Frühere Gemeinde, KapG der KG Borstel, Sprengel Hannover, KK Nienburg | Patrozinium: Lebuin | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Schriftlich ist die Streusiedlung erstmals um 1300 in den Hoyaer Lehnregistern als Pennigsete nachgewiesen.1 Pennigsehl gehörte 1380 und 1515/21 zur Vogtei bzw. zum Amt Liebenau in der Gft. Hoya; 1530 ist das Dorf beim Amt Nienburg aufgeführt.2 Nachdem die Hoyaer Grafenfamilie 1582 in männlicher Linie ausgestorben war, fiel ihr Herrschaftsgebiet an die welfischen Hzg. zu Braunschweig-Lüneburg (größtenteils an das Fsm. Calenberg-Göttingen, seit 1692 Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. „Kurhannover“).3 Im Nienburger Lagerbuch von 1583 heißt es, die Einwohner Pennigsehls seien „itzo zum Hause Liebenau gelegt“; später gehörte der Ort wieder zum Amt Nienburg.4 In französischer Zeit war das Dorf 1810 zunächst kurzzeitig Teil des Kgr. Westphalen und dann des Kantons Liebenau im Arrondissement Nienburg des Departements Wesermündung im Kaiserreich Frankreich. Danach gehörte Pennigsehl, nun im Kgr. Hannover, wieder zum Amt Nienburg. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel der Ort 1866 an das Kgr. Preußen. Seit Einführung der Kreisverfassung zählt Pennigsehl zum Kr. Nienburg (1932 Lkr. Nienburg/Weser). 1974 wurde Hesterberg eingemeindet. Um 1810 lebten knapp 150 Menschen in Pennigsehl, 1905 etwa 425, 1950 rund 1.070 und 2020 knapp 1.250 (mit Eingemeindungen).
Pennigsehl gehörte ursprünglich zum Kirchspiel Liebenau.5 In der Liebenauer Kirche erwarben 1646 zwölf Pennigsehler Einwohner für sich und ihre Angehörigen insgesamt 30 Sitzplätze.6 Seit Ende des 17. Jh. besaß das Dorf eine eigene Schule.7 Im Jahr 1823 ist Pennigsehl unter den Dörfern des Kirchspiels Staffhorst aufgeführt, gehörte jedoch spätestens 1848 wieder zu Liebenau.8
Nach der Visitation der KG Liebenau im Jahr 1943 notierte der Nienburger Sup. in seinem Bericht: „In Aussicht zu nehmen ist der Bau einer Kapelle in Pennigsehl. Die Abhaltung von Gottesdiensten und Feiern in den einzelnen Häusern ist ein Notbehelf und stösst offenbar auch auf unüberwindliche Ablehnung bei den Gemeindegliedern.“9 Als die Bevölkerungszahl Pennigsehls in der Nachkriegszeit auf über 1.000 gestiegen war, betonte er 1949 noch einmal die Notwendigkeit eines Kapellenbaus.10 Der Liebenauer Pastor kam seinerzeit einmal im Monat für einen Gottesdienst nach Pennigsehl, zu dem sich die Gemeinde in der Schule versammelte.
Der Bau der Kapelle in Pennigsehl begann jedoch erst im November 1963; den Bauplatz hatte das Dorf geschenkt. Am 18. Juli 1965 weihte LSup. Johannes Schulze (amt. 1957–1969) die neue Lebuinkapelle ein, benannt nach einem angelsächsischen Missionar des 8. Jh.11 Da die KG Liebenau in der Nachkriegszeit stark gewachsen war und aufgrund der Entfernung nach Pennigsehl, war schon vor Baubeginn geplant, den Ort zukünftig vom Pfarramt Borstel versorgen zu lassen.12 Zum 1. Juli 1966 pfarrte das LKA Hannover Pennigsehl nach Borstel um und errichtete gleichzeitig die „Ev.-luth. Lebuin-Kapellengemeinde Pennigsehl“.13 1987 erweiterte die Gemeinde ihre Kapelle um einen Gemeinderaum.
Zum 1. September 2011 hob das LKA Hannover die St.-Lebuin-KapG Pennigsehl auf; Rechtsnachfolgerin ist die KG Borstel, seit September 2012 Borstel-Pennigsehl.14

Umfang

Pennigsehl.

Kirchenbau

Rechteckiger Ziegelbau mit Anbau an Nordseite und späterer Erweiterung im Nordosten, errichtet 1963–65 (Architekt: Carl Christian Siebert, Hannover). Die Kapelle dient auch als FKap. Satteldach, Nordanbau mit Schleppdach, Erweiterung mit Satteldach. Verputzte, westliche Giebelwand mit vertikalem Schieferband, ansonsten weiß; übrige Außenwände mit rot verklinkert. Südwand mit Rechteckportal und kleinen Rechteckfenstern in Westhälfte sowie wandhohem Fenster in Osthälfte (ursprünglich Betonwabenfenster); in Ostwand Betonglasfenster. Im Innern flache, holzverschalte Decke; Westempore. 1987 im Nordosten Gemeinderaum angebaut.

Fenster

Abstraktes, zehnteiliges Betonglasfenster im Osten (1965, Helge Michael Breig, Hannover).

Turm

Im Westen verkupferter, spitzpyramidenförmiger Dachreiter, bekrönt mit Kugel und Schwan. Im unteren Teil trapezförmige Schallöffnungen mit horizontalen Lamellen.

Ausstattung

Schlichter Blockaltar (1965), Mensa aus Holz, Stipes aus schalungsrauem Sichtbeton. – Altarkruzifix (1965, Helge Michael Breig, Hannover). – Niedrige, lesepultartige Kanzel (1965, Beton), an der Frontseite Symbole der vier Evangelisten. – Taufe (1965), vierseitige Betonstele, bronzene Taufschale mit Deckel. – Gemälde „St. Lebuin“ (1970, Fritz Sindel, Verden). – Zwölf Gemälde mit Aposteldarstellungen (um 1965, Hermann Oetken, Delmenhorst, Öl auf Spanplatte).

Orgel

1966/67 gebrauchte Kleinorgel von der Michaelsgemeinde Nienburg erworben, erbaut um 1963, Alfred Führer (Wilhelmshaven), 4 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen; Inschriften: „Jauchzet Gott alle Lande“ und „Singet dem Herrn alle Welt“.

Geläut

Zwei LG, I: disʼʼ; II: gisʼʼ (beide Bronze, Gj. 1965, Firma Rincker, Sinn).

Friedhof

Kommunaler Friedhof westlich der Kapelle, angelegt 1848.15

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

D 60 (EphA Nienburg); L 5a Nr. 1691 (LSuptur. Calenberg-Hoya mit Verden-Hoya und Celle).

Literatur

A: Dienwiebel, Ortsverzeichnis Hoya/Diepholz II, S. 449–450; Gade, Hoya und Diepholz II, S. 153–154; Heckmann, Kirchen und Kapellen, S 46–47.
B: Friedrich Bomhoff: Liebenau. Geschichte eines Weserfleckens, Nienburg [1979], bes. S. 198–200; Friedrich Bomhoff: Pennigsehl/Mainsche. Geestdörfer zwischen Wald und Moor, Liebenau 1993, bes. S. 43–54 und S. 57–58; Heinrich Gade: Geschichte des Fleckens Liebenau an der Weser, in: Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen 29 (1863), S. 289–346 [online].

GND

5324576-3, Kapellengemeinde St. Lebuin (Pennigsehl)


Fußnoten

  1. Hoyer UB I, Heft IV, S. 41.
  2. Hoyer UB I, Heft V, S. 30; Dienwiebel, Ortsverzeichnis Hoya/Diepholz II, S. 449.
  3. Detailliert: Gade, Hoya und Diepholz I, S. 114 ff.
  4. Zit. bei Bomhoff, Pennigsehl, S. 17; Bomhoff, Liebenau, S. 200.
  5. Bomhoff, Pennigsehl, S. 14, S. 43 ff. und S. 57 f.
  6. Bomhoff, Pennigsehl, S. 44.
  7. Bomhoff, Pennigsehl, S. 46 ff.
  8. Ubbelohde, Repertorium, 3. Abteilung, S. 38 und 4. Abteilung, S. 25.
  9. LkAH, L 5a, Nr. 256 (Visitation 1943).
  10. LkAH, L 5a, Nr. 256 (Visitation 1949).
  11. LkAH, L 5a, Nr. 1691.
  12. LkAH, B 2 G 9/Pennigsehl Bd. I, Bl. 2a.
  13. KABl. 1966, S. 108.
  14. KABl. 2011, S. 187.
  15. Gade, S. 339 f.