Frühere Gemeinde | KapG der KG Hoyershausen | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Hildesheimer Land-Alfeld, Amtsbereich Alfeld | Patrozinium: – | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Das vielleicht im 10. oder 11. Jh. als Rodungsort entstandene Rott lässt sich in der ersten Hälfte des 14. Jh. erstmals urkundlich nachweisen: Hartwig von Brüggen versprach 1323 den Herren Heinrich und Bodo von Homburg, ihnen die Kauf- bzw. Pfandsumme für „dat dorp to deme Rode“ im nächsten Jahr zu bezahlen.1 Zuvor war das Dorf im (Pfand-)Besitz der Herren von Bock von Northolz gewesen. Eine weitere Urkunde aus dem Jahre 1324 behandelt ebenfalls den Verkauf bzw. die Verpfändung des Dorfes Rott (villam dictam tho dem Rode) an Hartwig von Brüggen.2 Zeitweise lag dat dorp tom Rode boven Lubbrettzen wüst.3 Nachdem die Herren von Homburg 1409 in männlicher Linie ausgestorben waren, fiel Rott mit den übrigen Dörfern des Amtes Lauenstein zurück an den Lehnsherrn, den welfischen Hzg. Bernhard von Braunschweig-Lüneburg, und kam 1432 zum neuen Teilfsm. Calenberg.4 1433 erwarb der Bf. von Hildesheim das Amt als Pfandbesitz, verpfändete es jedoch wiederum selbst (seit 1493 an die Herren von Saldern). Nach Ende der Hildesheimer Stiftsfehde (1519–1523) kam das Amt Lauenstein und damit die Landesherrschaft über Rott an das welfische Teilfsm. Calenberg. Ab 1630 gehörte das Amt kurzzeitig noch einmal zum Hochstift Hildesheim, ab 1633 wieder zum Fsm. Calenberg (Kernlande Hannover). Seit 1810 war das kleine Dorf Teil des französischen Satellitenkgr. Westphalen (1807–1813) und zählte zum Kanton Hemmendorf des Distrikts Rinteln (1810 Distrikt Hameln genannt) im Departement Leine. Ab 1815 gehörte Rott wieder zum Amt Lauenstein, nun im Kgr. Hannover, und kam 1852 an das Amt Alfeld. Nach der preußischen Annexion von 1866 blieb die Ämterstruktur zunächst bestehen; mit der Einführung der Kreisverfassung 1885 kam Rott zum neuen Kr. Alfeld (1977 Lkr. Hildesheim). 1974 wurde das Dorf nach Hoyershausen eingemeindet, das zur Samtgemeinde Duingen gehörte. 2016 fusionierten die Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde Duingen zum Flecken Duingen, der Teil der Samtgemeinde Leinebergland wurde. Die ländliche geprägte Gemeinde wandelte sich in der zweiten Hälfte des 20. Jh. zu einer Pendlersiedlung (1960: 75 Prozent Pendler).5 In Rott lebten 1809 gut 90 Menschen, 1919 etwa 110 und 2016 knapp 90.

Kapelle, Ansicht von Südosten, um 1960

Kapelle, Ansicht von Südosten, um 1960

Kirchlich gehörte Rott vermutlich schon in vorref. Zeit zu Hoyershausen und wechselte zusammen mit der Muttergemeinde zur luth. Lehre. Eine eigene Kapelle besaß das Dorf vor Mitte des 16. Jh. wahrscheinlich nicht. Die Jahreszahl 1564 über dem Eingang des kleinen Kapellengebäudes bezieht sich wohl auf das Baujahr6; in den Berichten über die Generalvisitation der Dörfer im Fsm. Calenberg von 1588 ist sie jedoch nicht erwähnt. Dort heißt es: „Zur mater Heiershausen gehört als Filia Rhod, Lubrechtsen (hier eine Kapelle), Dehnsen, Brüninghausen und Lutken Holthusen.“7 Der Pfarrer aus Hoyershausen kam vermutlich zweimal im Jahr nach Rott, um in der Kapelle einen Gottesdienst zu feiern.8 Seit 1685 hielt der Schulmeister aus Hoyershausen Betstunden in der Kapelle in Rott, seit Mitte des 18. Jh. besaß das Dorf einen eigenen Lehrer.9
Für Taufen, Trauungen und Beerdigungen mussten die Einwohner Rotts zur Mutterkirche nach Hoyershausen kommen. Erst Ende des 19. Jh. bekam der Ort einen eigenen (kommunalen) Friedhof und Taufen sowie Trauungen in der Kapelle wurden erst in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg üblich.10 Zum 1. Januar 2008 löste sich die KapG Rott auf und ihre Gemeindeglieder wurden in die KG Hoyershausen eingepfarrt.11 Die Kapelle Rott dient nicht nur als Gottesdienststätte, sondern auch als Ausstellungsraum.

Umfang

Das Dorf Rott.

Kapellenbau

Kleiner, ostnordöstlich ausgerichteter, etwa rechteckiger Bau, errichtet wohl 1564 (Inschrift über der Tür)12. Satteldach mit Krüppelwalm im Osten; verputztes Bruchsteinmauerwerk, Strebepfeiler an Ostwand, Rechteckfenster. Im Innern flache Decke. 1931 renoviert. 1964 Innenrenovierung. 2006 Renovierung.

Turm

Viereckiger Dachreiter mit verkupfertem Pyramidendach, bekrönt mit Kugel und Wetterfahne.

Kapelle, Blick zum Altar, um 1960

Kapelle, Blick zum Altar, um 1960

Ausstattung

Hölzernes Altarretabel in Renaissanceformen, farbiges Relief mit Kreuzigungsszene, flankiert von zwei Pilastern, darüber Gebälk mit dreieckigem Giebel, 1826 erneuert, Kreuzigungsrelief wohl nicht ursprünglich Teil des Altars.13 – Hölzerne Kanzel an der Südseite.

Orgel

1928 Harmonium vorhanden.14 1969 Elektronium der Firma Ahlborn. Der Orgelrevisor urteilte 1972: „Eine kleine dreiregistrige mechanische Orgel wäre weitaus besser für diesen schönen Kirchenraum.“15 Um 2006 kleines Harmonium angeschafft.

Geläut

Eine LG, g’’ (Bronze, Gj. 1617, Dietrich Mente, Braunschweig), Inschrift: „Diderich Mente me fecit anno 1617“ (Dietrich Mente hat mich im Jahr 1617 gemacht), Glocke in den 1950er Jahren repariert, Restaurierung 2010.16

Friedhof

Kommunaler Friedhof am Ostrand des Dorfes, 1892 bzw. 1902/06 angelegt.17

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 8 Nr. 375Digitalisat (CB); D 43 (EphA Alfeld); E 5 Nr. 927 (Konsistorialbaumeister); S 11a Nr. 8018 (Findbuch PfA).

Literatur

A: Graff, Geschichte Kr. Alfeld, S. 283–286; Kiecker/Graff, KD Kr. Alfeld, S. 253.

B: Achim Gercke und Hans Schwietering: Das Kirchspiel Hoyershausen. Festschrift zum 200jährigen Bestehen der Kirche in Hoyershausen, Gronau [1954], bes. S. 22–24 und 47–54.


Fußnoten

  1. Sudendorf, UB I, Nr. 381; Gercke/Schwietering, S. 23.
  2. Sudendorf, UB I, Nr. 390.
  3. Gercke/Schwietering, S. 38 und 23.
  4. Schwabe, Hausbuch Lauenstein, S. 1 f.; Graff, Geschichte Kr. Alfeld, S. 49 und 118 f.
  5. LkAH, L 5h, unverz., Hoyershausen, Visitation 1960.
  6. Gercke/Schwietering, S. 47.
  7. Kayser, General-Kirchenvisitation I, S. 217.
  8. Gercke/Schwietering, S. 47.
  9. Gercke/Schwietering, S. 49; Graff, Geschichte Kr. Alfeld, S. 285.
  10. Gercke/Schwietering, S. 51.
  11. KABl. 2008, S. 28.
  12. DI 88, Landkreis Hildesheim, A1, Nr. 21 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016a1002100.
  13. DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 274 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0027409.
  14. Graff, Geschichte Kr. Alfeld, S. 284.
  15. LkAH, L 5h unverz., Hoyershausen, Visitation 1972.
  16. DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 337 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0033701.
  17. Graff, Geschichte Kr. Alfeld, S. 285.