Sprengel Ostfriesland-Ems, KK Harlingerland | Patrozinium: Cäcilie und Margarethe | KO: Ostfriesische KO von 1716

Orts- und Kirchengeschichte

Die erste schriftliche Erwähnung Leerhafes stammt möglicherweise aus dem Jahr 1354: Eine Urkunde nennt unter den Zeugen den Geistlichen Liudewardo de Le.1 Die Identifizierung Leerhafes mit dem urkundlich genannten Ort Le (oder Lee, wie er im Stader Copiar von 1420 vorkommt), ist jedoch nicht gänzlich sicher.2 Leerhafe gehörte zunächst vermutlich zu Östringen. Die Fluten des 14. Jh. und die Vergrößerung der Harlebucht führten anscheinend dazu, dass Leerhafe sich (ebenso wie Asel) dem Harlingerland anschloss (1237: terram Herlingi, 1289: universitas terre Herlingie).3 Der Ort zählte später zum ostfriesischen Amt Friedeburg. Dieses Amt war aus der gleichnamigen Herrlichkeit hervorgegangen, die seit 1480/81 zur Gft. Ostfriesland gehörte. Noch 1529 beanspruchte Häuptling Balthasar Attena († 1540) Leerhafe als Teil des Harlingerlandes, konnte seine Ansprüche jedoch anscheinend nicht durchsetzen.4 Der Übergang unter preußische Herrschaft im Jahr 1744 ließ die Ämterstruktur in Ostfriesland unverändert. In den ersten beiden Jahrzehnten des 19. Jh. erlebte Ostfriesland mehrere Herrschaftswechsel: Ab 1807 zählte Leerhafe zum Kgr. Holland, ab 1810 zum Kaiserreich Frankreich (Département Ems-Oriental, Arrondissement Jever, Kanton Wittmund), ab 1813 wieder zum Kgr. Preußen und ab 1815 zum Kgr. Hannover. Leerhafe gehörte auch in hannoverscher Zeit zunächst zum Amt Friedeburg, wurde jedoch 1817 umgegliedert in das Amt Wittmund. Nach der Annexion des Kgr. Hannover fiel Leerhafe 1866 erneut an das Kgr. Preußen. Seit Einführung der Kreisverfassung 1885 gehört Leerhafe zum Lkr. Wittmund. 1972 wurde der Ort in die Stadt Wittmund eingemeindet. Zur Sozialstruktur des Kirchspiels schrieb der Ortsgeistliche 1961: „Neben größeren und kleineren Bauern wohnen vor allen Dingen Kolonisten in der Gemeinde, außerdem einige Arbeiter, Angestellte und Beamte.“5 Im Jahr 1811 lebten gut 960 Menschen in Leerhafe, 1905 etwa 1.300, 1939 fast 1.655, 1950 rund 2.215 und 2023 gut 2.115.

Kirche, Blick zur Orgel, vor 1956

Kirche, Blick zur Orgel, vor 1956

Ein erster hölzerner Kirchenbau, errichtet etwa um 1000, konnte 1984/85 bei archäologischen Untersuchungen im Innern der heutigen Kirche nachgewiesen werden.6 Brandspuren auf dem ehemaligen Fußboden zeigen, dass dieser Bau abgebrannt ist. Ihm folgten zwei weitere Holzbauten und im 13. Jh. ein steinerner Kirchenbau aus Granitquadern, der etwas breiter und länger war als das etwa um 1500 errichtete und bis heute erhaltene Kirchengebäude. Der bereits erwähnte Liudewardo de Le, 1354 als rector ecclesiae (Pfarrer) genannt, ist vielleicht als erster bekannter Geistlicher Leerhafes anzusehen.7 Das Stader Copiar, niedergeschrieben um 1420, verzeichnet eine ecclesia in Lee modo destructa, also eine nun zerstörte Kirche in Lee.8 Das kerspel to leerhave war inschriftlich auf der ältesten bekannten Glocke der Leerhafer Kirche genannt, die aus dem Jahr 1490 stammte. Die Inschrift überlieferte auf das Patrozinium der Kirche: sancte cecilia un margaret[a].9 1905 ist die Glocke geborsten und zu einer neuen umgegossen worden. Die nordöstlich von Leerhafe gelegene Johanniterkommende Burmönken besaß Ländereien innerhalb des Kirchspiels und möglicherweise unterstand auch die Leerhafer Kirche dem Kloster.10
Einzelheiten über die Entwicklungen in Leerhafe während der Reformation sind nicht überliefert. Die Reformation hatte sich in Ostfriesland mindestens unter Duldung des Landesherrn Gf. Edzard I. († 1528) ausgebreitet, aber ohne seine Lenkung.11 So entwickelte sich ein Nebeneinander verschiedener prot. Richtungen. Gf. Enno II. († 1540) versuchte, die ostfriesische Kirche eher luth. zu gestalten, Gfn. Anna († 1575) bemühte sich, ihr eine eher ref. Form zu geben. Die gemeinsame Regierungszeit ihrer Söhne, des ref. Gf. Johann II. († 1591) und des luth. Gf. Edzard II. († 1599), war vom Ringen um jeweils alleinige Herrschaft geprägt und verfestigte das Nebeneinander ref. und luth. Gemeinden. Die Konkordate von 1599, geschlossen zwischen den Landständen und dem Landesherrn, schrieben den Konfessionsstand der einzelnen ostfriesischen Gemeinden genauso fest, wie das Gemeindewahlrecht bei den Pfarrstellenbesetzungen. 1631 erarbeitete GSup. Michael Walther († 1662) eine neue KO für die luth. Gemeinden, deren zweite Auflage von 1716 bis heute gültig ist.12

Kirche, Ansicht von Südwesten, vor 1880, Grafik

Kirche, Ansicht von Südwesten, vor 1880, Grafik

Der erste bekannt ev. Prediger in Leerhafe ist P. Paulus Clitomachus, der 1594 nach Bingum wechselte. Die lückenlos bekannte Reihe der Leerhafer Pastoren beginnt erst in der ersten Hälfte des 17. Jh. mit P. Hayo Lautius (amt. vor 1629–1651). Küster Johann Tyarks wird 1629 erstmals als Schulmeister bezeichnet; möglicherweise war auch Claes Flessen, 1621 als Küster belegt, bereits als Lehrer tätig.13 In die Amtszeit von P. Liborius Lamberti (amt. 1651–1663) fiel die Instandsetzung und Neuausstattung der Kirche, wohl nach Schäden des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648). Aus dieser Zeit haben sich die Kanzel und das Altarretabel (mittlerweile mit neuen Gemälden) erhalten.
Von 1663 bis 1730 war die Pfarre Leerhafe über drei Generationen in der Hand der Familie Specht: Auf P. Conrad Specht (amt. 1663–1694) folgten sein gleichnamiger Sohn (amt. 1694–1721) und sein gleichnamiger Enkel (amt. 1721–1730). Mit der Besiedlung der Moor- und Heidegebiete stieg die Zahl der Gemeindeglieder an und um mehr Plätze in der Kirche zu schaffen, ließ die Gemeinde 1860/61 Emporen einbauen.14 Anfang des 20. Jh. lag die Zahl der Gemeindeglieder bei 1.780 (1905) und neben den Sonntagsgottesdiensten in Leerhafe lud P. Abraham Köppen (amt. 1903–1914) seit etwa 1910 zu Gottesdiensten in der Schule Müggenkrug ein (1918 einmal monatlich).15 Im Jahr 1931 gründete sich ein Posaunenchor.16
Während der NS-Zeit hatten nacheinander P. Otto Wessels (amt. 1915–1933/36) und P Diedrich Müller (amt. 1937–1967) das Pfarramt Leerhafe inne. Im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ ist vermerkt: „Pastor Wessels war Mitglied der NSDAP.“17 Der 1933 neu gewählte KV wurde 1936 vom Kreiskirchenvorstand „wegen Pflichtwidrigkeit und Dienstvernachlässigung“ entlassen; gleichzeitig beauftragte der KKV sechs neue Kirchenvorsteher.18 Der Wittmunder Sup. Karl Schaaf (amt. 1937–1965) schrieb in seinem Bericht über die Visitation 1938, die Gemeinde Leerhafe werde „ständig beunruhigt durch kirchenfeindliche Strömungen, die besonders vom Ortsgruppenleiter [der NSDAP] genährt werden“.19 Bis 1937 traten in Leerhafe insgesamt 1.052 Gemeindeglieder der Hannoverschen Bekenntnisgemeinschaft bei; dies war die höchste Zahl unter den Gemeinden in den KK Wittmund und Reepsholt.20 In den Unterlagen zur Visitation 1938 notierte P. Müller zudem: „Einzelne Familien hatten sich den D. C. angeschlossen. Die meisten haben aber zurückgefunden.“21

Kirche, Blick zur Orgel, Foto: Ernst Witt, Hannover, Mai 1954

Kirche, Blick zur Orgel, Foto: Ernst Witt, Hannover, Mai 1954

Aufgrund des Zuzugs Geflüchteter stieg die Zahl der Gemeindeglieder von etwa 2.150 im Jahr 1938 auf rund 3.200 im Jahr 1949 an.22 Im Jahr 1954 führte P. Müller „Bibelstunden in 6 Ortschaften unserer Kirchengemeinde“ ein, die „gerne besucht“ wurden; die Schulgottesdienste in Müggenkrug fanden alle sechs Wochen statt.23 Im Jahr 1973 eröffnete die KG Leerhafe einen ev. Kindergarten.24 Wie auch bei anderen Gemeinden im Harlingerland thematisieren die Visitationsberichte des 20. Jh. wiederholt den geringen Gottesdienstbesuch: „Die Gemeinde Leerhafe ist nicht kirchenfeindlich, aber zur Kirche geht man nur, wenn es dafür einen bestimmten Anlaß gibt“, resümierte der Sup. nach der Visitation 1975.25 Die Jugendarbeit in der Gemeinde lag seit 1985 weitgehend in der Hand des CVJM, der seit 1980 in Leerhafe aktiv war.26 Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der hannoverschen und der sächsischen Landeskirche knüpfte die KG Leerhafe Kontakte zur Kirchgemeinde Leukersdorf im Erzgebirge (südwestlich von Chemnitz).27
Im Oktober 1981 musste die Gemeinde ihre Cäcilien- und Margareten-Kirche wegen Baufälligkeit schließen. Bis zur Wiedereinweihung im Juni 1986 versammelte sich die Gemeinde zum sonntäglichen Gottesdienst in der Friedhofskapelle. Zwischen 1987 und 1993 führte die Gemeinde monatliche Abendmahlsgottesdienste ein; zuvor hatte sie das Abendmahl etwa zweimal pro Jahr gefeiert.28 1990 konnte ein neues Gemeindehaus eingeweiht werden. Um 2014 ging die Trägerschaft für den ev. Kindergarten Leerhafe über auf den 2009 gegründeten Ev.-luth. Kirchenkreisverbandes Ostfriesland-Nord.29

Umfang

Leerhafe sowie Burmönken, Farlage, Hovel, Isums, Kirmeer, Kloster Neuenhaus, Mammhusen, Möns, Müggenkrug, Nöttens, Rispel, Schnapp, Schultenhausen, Till und Uthörn. 1924 wurde ein Teil des Kollrunger Moors eingepfarrt30, 1931 Teile der aufgelösten Gutsbezirke Kollrungermoor und Knyphauserwald.31

Aufsichtsbezirk

Die kirchliche Zugehörigkeit Leerhafes in vorref. Zeit ist nicht gänzlich klar: Die Parochie unterstand vielleicht dem Kloster Burmönken32, vielleicht gehörte es im 13. Jh. zum Archidiakonat des Domdekans der Diözese Bremen und kam später zum Archidiakonat des Domscholasters der Diözese Bremen.33 – Von 1631 bis 1643 unterstand Leerhafe dem luth. Coetus in Aurich und ab 1643 unmittelbar dem luth. Konsistorium Aurich. Nach der Inspektionsordnung von 1766 zur 4. luth. Insp. in Ostfriesland. Zwischen 1821 und 1836 wechselte Leerhafe zur 9. luth. Insp. in Ostfriesland mit Sitz in Wittmund (1859/60 umbenannt in 8. Insp.). Ab 1924 KK Wittmund. Der KK Wittmund wurde zum 1. Juli 1965 mit dem KK Reepsholt zum neuen KK Wittmund vereinigt.34 Der neue KK Wittmund schloss sich zum 1. Januar 1974 mit dem KK Esens zum neuen KK Harlingerland zusammen, Sitz der Suptur. ist in Esens.35

Patronat

Genossenschaftspatronat der Gemeinde (Interessentenwahlrecht).36

Kirchenbau
Altaraufsatz und Taufständer, um 1964

Altaraufsatz und Taufständer, um 1964

Saalbau mit vierseitigem Chorschluss, erbaut um 1500. Satteldach, über dem Chor abgewalmt. Backsteinmauerwerk, im unteren Wandbereich teilweise Granitquader vom Vorgängerbau, Strebepfeiler an den Ecken des Chors (ein Strebepfeiler in der Längsachse). An der Nordseite fünf kleinere, rundbogige Sprossenfenster; an der Südseite fünf größere, spitzbogige Sprossenfenster, die äußeren nach unten verlängert; am Chor vier große, leicht spitzbogige Sprossenfenster. An der Nordseite vermauertes Spitzbogenportal mit Blendmaßwerk. An der Westseite spitzbogiges Portal. Im Innern Balkendecke, Emporen an Nord- und Westseite; im Chor mehrere Wandnischen. Freskenreste (15. Jh., 1953 freigelegt) Rankenmalerei, Weihekreuz, daneben gemalte Inschrift: „um 1250 Erbauung dieser Kirche zu Leerhafe. um 1400 Neubau d[es] Chores u[nd] der Südfenster. 1640 Zerstörung durch Brand (30 j[ähriger] Krieg). 1655 Erneuerung (Balkendecke, Kanzel). 1860–61 Einbau des Portals und der Emporen. 1950 Erneuerung d[es] Dachs und d[er] Holzdecke. 1953 Grundl[egende] Erneuer[un]g d[es] Kircheninnern“.37 1655 Instandsetzung und Erneuerung der Kirche. Ende 18. Jh. Bogenmauer zwischen Chor und Schiff entfernt und Ostempore erbaut (Orgelempore). 1860/61 Westportal angelegt, Nord- und Südeingang vermauert, Nord- und Westempore eingebaut. 1950 Dach und Decke erneuert. 1953 Neuausmalung. 1981–86 Sanierung, u. a. Mauerwerkssanierung, neuer Dachstuhl, Holzdecke erneuert, neuer Fußboden zwei vermauerte Fenster im Chorpolygon geöffnet.

Turm

Nordwestlich der Kirche freistehendes Glockenhaus mit vierseitigem Pyramidendach, erbaut wohl im 15. Jh. Backsteinmauerwerk. An jeder Seite eine hochrechteckige Schallöffnung, Eingang nach Osten. 1905/06 Dach und Giebel erneuert, Schallöffnungen verändert.38 1975 Turmsanierung, u. a. Giebel abgebrochen und Satteldach durch vierseitiges Pyramidendach ersetzt.

Vorgängerbauten

Bei archäologischen Untersuchungen im Innern der Kirche konnten 1984/85 drei hölzerne Vorgängerkirchen nachgewiesen werden sowie eine Granitquaderkirche.39 Holzkirche I, erbaut etwa um 1000, abgebrannt. Holzkirche II, abgebrannt. Holzkirche III, erbaut wohl im 12. Jh., vermutlich abgebrochen (keine Brandspuren auf dem ehemaligen Boden). Granitquaderkirche, erbaut etwa im 13. Jh., Saalbau mit eingezogener, halbrunder Apsis, einschließlich Apsis etwa 34 bis 35 Meter lang und etwa 12 Meter breit und (breiter und länger als der heutige Kirchenbau).40

Ausstattung

Blockaltar aus Backsteinen, zweistöckiges Holzretabel (um 1655/60, vielleicht Schüler Jacob Cröpelins, Esens)41 und seitliche Kniebänken (um 1760); Retabel farbig gefasst und mit durchbrochenem, seitlichen Schnitzwerk; im Hauptfeld Gemälde „Kreuzabnahme“ (1889, Öl auf Holz, nach Peter Paul Rubens), flankiert von zwei marmorierten Säulen; im oberen Feld Gemälde „Auferstehung“ (1987, Eduard Malinowski, Hannover), flankiert von zwei marmorierten Säulen; Gemälde „Kreuzabnahme“ gestiftet von Rinste Maria Betten (Möns); Altar 1981 restauriert, vor Anbringung des Gemäldes Auferstehung im oberen Feld Inschrift: „Siehe Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“. – Hohe Holzkanzel mit Schalldeckel (um 1655/60), farbig gefasst, polygonaler Kanzelkorb auf einer Stütze, Wandungen mit Rundbogenfüllungen zwischen Pilastern. – Neugotisch gestaltete achtseitige, pokalförmige Holztaufe (1908), farbig gefasst. – Grabplatte (Ende 12. Jh.), gelb-grauer Sandstein, trapezförmig, verziert mit Relief: auf einem stilisierten Paradiesstromberg stehen Keulenkreuz und Stäbe mit Spiralenden.42 – Hölzerne Pastorentafel, Öl auf Holz, „Lutherische Geistliche der Gemeinde Leerhafe“, 1594 bis 1967. – Sanduhr (2001, Harald Hoffmann, Taucha), angebracht an der Wand hinter der Kanzel.

Orgel, nach 1957

Orgel, nach 1957

Orgel

1795/96 Orgelneubau, ausgeführt von Hinrich Just Müller (Wittmund), Zustand 1857: 10 Register, Instrument aufgestellt auf einer Chorempore im Osten. 1863 Orgelneubau, ausgeführt von Gebr. Rohlfs (Esens), Teile der Vorgängerorgel wiederverwendet, Instrument aufgestellt auf Westempore. Um 1900 Orgel um Pedal mit Subbass 16’ erweitert43, Zustand 1948: 13 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 1956/57 Orgelneubau, Alfred Führer (Wilhelmshaven), 15 II/P (HW, RP), mechanische Traktur, Schleifladen; Material der Vorgängerorgel wiederverwendet, Prospekt beibehalten. 1982 Instrument wegen Kirchensanierung abgebaut, 1986 wieder aufgebaut. 2000 Instandsetzung und eine Dispositionsänderung, Martin ter Haseborg (Südgeorgsfehn), 15 II/P (HW, RP), mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Zwei LG, I: g’ (Bronze, Gj. 1905, Gebrüder Ulrich, Laucha), Inschriften: „Gegossen Anno Domini 1905. Gegossen von Gebr. Ulrich in Laucha Unstrut“, „Allein Gott in der Höh sei Ehr“ und „Gegossen anno Domini 1905 zusammen mit der großen Glocke Margareta als Ersatz für die aus dem Jahre 1747 stammende alte Glocke.“; II: b’ (Bronze, Gj. 1990, Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher), Inschrift: „O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort. Jer 22,29“. – Früherer Bestand: Eine große LG (Bronze, Gj. wohl 1490, vielleicht Barthold Klinghe), Inschriften (mit Ergänzungen) etwa: „anno d[o]m[ini] mccccxc margareta [bin ick gheheten, dat kerspel to leerhave het mi laten gheten“ und „[ick bin ghe]ghaten in de ere sancte cecilia un margaret[a … got gheve siner selen rat, bartold Klinghe de mi gaten hat]“44, Glocke 1905 geborsten und umgegossen zu einer neuen großen LG (Bronze, Gj. 1905, Gebr. Ulrich, Laucha), Inschrift: „Anno Domini 1905. Margareta von der Kirchengemeinde Leerhafe zum Ersatz für die aus dem Jahre 1490 stammende alte Glocke gleichen Namens angeschafft. Der Kirchenvorstand Pastor Köppen, Wolken, Ennen, Folkerts, Wilken, Eiben, Juilfs, Lehmann, Badberg“, Glocke im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben (1917), nicht eingeschmolzen, 1921 wieder zurück in Leerhafe, Glocke im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben (1942). Eine kleine LG (Bronze, Gj. 1747) Inschrift: „Johann Gerhard Holzapfel, Hinrich“45 1905 umgegossen zu einer neuen kleinen LG (jetzige LG II). Eine LG e’ (Eisenhartguss, Gj. 1952, J. F. Weule, Bockenem), Inschrift: „O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort. Jeremia 22,29“, 1972 wegen Rostschäden stillgelegt und 1975 ausgebaut, später neben dem Glockenhaus aufgestellt.

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1821) mit Konfirmandensaal (Bj. 1937). – Gemeindehaus (Bj. 1990).

Friedhof

Ehemaliger kirchlicher Friedhof bei der Kirche, 1846 erweitert.46 Neuer Friedhof an der Klosterstraße, etwa 300 Meter nordwestlich der Kirche, erste Beerdigung 1936, FKap (Bj. 1960).

Liste der Pastoren (bis 1940)

15..–1594 Paulus Clitomachus. – 1600 Johannes Hemeling.47 – Bis 1608 Mathias Blanke.48 1616 Johannes Sartorius. – 1617 Joachim Eggeling.49 – 1620–1624 Johannes Alberti. – Vor 1629–1651 Hayo Lautius. – 1651–1663 Liborius Lamberti. – 1663–1694 Conrad Specht. – 1694–1721 Conrad Specht. 694, 1697, 1700 Hinrich Berens (zweiter Pastor?).50 – 1721–1730 Conrad Specht. – 1730–1778 Johann Gerhard Holzapfel. – 1778–1789 Hermann Anton Andreae. – 1789–1819 Arend Wilhelm Aswege. – 1819–1857 Otto Rudolf Brawe. – 1858–1884 Johann Wilhelm Gittermann. – 1884–1903 Heiko Jelden. – 1903–1914 Abraham Köppen. – 1915–1933 Otto Wessels, Weiterversehung bis 1936. – 1937–1967 Diedrich Müller.

Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 64 (mit Ergänzungen)

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 6 Nr. 4845 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. Digitalisat142, Digitalisat193, Digitalisat251 (CB); A 9 Nr. Digitalisat2819 (Visitationen); A 12d Nr. Digitalisat452 (GSuptur. Aurich); D 53 (EphA Reepsholt); D 57 (EphA Wittmund); L 5i Nr. 101, 309–310 (LSuptur. Aurich); S 2 Witt Nr. 04 (Fotosammlung); S 9 Nr. 1603 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7708 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1672 (Lücken: 1699, 1700)
Trauungen: ab 1672
Begräbnisse: ab 1675 (Lücken: 1695–1700)
Kommunikanten: ab 1768
Konfirmationen: ab 1876

Literatur & Links

A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 839; Fastenau, Bau- und Kunstdenkmäler IV, S. 60–61, S. 437, S. 468a; Haiduck, Kirchenarchäologie, S. 193–197; Kaufmann, Orgeln Ostfrieslands, S. 159–160; Meinz, Sakralbau Ostfriesland, S. 137; Meyer, Pastoren II, S. 64; Otte/Rohde, Ostfriesland II, S. 418–420; Rauchheld, Glockenkunde, S. 91, S. 121, S. 159, S. 192–193; Voß & Hafner, Prediger-Denkmal, S. 65–67.
B: Annemarie Ruge: Die Familien der Kirchengemeinde Leerhafe 1672–1900 (= Ostfrieslands Ortssippenbücher 45; = Deutsche Ortssippenbücher A 233), 2 Bde., Aurich 1997, ²2008; Karl-Heinz de Wall: Kirche und kirchliches Leben in Leerhafe. Zur Wiedereinweihung der Cäcilien- und Margarethenkirche im Mai 1986 (= Leerhafe-Hovel in Vergangenheit und Gegenwart 2), Wittmund 1986.
Internet: Bildindex der Kunst & Architektur: Historische Ortsdatenbank für Ostfriesland (https://bibliothek.ostfriesischelandschaft.de/hoo/): Ortsartikel Leerhafe (.pdf).

GND

1051008077, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Leerhafe; 1051007828, Evangelische Kirche Sankt Cäcilia und Sankt Margaretha (Wittmund)


Fußnoten

  1. Oldenburgisches UB VI, Nr. 54; Ostfriesisches UB III, Nr. 120.
  2. Sello, Östringen und Rüstringen, S. 63, verortet Lee in der Nähe von Gödens. Oldenburgisches UB VI, Nr. 89, Anm. 1, lehnt dies ab und spricht sich für eine Identifizierung von Le mit Leerhafe aus, ebenso Wall, S. 24. Salomon, Geschichte, S. 18, nennt diese Identifizierung „auf den ersten Blick sehr einleuchtend“; Ostfriesisches UB III, Nr. 120, Anm. 1, tendiert ebenfalls zu Leerhafe.
  3. Salomon, Geschichte, S. 17 f. Ostfriesisches UB I, Nr. 23 und Nr. 39. Vgl. dazu Salomon, Geschichte, S. 42 ff.
  4. Salomon, Geschichte, S. 18.
  5. LkAH, L 5i, Nr. 309 (Visitation 1961).
  6. Haiduck, Kirchenarchäologie, S. 194 ff.
  7. Oldenburgisches UB VI, Nr. 54; Ostfriesisches UB III, Nr. 120 (mit Anm. 1). Vgl. auch Wall, S. 24.
  8. Hodenberg, Stader Copiar, S. 37; Ostfriesisches UB III, Nr. 311.
  9. Rauchheld, Glockenkunde, S. 192 f.
  10. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 39; Salomon, Geschichte, S. 35 f. Zum Kloster Burmönken vgl. Dolle, Klosterbuch I, S. 278 ff. Siehe auch Niedersächsische Klosterkarte.
  11. Zur Reformation in Ostfriesland vgl. knapp Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 7,1, S. 312 ff.; ausführlich: Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 114 ff.
  12. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 321. Die ostfriesischen Landesherren führten die KO von 1631 jedoch nie verbindlich für alle Gemeinden ein.
  13. Wall, S. 27. Ruge, Bd. I, S. 17 und S. 288 (Nr. 1279).
  14. Wall, S. 22.
  15. LkAH A 12d, Nr. 452 [Digitalisat, Aufnahmen 53 (1905), 154 (1911) und 242 (1918)].
  16. Wall, S. 29.
  17. LkAH, S 1 H III, Nr. 1019, Bl. 22. Allgemein zum Fragebogen vgl. Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
  18. LkAH, L 5i, Nr. 101 (Visitation 1938). Im Fragebogen ist knapp vermerkt, der KV „war nationalsozialistisch und hat sich kirchlich nicht bewährt“, LkAH, S 1 H III, Nr. 1019, Bl. 22.
  19. LkAH, L 5i, Nr. 101 (Visitation 1938).
  20. LkAH, S 1 H III, Nr. 1019, Bl. 33.
  21. LkAH, L 5i, Nr. 101 (Visitation 1938).
  22. LkAH, L 5i, Nr. 101 (Visitationen 1938 und 1949).
  23. LkAH, L 5i, Nr. 309 (Visitation 1955).
  24. Wall, S. 31.
  25. LkAH, L 5i, Nr. 309 (Visitation 1975).
  26. LkAH, L 5i, Nr. 309 (Visitation 1981), ebd. Nr. 310 (Visitation 1987); Wall, S. 28.
  27. LkAH, L 5i, Nr. 310 (Visitation 1993). Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
  28. LkAH, L 5i, Nr. 310 (Visitationen 1987 und 1993).
  29. KABl. 2009, S. 133 ff. Seit 2014 zählt die „Trägerschaft evangelischer Kindertagesstätten“ zu den Aufgaben des Verbandes, KABl. 2014, S. 172 ff.
  30. KABl. 1924, S. 61.
  31. KABl. 1931, S. 56.
  32. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 39; Salomon, Geschichte, S. 35 f.
  33. HOO, Artikel Leerhafe; Salomon, Geschichte, S. 17 f. Salomon geht aufgrund auf Grund geographischer Gegebenheiten davon aus, dass „die Kirchspiele Leerhafe und Asel zusammen gesehen werden“ müssen. Sie vermutet, dass Asel im 13. Jh. zu Östringen und damit zum Archidiakonat des Domdekans gehörte und nach Einbruch der Harlebucht zum Archidiakonat des Domscholasters kam, wo die Parochie 1420 verzeichnet ist (Hodenberg, Stader Copiar, S. 52); das an gleicher Stelle genannte Isebenysze wurde mitunter auf Isums bezogen und es wurde weiter vermutet, es stünde „stellvertretend für Gemeinde Leerhafe“ (HOO, Artikel Leerhafe, Salomon, Geschichte, S. 35, lehnt diese Identifizierung ab). Das Stader Copiar erwähnt überdies eine nun zerstörte Kirche in Lee (ecclesia in Lee modo destructa) die früher zum Archidiakonat des Bremer Dompropst gehörte, einige der Kirchspielangehörigen hielten sich in Modensze auf, was vielleicht mit Möns im Kirchspiel Leerhafe identifiziert werden kann, vgl. Wall, S. 24.
  34. KABl. 1965, S. 205.
  35. KABl. 1974, S. 34.
  36. Wall, S. 27: wahlberechtigt waren die Besitzer ganzer und halber Stellen.
  37. Diese Baugeschichte entspricht nicht mehr dem Forschungsstand, vgl. Haiduck, in: Wall, S. 12: „Die Fenster sind so unterschiedlich geformt, daß an verschiedene Zeitabschnitte des Bauwerks zu denken wäre […] Es ist aber eine stilistische Mischung aus einer Bauperiode, die auf eine in der Zeit um 1500 nicht mehr axial konzipierte Architektur zurückgeht, welche die Lichtführung stärker berücksichtigte, so daß die Ost- und Südfenster größer angelegt wurden.“
  38. Wall, S. 16.
  39. Haiduck, Kirchenarchäologie, S. 194 ff.
  40. Grundriss: Haiduck, Kirchenarchäologie, S. 196, Wall. S. 13.
  41. Wall, S. 19.
  42. Zeichnung: Haiduck, Kirchenarchäologie, S. 90 (Tafel 3, 15).
  43. LkAH, L 5i, Nr. 101 (Visitation 1938).
  44. Ergänzungen nach Rauchheld, Glockenkunde, S. 192 f. Vgl. auch Wall, S. 16. Nach dem CB von 1857 trug die Glocke die Inschrift: „dat Kaspel Leerhafe het mit laten geten, Margareta ick heten. MCCCC“, LkAH A 8 Nr. 251 [Digitalisat, Aufnahme 43].
  45. LkAH A 8 Nr. 251 [Digitalisat, Aufnahme 43].
  46. Wall, S. 34.
  47. Ruge, Bd. I, S. 16 und S. 442 (Nr. 2248).
  48. Ruge, Bd. I, S. 16 und S. 156 (Nr. 377).
  49. Ruge, Bd. I, S. 16 und S. 244 (Nr. 992).
  50. Ruge, Bd. I, S. 16 und S. 142 (Nr. 292).