Sprengel Stade, KK Verden | Patrozinium: Petrus1 | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundlich ist das Dorf erstmals 1123 als Lintlo belegt; der Verdener Bf. Dietmar II. hatte im Tausch ein Gut in Kirchlinteln erworben.2 Der Name Kirchlinteln, als Kercklinthle zuerst in der ersten Hälfte des 14. Jh. belegt, ist erst 1835 amtlich geworden, die Varianten Linteln (Linteloh) oder Groß Linteln verschwanden jedoch nicht sofort.3 Möglicherweise ist der Ort als friesische Kolonistensiedlung im 11. oder 12. Jh. entstanden.4 Er gehörte zur Vogtei bzw. zum Amt Verden des Hochstifts Verden. Mit dem Westfälischen Frieden von 1648 kam das säkularisierte Hochstift Verden – und damit auch Kirchlinteln – als Teil der vereinigten Hzm. Bremen und Verden unter schwedische Herrschaft. Im Großen Nordischen Krieg (1700–1721) besetzte Dänemark 1712 die beiden Herzogtümer und 1715 konnte das welfische Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover) die Hzm. Bremen und Verden erwerben (1719 von Schweden gegen weitere Zahlung anerkannt). In französischer Zeit gehörte Kirchlinteln 1810 kurzzeitig zum Kgr. Westphalen und zählte dann bis 1813 zum Kanton Verden im Arrondissement Bremen des Departements Wesermündung im Kaiserreich Frankreich („Mairie Kirchlinteln“). Danach gehörte Kirchlinteln wieder zum Amt Verden, zunächst im Kgr. Hannover und nach der Annexion Hannovers im Jahr 1866 im Kgr. Preußen. Seit Einführung der Kreisverfassung 1885 ist der Ort Teil des Lkr. Verden. 1972 wurden Armsen, Bendingbostel, Brunsbrock, Heins, Hohenaverbergen, Holtum (Geest), Kreepen, Kükenmoor, Luttum, Neddenaverbergen, Otersen, Schafwinkel, Sehlingen, Stemmen, Weitzmühlen und Wittlohe eingemeindet; gemeinsam mit Kirchlinteln bilden diese Ortschaften seither die Einheitsgemeinde Kirchlinteln. Nördlich außerhalb des Ortes wurde 1873 der Bahnhof Kirchlinteln errichtet (Strecke Uelzen–Langwedel). 1949 schrieb der Ortspfarrer zur Sozialstruktur des Kirchspiels: „Die Gemeinde ist eine Bauerngemeinde mit Ausnahme von Kirchlinteln selbst, in dem das Bauerntum stark zurücktritt gegenüber einer Handwerker-, Arbeiter-, Angestelltenschicht.“5 Mittlerweile lassen sich alle Orte des Kirchspiels als Wohn- und Pendlerorte beschreiben. Um 1810 lebten etwa 210 Menschen in Kirchlinteln, 1905 knapp 570, 1949 rund 1.300 und 2019 gut 2.500 (mit Eingemeindungen etwa 9.900).
Ältestes Zeugnis der örtlichen Kirchengeschichte ist der Turm der Kirche, der vermutlich um 1200 errichtet wurde und vielleicht gleichzeitig als Befestigung diente.6 Marschalleck mutmaßt, die Kirche sei möglicherweise von Tammo von Lintlo (fl. 1220–1237) als Eigenkapelle errichtet worden.7 1226 ist der vielleicht aus Friesland stammende Ministeriale des Verdener Bischofs als Ritter belegt: Tammo miles [de] Linthlo.8 Lässt man die erste überlieferte Schreibung des Ortsnamens als Kercklinthle außer Acht (zwischen 1312 und 1331), so ist die „kerkenn tho Lintelo“ schriftlich erstmals 1385 nachweisbar.9 Ein Geistlicher lässt sich zuerst 1421 belegen: Theodericus Kryte, Pfarrer der Pfarrkirche in Lintlo in der Diözese Verden.10 Er ist höchstwahrscheinlich identisch mit dem etwa ein Jahr später verstorbenen „her Dethardes wandaghers Kerkheren to Lintlo“, der im Necrologium Verdense genannt ist.11 Dort findet sich zum 14. August auch der Eintrag Iohannes, Rector in Lintlo.12

Kirche, Ansicht von Nordosten, 1910

Kirche, Ansicht von Nordosten, 1910

Die Reformation setzte sich im Hochstift Verden erst spät und nur allmählich durch.13 Der Verdener (und Bremer) Bf. Christoph von Braunschweig-Lüneburg (amt. 1502–1558) bekämpfte die luth. Lehre.14 Sein Bruder und Nachfolger in beiden Bistümern, Bf. Georg (amt. 1558–1566), duldete den neuen Glauben, hatte einen ev. Kanzler, berief vermutlich auch einen ev. Hofprediger und bestimmte im Jahr 1564 zusammen mit dem Verdener Domkapitel den Protestanten Eberhard von Holle zu seinem Nachfolger. Seinerzeit gehörten das Abendmahl in beiderlei Gestalt und die Priesterehe „im Stifte Verden schon zu rechtem Gebrauche“, wie das Domkapitel formulierte; gleichzeitig verlangte es von Holle jedoch eine päpstliche Bestätigung.15 In Zusammenarbeit mit dem Domkapitel förderte und festigte Bf. Eberhard von Holle (amt. 1566/67–1586) die luth. Lehre. Vermutlich kurz nach der Visitation von 1570 erhielt das Hochstift Verden eine ev. Kirchenordnung (nicht erhalten).16 Die erste gedruckte Kirchenordnung erließ schließlich Bf. Philipp Sigismund (amt. 1586–1623) im Jahr 1606.17 In Kirchlinteln wechselte P. Hinrich Brothenken (amt. wohl vor 1521–1573) vielleicht in der zweiten Hälfte der 1560er Jahre zur luth. Lehre; P. Brothenken war also gleichzeitig der letzte altgläubige und der erste ev. Pfarrer des Dorfes (er ist erstmals erwähnt in einer Loccumer Urkunde von 1521 als venerabilis viri domini Henninghi Brothenke in ecclesia parrochiali Lintlo pastoris; er verzichtete seinerzeit auf die Vikarie am Johannes-Altar in der Kirche in Holtorf).18 Von spätestens 1573 bis 1599 war Henricus Hoier bzw. Haselbusch Pfarrer in Kirchlinteln und unterschrieb als solcher die Konkordienformel.19 P. Haselbusch war gleichzeitig Kanoniker am Stift St. Andreas in Verden und ließ den Pfarrdienst in Kirchlinteln von einem Vikar versehen: Als P. Haselbusch 1599 starb, war Heinrich Hannecker hier mercenarius.
Während des Dreißigjährigen Krieges betreute P. Johann von Sandtbeck (amt. 1620–1642) das Kirchspiel Kirchlinteln. Als das Hochstift Verden mit Bf. Franz Wilhelm von Wartberg (amt. 1630–1631) kurzzeitig wieder von einem kath. Landesherrn regiert wurde, musste vermutlich auch P. Sandtbeck seine Gemeinde und das Hochstift verlassen und konnte erst zurückkehren, nachdem schwedische Truppen das Gebiet besetzt hatten. P. Hinrich Busch (amt. 1654–1669), fiel zusammen mit seiner Ehefrau und seinem jüngstem Sohn vermutlich einem Raubmord zum Opfer; um ihre Tat zu verschleiern setzten die beiden mutmaßlichen Täter, die später unter Folter ein Geständnis ablegten, das Pfarrhaus in Brand.20
Gegen Ende des 18. Jh. war die mittelalterliche Kirche zu klein geworden und überdies baufällig. Eine eigentlich 1792 geplante Instandsetzung kam nicht zur Ausführung und stattdessen regte das Konsistorium in Stade einen Neubau an.21 Aufgrund der zu erwartenden Kosten, wehrten sich die Einwohner des Kirchspiels zunächst gegen diese Pläne. Die Gemeinde, so heißt es 1793, sei „die ärmste im ganzen Amt Verden“ und habe vor wenigen Jahren nach einem Dorfbrand sowohl ein neues Pfarrhaus als auch ein neues Pfarrwitwenhaus errichten müssen.22 P. Conrad Christian Christoph von Hanffstengel (amt. 1797–1816) gelang es dann offensichtlich, die Gemeinde umzustimmen: Im Februar 1798 wurde die alte Kirche abgerissen (nur der Turm blieb erhalten) und schon am 4. Advent des gleichen Jahres konnte der Neubau eingeweiht werden. P. Hanffstengels Nachfolger, P. Nikolaus Goldbeck (amt. 1816–1850), war theologisch vom Rationalismus geprägt und überdies musikalisch und astronomisch interessiert. P. Goldbeck war befreundet mit Carl Friedrich Gauß (1777–1855), der während seiner Arbeit an der Triangulation des Kgr. Hannovers (1821–1825) auch mehrere Wochen im Pfarrhaus in Kirchlinteln wohnte.23

Kirche, Ansicht von Südwesten, 1949

Kirche, Ansicht von Südwesten, 1949

In der zweiten Hälfte des 19. Jh. bildete sich im Gebiet des Kirchspiels eine separierte Gemeinde. 1879 traten in Brunsbrock sechs Familien aus der Landeskirche aus und schlossen sich zur freien ev.-luth. St. Matthäusgemeinde zusammen. Die erste Kapelle der Gemeinde weihte P. Theodor Harms aus Hermannsburg noch im gleichen Jahr ein. Die Kirche, ein neoromanischer Backsteinbau, entstand 1902.24 Seit 1972 gehört die Matthäusgemeinde zur SELK.
P. Karl Rüppell (amt. 1894–1911) gründete 1899 den ersten Posaunenchor in der KG Kirchlinteln; der Bendingbosteler Posaunenchor kam 1920 hinzu. Im Jahr 1895 war P. Rüppell der erste Pastor der Insp. Verden, der sich ein Fahrrad anschaffte. In der Pfarrchronik, die er im Jahr 1900 anlegte, beschrieb er anschaulich, wie sich die Betreuung der Außendörfer dadurch vereinfachte.25 Auch die Anfänge der ev. Frauenhilfe reichen in die Amtszeit von P. Rüppell zurück.
Während der NS-Zeit hatte P. Theodor Seebo (amt. 1925–1946) das Pfarramt in Kirchlinteln inne. Er war Mitglied des Stahlhelms und stand kirchenpolitisch aufseiten der Hannoverschen Bekenntnisgemeinschaft, wie sein Nachfolger P. Karl Friedrich Weber (amt. 1946–1951) 1947 im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ angab.26 Im Bericht über die Visitation 1937 hatte der Sup. des KK Verden notiert, dass P. Seebos „Betätigung als ‚Stahlhelmpastor‘, wie er in unserer ganzen Gegend oft genannt wurde […] für ihn in den Jahren seit der Machtergreifung des Nationalsozialismus üble Folgen gehabt“ habe. Er sei „von den Machthabern der Partei in Kirchlinteln und Umgegend […] stark angefeindet, politisch verdächtigt und angezeigt“ worden. Mittlerweile hätten die Gegner des Pastors jedoch eingesehen, dass sie ihm „nichts anhaben können“.27 Über den 1933 neu gewählten KV notierte P. Weber 1947 knapp: „Parteigenossen, keine Deutschen Christen, teilweise kirchlich recht gleichgültig“.28 Insgesamt hatte der Sup. Kirchlinteln 1937 als „kirchliche Gemeinde“ beschrieben, eine Einschätzung, die sich in den Visitationsberichten aus der zweiten Hälfte des 20. Jh. wiederholt findet, mitunter mit Verweis auf die Nachwirkungen der Erweckungsbewegung des 19. Jh.29
Mit dem Zuzug Geflüchteter nach Ende des Zweiten Weltkriegs hatte sich die Einwohnerzahl Kirchlintelns mehr als verdoppelt und lag 1949 bei gut 1.300. Auf Initiative von P. Weber baute die KG 1949/50 insgesamt zwölf Siedlungshäuser mit jeweils zwei Wohnungen.30 Erntedankfest 1950 weihte Lbf. Hanns Lilje (amt. 1947–1971) das Neubaugebiet ein und enthüllte eine Gedenktafel: „Siedlung Gottes Gnaden. Erbaut 1949/50 von der Kirchengemeinde Kirchlinteln für ihre Heimatvertriebenen“. In den ersten Nachkriegsjahren bestand im Kirchspiel Kirchlinteln eine sehr rege bessarabische landeskirchliche Gemeinschaft, deren Aktivität Anfang der 1950er Jahre jedoch zurückging und die Anfang der 1960er Jahre nicht mehr in Erscheinung trat.31 Die 1956 eingerichtete Gemeindeschwesternstation der KG ging 1987 in der Diakonie-Sozialstation Kirchlinteln-Langwedel auf. Nach dem Neubau des Pfarrhauses 1962 ließ die Gemeinde das alte Pfarrhaus, ein großer Fachwerkbau von 1787, zum Gemeindehaus umbauen (1966).32
Schon kurz nach der Gebietsreform 1973 erörterte der Sup. des KK Verden mit dem KV Kirchlinteln die Frage, ob der nun politisch zu Kirchlinteln zählende Ort Holtum (Geeste), der kirchlich in die Verdener Domgemeinde gehörte, in die KG umgepfarrt werden sollte. Unter der Voraussetzung, dass Kirchlinteln dann eine zweite Pfarrstelle erhielte, stimmte der KV diesen Überlegungen zu.33 Verwirklicht wurde diese Vergrößerung der Gemeinde erst 1999, allerdings ohne die Schaffung einer weiteren Pfarrstelle.34 Seit 2001 trägt die St. Petri-Kirche das Signet „Verlässlich geöffnete Kirche“. Im Jahr 2006 gründete sich die „St. Petri Stiftung“, deren Ziel es ist, die Gemeindearbeit in Kirchlinteln zu fördern (u. a. zeitweise Mitfinanzierung der Diakonenstelle).

Umfang

Kirchlinteln und die Ortschaften Bendingbostel, Brammer, Brunsbrock, Deelsen, Groß Heins, Groß Sehlingen, Klein Heins, Klein Linteln, Klein Sehlingen, Kreepen, Kükenmoor, Specken, Verdenermoor (seit 1800/01)35 und Weitzmühlen. 1900 zwei Bauernhöfe aus der Verdener Andreasgemeinde nach Kirchlinteln umgepfarrt.36 1922 einige Grundstücke in Scharnhorst aus Domgemeinde Verden nach Kirchlinteln umgepfarrt.37 1999 Holtum (Geest) aus der Domgemeinde Verden nach Kirchlinteln umgepfarrt.38

Aufsichtsbezirk

Archidiakonat der Dompropstei Verden der Diözese Verden. – 1651 zur Insp. für die Ämter Verden und Rotenburg (1924: KK Verden).

Patronat

Der Landesherr (bis 1871).

Kirchenbau
Kirche, Blick zum Altar, 1949

Kirche, Blick zum Altar, 1949

Rechteckiger Saalbau, errichtet 1798. Satteldach, im Osten abgewalmt.39 Backsteinmauerwerk mit rotem Außenputz; große Rundbogenfenster; im Westen rundbogige Eingänge nach Norden und Süden, darüber Rundbogenfenster; rundbogiger Eingang in der Mitte der Ostwand. Im Innern flache, verschalte Balkendecke (bemalt), umlaufende Emporenanlage. 1852 Renovierung. 1898 Renovierung. 1972/73 Gesamtsanierung (u. a. statische Sicherung des Turms, Sakristei unter der Ostempore eingerichtet).

Fenster

In den Bogenfeldern der Ostfenster im Altarraum zwei figürliche Rundmedaillons mit Porträts der Reformatoren Luther und Melanchthon, im unteren Teil des Melanchthonfensters verschiedene Inschriften: „Text der Weihrede 1798. 1. Buch der Könige 8.28–30. […]“, „Text der Gedächtnisrede 1898. Psalm 84 […]“, Namen der Pastoren 1555 bis 1894, später ergänzt: „Text der Gedächtnisrede 1973 Johannes 8 Vers 32“, Fenster 1898 gestiftet von Albert Koch. In den Bogenfeldern der östlichen Nord- und Südfenster Rundmedaillons mit Wappen der Familie Koch, gestiftet 1898/99 von Albert Koch. (Bis 1972 befanden sich die Wappenmedaillons in der Ostwand, die Reformatorenporträts hingegen dort, wo sich heute die Wappenfenster befinden). In den Bogenfeldern der übrigen Fenster ornamental gestaltete Rundmedaillons im Schiff Wappen und ornamentale Gestaltung.

Turm

Dreiseitig umbauter, etwa quadratischer Westturm aus Backsteinmauerwerk, errichtet etwa um 1200 (etwas später als das Schiff der Vorgängerkirche). Zeltdach bekrönt mit Kugel und Kreuz; roter Außenputz; im Glockengeschoss gekuppelte rundbogige Schallöffnungen in Rundbogennische; Uhrziffernblatt nach Süden (Inschrift: „Anno 1846“); an Südwestecke Sonnenuhr (Inschrift: „1731“). Turmhalle mit rundbogigem Durchgang zum Schiff, 1972/73 als Taufkapelle eingerichtet. Neue Turmuhr 1972.

Vorgängerbau

Kleiner Backsteinbau mit eingezogenem Rechteckchor, erbaut etwa um 1200. Grundriss bei Ausgrabungen 1972 festgestellt, keine Spuren eines früheren Kirchenbaus entdeckt.40 Innenraum um 1400 eingewölbt. Kirchenschiff im Februar 1798 einschließlich eines Großteils der Fundamente abgebrochen.

Kanzelaltar, 1949

Kanzelaltar, 1949

Ausstattung

Schlichter, klassizistischer Kanzelaltar mit hölzernem Altartisch, geschwungener Kanzel zwischen zwei Pilastern und kronenförmigem Schalldeckel (1798). – Sandsteintaufe mit achtseitigem Schaft und achtseitigem Becken, Inschrift: „Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht“. – Vier Schnitzfiguren an der westlichen Emporenbrüstung (Tugenden). – Zwei Holzskulpturen (19. Jh.), Christus und Maria, 1972 gestiftet von P. Heinrich Wolter (amt. 1960–1981). – Ölgemälde mit Emmausszene (1929, Adolf Hinzpeter, Berlin) Inschrift „Bleibe bei uns denn es will Abend werden“, bis 1972 als Altarbild unterhalb der Kanzel angebracht.41 – In der Turmhalle über dem Durchgang zum Schiff fünf Sandsteinskulpturen (19. Jh.), Jesus und die Evangelisten, gestiftet 1972 von Fritz Böschen (Brunsbrock). – Außen 54 Grabsteine des 18. und 19. Jh.42

Orgel

1790 keine Orgel vorhanden.43 1835 Rückpositiv der Orgel aus der abgebrochenen Kirche St. Nicolai in Stade erworben, 35 (38) III/P, erbaut 1587 von Hans Scherer dem Älteren (Hamburg). Einschließlich des reich verzierten Renaissanceprospekts aufgestellt in Kirchlinteln von Peter Tappe (Verden), 11 I/aP, mechanische Traktur, Schleifladen; eingeweiht 1836.44 1870/71 Neubau des Orgelwerks unter teilweiser Verwendung des vorhandenen Pfeifenmaterials, ausgeführt von Johann Hinrich Röver (Stade), 13 II/P, mechanische Traktur, Kegelladen.45 1963/64 Neubau des Orgelwerks, ausgeführt von Paul Ott (Göttingen), 17 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 1987/88 Umbau des Spieltischs und Einbau einer weiteren Registerschleife, ausgeführt von Martin Haspelmath (Walsrode). 1992 Restaurierung und Erweiterung, ausgeführt von Martin Haspelmath (Walsrode), 18 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 2018 Instandsetzung, ausgeführt von Jörg Bente (Suthfeld-Helsinghausen). Der Renaissanceprospekt ist erhalten (Inschrift: „An[n]o 1587 H[ans] S[cherer]“) und in die Brüstung der Westempore eingefügt; auf dem Prospekt zwei Posaunenengel und eine Petrusfigur; die Orgel enthält zudem einige Pfeifen von Arp Schnitger (Hamburg), der 1677 der Stader Nicolaikirche gearbeitet hatte.46

Geläut

Vier LG, I: Gottesehre, gʼ, Inschrift: „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden. Dieses Geläut ist das Dankopfer des Ev.-luth. Gemeinde Kirchlinteln. Erntedankfest 1953“; II: Gottesruf, bʼ, Inschrift: „Gott spricht: Fürchte dich nicht, ich habe dich gerufen. Kirchlinteln 1953“; III: Gottesfriede, cʼʼ, Inschrift: „Christus spricht: Friede sei mit Euch. Kirchlinteln 1953“; IV: Gotteslob, dʼʼ, Inschrift: „Heiliger Geist gib Zeugnis unserem Geist, daß wir Gottes Kinder sind. Kirchlinteln 1953“ (alle Bronze, Gj. 1953, Firma Rincker, Sinn). – Früherer Bestand: Zwei LG (Bronze) im Dreißigjährigen Krieg von kaiserlichen Truppen geraubt.47 Eine LG fʼ (Bronze, Gj. 1510), Inschrift wohl: „Maria parens, labe carens, nostrorum tolle reatus filioque tuo nos miseros redde placatos. Maria M CCCCC X“48 (Mutter Maria, Unbefleckte, nimm uns unsere Schuld und dein Sohn verwandle unsere Trübsal in Freude. Maria 1510), 1829 bei Sturmläuten wegen eines Feuers gerissen, umgegossen zu einer neuen LG, g’ (Bronze, Gj. 1830, Ehlermann, Rotenburg), aus klanglichen Gründen empfahl der Glockenrevisor 1953, die Glocke zum Materialwert an einen Glockengießer zu verkaufen.49 1906 eine zweite LG beschafft, eʼ (Bronze), 1942 zu Rüstungszwecken abgegeben.50

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 2019/20; Vorgängerbau Bj. 1962). – Gemeindehaus „Altes Pfarrhaus“ (Bj. 1787).

Friedhof

Alter kirchlicher Friedhof südlich der Kirche in Kirchlinteln, benutzt bis 1838. Neuer kirchlicher Friedhof am nordöstlichen Ortsrand von Kirchlinteln, angelegt 1838, erweitert 1894. – Kommunaler Friedhof in Bendingbostel, angelegt 1923, FKap (Bj. 1973) mit Glockenträger (Bj. 1985), eine LG „Gotteshilfe“, cʼʼ (Bronze, Gj. 1950), Inschrift: „Heilige Mutter Gottes schütze uns und unsere Gemeind“, angeschafft 1985, vorher in einer kath. KG im Raum Stuttgart.51 – Kommunaler Friedhof in Groß Heins, angelegt 1928. – Kommunaler Friedhof in Klein Heins, angelegt 1927. – Kommunaler Friedhof in Holtum, angelegt 1835, FKap (Bj. 1964). – Kommunaler Friedhof in Kreepen, angelegt 1942, FKap (Bj. 1972). – Kommunaler Friedhof in Kükenmoor, angelegt 1946. – Kommunaler Friedhof in Sehlingen, angelegt 1925. – Kommunaler Friedhof in Verdenermoor, angelegt 1837.

Liste der Pastoren (bis 1940)

1555–1573 Heinrich Brothenke. – 1573–1599 Heinrich Hoyer bzw. Haselbusch.52 – 1604–1619 Heinrich Handker (Hannecker; bereits vor 1599 Mercenarius). – 1620–1642 Johann von Sandbeck. – 1642–1654 Werner Erich Oporinus. – 1654–1669 Magister Hinrich Busch. – 1669–1677 Peter Sabel. – 1678–1682 Adolf Rust. – 1683–1705 Valerius Oeseri. – 1706–1727 Johann Büter. – 1728–1763 Johann Christoph Hinrich Wehland. – 1763–1785 Johann Philipp Minder. – 1786– 1796 Ernst Georg Hornbostel. – 1797–1816 Conrad Christian Christoph von Hanffstengel. – 1816–1850 Nicolaus Goldbeck. – 1852–1894 Heinrich Mählmann. – 1894–1911 Carl Emil Ludwig Wilhelm Rüppell. – 1911–1924 Theodor Gustav Julius Heintze. – 1925–1946 Theodor Reinhard Seebo.
Angaben nach: Meyer, Pastoren II, S. 16–17 (mit Ergänzungen)

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 2 Nr. 814–826 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 4428–4435 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 216Digitalisat(CB); A 9 Nr. 2570Digitalisat, 2571Digitalisat, 2572Digitalisat, 2573Digitalisat, 2574Digitalisat, 2673Digitalisat, 2674Digitalisat (Visitationen); A 12 g Nr. 8 (GSuptur. Stade); L 5g Nr. 208, 847 (LSuptur. Stade); N 132 (Nachlass Theodor Heintze); S 9 rep Nr. 1526 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7390 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1758
Trauungen: ab 1759
Begräbnisse: ab 1759
Kommunikanten: ab 1807 (Lücken: 1833–1836, 1785; Zahlenregister: 1764–1806)
Konfirmationen: ab 1827

Literatur

A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 798–799; Fock, Schnitger, S. 27–29; Meyer, Pastoren II, S. 16–17; Osmers, Kirchen, S. 154–157; Pape, Haspelmath, S. 190–192; Siebern/Wallmann/Meyer, KD Kr. Verden, Rotenburg, Zeven, S. 14–16; Topp/Pape, Tappe, S. 46–47; Topp, Orgelbau Lkr. Verden III, S. 60–63.
B: 100 Jahre Posaunenchor Kirchlinteln, Kirchlinteln 1999; Erich Hatje: Die alten Grabmale an der Sankt-Petri-Kirche in Kirchlinteln, in: Heimatkalender für den Landkreis Verden 1993, S. 111–135; Robert Kienzle: Chronik Kirchlinteln, Kirchlinteln 1969, bes. S. 106–131; Robert Kienzle: 600 Jahre „… de Kercken tho Lincklo …“. Aus der Geschichte der St. Petri-Kirche in Kirchlinteln, Kirchlinteln 1985; Robert Kienzle u. a.: Die ev.-luth. Kirchengemeinde Kirchlinteln, in: Heimatkalender für den Landkreis Verden 1986, S. 123–144; Karl Heinz Marschalleck: Die mittelalterliche Kirche von Kirchlinteln bei Verden/Aller (ca. 1200–1798), in: Heimatkalender für den Landkreis Verden 1975, S. 74–83; Hermann Meisloh: Theodor Seebo, Pastor in Kirchlinteln, im Streit mit den Nazis, in: Heimatkalender für den Landkreis Verden 1997, S. 207–227; Hermann Meisloh: Kirchlinteln. Über die Kirche, den Krieg und das Dorf. Erinnerungen und Geschichten, Verden 2006; Willy Störk: Neueinrichtung von Friedhöfen vor 150 Jahren, in: Heimatkalender für den Landkreis Verden 1986, S. 310–313.

Weitere Bilder

Fußnoten

  1. Hennecke/Krumwiede, Kirchen- und Altarpatrozinien I, S. 249; Pratje, Bremen und Verden II (1770), S. 382: „Gewidmet scheint sie dem heil. Petrus zu seyn. Denn man findet in der Kirche nicht nur ein grosses hölzernes Bild mit einer dreyfachen Krone, das ohne allen Zweifel diesen Apostel vorstellen soll; sondern man findet eben desselben Bild, doch ohne die dreyfache Krone, auch an der Kanzel.“
  2. UB Verden I, Nr. 104.
  3. UB Verden II, Nr. 102 (A 56); Kienzle, Kirchengemeinde, S. 123.
  4. Dazu: Marschalleck, S. 80 ff.
  5. LkAH, L 5g, Nr. 208 (Visitation 1949).
  6. Marschalleck, S. 78.
  7. Marschalleck, S. 80.
  8. UB Verden I, Nr. 298; vgl. auch ebd., Nr. 249, 284, 317, 318, 341, 345, 350.
  9. UB Verden II, Nr. 102 (A 56). UB Verden III, Nr. 69.
  10. RG Online, RG IV 13685, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/4/13685, 16.09.2020: „Theodericus Kryte rect. par. eccl. in Lintlo Verden. dioc.“.
  11. UB Verden III, Nr. 903; vgl. auch ebd. Nr. 890. Vgl. auch Siebern/Wallmann/Meyer, KD Kr. Verden, Rotenburg, Zeven, S. 15.
  12. Pratje, Bremen und Verden IX, S. 281 (Dethard) und 292 (Johannes). Der Nekrolog wurde 1525 niedergeschrieben. Die u. a. bei Kienzle, Kirchengemeinde, S. 123, als vorref. Geistliche genannten „Fürsen und Hanken“ sind nachref. In der entsprechenden Quelle von 1753 heißt es: „Rev. Dn. Fürsen, & Dn. Hancken, qui post accensam evangelii lucem quoque Verda singulis diebus dominicis Lintelium profecti, sacra publica hoc loco peregerunt“, Stade, Pedes, S. 53. Möglicherweise ist „Hancken“ auf den luth. P. Brothenke zu beziehen.
  13. Vgl. zum Folgenden: Jarecki, Reformation, S. 81 ff., sowie die Beiträge von Hans Otte, Matthias Nistal und Thomas Vogtherr in Dannenberg/Otte, Reformation.
  14. Zu Bf. Christoph vgl. den Beitrag von Matthias Nistal in Dannenberg/Otte, Reformation, S. 39 ff.
  15. Zit. bei Jarecki, Reformation, S. 94. Zu Holle vgl. den Beitrag von Thomas Vogtherr in Dannenberg/Otte, Reformation, S. 53 ff. Die päpstliche Bestätigung konnte Holle nicht beibringen.
  16. Bei der Visitation wurden nicht die einzelnen Gemeinden besucht; vielmehr fand für das jeweilige Amt eine Predigerversammlung in Rotenburg (Wümme) und eine in Verden statt, vgl. Jarecki, Reformation, S. 99 f.
  17. Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 7,1, S. 145 ff: „Kirchenordnung, wie es mit christlicher lehr und ceremonien, verreichung der h[eiligen], hoch[wirdigen] sacramenten und andern kirchensachen im stift Verden hinfort durch Gottes gnad und beystand ordentlich gehalten werden soll“.
  18. UB Loccum II, Nr. 1434.
  19. Jarecki, Andreasstift I, S. 67; Dannenberg/Schulze, Geschichte II, S. 71.
  20. Eine ausgeschmückte Erzählung der Geschehnisse bei Kienzle, Chronik, S. 126 ff., vgl. auch Pratje, Bremen und Verden II (1770), S. 384 ff.
  21. Kienzle, Chronik, S. 115 ff. Siehe auch NLA ST Rep. 40 Nr. 999, 15.12.2020.
  22. Zit. bei Kienzle, Chronik, S. 115, vgl. auch S. 125. Das Pfarrwitwenhaus zudem erst kurz vor dem Dorfbrand fertig gestellt worden.
  23. Kienzle, Chronik, S. 111. Seit 2011 erinnert eine Gedenktafel am alten Pfarrhaus an die Besuche Gaußʼ.
  24. Osmers, Kirchen, S. 158 f.
  25. LkAH, S 09, Nr. 1526 (Artikelserie „Kirchlinteler Pfarrchronik“). Pfarrchronik Rüppell im PfA, H.S. 1.
  26. LkAH, S 1 H III Nr. 717, Bl. 14. Vgl. auch Meisloh, Seebo, S. 217. Allgemein zum Fragebogen: Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
  27. LkAH, L 5g, Nr. 208 (Visitation 1937). Vgl. auch ausführlich Meisloh, Seebo, S. 207 ff.
  28. LkAH, S 1 H III Nr. 717, Bl. 14. Vgl. auch Meisloh, Seebo, S. 217.
  29. LkAH, L 5g, Nr. 208 (Visitationen 1937, 1943, 1949, 1956, 1962, 1968 und 1974).
  30. Zum Folgenden: Kienzle Chronik, S. 255; Kienzle, Kirchengemeinde, S. 127 ff. (Transkript zeitgenössischer Radioreportage); Meisloh, Kirchlinteln, S. 54 ff. Im Bericht über die Visitation 1950 schrieb der Sup.: „Es spricht für den Berichtenden [P. Weber], daß er in der Beantwortung der Visitationsfragen die Errichtung der Flüchtlingssiedlung nur ganz kurz unter Frage V,15 berührt, obwohl diese Siedlung, die erst kürzlich in Anwesenheit S[eine]r Hochwürden, des Herrn Landesbischofs und zahlreicher Gäste eingeweiht werden konnte, den Namen der Kirchengemeinde weithin bekanntgemacht hat und in der kirchlichen und außerkirchlichen Öffentlichkeit als vorbildlich gewürdigt wurde. Damit etwaige spätere Geschichtsschreibung anhand der Visitationsakten an diesem Werk nicht vorüber geht, dessen Gelingen – menschlich gesprochen – der Initiative des Ortsgeistlichen zu verdanken ist, sei hier ausdrücklich darauf Bezug genommen.“
  31. LkAH, L 5g, Nr. 208 (Visitationen 1956 und 1962).
  32. Kienzle, Kirchengemeinde, S. 134.
  33. LkAH, L 5g, Nr. 208 (Visitation 1974).
  34. KABl. 1999, S. 170.
  35. NLA ST Rep. 40 Nr. 1005, 15.12.2020.
  36. KABl. 1899, S. 65.
  37. KABl. 1922, S. 37.
  38. KABl. 1999, S. 170.
  39. Der Dachstuhl beherbergt eine Wochenstubenkolonie der seltenen Fledermausart Großes Mausohr (Naturschutzgebiet Mausohrjagdgebiet Lindhoop).
  40. Marschalleck, S. 74 ff.
  41. Meisloh, Kirchlinteln, S. 55; Kienzle, 600 Jahre, S. 19.
  42. Ausführlich: Hatje, S. 111 ff.
  43. Zum Folgenden: Topp, Orgelbau Lkr. Verden III, S. 60 ff.
  44. HW, BW und Pedal der Stader Orgel stellte Peter Tappe in Himmelpforten auf, vgl. Topp, Orgelbau Lkr. Verden III, S. 62.
  45. Skiebe, Röver, S. 52.
  46. Fock, Schnitger, S. 27 f.
  47. Siebern/Wallmann/Meyer, KD Kr. Verden, Rotenburg, Zeven, S. 15.
  48. Inschrift nach Pratje, Bremen und Verden II (1770), S. 382 f. Bei Siebern/Wallmann/Meyer, KD Kr. Verden, Rotenburg, Zeven, S. 15, fehlt „miseros“ und als Jahreszahl steht „M CCCCC V“; bei Kienzle, Chronik, S. 121, steht „lilioque“ und die Jahreszahl ist ebenfalls mit „M CCCCC V“ angegeben.
  49. LkAH, B 2 G 9 B, Nr. 371, Bl. 6.
  50. Kienzle, Chronik, S. 121.
  51. Vgl. zum Folgenden: Störk, S. 313.
  52. Jarecki, Andreasstift I, S. 66 ff.