Jahr 2000 auf 1.656 und im Jahr 2019 auf 1.812 Bewohner anzusteigen. Mit der Kommunalreform zu Beginn der 1970er Jahre wurde die damals selbständige politische Gemeinde Sülze am 1. Januar 1973 als Ortsteil in die Stadt Bergen eingegliedert.

Kirche, Blick zur Orgel

Kirche, Blick zur Orgel

Kirchlich gehörte das Gebiet des späteren Kirchspiels im Mittelalter zur St. Lamberti-Kirche in Bergen. Mit dem Wachstum der Bevölkerung durch den Betrieb der Saline ab der Mitte des 14. Jh. wuchs letztlich auch der Anspruch an die kirchliche Betreuung durch den Pfarrer in Bergen.11 So kam es schließlich wohl um das Jahr 1475 zur Errichtung einer Kapelle für Sülze und Eversen auf Initiative Hzg. Friedrich des Frommen († 1478) und Hzgn. Anna von Nassau, Ehefrau Hzg. Ottos von Braunschweig und Lüneburg. Der Priester aus Bergen las in der neuen Kapelle jeden Freitag die Messe.12 Über ein Vierteljahrhundert später sollte es zur Anstellung eines ersten Geistlichen für diese Kapelle kommen.13 Im Jahre 1502 stifteten die Brüder Carsten und Otto von Harling größere Geldsummen (200 Lüneburgische Mark und 20 bzw. 30 Rheinische Gulden), zu denen noch eine unbekannte Summe der Witwe Gesche Vlothwedel hinzukam, um mit den Zinsen das häufigere Lesen einer Messe in Sülze zu ermöglichen.14 Schon zwei Jahre später erhöhten die Stifter von 1502 noch einmal das Kapital, um den Zinsertrag für die Anstellung eines Priesters steigern zu können.15 Mit Zustimmung des Berger Pfarrers Eggehard Spangenberg erkannte Bf. Heinrich von Minden die Stiftung am 21. September 1504 urkundlich an. Diese Stiftung, die von den Gebrüdern von Harling vielleicht auch zur Sühne einer alten Schuld geleistet wurde, war der Grundstein für das heute bestehende Patronat der Familie von Harling, das also nicht auf einem Kirchenbau, sondern auf der Errichtung einer eigenen Pfarre beruht.16 Weiterhin blieben die Kapelle in Sülze und ihr Geistlicher jedoch mit der Mutterkirche in Bergen verbunden und dem dortigen Pfarrer unterstellt.17 Der neue Geistliche, ein Kaplan, hatte in Sülze zu wohnen und jede Woche drei Seelenmessen und Vigilien zu halten. Außerdem sollte er für die Seelen der Stifter und ihrer Familien beten. Bei Schwierigkeiten in Disziplin und Lebenswandel sowie beim Ausfall von Gottesdiensten des Sülzer Geistlichen sollten zunächst die Patrone und die Pfannherren, dann auch der Berger Pfarrer einschreiten und ihn gegebenenfalls seiner Stelle entheben. Falls sich die Patrone nicht auf eine Person bei der Stellenbesetzung einigen konnten, lag die entscheidende Stimme beim Berger Pfarrer, der auch nur allein die Einsetzung des Kaplans durchführen durfte. Diese Äußerung spätmittelalterlicher Frömmigkeit geschah wenige Jahre vor dem Beginn der Reformation.
Die Einführung der Reformation im Fsm. Lüneburg wird Sülze wohl wie die allermeisten Dörfer und Städte im Land als sogenannte „Reformation von oben“, das heißt auf Initiative des Landesherrn Hzg. Ernst I., erlebt haben.18 Nachdem er 1527 mit der Vorlage des sogenannten Artikelbuches erste Maßnahmen zur Neuordnung des kirchlichen Lebens im Sinne der Reformation angestoßen hatte, folgten im Zuge der Visitationen von 1529 eine Predigtinstruktion des Herzogs und schließlich als letzte Maßnahme zu seinen Lebzeiten eine Ordnung betreffend die Einkommen der Pfarrer und zu Ehe und Familiensachen.19 Zugleich sorgte der von Hzg. Ernst I. nach Celle geholte Reformator Urbanus Rhegius als Generalsuperintendent (amt. 1531–1541) neben dem Aufbau kirchlicher Strukturen auf für eine inhaltliche Festigung der ev. Landeskirche, u. a. durch seine Schrift „Wie man fürsichtiglich und ohne Ärgernis reden soll von den fürnemesten Artikeln christlicher Lehre“ von 1536.20 Wahrscheinlich hat Sülze die Reformation wohl kaum später als 1529 angenommen.21 Der erste belegte ev. Pastor war im Jahr 1534 P. Ludolph Stolte.22 Zur Zeit der Generalvisitation 1543 amtierte in Sülze P. Dietrich Steinhauer.23 Um 1600 ließ der damalige Salinenpächter Carl Dietrich, zugleich Amtmann in Walsrode, ein neues Kirchengebäude als Ersatz für die baufällig gewordene alte Kapelle am heutigen Standort erbauen, das 1624 einen abseits von der Kirche stehenden Glockenturm erhielt.24 Im Jahr 1645 wurde durch einen Vergleich die Abhängigkeit von Bergen beseitigt und Sülze wurde kirchlich eigenständig.25
Mitte des 18. Jh. war die Kirche so baufällig, dass man wieder an einen Neubau denken musste, der 1754 eingeweiht wurde.26 Diese Kirche, die 1897 wegen des Bevölkerungswachstums in der Gemeinde nach Osten erweitert wurde, ist bis heute die Gemeindekirche in Sülze.27 Die im 19. Jh. vom benachbarten Hermannsburg ausgehende Erweckungsbewegung hat wohl auch in Sülze ihre Spuren hinterlassen. Im Visitationsbericht von 1997 wird die KG „mit fast 2.900 Gemeindegliedern“ als „die größte einstellige Gemeinde“ im KK Soltau beschrieben, die „eine Zeit lang die Gemeindeaufbauimpulse aus dem Willow-Creek-Modell verfolgt und Anstrengungen unternommen“ hat, „sie für Sülzer Verhältnisse fruchtbar zu machen“, was jedoch nicht die erhoffte Wirkung zeigte.28 Positiv nennt derselbe Bericht die Arbeit für Kinder aus Tschernobyl und die Öffentlichkeitsarbeit der KG.

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat Ahlden der Diözese Minden.29 – Mit Einführung der Reformation im Fsm. Lüneburg ab 1531 zur Insp. Celle. Zwischen 1803 und 1810 bei der neu errichteten Insp. Beedenbostel mit Suptur. in Celle-Neuenhäusen. Von 1810 bis 1874 gehörte die KG zur Insp. Winsen/Aller. Die folgenden Jahre war sie Teil des Aufsichtsbezirks Bergen-Soltau. Seit 1924 KK Soltau.

Umfang

Zunächst bestand das Kirchspiel aus den Orten Sülze und Eversen.30 1725 kam Altensalzkoth dazu. 1869 folgten Huxahl, Lindhorst und Diesten. Im Jahre 1927 kam Feuerschützenbostel dazu. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden 1963 Kohlenbach, 1975 Hassel (vorher KG Winsen (Aller))31 sowie 2001 Miele und Rehwinkel Teil der Kirchengemeinde (vorher KG Hermannsburg).32

Patronat

Seit 1502/1504 bei der Familie von Harling in Eversen.

Kirchenbau

Auf einer leichten Anhöhe am Ostrand des Dorfes. Rechteckiger Fachwerkbau mit Ziegelausfachung, erbaut 1754, vergrößert 1897. Satteldach mit Walm im Osten; Westwand mit Ziegeln verblendet und verputzt (Wetterschutz); vierfeldige Längswände auf verputztem Ziegelfundament, Gefache verputzt; spitzbogige Fenster; In Ostwand zwei Fenster sowie Eingang zur Sakristei mit kleinem Fenster daneben; nach Süden Vorbau mit Eingang; in Westwand flachbogiges Westportal, darüber Inschriftentafel: „A[nn]o 1754 ist diese Kirche erbauet“, daneben je ein Spitzbogenfenster. Innenraum durch zwei Reihen Holzstützen in ein breites Mittelschiff und zwei schmale Seitenschiffe mit Emporen aufgeteilt; verputzte Holztonne über Mittelschiff, verputzte Flachdecken über den Seitenschiffen; Emporenbrüstungen laufen vor der jeweiligen Stützenreihe durch und ruhen auf Längsriegeln; unter der Westempore Vorhalle, Schwerwand als Trennung zum Schiff. 1897 Kirche um gut sieben Meter nach Osten verlängert, neuer Ostabschluss gerade (vorher fünfseitig), Schwerwand zwischen Schiff und Vorhalle eingezogen.33 1954, 1966/67 und 1975 Renovierungsarbeiten. 2007/08 Kirchensanierung.

Fenster

Zwei figürliche Buntglasfenster im Chorraum (1898, Firma Kunst- und Bauglaserei Heine, Hannover), dargestellt sind „Der tröstende Christus“ und „Der sinkende Petrus“; ursprünglich in der Ostwand der Kirche, 1954 in Süd- und Nordwand des Chorraums umgesetzt.

Grablege

Bis etwa 1898 Grabgewölbe für die Familie von Harling unter dem früheren Chorraum der Kirche.34

Turm

Etwa quadratischer Dachreiter im Westen; verputztes Fachwerk; verschieferter Turmhelm mit quadratischem Ansatz, deutlicher Einziehung und achteckig ausgezogener Spitze, bekrönt mit Kugel, Kreuz und Wetterfahne (Jahreszahl: 1755); nach Süden Auslegestuhl für Uhrschlagglocke in Form eines Türmchens. Westwand der Kirche tritt in Breite des Turms risalitartig vor und täuscht einen auf dem Erdreich stehenden Turm vor. Über dem flachbogigen Westportal zwei kleine Spitzbogenfenster, Uhrziffernblatt und flachbogiges Schallfenster; nach Norden und Süden je zwei rechteckige Schallfenster. 1897 Westwand verblendet, verputzt und risalitartig vorgezogen.

Vorgängerbauten

Erste Kapelle erbaut um 1475 auf dem Gelände des alten Friedhofs am Everser Kirchweg.35 Neubau um 1600 am heutigen Standort, zuweilen als „Kirche“, zuweilen als „Kapelle“ bezeichnet; Fachwerkbau; 1624 separater Glockenturm errichtet. Kirche wegen Baufälligkeit Mitte des 18. Jh. abgebrochen.36

Ausstattung

Barocker Kanzelaltar (um 1754) mit älterem Kanzelkorb (17. Jh.), architektonischer Aufbau mit zwei korinthischen Säulen, Gebälk und Segmentbogengiebel, Seitenstücke als Akanthusranken in durchbrochener Schnitzarbeit, über dem Kanzelzugang in Flachrelief ein Tuchbaldachin, oberhalb der Säulen auf dem Gebälk je eine Putte; Kanzelkorb mit sechseckigem Grundriss, an den Kanzelwandungen Ölbilder der Evangelisten Matthäus, Markus und Lukas, über dem Schalldeckel Auge Gottes im Dreieck mit Strahlenkranz, an der Unterseite des Schalldeckels geschnitzte Taube; vor der Kanzelaltarwand holzvertäfelter Altar mit Mensa aus Holz; Altarwangen Ende des 20. Jh. entfernt.37 – Taufe aus Sandstein (1608), achtseitiger Schaft mit säulenartigem Abschluss, achtseitiges Becken mit profiliertem Rand, am Rand zwei Wappenschilde und Inschrift mit Namen des Stifterpaares „Carl Ditrich Amptman zu Walsroda. Ano 1608; Adelheit Bartels“; Taufstein 1898 durch einen neugotischen ersetzt (Steinguss), bis 1965 im Park des kleinen Gutes der Familie von Harling, seit Renovierung 1966 wieder in der Kirche.38 – Geschnitzte Skulptur des Namenspatrons Sebastian (15. oder 16. Jh.), Eichenholz, rechte Hand, linker Unterarm und Pfeile fehlen, Reste der farblichen Fassung vorhanden (Schurz blau. Mantel rot); Figur ab 1912 im Bomann-Museum Celle, nach Restaurierung seit Dezember 1999 wieder in der Sülzer Kirche.39 – Geschnitzte Skulptur des Namenspatrons Fabian (2000, Erich Klages), Eichenholz, Fabian dargestellt „als Papst in seiner Pontifikaltracht mit Buch und Kreuzstab. Das Buch weist auf seine Bekennertreue hin. Der Kreuzstab wurde allen Päpsten, die den Märtyrertod fanden als Zeichen ihrer unvergänglichen Würde beigegeben“40, Geschenk der Patronatsfamilie von Harling. – Gemälde des P. Ernst Caspar Eistorf (amt. 1573–1620), Öl auf Leinwand, Inschriften: „Anno 1620 aetatis sue 73“ (In seinem 73. Lebensjahr) und „Dies Bildnus clarlich zeiget an den würdigen und wohlgelahrten Man E. Casparn Eijestorff, der ohn Verdries; Gottes Wordt geprediget mit allem Vleis, nach Lutters Lehre rein und clar, 42 dazu noch fünf Jahr, starb Anno 24 christlich sanft und fein, wardt begraben in dies Kirchlein da der Leib ruht, die Sele ohn Leidt, lebet undt wartet der Seligkeit.“ – Gemälde des Amtmanns Carl Dietrich (1626), Öl auf Leinwand, Inschriften: „Aetatis suae 63 Jahr“ (In seinem 63. Lebensjahr), „Zu Gottes Ehr undt dieser Gemein, ist fundiert allhie dies Kirchlein. Von Christian von Harling genant wie aus der Fundation bekannt tausend und fünf hundert viertens Jahr nach Christi geburt die Jarzal wahr. Von newen aber mit mühe undt Vleis erbawet durch Carlln Dietrichs zu Walsrode bestalten amptman, deme auch dies Salwarck befohlen an. Als ist dessen Biltnus an diese Stet verordnet zum gedechtnus und valet. Adlheit Bartels die hausfraw sein christlich in gott entschlaffen ein. Allhie begraben vor diesem altar wie geschrieben unter gezeichnets Jhar.“, am Rahmen: „Ich lebe itz zu dieser Zeit, Gott geb ein seligen abscheitt“ und „Anno Domini 1626“; Rechts und links die Wappen des „Carll Dietrich“ und der „Adelheit Bartels“. – Außen auf dem ehemaligen Kirchhof: Grabstein für Otto Harling († 1682), Sandstein, Relief des Verstorbenen mit Ehefrau, acht Söhnen und vier Töchtern, Inschrift: „Anno 1624 ist der ehr- und achtbar Otta Harling auf diese Welt gebohren V. AO 1649 hat er sich mir der ersamen Magdalena Bokbargs in den h. Ehestand begeben, darin gelebet 33 Jar und gezeuget 8 Söhne und 4 Töchter. In wärender Zeit ist er gewesen 28 Jahre Kirchenjurat. AO 1682, acht Tage nach Michaelis, ist er in Gott seelig entschlafen“, weitere Inschrift auf der Rückseite: „Hiob 19: Ich weiß, dass mein Erlöser lebet, und er wird mich hernach aus der Erden auferwecken. Und werde danach mit dieser meiner Haut umgeben werden und werde in meinem Fleisch Gott sehen. Denselben werde mir sehen, und meine Augen werden ihn schauen, und kein Fremder. Philip[per] 3: Unser Wandel ist im Himmel, von dannen wir auch warten des Heilandes Jesu Christi, des Herren, welcher unsern nichtigen Leib verklären wird, dass er ähnlich wird seinem verklärten Leib nach der Wirkung, damit er auch kann alle Dinge ihm untertänig machen. Apokal[ypse] 14: Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben von nun an. Ja, der Geist spricht, dass sie ruhen von ihrer Arbeit, denn ihre Werke folgen ihnen nach. Sapientia Salomonis 3: Der Gerechten Seelen sind in Gottes hand, und keine Qual rühret sie an.“ – Außen auf dem ehemaligen Kirchhof: Grabstein für Hans Christoph Harling († 1806), Sandstein, Inschriften: „H. Christoph Harling, Hauswirth in Sültze, wurde geboren den 7. August 1759, starb den 24. Mertz 1806“, „Aus Liebe und Dankbarkeit setzten ihm dieses Denkmahl die hinterbliebene Wittwe und Kinder“ und „Mir ist bereit in Ewigkeit von Gottes Sohn die Ehrenkron als rechter Himmelserbe“, weitere Inschrift auf der Rückseite: „Welt, gute Nacht! Mein Weg geht himmelan nach Zions Freudensaal. Auf Rosen geht mein Fuß, voll Lachen ist mein Mund. Frau und Kinder grämt euch nicht, ruft vielmehr Glück mir zu. Ich lebe nun vergnügt in ewiger Himmelsruh nebst meine vor mir heimgegangene 6 Kinder.“ – Ehemalige Ausstattung: Hölzerne Taufengel (18. Jh.), zwei Engelsfiguren in kniender Stellung, in den ausgestreckten Händen eine Taufschale; lange Zeit auf dem Dachboden der Kirche gelagert, 2001 wegen des schlechten Zustands an das LKA Hannover abgetreten.41

Orgel

Erste Orgel erbaut 1820, 5 I/P.42 1864 Orgelneubau, ausgeführt von Orgelbauer G. Breust (Goslar), 15 I/P. 1926 neues Orgelwerk, erbaut von P. Furtwängler & Hammer (Hannover), 20 II/P, pneumatische Traktur, Taschenladen (Opus 986).43 1986 Neubau des Orgelwerks, ausgeführt von Firma Emil Hammer (Hannover) 16 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen (Opus 1886), Pfeifenmaterial von 1864 und 1926 wiederverwendet; Prospekt von 1864 erhalten.44

Geläut

Zwei LG, I: fisʼ (Bronze, Gj. 1930, Hofglockengießerei Ohlsson, Lübeck), Inschriften: „Für die gesprungene Glocke von 1785 gossen mich M. und O. Ohlsson in Lübeck 1930“, „O Land, Land, höre des Herrn Wort“ sowie: „Pastor Röbbelen, von Harling, Gralher, Helms, Kohrs, Lindhorst, J. Otte, G. Otte, Schulze, Theilmann“, Bilder: Wappen der Kirchenpatrone von Harling; Lutherwappen; II: cisʼʼ (Bronze, Gj. 1964, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg). Eine SG, aisʼʼ (Bronze, Gj. 1964, Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg). – Früherer Bestand: Eine Lg (Bronze), geborsten 1784; umgegossen zu einer neuen LG, cʼ (Bronze, Gj. 1785, Johann Meyer, Celle), Inschriften: „Dum traho audite voco ad verba vitae venite“ (Wenn ich gezogen werde, höret! Ich rufe euch zu den Worten des Lebens, kommet!), „Herr Carl August Adolf von Harling, Herr Georg Wilhelm Friedrich von Harling, Patronen. Herr Hermann Friedrich Movius, Pastor loci.“ und „Hans Heinrich Schultze, Dietrich Hennings Stratmann, Juraten. Johann Meyer in Celle, Herrschaftlicher Stück- und Glockengießer, gos mich MDCCLXXXV“, gesprungen im Winter 1928/29 und umgegossen zu heutiger LG I.45 Eine SG (Bronze), 1917 zu Rüstungszwecken abgegeben; als Ersatz eine SG (Gussstahl), 1963 abgestürzt.46

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1790). – Gemeindehaus (Bj. 1939, als Konfirmandensaal erbaut). – Pfarrscheune (Bj. um 1830, Abbruch 1938).

Friedhof

Im Eigentum der KG, am östlichen Ortsrand. Angelegt 1825, erweitert 1850, 1883 und 1973; FKap (Bj. 1965). Auf dem Friedhof befindet sich das Grab von Hermann Ehlers (1904–1954), erster Bundestagspräsidenten der Bundesrepublik Deutschland.

Liste der Pastoren (bis 1940)

Bis 1534 Ludolph Stolte. – 1534–1559 Dietrich Steinhauer. – 1559–15.. Ludolph Cöler. – 15..–15.. Herr David (?). – 15..–1569 Johann Breiger. – 1569–1577 Gerhard Bruns. – 1577–1620 Ernst Casper Eistorf. – 1624–1642 Henricus Hesse. – 1642–1678 Johannes Ammonius. – 1679–1684 Johann Christoph Crusius. – 1684–1713 Otto Brandt. – 1714–1727 Leonhard Heinrich Wildhagen. – 1727–1751 Friedrich Biedermann. – 1751–1759 Heinrich Ludwig Meybrink. – 1759–1780 Christian Heinrich Schneider. – 1781–1787 Hermann Friedrich Mowius. – 1787–1790 Heinrich Friedrich Conrad Schulze. – 1790–1800 Johann Georg Ludwig Schwenke. – 1800–1805 Carl Friedrich Julius Berensbach. – 1805–1807 Georg Carl August Hüser. – 1808–1825 Georg Wilhelm Gerloff. – 1826–1839 August Otto Ludwig Gericke. – 1839–1845 Ludwig Christian August Mirow. – 1845–1859 Gustav Ludwig Rudolf Borchers. – 1859–1868 Georg Johann Carl Gustav Rauterberg. – 1868–1878 Friedrich August Plathner. – 1878–1913 Adolf Gustav Bartels. – 1914–1922 Ernst Wilhelm Kettler. – 1922–1930 Hermann Heinrich Peter Stegen. – 1930–1952 Hermann Theodor Menz.

Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 423–424, mit Ergänzungen aus den Akten der Patronatsfamilie von Harling, zusammengetragen von P. Sören Bein

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 10911–10922 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 7995–8007 (Pfarrbestallungsakten); A 9 Nr. 2250Digitalisat, 2251Digitalisat, 2252Digitalisat (Visitationsakten); S 9 rep Nr. 2042 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7350 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1686 (Lücken: 1716; unvollständig: 1686–1695, 1717, 1731–1734)
Trauungen: ab 1684 (Lücken: 1733)
Begräbnisse: ab 1684 (Lücken: 1732, 1733)
Kommunikanten: ab 1829 (Lücken: 1860–1866, 1954–Nov. 1957; unvollständig: 1952; Zahlenregister: 1952, 1953)
Konfirmationen: ab 1727 (Lücken: 1730–1750)

Zweitschriften bis 1875

Literatur

A: Bühring/Maier, KD Lkr. Celle, S. 329–335; Hahn, Heidekirchen, S. 92–94; Helmke, Speicher, S. 391–394; Holscher, Bisthum Minden, S. 271; Kayser, Kirchenvisitationen, S. 455–456; Manecke, Beschreibungen II, S. 356–358; Meyer, Pastoren II, S. 423–424; Mithoff, Kunstdenkmale IV, S. 251; Pape/Schloetmann, Hammer; Pröve/Ricklefs, Heimatchronik, S. 296–297.

B: Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Sülze. 500 Jahre Kirchengemeinde. 250 Jahre Kirche. Festschrift zum Jubiläumsjahr 2004, hrsg. vom Kirchenvorstand der ev.-luth. Kirchengemeinde Fabian und Sebastian Bergen-Sülze, Bergen-Sülze 2004; Wilhelm Helms: Sülze. Beiträge zur Dorf-, Kirchspiel- und Salinengeschichte, Bergen-Sülze 2005; Rolf Schlichting: Die Geschichte der Kirche zu Sülze, Bergen-Sülze 1979; August Theis: Die Geschichte der Saline zu Sülze. Eine kleine heimatkundliche Lektion, Peine 1979.

GND

16103872-4, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Fabian und Sebastian Sülze

Vielen Dank an P. Sören Bein für Ergänzung und Korrektur der Pastorenliste.


Fußnoten

  1. Bühring/Maier, KD Lkr. Celle, S. 329.
  2. Sudendorf, UB II, Nr. 484; vgl. auch Helms, S. 33.
  3. Sudendorf, UB IV, Nr. 49; vgl. auch Helms, S. 34.
  4. Grieser, Schatzverzeichnis, S. 21.
  5. Belege bei Helms, S. 35; siehe auch Pröve/Ricklefs, Heimatchronik, S. 296.
  6. Pröve/Ricklefs, Heimatchronik, S. 178 f.
  7. Siehe Pröve/Ricklefs, Heimatchronik, S. 296 f.; Helmke, Speicher, S. 391–394; zum Ganzen: Theis, Saline.
  8. Theis, Saline, S. 43 ff. Sülze hatte um 1750 gut 11 Gewerbetreibende und Handwerker, nach Übersicht bei Helmke, Speicher, S. 416. Für 1776 werden für Sülze ein Vollhof und 14 Kötner genannt, Helmke, Speicher, S. 421.
  9. Helmke, Speicher, S. 92 f. und S. 201.
  10. Hassel, Repertorium, S. 107.
  11. Theis, Saline, S. 9.
  12. Theis, Saline, S. 9; Kirchengemeinde Sülze, S. 26; Bühring/Maier, KD Lkr. Celle, S. 529.
  13. Zum Ganzen siehe Kirchengemeinde Sülze, S. 26 ff.; Kayser, Kirchenvisitationen, S. 455 f.; Manecke, Beschreibungen II, S. 355; Bühring/Maier, KD Lkr. Celle, S. 530.
  14. Hochdeutsche Übersetzung der Urkunde vom 29. September 1502 in Kirchengemeinde Sülze, S. 29; Belege aus dem niederdeutschen Original bei Helms, S. 35.
  15. Kirchengemeinde Sülze, S. 26 ff.; zu beiden Stiftungen siehe auch Kayser, Kirchenvisitationen, S. 455 f.
  16. Kirchengemeinde Sülze, S. 27.
  17. Zu den Regelungen siehe Kirchengemeinde Sülze, S. 29 f.
  18. Zum Ganzen siehe Busch, Anfänge, S. 30 ff.; Krumwiede, Kirchengeschichte, S. 130 ff.; Otte, Einführung Reformation, S. 11 ff.
  19. Siehe dazu Bock, Lasst aber alles, S. 60 ff.
  20. Bock, Lasst aber alles, S. 62 f.
  21. So Kirchengemeinde Sülze, S. 31.
  22. Meyer, Pastoren II, S. 423; Salfeld, Pfründenverzeichnis, S. 100.
  23. Kayser, Kirchenvisitationen, S. 455; Meyer, Pastoren II, S. 423. Die Festschrift zum 500jährigen Jubiläum der KG nennt aus einer wohl vom Patronat stammenden Quelle dagegen als ersten lutherischen Prediger Ludolf Köhler, der nach Meyer, Pastoren II, S. 423, erst als dritter ev. Prediger nach Stolte und Steinhauer im Jahre 1559 ins Amt kam. Quellenauszug in Kirchengemeinde Sülze, S. 31.
  24. Kirchengemeinde Sülze, S. 33; Schlichting, Geschichte, S. 4 f.; Bühring/Maier, KD Lkr. Celle, S. 330.
  25. Kirchengemeinde Sülze, S. 178. Vgl. auch Schlichting, Geschichte, S. 3.
  26. Bühring/Maier, KD Lkr. Celle, S. 331.
  27. Kirchengemeinde Sülze, S. 81 f.; Hahn, Heidekirchen, S. 93.
  28. LkAH, L 5e, unverz., Spez. KG Sülze, Visitation 1997.
  29. Holscher, Bisthum Minden, S. 271.
  30. Zum Ganzen: Kirchengemeinde Sülze, S. 184.
  31. KABl. 1975, S. 141.
  32. KABl. 2001, S. 7.
  33. Holzwerk macht Bauteile von 1754 und die der Erweiterung von 1897 unterscheidbar: Beim Holzwerk von 1754 bebeilte Hölzer, Wechsel von Vollfachen mit Fensterfachen bei gleichbleibender Breite, aufgeblattete Brustriegel der Fenster, Sturze in Spitzbogenform mit aufgeblatteten, geschweiften Bohlen, beiderseits der zweiten Fenster von außen über drei Felder gehende Strebenpaare. Bei der Erweiterung von 1897 an den Ständern und Riegeln Zimmermannsmarken zur Nummerierung der Fache, dazu Vollfache schmaler als Fensterfache.
  34. Kirchengemeinde Sülze, S. 100 f.; Mithoff, Kunstdenkmale IV, S. 251; Bühring/Maier, KD Lkr. Celle, S. 332.
  35. Bühring/Maier, KD Lkr. Celle, S. 329.
  36. Schlichting, Geschichte, S. 4 ff.
  37. Kirchengemeinde Sülze, S. 49 f.; Bühring/Maier, KD Lkr. Celle, S. 333 f.
  38. Kirchengemeinde Sülze, S. 55 f.; Bühring/Maier, KD Lkr. Celle, S. 334.
  39. Kirchengemeinde Sülze, S. 51 ff.; Bühring/Maier, KD Lkr. Celle, S. 334.
  40. Kirchengemeinde Sülze, S. 52 f.
  41. Kirchengemeinde Sülze, S. 56; Bühring/Maier, KD Lkr. Celle, S. 334.
  42. Zur Orgelgeschichte: Kirchengemeinde Sülze, S. 74 ff.
  43. Pape/Schloetmann, Hammer, S. 135.
  44. Pape/Schloetmann, Hammer, S. 193.
  45. Bühring/Maier, KD Lkr. Celle, S. 336; Kirchengemeinde Sülze, S. 56 ff.
  46. Kirchengemeinde Sülze, S. 64 f. und 67.