Frühere Gemeinde | KapG der St.-Martini-KG Dransfeld | Sprengel Hildesheim-Göttingen, KK Göttingen-Münden (Amtsbereich Münden) | Patrozinium: Kreuz1 | KO: Calenberger KO von 1569

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundlich lässt sich das Dorf, heute Stadtteil von Dransfeld, erstmals 1256 als Ossenewelde belegen.2 Im Jahr 1418 waren fünf Höfe in Ossenfeld im Besitz der Familie von Stockhausen.3 Ossenfeld lag im welfischen Teilfsm. Göttingen (ab 1495 Fsm. Calenberg-Göttingen, „Kernlande Hannover“, 1692: Kfsm. Braunschweig-Lüneburg bzw. Kurhannover) und gehörte zum Gericht Harste (1448), dann zum Gericht Dransfeld (1557, 1604); die hohe Gerichtsbarkeit lag beim Amt Münden.4 In französischer Zeit war Ossenfeld von 1807 bis 1813/14 Teil des Kantons Dransfeld im Distrikt Göttingen des Leinedepartements im Kgr. Westphalen. Danach kam das Dorf, nun im Kgr. Hannover, zunächst erneut zum Amt Münden, zählte 1852 bis 1859 zum kurzlebigen Amt Dransfeld, dann erneut zu Münden. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Ossenfeld 1866 an das Kgr. Preußen, bei Einführung der Kreisverfassung kam es 1885 zum Lkr. Münden, der 1973 im Lkr. Göttingen aufging. Im gleichen Jahr wurde das Dorf in die Stadt Dransfeld eingemeindet. In der zweiten Hälfte des 20. Jh. wandelte sich Ossenfeld von einem „landwirtschaftlich stark geprägten Ort“ zu einem „Wohngebiet für Pendler“.5 Um 1810 lebten knapp 120 Menschen in Ossenfeld, 1942 rund 130, 1950 etwa 220 und 2006 insgesamt 250.

Kapelle, Ansicht von Nordwesten, um 1953

Kapelle, Ansicht von Nordwesten, um 1953

Ältestes Zeugnis der örtlichen Kirchengeschichte in Ossenfeld ist der Kirchturm, der etwa aus dem 14. oder 15. Jh. stammt. Nach Angaben des Barteroder P. Johann Andreas Urban (amt. 1760–1806) soll Ossenfeld kirchlich bis zum Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) zu Dransfeld gehört haben, bevor es dann zu Barterode wechselte.6 In den Protokollen der Kirchenvisitationen 1543, 1588 1646, 1652 und 1675 ist das Dorf nicht erwähnt. Seit 1671 besitzt Ossenfeld einen eigenen Friedhof bei der Kapelle, die Kapellenrechnungen beginnen ebenfalls in diesem Jahr.7
In die Amtszeit von P. Urban fällt auch der Bau des bis heute erhaltenen Kirchenschiffs. Die Arbeiten begannen 1776 und am 17. September 1780 konnte die Gemeinde die neue Kapelle einweihen.8 Während das bisherige Kirchenschiff sich westlich an den Turm angeschlossen hatte, stand das neue im Osten.
Zum 1. Oktober 1912 endete die Zugehörigkeit zum Kirchspiel Barterode und die KapG Ossenfeld wechselte in die KG Dransfeld.9 In den Unterlagen zur Visitation 1940 schrieb der Dransfelder P. Georg Hoffmann (amt. 1934–1942), die KapG habe „das Recht auf jährlich viermaligen Hauptgottesdienst mit anschliessender Abendmahlsfeier und zwar vormittags um 10 Uhr am Sonntag nach Weihnachten (bzw. nach Neujahr), Sonntag nach Ostern, Sonntag nach Johannis und Sonntag nach Michaelis“.10 Mittlerweile halte er etwa alle vier Wochen einen Predigtgottesdienst in Ossenfeld, als Ausgleich für die nun fortgefallenen zweiwöchentlichen Lesegottesdienste, die ursprünglich Aufgabe des Lehrers gewesen waren. Von den gut 420 Familien des Kirchspiels lebten seinerzeit 30 in Ossenfeld.
Ebenso wie die KapG Bördel und Varmissen gliederte das LKA Hannover die KapG Ossenfeld zum 1. Januar 1974 in die KG Dransfeld ein.11 Die Aufhebung der Gemeinden habe keine negativen Auswirkungen gehabt, heißt es im Visitationsbericht 1976, da „jede der früheren Kapellengemeinden durch eine entsprechende Bezirkseinteilung bei der Kirchenvorsteherwahl nunmehr im Kirchenvorstand vertreten ist“.12

Umfang

Ossenfeld.

Patronat

1671 behauptete Burkhard Frhr. von Stockhausen, die Kapelle Ossenfeld sei auf seinem Grund und Boden errichtet worden; Ansprüche nicht anerkannt. Laut CB von 1778 lag das Patronat beim Landesherrn.13

Kapellenbau

Rechteckiger Fachwerkbau auf Bruchsteinsockel, ausgerichtet leicht ostnordöstlich, erbaut 1776–79. Satteldach, nach Osten abgewalmt. Große, flachbogige Sprossenfenster (an den Längsseiten vier, nach Osten zwei); Rechteckportal nach Süden, darüber flachbogiges Sprossenfenster. Im Innern flache Decke, Westempore. 1831 und 1844 verändert. 1992 Renovierung. 2004 neues Dach.

Turm

Querrechteckiger Westturm mit Satteldach, bekrönt mit Kreuz und Wetterfahne (mit Pferd), erbaut vielleicht im 14./15. Jh. Schallgauben nach Osten und Westen, nach Norden und Süden in den Giebeldreiecken rechteckige Schallfenster mit Konsolensturz. Bruchsteinmauerwerk mit Eckquaderung. Inschriftenstein mit Jahreszahl 1905; an der Südseite spitzbogige Tür (etwa in drei Meter Höhe). Turmhalle dient heute als Leichenhalle. 1772 Turmuhr angeschafft. 1905 Mauerwerk neu verfugt. 1982 Turmsanierung

Vorgängerbau

Kirchenschiff schloss sich ursprünglich westlich an den Turm an, Erdgeschoss des Turms diente als Altarraum. Altes Kirchenschiff bei Bau des neuen abgerissen.

Ausstattung

Kanzelaltar (1780), polygonaler Kanzelkorb zwischen zwei Pfeilern, die mit Kugeln bekrönt sind; im geschwungenen Giebelfeld strahlen- und wolkenumkränztes Gottesauge; seitliche Scherwände mit flachbogigen Durchgängen; hölzerner Blockaltar mit seitlichen Schranken.

Orgel

Kleinorgel, erbaut um 1850 von Carl Heyder (Heiligenstadt), 6 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 1944 zwei Register unbrauchbar. 1970 Instandsetzung, ausgeführt von Martin Haspelmath (Walsrode), 6 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Eine LG, e’’ (Bronze, Gj. 1894, Firma Radler, Hildesheim), Inschriften: „Des Morgens ruff’ zur Arbeit, des Abends läut’ zur Ruh, den Sabbath weih’ zur Betzeit, die Andacht weck’ dazu“, „Holscher Pastor, K[apellen]-V[orstand] G. Günther, W. Ilse, K. Sauerland, A. Reckel. W. Röhsling Lehrer“ und „Gegossen von J. J. Radler u[nd] Soehne in Hildesheim“; Bild: Ornamentfries mit Fabeltieren. – Früherer Bestand: Eine LG (Bronze, Gj. um 1662, Heinrich Lüttke, Göttingen), umgegossen zu jetziger LG.14

Friedhof

Nördlich und westlich der Kapelle, angelegt 1671. Der Friedhof war 1962 Eigentum der Realgemeinde und wurde von der KapG verwaltet.15 Später an die Kommune übergeben.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 2370-2376 (Pfarroffizialsachen); S 11a Nr. 7360 (Findbuch PfA).

Literatur

A: Gemeindebuch KKV Münden, S. 34; Casemir/Ohainski/Udolph, Ortsnamen Lkr. Göttingen, S. 311–312; Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 1067; Lufen, Denkmaltopographie Altkr. Münden, S. 113–114.

B: Festschrift 200 Jahre St. Krucis-Kirche zu Ossenfeld, 1780–1980, Dransfeld 1980 (darin: Joachim Jünemann: Beiträge zur Geschichte von Ossenfeld, S. 13–44); Ossenfelder Geschichte – Ossenfelder Geschichten. Festschrift zum 750jährigen Jubiläum des Dorfes Ossenfeld. 1256–2006, hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft der Ossenfelder Vereine, Ossenfeld 2006, bes. [S. 24–26].


Fußnoten

  1. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 164, ebd. II, S. 79. Jünemann, in: Festschrift, S. 20.
  2. UB Eichsfeld, Nr. 379. Zum Ortsnamen: Casemir/Ohainski/Udolph, Ortsnamen Lkr. Göttingen, S. 311 f.; Jünemann, in: Festschrift, S. 16 f.
  3. Jünemann, in: Festschrift, S. 20.
  4. Jünemann, in: Festschrift, S. 22 ff. und S. 35; NLA HA Hann. 74 Münden, Beschreibung.
  5. Ossenfelder Geschichte, [S. 11].
  6. Ossenfelder Geschichte, [S. 24].
  7. Ossenfelder Geschichte, [S. 25].
  8. Jünemann, in: Festschrift, S. 21.
  9. KABl. 1912, S. 85.
  10. LkAH, L 5c, unverz., Dransfeld, Visitation 1940.
  11. KABl. 1974, S. 25 f.
  12. LkAH, L 5c, unverz., Dransfeld, Visitation 1976.
  13. Jünemann, in: Festschrift, S. 20 f.
  14. Jünemann, in: Festschrift, S. 21 f.
  15. LkAH, L 5c, unverz., Dransfeld, Visitation 1962.