Sprengel Ostfriesland-Ems, KK Harlingerland | Patrozinium: Mauritius | KO: Ostfriesische KO von 1716

Orts- und Kirchengeschichte

Schriftlich ist der Ort erstmals als Horsten im Chronicon Rastedense genannt.1 Diese Erwähnung bezieht sich auf die Zeit um 1134, die Chronik selbst entstand allerdings erst Mitte des 15. Jh.2 Urkundlich ist Horsten im Jahr 1276 nachgewiesen.3 Der 1965 gefundene Sonnenstein von Horsten, ein gut ein Meter hoher Findling mit 17 eingeritzten konzentrischen Kreisen, stammt vielleicht aus der Bronzezeit.4 Horsten lag im Gebiet der ostfriesischen Landesgemeinde Östringen und zählte später zum kleinen Herrschaftsgebiet um die Burg Friedeburg (Herrlichkeit Friedeburg), die in der zweiten Hälfte des 14. Jh. an der Grenze zur Gft. Oldenburg erbaut worden war.5 1436 unterwarf sich dat ganse kerspel to Horsten dem Gf. Dietrich von Oldenburg († 1440).6 1480/81 fielen die Burg und 1486 auch Horsten und die übrigen umliegenden Dörfer an die Gft. Ostfriesland und bildeten hier das Amt Friedeburg, das kleinste unter den ostfriesischen Ämtern.7 Der Übergang unter preußische Herrschaft im Jahr 1744 ließ die Ämterstruktur in Ostfriesland unverändert. In den ersten beiden Jahrzehnten des 19. Jh. erlebte Ostfriesland mehrere Herrschaftswechsel: Ab 1807 zählte Horsten zum Kgr. Holland, ab 1810 zum Kaiserreich Frankreich (Département Ems-Oriental, Arrondissement Jever, Kanton Rüstringen), ab 1813 wieder zum Kgr. Preußen und ab 1815 zum Kgr. Hannover. Das Amt Friedburg, 1819 bis 1838 von Wittmund aus verwaltet, ging 1859 im Amt Wittmund auf. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel Horsten 1866 erneut an das Kgr. Preußen. Mit Einführung der Kreisverfassung kam der Ort 1885 zum Kr. Wittmund. 1972 wurde Horsten nach Friedeburg eingemeindet. Ab 1783 war Horsten Marktort.8 Zur Sozialstruktur seiner Gemeinde schrieb der Ortspfarrer 1964: „Horsten war früher ein Bauerndorf. Heute hat es diesen Charakter weithin verloren. Höchstens ¼ der Bevölkerung ist noch in der Landwirtschaft tätig, der Rest findet Arbeit und Brot im Handwerk und in den Fabriken in Wilhelmshaven und in anderen Orten.“.9 Im Jahr 1821 lebten rund 885 Menschen in Horsten, 1925 gut 890, 1939 etwa 905, 1946 fast 1.280 und 2019 ungefähr 2.100.

Kirche, Außenansicht, Postkarte, 1952 (?)

Kirche, Außenansicht, Postkarte, 1952 (?)

Bei archäologischen Untersuchungen konnte 1981 ein hölzerner Vorgängerbau im Bereich der heutigen Kirche nachgewiesen werden. Er stammt etwa aus dem 11. Jh.10 Diese Holzkirche brannte vermutlich in der zweiten Hälfte des 12. Jh. ab, als Etzel und Horsten bei einer Fehde zwischen Östringen und Rüstringen zerstört wurden (wohl 1174): Ein Brand der Kirche zwischen 1020 und 1210 lässt sich archäologisch belegen.11 Die erhaltene Backsteinkirche geht vermutlich auf das zweite Viertel des 13. Jh. zurück. Laut den Angaben im Chronicon Rastedense hatte der Bremer Ebf. Adalbero (amt. 1123–1148) – wohl um 1134 – eine Propstei in Reepsholt eingerichtet, der er die Capellas Ezele, Markese, Horsten, Dickhusen & Ecclesiam Westerstede unterstellte.12 Im Jahr 1276 musste der Propst von Reepsholt seine Rechte an der Kirche in Horsten zugunsten des Bremer Domdekans aufgeben.13 Wohl im späten 14. Jh. oder frühen 15. Jh. soll Ine Wyddyken, Sohn des Häuptlings von Etzel, die Horstener Kirche während einer Fehde von zerstört haben.14 Schäden nach Überflutungen kamen hinzu und angeblich war das Kirchspiel um 1408/09 so arm, dass keine Gottesdienste mehr stattfanden.15 Im Stader Copiar aus dem Jahr 1420 ist die Kirche Horsten nicht erwähnt. Im September 1423 und erneut im März 1424 bat der Kleriker Meynardus Yconis an der römischen Kurie darum, ihm mehrere vakante Kirchen zu übertragen, die „seit 15 und mehr Jahren infolge kriegerischer Wirren oder Flutkatastrophen zerstört“ seien – darunter auch die Kirche Mauritii mart. in Hersten.16 Dies ist der älteste Beleg für das Patrozinium der Kirche. Im Jahr 1442 ist mit Pastor Eylardus erstmals ein Geistlicher in Horsten nachweisbar.17 Möglicherweise ist er identisch mit dem bereits 1436 als Vertreter des Kirchspiels Horsten genannten Eylert here.18
Einzelheiten zur Reformationszeit in Horsten sind nicht überliefert. Als erster ev. Geistlicher gilt der erstmals 1531 als karckhere tho Horsten belegte P. Eilard Sellemann (amt. 1531, 1542); vielleicht hatte er das Pfarramt bereits in vorref. Zeit übernommen und das Bekenntnis zusammen mit seiner Gemeinde gewechselt.19 Die Reformation hatte sich in Ostfriesland mindestens unter Duldung des Landesherrn Gf. Edzard I. († 1528) ausgebreitet, aber ohne seine Lenkung.20 So entwickelte sich ein Nebeneinander verschiedener prot. Richtungen. Gf. Enno II. († 1540) versuchte, die ostfriesische Kirche eher luth. zu gestalten, Gfn. Anna († 1575) bemühte sich, ihr eine eher ref. Form zu geben. Die gemeinsame Regierungszeit ihrer Söhne, des ref. Gf. Johann II. († 1591) und des luth. Gf. Edzard II. († 1599), war vom Ringen um jeweils alleinige Herrschaft geprägt und verfestigte das Nebeneinander ref. und luth. Gemeinden. Die Konkordate von 1599, geschlossen zwischen den Landständen und dem Landesherrn, schrieben den Konfessionsstand der einzelnen ostfriesischen Gemeinden genauso fest, wie das Gemeindewahlrecht bei den Pfarrstellenbesetzungen. 1631 erarbeitete GSup. Michael Walther († 1662) eine neue KO für die luth. Gemeinden, deren zweite Auflage von 1716 bis heute gültig ist.21
Auch in Horsten hat es zeitweise vielleicht ref. Tendenzen gegeben, findet sich am ehemaligen Altarretabel, das wohl aus dem 17. Jh. stammt, das zweite Gebot doch in der ref. Form: „Du schalt di kin Bildnis maken“ (das Fremdgötterverbot fehlt). Die lückenlos bekannte Reihe der Horstener Pastoren beginnt mit P. Rippe Strömer (amt. 1616–1624). Johann Eilers Polle, abgesetzt 1609, ist der erste namentlich bekannte Schulmeister in Horsten.22 Und mit Otto Weiers und Johann Hollings sind 1629 auch die Namen zweier Kirchgeschworener überliefert.23

Kirche, Außenansicht, Teilansicht, 1952 (?)

Kirche, Außenansicht, Teilansicht, 1952 (?)

In der zweiten Hälfte des 17. Jh. erhielt die Mauritiuskirche schrittweise eine neue Ausstattung: Kanzel (1655), Altarretabel (1666), Singepult und Kniebänke am Altar (1684), Taufständer (1696) und Beichtstuhl (1698). Der Bau einer Orgel folgte in den Jahren 1731 bis 1733. Zudem hatte die Gemeinde bereits 1680 eine Turmuhr angeschafft. Die ältesten erhaltenen Kirchenbücher legte P. Johann Gerhard Frese (amt. 1679–1704) im Jahr 1682 an. P. Gerhard Gärtner (amt. 1739–1783) erarbeitete ein Familienregister für die Kirchenbücher.24 Ab 1772 war P. Gärtner gleichzeitig Kircheninspektor (Sup.) der 4. luth. Insp. in Ostfriesland; das gleiche Amt übte ab 1816 P. Hermann Anton Andreae (amt. 1789–1823) aus.
Während der NS-Zeit hatte P. Adolf Lahmann (amt. 1934–1943) das Pfarramt Horsten inne; seit 1939 war er im Kriegsdienst (1943 vermisst).25 Während der übrigen Jahre war die Pfarrstelle vakant. P. Lahmann war 1934 vom DC-Anhänger und Auricher Landespropst Heinrich Meyer ordiniert worden.26 Über seine eigene kirchenpolitische Haltung sei nichts bekannt, heißt es im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“.27 Von den vier 1933 neugewählten Kirchenvorstehern trat einer später aus der Kirche aus. Im Jahr 1934 wurde an der Friedhofsmauer ein Stürmerkasten angebracht.28 In den Unterlagen zur Visitation 1936 schrieb P. Lahmann, dass die Inhaber der leitenden Stellen in der NSDAP-Ortsgruppe „durch den Tannenbergbund und den Deutschglauben beeinflußt sind“, daher hätten auch „viele Parteigenossen gegenüber der Kirche eine gleichgültige oder ablehnenden Haltung eingenommen“.29
Aufgrund des Zuzugs Geflüchteter stieg die Zahl der Gemeindeglieder in Horsten von knapp 940 im Jahr 1943 auf etwa 1.230 im Jahr 1952 an.30 Im Jahr 1946 richtete die KG Horsten eine kirchliche Gemeindeschwesternstation ein, die jedoch bereits Ende der 1950er Jahre nicht mehr bestand.31 Mit P. Diedrich Hinrich Freese (amt. 1951–1966) erhielt die Gemeinde nach langer Vakanz wieder einen eigenen Geistlichen. In seinem Bericht über die Visitation 1971 zeigte sich der Sup. des KK Wittmund erfreut darüber, dass die KG Horsten mittlerweile die Agende I eingeführt habe: Nun könne die „bisher ganz inaktive Gemeinde […] zu einem Mithandeln im Gottesdienst geführt“ werden.32 Nach Umbau des Gemeindehauses 1976 nahm „die Gruppenarbeit ständig zu und ist das Angebot für die Gemeinde attraktiver und besser geworden“ heißt es in den Unterlagen zur Visitation 1977.33 Seit 1975 beteiligt sich die KG Horsten am Gemeindebrief „Nachbarn“, den die Gemeinden Reepsholt und Marx(-Etzel) 1972 gegründet hatten; später kamen auch die 1992 gegründete KG Friedeburg hinzu sowie 1997 die KG Gödens (die sechs KG bilden die Region Südkreis im KK Harlingerland). In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre gründete sich ein Posaunenchor in der KG Horsten.
Zum 1. Juni 2000 wandelte das LKA Hannover die Pfarrstelle Horsten in eine halbe Stelle um.34 Die Zahl der Gemeindeglieder lag 2003 bei gut 1.440. Von 1997 bis 2011 war das Pfarramt Horsten gleichzeitig für die vakante Nachbargemeinde Gödens zuständig. Danach hatte Pn. Kerstin Tiemann (amt. 2011–2022) beide (halben) Pfarrstellen inne; eine pfarramtliche Verbindung zwischen beiden Gemeinden besteht nicht.
Im März 2019 wurde in Horsten eine ev. Kindertagesstätte eröffnet. Sie befindet sich in Trägerschaft des Ev.-luth. Kirchenkreisverbandes Ostfriesland-Nord.

Umfang

Horsten sowie Helmte und Hohemey.

Aufsichtsbezirk

Propstei Reepsholt in der Diözese Bremen.35 – Von 1631 bis 1643 unterstand Horsten dem luth. Coetus in Aurich und ab 1643 unmittelbar dem luth. Konsistorium. Mit dem Erlass der Insp.-Ordnung für das Fsm. Ostfriesland kam die Gemeinde 1766 zur 4. luth. Insp. (Amt Friedeburg). Mit Einführung der Kirchenkreisverfassung 1924 wurde die Insp. umbenannt in KK Reepsholt. Der KK Reepsholt wurde zum 1. Juli 1965 mit dem KK Wittmund zum neuen KK Wittmund vereinigt.36 Der KK Wittmund schloss sich zum 1. Januar 1974 mit dem KK Esens zum neuen KK Harlingerland zusammen.37

Patronat

Mindestens seit der ersten Hälfte des 12. Jh. Propst von Reepsholt. Ab 1276 Bremer Domdekan.38 Später Gemeinschaftspatronat der Gemeinde (Interessentenwahlrecht).

Kirchenbau

Romanischer Saalbau mit halbrunder, eingezogener Apsis, erbaut im zweiten Viertel des 13. Jh. Satteldach; Apsis mit Kegeldach, bekrönt mit Schwan. Backsteinmauerwerk, Granitquadersockel. Längswände im oberen Bereich mit Lisenen und Friesen sowie mit je drei rundbogigen Sprossenfenstern (im Süden vergrößert). Apsis mit Lisenengliederung und drei rundbogigen Sprossenfenstern. Vermauertes, rundbogiges Südportal mit Jahreszahl 1710; rundbogiges Nordportal mit Jahreszahl 1787; Rundbogenportal nach Westen, darüber kleine, rundbogige Blendnische. Im Innern flache Balkendecke, Westempore; in der Apsis gemalte Weihekreuze, vier Nischen. 1786 Apsisgewölbe abgebrochen und Apsis erhöht. 1834 Westeingang angelegt.39 1934 Neuanstrich Decke (florales Rankenwerk). 1970–84 Außen- und Innensanierung (u. a. florales Rankenwerk der Decke übermalt). 2014 Mauerwerkssanierung.

Turm

Ostnordöstlich der Kirche freistehendes Glockenhaus, erbaut im 13. Jh. (geschlossener Typ). Satteldach, Backsteinmauerwerk. An jeder Seite eine rundbogige Schallöffnung, Eingang nach Norden. Maueranker mit Jahreszahl 1645. 1680 Turmuhr angeschafft.40 1985 Sanierung. 2014/15 Mauerwerkssanierung.

Vorgängerbau

Bei archäologischen Untersuchungen im Inneren der Kirche konnte Ende 1981 eine Holzkirche nachgewiesen werden, erbaut vielleicht 11. Jh.41 Die Kirche war etwa 21 Meter lang, ungefähr 7 Meter breit und im Westen stand vermutlich ein Glockengerüst. Zwischen 1020 und 1210 brannte die Kirche ab, möglicherweise um 1174.42

Ausstattung

Blockaltar, Stipes aus Findlingsblöcken gemauert; zweistöckiges Holzretabel (1666) und seitliche Schranken (1684); im Hauptfeld des Retabels Gemälde mit Abendmahlsszene, flankiert von zwei Säulen, darunter Inschrift: „Utamur digne faciesu, ut saepe sinaxi. An̄o 1666“; im oberen Feld Kruzifix mit Stadtsilhouette im Hintergrund, flankiert von zwei Säulen; gesprengter Giebel als Bekrönung; seitliches Schnitzwerk; Altarschranken (Kniebänke) mit Inschriften: „Gott zv ehren und seiner Kirchen zvm Zierrat Iohan Wessels vnd dessen Havsfravw Agata Margareta Deckers dis verehret hat. Anno M.DC.LXXXIIII“ und „Offenb. Joham XXII V. XVII Wen dürste der komme vnd wer da will, der nehme das Wasser des Lebens vmbsonst. Gib Iesv das wie hier auf Erden Gast im Himmel werden“. – Kanzel mit Schalldeckel und Galerie (1655, Jacob Cröpelin, Esens), Holz, farbig gefasst; vor den Ecken des polygonalen Kanzelkorbs kannelierte Säulchen; an den Wandungen geschnitzte Reliefs, jeweils mit Bibelvers: Weihnachten und „Iesaia 9. Vns ist ein Kintt geborn“, Kreuzigung und „Iesaia 53. Er trvg vnser Kranckheit“, Auferstehung und „Marc 16. Er ist aufferstanden“ sowie Himmelfahrt und „Actor I. Auffgefahrn gen Himmel“; an der Brüstung Inschrift: „Ioh 8 Wer von Gott ist der höret Gottes Wort“; auf dem Schalldeckel Schnitzfiguren der vier Evangelisten, am Rand Inschrift: „Rvfe getrost schone nicht erhebe deine Stim wie eine Posaune. Jesaja 58 Cap“; an der Galerie Inschrift: „Christvs vnser Herre vnd Heilant spricht Ich bin der Weg die Warheit vnd das Leben. Io. 14. Den 22 Martius gesetzet Anno 1655“. – Hölzerner Taufständer mit Deckel (1696), farbig gefasst; achtseitiges, kelchförmiges Becken; Säulenschaft mit acht durchbrochenen Wangen; vierseitiger Sockel; am Deckel Inschrift: „Johan Wessels vererete diese Tavffe zv Gottes Ehre Anno 1696“. – Ehemaliger Schriftaltar (17. Jh.), mit Zehn Geboten („2. Du schalt di kin Bildnis maken“), Glaubensbekenntnis, Taufbefehl und Einsetzungsworten des Abendmahls; links und rechts Bandelwerk mit Gemälden Luthers und Melanchthons. – Hölzerner Beichtstuhl (1698), Inschrift: „Anno 1698 haben die Herren Gebrüder Hinrich, Friederich und Hillard Fyneken diesen Beichtstuhl und Prediger Stand verehrte zur Ehre Gottes und Zierde seiner Kirchen“. – Hölzernes Lesepult (1684), farbig gefasst, ursprünglich Singepult.43 – Prieche (1730), Inschrift: „Otto Bley des wohl löblichen ostfriesischen dritten Standes Administrator Anno 1730“. – Hölzerner Opferstock mit Eisenbeschlägen, Inschrift: „Einer trage des anderen Last“, eingeritztes Wappen von Horsten (spätere Ergänzung). – Wappen- bzw. Totenschild für P. Hermann Enno von der Heyde († 1672). – Wappen- bzw. Totenschild für P. Ludenius Suntken († 1679). – Wappen- bzw. Totenschild (1773) für Otto Bley († 1735). – Fünf steinerne Grabplatten (17./18. Jh.), Inschriften nur teilweise lesbar, u. a. für Heinrich Hillers Bley († 1643). – Turmuhr (1680), um 1830 aus dem Turm entfernt. – Hölzerne Namenstafel (1923): „1914. 1918. Gemeinde Horsten. Für Heimat und Herd starben den Heldentode […]“.44

Kirche, Blick zur Orgel, 1978, Fotograf: Winter

Kirche, Blick zur Orgel, 1978, Fotograf: Winter

Orgel

Orgelneubau 1731–33, ausgeführt von Samuel Schröder (Jever), einziges von Schröder erbautes Instrument, 15 II/aP (HW, BW), mechanische Traktur, Schleifladen. 1735 Renovierung und Stimmung, Johann Dietrich Busch (Itzehoe/Oldenburg). 1771 Orgelreparatur, Hinrich Just Müller (Wittmund). 1789, 1836 und 1857 weitere Reparaturen. 1907 Änderung der Disposition, Johann Martin Schmid (Oldenburg). 1917 zinnerne Prospektpfeifen zu Rüstungszwecken abgegeben. 1927 neue Zinkpfeifen eingebaut sowie eigenständiges Pedal mit einem Register, P. Furtwängler & Hammer (Hannover), Pedal mit pneumatischer Lade, Zustand 1936: 14 II/P. 1955/56 Restaurierung der Orgel und Einbau eines selbständigen Pedals mit mechanischer Schleiflade, ausgeführt von Alfred Führer (Wilhelmshaven), 17 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen; drei weitere Register vakant. 1985 Instandsetzung und Erweiterung, Alfred Führer (Wilhelmshaven), 18 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen; zwei weitere Register vakant. 2007 Reparatur, Martin Wurm (Neustadtgödens), 18 II/P, mechanische Traktur, Schleifladen; zwei weitere Register vakant. Denkmalorgel (seit 1958).

Geläut

Zwei LG, I: as’ (Bronze, Gj. 1927, Firma Rincker, Sinn), Inschriften: „Neu erstanden nach Kampf und Streit ruf ich euch wieder zur Seligkeit. 1917–1927“, „Mich goss 1927 F W Rincker in Sinn No 6583“ und „Kommt, denn es ist alles bereit“45; II: f’ (Bronze, Gj. 1996, Alfred Bachert, Heilbronn), Inschriften: „Als Nachfolgerin der 1942 eingeschmolzenen Glocke rufe ich zum Frieden“, „Ermöglicht haben mich die Gaben der Horster Familien. Zuerst A. Wilken, W. Franke, die Landfrauen und alle anderen.“, „Lasst euch versöhnen mit Gott“ und Gießerzeichen mit „A. Bachert 1996“. – Früherer Bestand: Eine LG (Bronze, Gj. 1450, Ghert Klinghe), Inschrift etwa „Anno dom[ini] MCCCCL. Marie ik hete de Vaclehove hebbet mi laten gaeten help god am sanct Citic cic unde Margareta unde Maveicen. Got gheve c mer cetera d [wohl: siner sele rad]. gheerd klinghe de mit ghegaten hat. S. Katarina S. Maria Magdalena“46, Glocke 1865 geborsten und ersetzt durch eine neue LG (Bronze, Gj. 1867, Mammeus Fremy IV, Reepsholt), Inschrift: „J. Buschmann, Pastor. Kirchenvorsteher C. Cassens, H. Franzen, R. Rieken, G. Renken. Zur Ehre Gottes und zum Heile der Menschen. Horsten 1867“ und „M. Fremy Reepsholt“, Glocke im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben.47 Eine LG (Bronze, Gj. 1713, Jan Albert de Grave, Claas Norden, Amsterdam), Inschrift: „Haec campana Horstanis est comparata. Claas Norden et Jan Albert de Grave me fecerunt Amsterdami 1713 die 1. Mai“ (Diese Glocke ist für Horsten angeschafft. Claas Norden und Jan Albert haben mich am 1. Mai 1713 in Amsterdam gemacht); Glocke im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben.48

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1981). – Gemeindehaus (Bj. um 1880, alte Schule, 1954 erworben), 1977 Truhenorgel für Gemeindesaal angeschafft, Alfred Führer (Wilhelmshaven), 3/– mechanische Traktur, Schleifladen. – Küsterhaus (Bj. um 1880).

Friedhof

Kirchlicher Friedhof rund um die Kirche.

Liste der Pastoren (bis 1940)

1531, 1542 Eilard Sellemann.49 – 1558 Jan Tabken. – 1587 Rippe Strömer. – 1590–1595 Albert Popken. – 1603 Hell. – 1616–1624 Rippe Stromer. – 1625–1652 Johannes Popken. – 1653–1672 Hermann Enno von der Heyde. – 1672–1676 Jakob Heinrich Weverling. – 1676–1679 Ludenius Suntken. – 1679–1704 Johann Gerhard Frese. – 1704–1707 Johann Gerhard Frese. – 1707–1739 Johannes Schomerus. – 1739–1753 Gerhard Gärtner. – 1784–1789 Martin Bernhard Jakob Molter. – 1789–1823 Hermann Anton Andreae. – 1824–1865 Peter Christian Daniel Kettwich. – 1865–1910 Julius Ewold Blischmann. – 1911–1914 Christian Eberhard Diedrich Hafermann. – 1920–1930 Hermann Theodor Menz. – 1934–1943 Heinrich Wilhelm Adolf Lahmann.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 543 (mit Ergänzungen)

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 8 Nr. Digitalisat142, Digitalisat192, Digitalisat226 (CB); A 9 Nr. Digitalisat2819 (Visitationen); A 12d Nr. Digitalisat401 (GSuptur. Aurich); D 53 (EphA Reepsholt); E 5 Nr. 0551 (Konsistorialbaumeister); L 5i Nr. 51, 307–308, 611 (LSuptur. Aurich); S 09 rep Nr. 1479 (Presseausschnittsammlung); S 11a Nr. 7649 (Findbuch PfA).

Kirchenbücher

Taufen: ab 1682 (Taufen von 1652 und 1653 in den Kirchenbüchern von Etzel).
Trauungen: ab 1682 (Lücken: 1691)
Begräbnisse: ab 1682
Konfirmationen: ab 1739 (Lücken: 1783–1875, Erstkommunikanten: 1783–1875)
Kommunikanten: ab 1682 (Lücken: 1717, 1718)

Literatur & Links

A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 761; Fastenau, Bau- und Kunstdenkmäler IV, S. 78–90, S. 389; Haiduck, Architektur, S. 66–68; Haiduck, Kirchenarchäologie, S. 168–172; Kaufmann, Orgeln Ostfrieslands, S. 143–144; Meinz, Sakralbau Ostfriesland, S. 135; Meyer, Pastoren I, S. 543; Otte/Rohde, Ostfriesland II, S. 384–386; Rauchheld, Glockenkunde, S. 61, S. 69; Voß & Hafner, Prediger-Denkmal, S. 7; Wall, Chronik, bes. S. 37–39; Wall, Ortschaften, S. 97–108.
B: Gerhard Gärtner: Das alte Familienregister des Kirchenbuches zu Horsten [Typoskript], Etzel [1953]; Ernst Jordan & Ursula und Theo Hinrichs: Chronik des Dorfes Horsten, Horsten [1995], bes. S. 114–125; Wilhelm Korte: Streit um das Patronat zu Horsten, in: Friesische Heimat 5. Beilagenfolge 1963, [S. 4]; Eike Scherler: Glocken Horsten, o. J. [.pdf online]; Erhard Schulte & Sigfrid Iken: Die Familien der Kirchengemeinde Horsten (1682–1900) (= Ostfrieslands Ortssippenbücher 13; = Deutsche Ortssippenbücher A 184), Aurich 1993. – Internet: Historische Ortsdatenbank für Ostfriesland (https://bibliothek.ostfriesischelandschaft.de/hoo/): Ortsartikel Horsten [.pdf]; Nomine (Norddeutsche Orgelmusikkultur in Niedersachsen und Europa): Orgel.


Fußnoten

  1. Wolter, Chronicon Rastedense, S. 96 [Digitalisat].
  2. Siehe https://www.geschichtsquellen.de/werk/4779.
  3. NLA HA Celle Or. 9 Nr. 1010.
  4. Behre/Lengen, Ostfriesland, S. 62.
  5. Zu den Landesgemeinden vgl. Behre/Lengen, Ostfriesland, S. 115 ff.
  6. Ostfriesisches UB I, Nr. 453.
  7. Ostfriesisches UB II, Nr. 1036, 1049, 1054 und 1174. König, Verwaltungsgeschichte, S. 158 ff. (zu Friedeburg: S. 164 f.).
  8. Wall, Ortschaften, S. 104.
  9. LkAH, L 5i, Nr. 307(Visitation 1964).
  10. Haiduck, Kirchenarchäologie, S. 168 ff.
  11. Springer, Chronica Jeuerensis, S. 26; Sello, Östringen und Rüstringen, S. 315; Haiduck, Kirchenarchäologie, S. 172.
  12. Wolter, Chronicon Rastedense, S. 96; Dolle, Klosterbuch III, S. 1288.
  13. NLA HA Celle Or. 9 Nr. 1010. Vgl. Korte, der wohl irrtümlich von einer „Urkunde aus dem Jahr 1286“ spricht und angibt, das Patronat sei an den Bremer Dompropst gefallen.
  14. Ostfriesisches UB III, Nr. 485; Sello, Östringen und Rüstringen, S. 72 f.; Jordan & Hinrichs, S. 115; Wall, Chronik, S. 48 ff.
  15. Jordan & Hinrichs, S. 21 und S. 115.
  16. Ostfriesisches UB III, Nr. 340; RG Online, RG IV 10880, http://rg-online.dhi-roma.it/RG/4/10880, 21.08.2023.
  17. Ostfriesisches UB III, Nr. 660.
  18. Schulte & Iken, S. 90.
  19. NLA BU L 1 Nr. 4847; Schulte & Iken, S. 91.
  20. Zur Reformation in Ostfriesland vgl. knapp Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 7,1, S. 312 ff.; ausführlich: Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 114 ff.
  21. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 321. Die ostfriesischen Landesherren führten die KO von 1631 jedoch nie verbindlich für alle Gemeinden ein.
  22. Jordan & Hinrichs, S. 98; Schulte & Iken, S. 92.
  23. Wall, Ortschaften, S. 99.
  24. Schulte & Iken, S. 91, das „älteste ‚Ortssippenbuch‘ Ostfrieslands“.
  25. Schulte & Iken, S. 92.
  26. Schulte & Iken, S. 92.
  27. LkAH, S 1 H III, Nr. 1018, Bl. 3. Allgemein zum Fragebogen vgl. Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
  28. Jordan & Hinrichs, S. 63.
  29. LkAH, L 5i, Nr. 51 (Visitation 1936).
  30. LkAH, L 5i, Nr. 51 (Visitationen 1943 und 1952).
  31. LkAH, L 5i, Nr. 51 (Visitation 1952); LkAH, L 5i, Nr. 307 (Visitation 1958).
  32. LkAH, L 5i, Nr. 307 (Visitation 1971).
  33. LkAH, L 5i, Nr. 307 (Visitation 1977).
  34. KABl. 2000, S. 113.
  35. Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, S. 37 ff.
  36. KABl. 1965, S. 205.
  37. KABl. 1974, S. 34.
  38. NLA HA Celle Or. 9 Nr. 1010.
  39. Jordan & Hinrichs, S. 119.
  40. Schulte & Iken, S. 9.
  41. Haiduck, Kirchenarchäologie, S. 168 ff.
  42. Haiduck, Kirchenarchäologie, S. 172; Sello, Östringen und Rüstringen, S. 315. Jordan & Hinrichs, S. 19, geben das Jahr 1164 an.
  43. Jordan & Hinrichs, S. 122.
  44. Jordan & Hinrichs, S. 56.
  45. Jordan & Hinrichs, S. 58 (Fotos Einholung der Glocke).
  46. Scheler, S. 2; Jordan & Hinrichs, S. 122, jeweils nach Kirchenrechnungsbuch. Wiedergabe der Inschrift wohl fehlerhaft.
  47. Scherler, S. 4. Nach Rauchheld, Glockenkunde, S. 61, wurde die Glocke bereits im Ersten Weltkrieg abgegeben.
  48. Scherler, S. 2; Schulte & Iken, S. 12; Jordan & Hinrichs, S. 54 (Foto). Bei Rauchheld, Glockenkunde, S. 69, ist 1717 als Gussjahr angegeben. Laut Rauchheld, Glockenkunde, S. 69, war die Glocke nach Ende des Ersten Weltkriegs noch vorhanden, nach Scherler, S. 3, wurde sie im Ersten Weltkrieg abgegeben.
  49. NLA BU L 1 Nr. 4847.