Sprengel Osnabrück, KK Syke-Hoya | Patrozinium: Maria | KO: Lüneburger KO von 1643

Orts- und Kirchengeschichte

Urkundlich ist das ehemalige Kloster erstmals 1189 als Heiligenrodhe belegt: Ebf. Hartwig von Bremen hatte die Marienkirche des benediktinischen Nonnen- und Mönchsklosters eingeweiht und bestätigte dem Kloster nun alle Besitzungen, die es unter seinem Vorgänger Ebf. Siegfried (amt. 1168/79–1184) und während seiner eigenen Amtszeit erworben hatte.1 Friedrich von Mackenstedt hatte das Kloster 1182 gegründet.2 Heiligenrode lag im Gebiet der Gf. von Bruchhausen und fiel nach deren Aussterben in der zweiten Hälfte des 14. Jh. an die Gf. von Hoya. Als wiederum diese Grafenfamilie 1582 in männlicher Linie ausstarb, kam die Gft. Hoya an die welfischen Hzg. zu Braunschweig-Lüneburg (überwiegend Fsm. Calenberg).3 Heiligenrode bildete ein eigenes Klosteramt, besaß jedoch keine eigene Gerichtsbarkeit und unterstand in dieser Hinsicht dem Amt Syke.4 In französischer Zeit zählte Heiligenrode 1810 kurzzeitig zum Kgr. Westphalen und dann bis 1813 zum Kanton Syke im Arrondissement Bremen des Departements Wesermündung im Kaiserreich Frankreich. Danach war der Ort wieder Teil des Klosteramtes Heiligenrode, das 1822 im Amt Syke aufging, und gehörte zunächst zum Kgr. Hannover und nach der Annexion von 1866 zum Kgr. Preußen. Mit Einführung der Kreisverfassung 1885 kam Heiligenrode zum Lkr. Syke, 1932 zum Lkr. Grafschaft Hoya und 1977 zum Lkr. Diepholz. 1974 wurde Heiligenrode nach Stuhr eingemeindet. Mit der Eröffnung der Bahnstrecke Delmenhorst–Harpstedt erhielt Heiligenrode 1912 einen Bahnhof. nach Einschätzung des Ortspastors setzte sich die Gemeinde des recht weitläufigen Kirchspiels, zu dem auch die umliegenden Dörfer und Ortschaften gehören, 1957 überwiegend aus Bauern, zahlreichen Arbeitern sowie einigen Handwerkern und sonstigen Mittelständlern zusammen.5 In der zweiten Hälfte des 20. Jh. entwickelte sich Heiligenrode zu einer „Stadtrand-Kirchengemeinde“, in deren Gemeindegebiet neue Siedlungen neben alten Dorfkernen entstanden. Im Jahr 1821 lebten gut 370 Menschen in Heiligenrode, 1905 etwa 760, 1950 rund 1.485 und 2020 etwa 2.600.

Kirche, Ansicht Nordosten, um 1960

Kirche, Ansicht Nordosten, um 1960

Eine Kirche im Gebiet der heutigen KG Heiligenrode lässt sich zuerst um 1181/83 nachweisen: In einer Urkunde, in der Ebf. Siegfried von Bremen und Friedrich von Mackenstedt die Besiedelung im Bruch zwischen Brinkum, Mackenstedt und Huchtingen ist die ecclesie magtenstide (Kirche Mackenstedt, Patrozinium: Martin) erwähnt.6 Ein Priester lässt sich 1238 belegen (Th., vielleicht Theodericus); nach seinem Tod wurde die Kirche dem Benediktinerinnenkloster Heiligenrode inkorporiert (bis 1496).7 Heiligenrode war 1182 als Mönchskloster gegründet worden, war 1189 ein Doppel- und seit etwa 1194 ein Nonnenkloster. Die erste Klosterkirche weihte, wie erwähnt, Ebf. Hartwig von Bremen im Jahr 1189. Der Bau der bis heute erhaltenen Kirche begann um 1290. Im Jahr 1429 stifteten Konrad von Bene und Werner von Lohbeck eine Vikarie am Altar der Apostel Philippus, Jacobus und der heiligen Katharina in der Klosterkirche (ad Altare beatorum Philippi et Jacobi Apostolorum ac sanctae Katherine virginis et martiris).8 Eine 1456 für das Kloster gegossene Glocke hängt bis heute im Glockenturm. Ende des 15. Jh. betrieb Priorin Mechthilde Hilgen eine Reform des Klosters im Sinne der Bursfelder Kongregation, die Heiligenrode 1514 aufnahm.
In der zweiten Hälfte der 1520er Jahre führte Gf. Jobst II. die Reformation in der Gft. Hoya ein. Etwa 1527 holte er den Lutherschüler Adrian Buxschott an seinen Hof, später Pastor in Hoya und erster Sup. der Gft. sowie um 1533 vermutlich Mitautor der ersten Hoyaer KO (Cristlike ordeninghe, yn der karken unser hersschup gestellt).9 Um 1540 bemühte sich Gf. Jobst II. darum, die luth. Lehre auch im Kloster Heiligenrode zu etablieren. Er setzte, dar kein preester by ohnen yst, einen Predikanten ein, damit dieser den Junffern und Carspelsvolcke gades worth predike. Gleichzeitig machte er die Klosterkirche zur Carspell kercke, also zur Pfarrkirche.10 Die Mackenstedter Kirche wurde aufgegeben und abgebrochen, ihre beiden Glocken kamen in die Klosterkirche, wo sie noch heute hängen. Möglicherweise war P. Martinus Mossius (amt. vielleicht 1542–1586) dieser erste, von Gf. Jobst II. eingesetzte, luth. Prediger, allerdings lässt sich seine Amtszeit nicht mit Sicherheit klären.11 Dem Kloster, das 1540 einen Schutzbrief von Ks. Karl V. erhalten hatte, gelang es mit Unterstützung des kath. Hzg. Heinrich des Jüngeren zu Braunschweig-Lüneburg, noch bis Ende der 1560er Jahre sich der Reformation zu widersetzen. Eine luth. Äbtissin ist erst um 1570 mit Hille Zirenberg belegt; das Benediktinerinnenkloster wandelte sich zu einem ev. Damenstift. Hzg. Friedrich Ulrich zu Braunschweig-Lüneburg zog 1620/21 die Klostergüter ein; seitdem zahlte die herzogliche Kammer den Stiftsdamen ein festes Einkommen. Ihr oblag überdies die Bauerhaltung der Stifts- und Pfarrkirche sowie des Pfarrhauses.12 Diese Konstellation sollte die Geschichte der Gemeinde bis zur Mitte des 20. Jh. bestimmen.
Ein Küster und Lehrer – und damit eine Schule – lässt sich in Heiligenrode zuerst mit Ernst Sahrnpe? (amt. 1660–1693) nachweisen.13 Ende des 17. Jh. hielt das hannoversche Konsistorium in einer Aktennotiz fest, die Pfarre in Heiligenrode sei hinsichtlich ihrer finanziellen Ausstattung eine der schlechtesten und es sei nicht zu verantworten, einen Pastor in das Kirchspiel zu schicken, „zumal er fast betteln gehen müsste, weil die Amtsleute von vielen Jahren her ihren eigenen Vorteil gesucht und der Prediger hat darben müssen“.14 In der Folgezeit besserten sich die Verhältnisse.

Kirche, Blick zum Altar, um 1960

Kirche, Blick zum Altar, um 1960

Anfang des 19. Jh. verschwand das Stift aus Heiligenrode: Die Wohnungen der Konventualinnen, die sich an den Westgiebel der Kirche anschlossen, wurden abgebrochen; die Stiftsdamen lebten seither außerhalb (aber erst 1965, mit dem Tod der letzten Stiftsdame, hörte das Stift auf zu existieren). Mitte des 19. Jh. bezog P. Georg Wilhelm Dörhage (amt. 1835–1874) das ehemalige Amtshaus in Heiligenrode, das bis zum Neubau um 1900 als Pfarrhaus diente.15 P. Wilhelm Boreé (amt. 1894–1932) war neben seinem Pfarramt auch publizistisch tätig und veröffentlichte unter dem Pseudonym Albert LʼHouet die Bücher „Zur Psychologie des Bauerntums“ (1905, Neuauflagen 1920 und 1935) sowie „Zur Psychologie der Kultur. Briefe an die Großstadt“ (1910). Unter seinem eigenen Namen gab er die „Morgenandachten auf alle Tage des Jahres“ heraus, die in zwei Teilen 1915 und 1921 erschienen. Sie waren ursprünglich für Soldaten des Kirchspiels Heiligenrode gedacht.16
Während der NS-Zeit hatte P. Ernst Fleisch (amt. 1932–1955) das Pfarramt in Heiligenrode inne.17 In der Erinnerung einiger Gemeindeglieder predigte er 1933 ein- oder zweimal in Uniform, sei Mitglied der NSDAP geworden, aber „schon 1934 enttäuscht wieder ausgetreten“ und war „daraufhin nicht gut auf die staatliche Führung zu sprechen“.18 Im „Fragebogen zur Geschichte der Landeskirche von 1933 bis Kriegsende“ hatte P. Fleisch etwa 1946 angegeben, er „gehörte der N.S.D.A.P. u[nd] den D.C. nicht an. War einige Jahre Mitglied der Bekenntnisgemeinschaft“.19 Die 1933 begonnene Jugend-, Männer- und Frauenarbeit in der Gemeinde sei während des Krieges zum Erliegen gekommen und insgesamt habe die Zeit des „Dritten Reiches“ das kirchliche Leben weiter geschwächt.
Der Zuzug Geflüchteter gegen Ende des Zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit brachte das „Novum einer katholischen Diaspora in der früher rein evangelischen Einwohnerschaft“ mit sich, wie P. Fleisch anlässlich der Visitation 1951 angab.20 Die Katholiken besaßen „für ihr gottesdienstliches Leben ein Gastrecht in hiesiger Kirche“.
Mitte der 1950er Jahre endete zudem eine seit mehr als einem Jahrhundert bestehende Eigenart der KG Heiligenrode: Nachdem der hannoversche Kg. Ernst August I. 1848 das Gesetz über die Kirchenvorstände unterzeichnet hatte, war in der Gemeinde Heiligenrode – anders als in den übrigen Gemeinden der späteren Landeskirche Hannovers – die Wahl eines Kirchenvorstandes unterblieben. Der Gemeinde gehörte weder die Kirche noch das Pfarrhaus; als ehemaliges Klostergut befand sich beides seit der ersten Hälfte des 17. Jh. in staatlicher Hand. Die Gemeinde nutzte die Gebäude gleichsam als Gast, war nicht für den Bauunterhalt verantwortlich und musste daher keine Kirchenabgaben zahlen (ebenfalls keine Schulabgaben). In seinem Visitationsbericht an den LSup. schrieb der Sup. des KK Syke 1944: „Es ist Unnatur, wenn eine Kirchengemeinde keine Kirchenvorsteher haben will, weil sie Angst hat, das könne irgendwelche geldlichen Pflichten für sie erbringen.“21 Seinerzeit liefen bereits Verhandlungen, da die Regierung beabsichtigte, die Pflichten gegenüber der KG Heiligenrode abzulösen. Sowohl P. Fleisch als auch ein Mitglied des KKV aus der Gemeinde meinten 1944, „daß solche Maßnahmen eine Revolution für das kirchliche Leben zur Folge haben würden mit Massenaustritten aus der Kirche; im weiteren Verlauf würde das ganze kirchliche Leben zu Grunde gehen“.22 Die Gemeinde wehrte sich in der Folgezeit auch juristisch gegen den Verlust ihres Steuerprivilegs.23 Die Verhältnisse änderten sich schließlich 1955 mit dem Loccumer Vertrag: Die KG Heiligenrode wurde Eigentümerin der Kirche, des Pfarrhauses sowie des Küsterhauses und die Gemeinde wählte im Februar 1956 erstmals einen KV.24 Zu Massenaustritten kam es nicht. P. Wolfgang Bordthäuser (amt. 1955–1968) betonte bei der Visitation 1957 vielmehr die positiven Folgen: Dank landeskirchlicher Mittel hatte die Kirche nach 1955 eine Orgel und eine Heizung erhalten.25 In die Amtszeit von P. Bordthäuser fiel auch der erste ökumenische Gottesdienst in der Heiligenroder Kirche und die Reform der Abendmahlspraxis: Bis 1963 hatte die Gemeinde das Abendmahl lediglich während einiger Wochen im Frühjahr (von Gründonnerstag bis Pfingsten) und im Herbst (von Oktober bis Weihnachten) gefeiert – entweder sonntags nach dem Gottesdienst oder montags vormittags. Männer und Frauen kamen getrennt zum Abendmahl, mussten sich vorher im Pfarramt anmelden und ein Beichtgeld für Brot und Wein zahlen.26

Kirche, Blick zum Altar, Foto: Ernst Witt, Hannover, August 1965

Kirche, Blick zum Altar, Foto: Ernst Witt, Hannover, August 1965

In seinem Bericht über die Visitation 1976 konstatierte der Sup., die unterschiedliche Siedlungsstruktur des weitläufigen Kirchspiels sei die zentrale Herausforderung für die kirchliche Arbeit: Nebeneinander existierten hier „moderne Siedlungen […] in denen sehr viele unkirchliche und ausgetretene ‚Neubürger‘ wohnen“ und Gemeindeteile mit „herkömmlicher, ländlicher Siedlungsstruktur“.27 1982 vergrößerte sich das Gemeindegebiet weiter, da Fahrenhorst (mit Warwe und Feine) aus der KG Barrien in die KG Heiligenrode wechselte. Gleichzeitig erhielt die Gemeinde eine zweite Pfarrstelle (aufgehoben 2007).28 Mit der Heilig-Geist-Kapelle in Fahrenhorst besitzt die Gemeinde seither auch eine zweite gottesdienstliche Stätte: Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte sich in Fahrenhorst unter den Flüchtlingsfamilien ein fester kirchlicher Kreis gebildet, der sich regelmäßig in einer Barackenwohnung traf. Wegen des weiten Wegs nach Barrien und der schlechten Verkehrsanbindung ließ die KG Barrien 1960/61 eine Kapelle in Fahrenhorst errichten, die LSup. Johannes Schulze am Reformationstag 1961 einweihte. Seit Januar 2015 nutzt auch das Fahrenhorster Mehrgenerationenhaus, getragen von der Bürgerstiftung Stuhr, die Heilig-Geist-Kapelle für Veranstaltungen. Am 31. Oktober 2021 wurde die Kapelle entwidmet.
Im Rahmen der seit 1949 entstandenen Partnerschaft zwischen den Landeskirchen Hannovers und Sachsens unterhielt die KG Heiligenrode Kontakte zur sächsischen Kirchgemeinde Hartenstein im Erzgebirge.29 In den 1990er Jahren unterstützte die Gemeinde u. a. ein Waisenhaus in Moskau. 2005 gründete sich in Trägerschaft der KG der „Förderkreis Aidshilfe – Südliches Afrika“. Seit 1995 trifft sich in der Pfarrscheune ein ev. Kinderspielkreis. Für ihre diakonischen Aktivitäten wurde die Gemeinde 2007 mit dem Siegel „Diakonische Gemeinde“ ausgezeichnet. Seit seiner Gründung im Jahr 1998 unterstützt der „Förderverein der ev.-luth. Kirchengemeinde Heiligenrode“ das gemeindliche Leben und den Erhalt der kirchlichen Gebäude.

Pfarrstellen

I: vorref., seit 2000 halber Dienstumfang, 2007 aufgehoben.30 – II: 1982, seit 2007 einzige Pfarrstelle.31

Umfang

Heiligenrode sowie die Orte Bürstel, Eggese, Fange, Groß Mackenstedt und Klein Mackenstedt, Kiekut, Lehmkuhl, Neukrug, Sieck und Stelle. Seit 1982 auch Fahrenhorst, Warwe und Feine (vorher KG Barrien).32

Aufsichtsbezirk

Zunächst Archidiakonat des Propstes von St. Wilhadi in Bremen der Diözese Bremen. Im 15. Jh. anscheinend synodalfrei.33 – Nach der Reformation zur Insp. Stolzenau (1560 nachweisbar), 1588 zur Insp. Sulingen und 1794 zur neu errichteten Insp. Weyhe (1924: KK).34 Aufsichtsbezirke Bassum und Weyhe 1934 zum KK Syke zusammengeschlossen.35 KK Syke und KK Hoya zum 1. Januar 2001 zum KK Syke-Hoya vereinigt.36

Patronat

Seit der Reformation der Landesherr (bis 1871). Kirche und Pfarrhaus bis 1955 staatliches Eigentum.

Kirchenbau – Klosterkirche Heiligenrode
Kirche, Ansicht Nordwesten, 1993

Kirche, Ansicht Nordwesten, 1993

Einschiffiger Backsteinbau mit leicht eingezogenem, quadratischem Chor, Baubeginn am Chor wohl zweite Hälfte 13. Jh., vollendet vielleicht um 1300.37 Satteldächer über Chor und Schiff; Strebe- und Stützpfeiler an Chor und Schiff; im westlichen Joch des Schiffs zweistöckige Fenstergliederung: oben zweibahnige Spitzbogenfenster mit Backsteinmaßwerk, unten gekuppelte Flachbogenfenster; östliches Joch ohne untere Fenster, an Nordseite Spitzbogenportal; am Chor je ein Spitzbogenfenster nach Norden und Süden, drei Spitzbogenfenster nach Osten, darüber Spitzbogennische mit Blendmaßwerk. Im Innern Westempore, Kreuzrippengewölbe (Schlussstein des Chors mit gemaltem Christuskopf, 1981 übertüncht), oberhalb des Bogens zwischen Chor und Schiff Deckengemälde (um 1500, Christus als Weltenrichter mit Maria und Johannes dem Täufer, 1963/64 restauriert); an Westwand Fresko mit Darstellung einer Marienkrönung (um 1380/90, restauriert 1887, von Orgel verdeckt).38 Um 1485 Chor erhöht. 1507, 1634, 1642 und 1666 Um- und Erneuerungsarbeiten. 1824 Chorfenster verändert (Rund- zu Spitzbogen). 1852/53 Neugestaltung Innenraum (Emporen, Gestühl, Altarwand). 1878 neue Fenster. 1963/64 Neugestaltung Innenraum (Altar, Ostfenster). 1981 Innenrenovierung. 2004 Mauerwerkssanierung.

Fenster

Mittelalterliche Fenster mit Glasmalereien 1824 entfernt (Verbleib unbekannt). Drei farbige Chorfenster (1963, Gottlieb Pot dʼOr, Schweringen), Kreuzigungsszene mit zwei Engeln sowie Maria und Johannes dem Täufer.39

Grablege

Unter dem Altarraum Gruft der Äbtissinnen, vier Grabkammern, 1853 verfüllt, 1963/64 entfernt.40

Turm

Querrechteckiger, aus der Westwand hervortretender Turm, nicht höher als Schiff, Satteldach mit Dach des Schiffs verbunden. Westportal

Ausstattung

Schlichter Altar aus Sandstein (1963/64). – Niedrige Holzkanzel. – Achteckige, stelenartige Taufe aus Sandstein (1963/64). – Opferstock. – Ehemalige Ausstattung: Neugotische Kanzelaltarwand (1853), 1963/64 entfernt.41

Kirche, Blick zur Orgel, Foto: Ernst Witt, Hannover, August 1965

Kirche, Blick zur Orgel, Foto: Ernst Witt, Hannover, August 1965

Orgel

1673 ehemalige Orgel erwähnt, „nunmehr verfallen“.42 1936 gebrauchtes Harmonium aus der Neustädter Kirche in Hannover erhalten (Leihgabe des LKA).43 Orgelpositiv erbaut 1955 von Paul Ott (Göttingen), 7 I/–, mechanische Traktur, Schleifladen. 1958 vom gleichen Orgelbauer erweitert um zwei Pedalregister, 9 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen.

Geläut

Drei LG, I: dʼʼ (Bronze, Gj. Mitte 13. Jh.), verziert mit Ornamentstreifen, darin die Buchstaben A und Ω sowie der kabbalistische Gottesname AGLA (Atah Gibor Le-olam Adonai: Du, o Herr, bist mächtig in Ewigkeit; AGLA galt als apotropäische Formel, im Deutschen wurde sie mitunter aufgelöst als „Allmächtiger Gott lösche aus [die Feuersbrunst]“)44; II: esʼʼ (Bronze, Gj. um 1350), verziert mit 24 Medaillons und einer Madonnendarstellung; III: asʼʼ (Bronze, Gj. 1456, Berend Klinghe), Inschrift: „maria bin ik geheten de priorene heft mi laten gheten anno d[omi]n[i] mccc[cl]vi. berend clinghe de mi geghaten had gott geve siner selen rad“. LG I und II stammen aus der Martinskirche in Mackenstedt und befinden sich seit etwa 1542 in Heiligenrode. LG II im Zweiten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgegeben, nicht eingeschmolzen und zurück erhalten.45 „Das wertvolle Geläut gehört zu den ältesten der Hannoverschen Landeskirche.“46

Kapellenbau – Fahrenhorst
Orgel, nach 1965

Orgel, nach 1965

Rechteckiger Ziegelbau, leicht südsüdwestlich ausgerichtet, erbaut 1960/61 (Architekt: Erwin Gummels, Wildeshausen). Satteldach, westliche Dachfläche tiefer herabgezogen. Rechteckfenster nach Osten, Eingang an Nordwestecke, Inschrift darüber: „O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort“. Im Innern leicht gewölbte, holzverschalte Decke. 2021 entwidmet, Umbau zu Wohnhaus geplant.

Fenster

Farbiges Ostfenster im Altarraum (1961, Gottlieb Pot dʼOr, Schweringen).

Turm

Aus der nördlichen Giebelwand tritt ein querrechteckiger, risalitartiger Turm hervor. Backsteinmauerwerk, Satteldach bekrönt mit Kreuz. Offenes Feld mit einer Glocke.

Ausstattung

Schlichter Altartisch. – Hängendes Altarkreuz (Christensen, Bremen). – Niedrige Kanzel. – Schlichter Taufständer.

Orgel

Neubau von Hermann Hillebrand (Altwarmbüchen), 5 I/P, mechanische Traktur, Schleifladen, eingeweiht 29. September 1965.

Geläut

Eine LG, d’’ (Bronze, Gj. 1962, F. Otto, Bremen), Inschrift: „O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort“ und „Geweiht am Reformationstag 1962“; Glocke nach Entwidmung der Kapelle abgenommen (Verwendung auf kommunalem Friedhof geplant).

Weitere kirchliche Gebäude

Pfarrhaus (Bj. 1900). – Gemeindehaus (Bj. 1848, ehemalige Schule). – Pfarrscheune, als Gemeindehaus genutzt (Bj. um 1700, Teil des ehemaligen Amtshauses, 1992 saniert). – Altes Pfarrhaus (Bj. um 1700, 1853 verkauft).

Friedhof

Nonnenfriedhof an der Südseite der Klosterkirche. Nordöstlich der Kirche Gemeindefriedhof (bis 1885 genutzt). Kirchlicher Friedhof am südlichen Ortsrand von Heiligenrode, angelegt 1885, erweitert 1952, FKap (Bj. 1970), Glockenträger mit einer LG (Bronze, Gj. 1996). Kommunaler Friedhof in Fahrenhorst.

Liste der Pastoren (bis 1940)

1570–1586 Martinus Moses. – 1586–1590 Michael Voß. – 1590–1594 Henricus Nicolai. – 1594– 1606 Melchior Grube. – 1606– 1610 Johannes Bragenius. – 1610–1611 Georgius Heldeff. – 1611–1614 Wilhelm Wiechmann. – 1614–1615 Georg Holtmann. – 1615–1650 Wesselius Martini. – 1651–1681 Hieronymus Köhne. – 1681–1685 Johann Christoph Syring. – 1686–1724 Petrus Friedericus Zimmermann. – 1724–1735 Johannes Erich Ricke. – 1735–1744 Gustav Lindemann. – 1744–1764 Jacob Heinrich Fuchs. – 1764–1768 Gustav Christoph Birkenhauer. – 1768–1787 Georg Heinrich Ribow. – 1788–1800 Johann Wilhelm Christian Eberhard Friedrich. – 1800–1802 Franz Heinrich David Holscher. – 1803–1810 Georg Heinrich Ziehen. – 1810–1820 Otto Karl Gottlieb Daniel Hansemann. – 1820–1835 Gerhard Friedrich Baring. – 1835–1874 Georg Wilhelm Dörhage. – 1874–1879 David Friedrich Johann Beer. – 1885–1894 Karl Ludwig August Albert Firnhaber. – 1894–1932 Dr. phil. Heinrich Friedrich Louis Wilhelm Borée. – 1932–1955 Heinrich Ernst Fleisch.

Angaben nach: Meyer, Pastoren I, S. 481–482 (mit Ergänzungen)

Landeskirchliches Archiv Hannover (LkAH)

A 1 Nr. 5123–5136 (Pfarroffizialsachen); A 6 Nr. 3476–3486 (Pfarrbestallungsakten); A 8 Nr. 472bDigitalisat (CB); A 9 Nr. 1006Digitalisat, 1007Digitalisat, 1008Digitalisat (Visitationen); B 1 A Nr. 11898 (Generalakten des LKA); D 10 Nr. 123–311 (Urkunden); D 96 (EphA Syke); L 5a Nr. 178–179, 556, 1270, 1484, 1844 (LSuptur. Calenberg-Hoya); S 2 Witt Nr. 3 und 15 (Fotosammlung); S 9 rep Nr. 1330 (Presseausschnittsammlung); S 11a, Nr. 7844 (Findbuch PfA).

Literatur

A: Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 666–667; Dienwiebel, Ortsverzeichnis Hoya/Diepholz I, S. 252–254; Dolle, Klosterbuch II, S. 608–614; Gade, Hoya und Diepholz I, S. 427–436; Grote/van der Ploeg/Kellner, Wandmalerei, Katalogband, Nr. 271; Kratzsch, Glocken Gft. Hoya, S. 66–69; Meyer, Pastoren I, S. 481–482.

B: Heiligenrode, Festschrift zur 800-Jahr-Feier, hrsg. von der Gemeinde Stuhr, Stuhr [1982]; Gudrun Lueken-Dencker: Pastoren- und Küsterfamilien aus dem Bereich der alten Superintendentur Sulingen 1525–1700. II. Heiligenrode, in: Heimatblätter des Landkreises Diepholz 8 (1982), S. 107–116; Rudolf Franke, Iris Rose, Hartmut Rust: Klosterkirche St. Marien in Heiligenrode und die Heilig-Geist-Kapelle in Fahrenhorst, Heiligenrode 2007; Wilhelm Haverkamp: 750 Jahre Heiligenrode. Festschrift zur 750 Jahrfeier am 10. Juni 1932, Brinkum 1932; Wilhelm Steffens: Begegnungen mit Pastor Ernst Fleisch (1900–1955), in: Leben unter dem Hakenkreuz. 1933–1945. Zeitzeugen aus Heiligenrode und Groß Mackenstedt erzählen, hrsg. von der Gemeinde Stuhr und der Volkshochschule des Landkreises Diepholz, Stuhr 2008, S. 128–136.

GND

105813440X, Klosterkirche Heiligenrode (Stuhr)


Fußnoten

  1. Hoyer UB V, Nr. 4. Zu den hier genannten Details der Klostergeschichte vgl. knapp: Dolle, Klosterbuch, S. 608 ff.
  2. Hoyer UB V, Nr. 3; Heiligenrode, S. 21.
  3. Detailliert: Gade, Hoya und Diepholz I, S. 114 ff.
  4. Dienwiebel, Ortsverzeichnis Hoya/Diepholz I, S. 254.
  5. LkAH, L 5a, Nr. 178 (Visitation 1957).
  6. Hoyer UB V, Nr. 2.
  7. Hoyer UB V, Nr. 17; Gade, Hoya und Diepholz I, S. 381.
  8. Hoyer UB V, Nr. 133.
  9. Vgl. zur Reformation in der Gft. Hoya zuletzt Bösche, Holste, bes. S. 75 ff., zur KO S. 115 f. Vgl. zudem Sehling, Kirchenordnungen 16. Jh. Bd. 6,2, S. 1122 ff. Zeitgenössische Quellen zur Reformation in der Gft. Hoya fehlen weitgehend; die Kenntnisse stammen überwiegend aus historischen Arbeiten der zweiten Hälfte des 18. Jh., die „urkundlich und archivalisch nicht mehr belegt werden“ können (ebd., S. 1122). Neben Buxschott waren die Reformatoren Johann Tiemann und Nikolaus Krage in der Gft. Hoya aktiv (letzterer besonders in den Ämtern Stolzenau und Steyerberg).
  10. Hoyer UB V, Nr. 306 (mit Anm. 2). Dienwiebel, Ortsverzeichnis Hoya/Diepholz I, S. 253.
  11. Vgl. dazu Lueken-Dencker, S. 107 f. Siehe auch LkAH A 8, Nr. 472, Bl. 140 (Pfarrerverzeichnis von 1796): „Martin Moses. Von ihm findet sich die Nachricht, daß er im Jahr 1586 noch gelebt habe.“
  12. Lueken-Dencker, S. 115; Dolle, Klosterbuch, S. 609. Vgl. auch LkAH A 8, Nr. 472, Bl. 137 (CB der Pfarre Heiligenrode im CB Weyhe): alle kirchlichen Gebäude „werden von Königlicher Kammer erbaut und reparirt“ (1796).
  13. LkAH A 8, Nr. 472, Bl. 141 (Küsterverzeichnis von 1796).
  14. Zit. bei Lueken-Dencker, S. 115.
  15. Heiligenrode, S. 54 f.
  16. Heiligenrode, S. 151.
  17. Steffens, S. 132 ff.
  18. Steffens, S. 132 ff.
  19. Dies und das Folgende: LkAH, S 1 H III Nr. 716, Bl. 36. Allgemein zum Fragebogen: Kück, Ausgefüllt, S. 341 ff.
  20. Dies und das folgende Zitat: LkAH, L 5a, Nr. 178 (Visitation 1951).
  21. LkAH, L 5a, Nr. 178 (Visitation 1944).
  22. LkAH, L 5a, Nr. 178 (Visitation 1944).
  23. LkAH, L 5a, Nr. 178 (Visitation 1951).
  24. Heiligenrode, S. 153.
  25. LkAH, L 5a, Nr. 178 (Visitation 1957).
  26. Heiligenrode, S. 146.
  27. LkAH, L 5a, Nr. 179 (Visitation 1976).
  28. KABl. 1982, S. 13.
  29. Allgemein: Cordes, Gemeindepartnerschaften, S. 38 ff.
  30. KABl. 2000, S. 17; KABl. 2007, S. 167.
  31. KABl. 1982, S. 13; KABl. 2007, S. 167.
  32. KABl. 1982, S. 13.
  33. Dienwiebel, Ortsverzeichnis Hoya/Diepholz I, S. 252.
  34. LkAH, D 96, Beschreibung, 21.04.2020.
  35. KABl. 1934, S. 158 (bereits seit 1925 ein Kirchenkreisverband, KABl. 1925, S. 10).
  36. KABl. 2000, S. 139 f.
  37. Dehio, Bremen/Niedersachsen, S. 666.
  38. Abb.: Heiligenrode, S. 64.
  39. Franke, Rose & Rust, S. 9 ff.
  40. Heiligenrode, S. 66 f.
  41. Abb.: Heiligenrode, S. 61.
  42. Zit. in Heiligenrode, S. 119.
  43. Heiligenrode, S. 60.
  44. Für eine weitere AGLA-Glocke siehe: DI 64, Querfurt, Nr. 3 (Ilas Bartusch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di064l002k0000301.
  45. Heiligenrode, S. 60.
  46. Dolle, Klosterbuch II, S. 613.