Sprengel Stade, KK Bremervörde-Zeven | Patrozinium: Frieden | KO: Keine Kirchenordnung
Orts- und Kirchengeschichte
Urkundlich ist der Ort erstmals im Jahr 1272 als Hesethorpe belegt.1 Das Dorf lag im Erzstift Bremen, dem weltlichen Territorium der Bremer Erzbischöfe, und zählte hier zur Börde Mulsum im Amt Bremervörde.2 Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) blieb das Gebiet der säkularisierten Hochstifte Bremen und Verden unter schwedischer Herrschaft (vereinigte Herzogtümer Bremen-Verden). Im Großen Nordischen Krieg (1700–1721) besetzte Dänemark 1712 die Hzm. Bremen und Verden und 1715 konnte das welfische Kfsm. Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover) die beiden Territorien erwerben (1719 von Schweden gegen weitere Zahlung anerkannt). In französischer Zeit gehörte Hesedorf im Jahr 1810 kurzzeitig zum Kgr. Westphalen und kam dann an das Kaiserreich Frankreich (Département des Bouches de l’Elbe, Arrondissement Stade, Kanton Zeven, 1811–1814). Ab 1815 war Hesedorf, nun im Kgr. Hannover, erneut Teil des Amtes Bremervörde. Mit der Annexion des Kgr. Hannover fiel der Ort 1866 an das Kgr. Preußen. Bei Einführung der Kreisverfassung 1885 kam Hesedorf zum Kr. Bremervörde, der 1977 im Lkr. Rotenburg (Wümme) aufging. 1974 wurde Hesedorf in die Stadt Bremervörde eingemeindet. Die Reichsluftwaffe richtete 1936 eine Munitionsanstalt bei Hesedorf ein, die seit 1956 als Depot der Bundeswehr dient (2008: Materialwirtschaftszentrum Einsatz der Bundeswehr). Um 1823 lebten gut 190 Menschen in Hesedorf, 1939 knapp 700, 1960 etwa 2.140 und 2017 rund 1.790.
Kirchlich gehörte Hesedorf bis 1759 zum Kirchspiel Mulsum und wechselte dann in die Parochie Bevern (Entschädigungsleistungen an Mulsum erst 1859 abgelöst).3 Die Bevölkerungszahl Hesedorfs stieg nach Einrichtung der Munitionsanstalt 1936 an und erneut wegen des Zuzugs Geflüchteter nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Als die neugegründete Bundeswehr 1956 auf dem Gelände der ehemaligen Munitionsanstalt ein Depot einrichtete, beschloss der KV Bevern 1957 in Hesedorf eine Kapelle zu errichten. Die Baukosten teilten sich die Kirchengemeinde, die politische Gemeinde Hesedorf, die Landeskirche und die Bundeswehr. Am 22. Januar 1960 weihte die Gemeinde zusammen mit Lbf. Hanns Lilje (amt. 1947–1971) das neue Gotteshaus ein. Es erhielt den Namen Friedenskapelle, im örtlichen Sprachgebrauch hieß sie von Anfang an „Friedenskirche“.4 Die Mitbenutzung der Kirche durch die Bundeswehr wurde vertraglich geregelt. 1975 ließ die Gemeinde neben der Kirche ein Gemeindehaus errichten.
Zum 1. Januar 1997 schied Hesedorf aus der KG Bevern aus und das Landeskirchenamt errichtete die eigenständige „Ev.-luth. KG Hesedorf“.5 Von ihrer Muttergemeinde übernahm die neue Kirchengemeinde die zweite, 1987 geschaffene Pfarrstelle. Erste Inhaberin der Stelle war Pn. Christa Ohlenburger (amt. 1988–2005). Die Zahl der Gemeindeglieder lag 1998 bei 1.500.6 An Gruppen und Kreisen bestanden 1998 u. a. Frauenkreis, Abendandachtskreis, Bibelgesprächskreis, zwei Eltern-Kind-Gruppen, eine Blau-Kreuz-Gruppe, ein Kinder- und ein Kirchenchor. Der Sup. des KK Bremervörde-Zeven hob nach der Visitation 1998 hervor, dass eine ganze Reihe dieser Gruppen „sehr selbständig und selbstbewußt“ arbeiteten.7 Die volle Pfarrstelle wurde 2002 in eine Dreiviertelstelle umgewandelt.8
Im Jahr 2006 gründete sich der Verein „Zukunft FriedensKirche e. V.“, der es sich zum Ziel gesetzt hat, die Gemeindearbeit in Hesedorf zu fördern (u. a. finanzielle Unterstützung bei Personalkosten, Kinder- und Jugendarbeit, Kirchenmusik, Umbauarbeiten).9 Seit 2021 gehört Hesedorf zum „Ev.-luth. KGV Bevern-Elm-Hesedorf“; die drei Gemeinden vereinbarten „eine enge Zusammenarbeit […] bei der Erfüllung ihrer Aufgaben“.10
Umfang
Hesedorf sowie Ovelgönne und Sprakel. 1999 Grenzänderung zwischen KG Bremervörde und Hesedorf im Bereich Mulsumer Weg/Am Pulvermühlenbach.11
Aufsichtsbezirk
Mit Gründung der KG 1997 zum KK Bremervörde-Zeven.
Kirchenbau
Schlichter Saalbau, ausgerichtet nach Südwesten, erbaut 1960 (Architekt: Stahmann, Buxtehude). Satteldach. Ziegelmauerwerk. An den Längsseiten rechteckige Sprossenfenster, am Nordostgiebel drei hochrechteckige Sprossenfenster. Hervorspringender Eingangsbereich an der Ostecke, Nebeneingänge nach Süd- und Nordwesten. Im Innern flachgewölbte, holzverschalte Decke, eingezogener Altarraum, am flachen Triumphbogen Inschrift: „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch“; Empore im Nordosten. 1985 Innenrenovierung, u. a. Inschrift am Triumphbogen angebracht.
Turm
Über dem Nordostgiebel offener Dachreiter mit vierseitigem, kupfergedecktem Pyramidenhelm, bekrönt mit Kreuz. – In der Pergola zwischen Kirche und Gemeindehaus hölzerner Glockenturm mit zweiteiliger Glockenstube, erbaut 1994.
Ausstattung
Blockaltar mit gemauertem Stipes. – Hölzernes Kruzifix an der Altarwand, aus der Partnergemeinde der KG Bevern, der Kirchgemeinde Ellefeld im Vogtland. – Ebenerdige Kanzel mit vierseitigem Kanzelkorb und Holzbrüstung. – vierseitige, gemauerte Taufe.
Orgel
1963 Bau einer Kleinorgel, ausgeführt von Hans Wolf (Verden), 6 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen; Instrument seitlich an der Nordwestwand aufgestellt. 1983 Instrument überholt und auf die Empore versetzt, Firma Gebrüder Hillebrand (Altwarmbüchen). 2014 Orgel abgebaut und entsorgt. 2014 elektronische Orgel angeschafft, Johannus Sakralorgel, Modell Positiv 350, 47 Register.
Geläut
Zwei LG, I: eis’’ (Bronze, Gj. 1993, Firma Rincker, Sinn), Inschrift: „Ehre sei Gott in der Höhe“, Bilder: je ein Kreuz links und rechts der Inschrift; II: gis’’ (Bronze, Gj. 1959, Firma Rincker, Sinn), Inschrift: „O Land, Land, Land, Höre des Herrn Wort“, Glocke hing bis zum Bau des Glockenturms 1994 im Dachreiter.
Weitere kirchliche Gebäude
Pfarrhaus (Bj. 1989). – Gemeindehaus (Bj. 1975).
Friedhof
Kommunaler Friedhof in Hesedorf, FKap (Bj. 1986, Architekt: Lothar Tabery, Bremervörde).12
Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)
A 2 Nr. 176/03 (Pfarroffizialsachen); B 2 G 9 Nr. 1450 (Baupflege und Bauwesen); L 5g Nr. 459 (LSuptur Stade); S 09 rep Nr. 1360 (Presseausschnittsammlung).
Literatur
A: Komm und sieh, S. 94–97.
B: 750 Jahre Hesedorf, hrsg. von der Ortschaft Hesedorf, Hemmoor 2022, bes. S. 99–103; Friedhofskapelle in Bremervörde-Hesedorf, in: Deutsche Bauzeitschrift 38 (1990), S. 979–984; Lothar Tabery: Friedhofskapelle Bremervörde-Hesedorf, in: Kunst und Kirche. Magazin für Kritik, Ästhetik und Religion 52 (1989), S. 106–107.
Website der Kirchengemeinde (23.01.2025)
Fußnoten
- StadtA STD Urkunden Orig. Nr. 9a-c [mit Digitalisat].
- Hodenberg, Vörder Register, S. 136 f. [Digitalisat]; Lehe, Herzogtum Bremen, S. 15.
- Komm und sieh, S. 94.
- Die KG Bevern hatte den Namen „Friedenskirche“ beantragt, das LKA Hannover bevorzugte hingegen die Bezeichnung „Friedenskapelle“, wollte jedoch „keine Bedenken dagegen geltend machen, daß die Kapelle in Hesedorf schon jetzt im örtlichen Gebrauch als ‚Kirche‘ bezeichnet wird. Die offizielle Zulegung dieser Bezeichnung kann freilich erst dann erfolgen, wenn die in Aussicht genommene Errichtung einer selbständigen Kirchengemeinde durchgeführt ist“, LkAH, B 2 G 9 Nr. 1450, Bl. 88.
- KABl. 1996, S. 207 f.
- LkAH, L 5g, unverz., Hesedorf, Visitation 1998.
- LkAH, L 5g, unverz., Hesedorf, Visitation 1998.
- KABl. 2002, S. 174.
- 750 Jahre, S. 101.
- KABl. 2021, S. 77 und S. 117 ff.
- KABl. 1999, S. 114.
- Tabery, S. 106 f; Friedhofskapelle, S. 979 ff.