Sprengel Stade, KK Bremervörde-Zeven | Name: Jürgen-Christian-Findorff-Kirche | KO: Keine Kirchenordnung

Orts- und Kirchengeschichte

Iselersheim entstand 1779/80 als dritte Moorsiedlung im Ostemoor.1 Der Ort umfasste zunächst 14 Anbauerstellen. Iselersheim gehörte zum Amt Bremervörde im Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover). In französischer Zeit zählte Iselersheim 1810 kurzzeitig zum Kgr. Westphalen und kam dann an das Kaiserreich Frankreich (Département des Bouches de l’Elbe, Arrondissement Stade, Kanton Bremervörde, 1811–1814). Ab 1815 war das Moordorf, nun im Kgr. Hannover, erneut Teil des Amtes Bremervörde. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel der Ort 1866 an das Kgr. Preußen. Bei Einführung der Kreisverfassung 1885 kam Iselersheim zum Kr. Bremervörde, der 1977 im Lkr. Rotenburg (Wümme) aufging. Ab 1929 war Iselersheim zusammen mit Neuendamm, Hönau und Linddorf Teil der Einheitsgemeinde Sanddamm, ab 1949 bildeten Neuendamm und Iselersheim die Gemeinde Iselersheim, die ab 1971 zur Samtgemeinde Osteniederung zählte und 1974 in die Stadt Bremervörde eingemeindet wurde. Um 1823 lebten 150 Menschen in Iselersheim (Neuendamm: 100, Ostendorf: 220, Mehedorf: 280, Nieder Ochtenhausen: 270, Hönau: 110, Lindorf: 70), 1912 knapp 200 (Neuendamm: 130) und 2008 knapp 380 (mit Neuendamm; Ostendorf: 170, Mehedorf: 230, Nieder Ochtenhausen: 880, Hönau-Lindorf: 510).

Bereits um 1780 bat die Bevölkerung der neuangelegten Moordörfer Ostendorf, Mehedorf, Iselersheim, Neuendamm und Hönau um eine eigene Kirche; die Königliche Kammer entschied jedoch, dass mit 112 die Zahl der Haushalte zu gering sei, um ein eigenes Pfarramt und eine eigene Kirche zu unterhalten.2 Die Moorsiedlerfamilien wurden in das Kirchspiel Bremervörde eingepfarrt. Ein weiterer Antrag auf Kirchenbau scheiterte 1851. Ab 1896 schließlich hielt der Bremervörder Pastor alle drei Wochen einen Gottesdienst in der Schule in Iselersheim. In den 1920er Jahren gründete sich ein Kapellenverein, das Landeskirchenamt bewilligte die für die Finanzierung einer Kapelle geplante Kollekte im Gebiet der Landeskirche jedoch nicht (1924/25).3
Erst Ende der 1950er Jahre führten die Bemühungen um eine eigene Kirche zum Erfolg. Nördlich des alten Friedhofs in Iselersheim begannen 1957 die Bauarbeiten und am 4. Oktober 1958 weihte die Gemeinde das neue Gotteshaus zusammen mit Lbf. Hanns Lilje (amt. 1947–1971) ein.4 Es erhielt den Namen „Jürgen-Christian-Findorff-Kirche“. Der KV Bremervörde hatte beim LKA Hannover darum gebeten, den Namen zu genehmigen, da der Antrag „mit großer Einmütigkeit aus der Gemeinde an ihn herangetragen“ worden war. Findorff werde „von der Bevölkerung in den Moordörfern sehr verehrt und steht in hohem Ansehen. Die kirchliche Versorgung der von ihm gegründeten Moorkolonien lag ihm sehr am Herzen. […] Kirchlich gesehen ist er wahrscheinlich Rationalist gewesen“, heißt es überdies in der Begründung.5 Das LKA stimmte zu und stellte „einige grundsätzliche Bedenken“ gegen die Namensgebung zurück.6
Auch nach dem Bau der Kirche blieben Iselersheim und die Moordörfer Teil der KG Bremervörde. Als die Gemeinde sich 1965 teilte, kamen die Dörfer zur neuen „Ev.-luth. KG Bremervörde-Iselersheim“. Die Findorff-Kirche in Iselersheim war bis zum Bau der Auferstehungskirche 1969/70 die einzige Kirche der Gemeinde. Zum 1. Januar 1994 schließlich löste das LKA Hannover die Moordörfer Hönau-Lindorf, Iselersheim, Mehedorf und Ostendorf sowie das Geestdorf Nieder Ochtenhausen aus der KG Bemervörde-Iselersheim heraus und schloss sie zur „Ev.-luth. KG-Iselersheim“ zusammen.7 Von ihrer Muttergemeinde übernahm die neue Gemeinde die zweite Pfarrstelle; erster Pastor wurde P. Wilhelm Maack (amt. 1988–1997). Die neue Gemeinde zählte 1994 rund 1.830 Gemeindeglieder.8 Neben den sonntäglichen Gottesdiensten in der Findorff-Kirche hielt P. Maack einen monatlichen Wochenschlussgottesdienst in der FKap in Nieder Ochtenhausen.
Im Herbst 2007 gründete sich die „Kirchenstiftung Iselersheim“; Zweck der Stiftung ist die „Förderung und Sicherstellung der kirchlichen Arbeit und der Erhalt der kirchlichen Gebäude“ in der Gemeinde.9 Die Vorbereitung zur Stiftungsgründung liefen seit 2003.10 Die volle Pfarrstelle wurde 2009 in eine Dreiviertelstelle umgewandelt. Ebenfalls ab 2009 war die KG Iselersheim Trägerin des ev. Kindergartens Schmetterlingswiese; die Trägerschaft ging 2014 auf den neugegründeten „Ev.-luth. Kindertagesstättenverband Bremervörde-Zeven“ über.11
Die KG Iselersheim gehört seit 2022 zum „Ev.-luth. KGV Oerel-Hipstedt-Iselersheim-Oese“, der aus der regionalen Zusammenarbeit der vier Gemeinden hervorgegangen ist (u. a. seit 2019 gemeinsamer Gemeindebrief OHIO-Bote).12

Umfang

Iselersheim sowie Breitenvieh, Hönau-Lindorf, Mehedorf, Nieder Ochtenhausen, Ostendorf und Ottendorf.

Aufsichtsbezirk

Mit Gründung der KG 1994 zum KK Bremervörde-Zeven.

Kirchenbau

Rechteckiger Saalbau, erbaut 1957/58 (Architekt; Stahmann, Buxtehude). An der Nordseite schließt sich ein Gemeindehausflügel an. Satteldach, Dachfenster an der Nordwestecke (Emporenbelichtung). Ziegelmauerwerk. Nach Süden fünf große Sprossenfenster, im Westen ein kleines Fenster; Kreisfenster nach Osten. Im Innern flachgewölbte, holzverschalte Decke; eingezogener Altarraum, am flachen Triumphbogen Inschrift: „Jesus Christus gestern heute und derselbe auch in Ewigkeit“; Westempore. Nordseite lässt sich zum Gemeinderaum hin öffnen. 1992 und 1994 Renovierungen. 1999 Umbau und Erweiterung des Gemeindehausflügels.

Fenster

In der Ostwand farbiges Kreisfenster (1958, Heinz Lilienthal, Bremen), „Das Dreieck symbolisiert die göttliche Dreieinigkeit und soll zugleich ein Segel darstellen“13).

Turm

Über dem Westgiebel vierseitiger, dachreiterartiger Turm, an der Westseite risalitartig aus der Kirchenfassade heraustretend. Flaches, verkupfertes Zeltdach, bekrönt mit Kreuz. Feldsteinverkleidung. Glockenstube weiß, an jeder Seite drei hochrechteckige Schallfenster mit horizontalen Lamellen. Nach Westen Rundbogennische mit Rechteckportal, im Bogenfeld Relief „Jesus, der gute Hirte“ (Max Schegulla, Dierckshausen) mit Inschrift: „A[nno] D[omini] 1958“.

Ausstattung

Altartisch, Stipes in Form eines gemauerten Säulenstumpfs, hohe Holzmensa. – Ebenerdige Kanzel mit runder Holzbrüstung, an der Frontseite Relief „Jesus und Nikodemus“ (Otto Flath, Bad Segeberg). – Zylindrische Holztaufe mit geschnitztem Relief „Segnung der Kinder“ (Otto Flath, Bad Segeberg), am oberen Rand Inschrift: „Lasset die Kindlein zu mir kommen“. – Wandleuchter in Form eines Schiffs (1995, Hilko Schomerus, Burgdorf), mit den Wappen der fünf Kirchspieldörfer Hönau-Lindorf, Iselersheim, Mehedorf, Nieder Ochtenhausen, Ostendorf, „Dorfwappenleuchter“. – Passionszyklus (1960er Jahre, Pieter van de Cuylen, Binningen), neun Lithografien. – Votivschiff (Moorkahn), Geschenk der Stadt Bremervörde (1992).

Orgel

1958 Orgel erbaut von Alfred Führer (Wilhelmshaven), 8 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen. 1984/85 überholt und umgesetzt in die Mitte der Empore.

Geläut

Zwei LG, I: es’’; II: ges’’ (beide Bronze, Gj. 1958, Firma Rincker, Sinn).

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1994).

Friedhof

Ehemaliger Friedhof südlich der Kirche, angelegt um 1780 (für Ostendorf, Iselersheim, Neuendamm und Hönau), mit Grabmal von Jürgen Christian Findorff (1720–1792).14 Kommunale Friedhöfe in Hönau-Lindorf, Iselersheim (1953/54), Nieder Ochtenhausen und Ostendorf.

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

B 2 G 9 Nr. 439, 1673 (Baupflege und Bauwesen); S 09 rep Nr. 1499 (Presseausschnittsammlung).

Literatur

A: Komm und sieh, S. 122–129.

B: August Bachmann, Elfriede Bachmann & Heinrich Essen: Iselersheim 1780–1980, Bremervörde 1980 [darin: Iselersheim – Erdgeschichte, Ur- und Frühgeschichte, Geschichte – ein Überblick; Iselersheim im 20. Jahrhundert]; Reinhard Brünjes (Red.): 50 Jahre Jürgen-Christian-Findorff-Kirche Iselersheim, Bremervörde 2008 [.pdf online].


Fußnoten

  1. Bachmann, Bachmann & Essen, S. 20 ff.
  2. Bachmann, Bachmann & Essen, S. 29; Brünjes, S. 1.
  3. Bachmann, Bachmann & Essen, S. 95.
  4. Bachmann, Bachmann & Essen, S. 97.
  5. LkAH, B 2 G 9, Nr. 439, Bl. 76.
  6. LkAH, B 2 G 9, Nr. 439, Bl. 81.
  7. KABl. 1994, S. 23.
  8. LkAH, L 5g, unverz., Bremervörde, Auferstehung und Iselersheim, Visitation 1994.
  9. KABl. 2008, S. 46 f.
  10. Brünjes, S. 11.
  11. KABl. 2014, S. 211 ff.
  12. KABl. 2022, S. 161 ff.
  13. Komm und sieh, S. 124.
  14. Bachmann, Bachmann & Essen, S. 29.